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Geschichte der Rallye Dakar

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Beitrag Freitag, 12. Januar 2018

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Wenn dir das Leben eine Zitrone verpasst, dann mach Limonade draus. Es muss eine so positive Lebenseinstellung wie diese sein, die Thierry Sabine zum Erfinder eines der spektakulärsten und bekanntesten Rennens der Welt macht. Der Franzose strandet 1977 bei der Rallye Abidjan (von der Elfenbeinküste nach Nizza) in der Wüste Afrikas. Statt zu verzagen, kommt ihm DIE Idee: Eine Rallye quer durch die Sahara, von Frankreich bis in die Hauptstadt Senegals, Dakar.

170 Abenteurer machen sich 1978 auf. Alain Génestier (Range Rover) ist in der Autowertung der erste Sieger in der Geschichte. 40 Jahre später ist die Rallye Dakar nicht nur die bekannteste Wüsten-Rallye, sie lockt auch diverse Prominente an. Jacky Ickx gewinnt 1983 auf einem Mercedes 280 GE zusammen mit dem Schauspieler Claude Brasseur als Beifahrer. Aus der Politik sind 1985 Prinz Albert von Monaco (in der Autowertung) und Schwester Caroline von Monaco (in der Truck­-Wertung) dabei. Und der Gesamtweltcupsieger der Alpinen Skiherren von 1997, Luc Alphand, trägt sich 2006 mit einem Mitusbishi Pajero in die Siegerliste ein.

Die Rallye Dakar verbindet Motorsport mit Abenteuer. Hier treten millionenschwere Werksteams gegen Amateure ohne Rennerfahrung an. In der Wüste Afrikas werden die wildesten Geschichten geschrieben. Beispiel Mark Thatcher: Dem Sohn der Eisernen Lady, der britischen Premierministerin Magarete Thatcher, ist als Gentleman-Fahrer die Teilnahme an den 24 Stunden von Le Mans nicht mehr genug. Zwei Mal schied er aus, 1980 in einem Osella-BMW sogar als Teamkollege der einzigen Dame, die in der Formel 1 je Punkte geholt hat: Lella Lombardi. Jetzt lockt die Rallye Dakar. Doch fünf Tage ist er in der Sahara verschollen, 70 Kilometer abgekommen von der eigentlichen Route. Oder 1992, als dem Gesamtführenden Ari Vatanen der Peugeot 405 T16 geklaut wird. Erst nach der Zahlung einer hohen Lösegeldsumme bekommt er sein Fahrzeug zurück, aber der Sieg ist futsch.

Der Wüsten-Schumi ist Stéphane Peterhansel. 2018 jagt er bereits seinen 14. Gesamtsieg. Sechs Mal gewann er mit dem Motorrad, sieben Mal schon mit dem Auto. Nur Hubert Auriol und Nani Roma konnten ansonsten auf zwei und vier Rädern triumphieren. In der Autowertung ist Ari Vatanen mit vier Siegen hinter Peterhansel Zweiter. Die erfolgreichste Automarke ist Mitsubishi (zwölf Siege), vor Peugeot (sechs).

Deutschland hatte nur einen Gewinner, besser eine Gewinnerin: Jutta Kleinschmidt, 2001 auf einem Mitsubishi Pajero. Die Kölnerin ist bis heute die einzige Frau, die bei diesem Event erfolgreich war. Bei ihrem Sieg musste sie sich auch einem Protest ihres Ex-Lebensgefährten Jean-Louis Schlesser gefallen lassen, der mit den Eigenbauten 1999 und 2000 gewann

2008 wurde die Rallye nach Terrordrohungen abgesagt. Ein Jahr später zog sie dann aus Sicherheitsgründen nach Südamerika um, wird seither auf Strecken in Argentinien, Bolivien, Chile und Peru ausgefahren. Herzstück sind je nach Streckenführung die Sandetappen in der peruanischen Ica-Wüste oder der großen Atacama-Wüste entlang der Pazifikküste in Peru und Chile.

Es gibt auch zahlreiche Kritiker an der Veranstaltung. 67 Menschenleben hat die Rallye Dakar schon gefordert, darunter das von Gründer Thierry Sabine, der bei einem Kontrollflug mit dem Hubschrauber in einen Sandsturm geriet und abstürzte. Die deutsche Rallye-Legende Walter Röhrl meint: „Die Dakar hat mit dem Rallye-Sport nichts zu tun. Sie ist etwas für mehr oder weniger Verrückte.“

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