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Gedenkminute für Didier !

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

Beitrag Donnerstag, 23. August 2001
Tom Tom

Beiträge: 2713
In den Jahren 1978/79 machte sich das "Formel 1 - Fieber" in mir bemerkbar. Auschlaggebend waren junge Löwen, die mit Ihrer Schnelligkeit, ihrer Ausstrahlung, ihrem Kampfgeist die damaligen Stars Lauda oder Andretti in den Schatten stellten und den GP - Sport eroberten !

Mich faszinieren die Piloten aus der Pionierzeit des Motorsportes, aber auch Typen wie Fangio, Moss, Clark, Cevert, Peterson usw. und einzelne neuere "Helden", aber ganz besonders folgende Fahrer werde ich nie vergessen:

Gilles Villeneuve

Nelson Piquet

Rene Arnoux

Didier Pironi

Und heute vor 14 Jahren ging Didier bei der Ausübung seiner zweiten Leidenschaft von uns. Bei einem Offshore - Rennen vor der britischen Insel Wight verstarben auch sein Navigator Bernard Giroux (Journalist) und Co - Pilot Jean Guenard.

Der sensible Franzose hinterließ seine schwangere Lebensgefährtin Catherine, die 2 Söhne (Gilles und Didier) auf die Welt brachte.

In 70 Formel 1 - GPs (3 Siege / 4 Poles) konnte der Le Mans - Sieger von 1978 vorallem auf Ligier und als "Teamkapitän" bei Ferrari glänzen. Didier war Fahrersprecher und Teamkollege von Arnoux (Formel 2), Depailler, Jarier, Lees, Daly (jeweils Tyrrell), Laffite (Ligier), Villeneuve und Tambay (jeweils Ferrari).

Seine Formel 1 - Karriere endete 1982, den Titel vor Augen, bei einen schweren Trainingscrash in Hockenheim viel zu früh. Combackversuche (AGS, Ligier) scheiterten an seinen schwachen Beinen und einer ausbezahlten Invaliditäts - Rente.

Pironi war Frankreichs Generalimporteur für Lamborghini - Motoren und Abbate - Rennboote. Er hatte ein Powerboot - Team gegründet, um nachzuholen was ihm in der Formel 1 verwehrt blieb, den WM - Titel..................

Bild

[br]----------------[br]Gruß

Tom
Herzliche Grüße

Tom

Beitrag Dienstag, 26. März 2002
Tom Tom

Beiträge: 2713
Zur Erinnerung an Didier Pironi:

Heute vor 50 Jahren wurde Didier Pironi geboren. Obwohl er um ein Haar der erste französische Formel 1 Weltmeister geworden wäre, ist er heute schon beinahe vergessen und die Erinnerungen, die noch existieren, sind aufgrund eines einzelnen Ereignisses häufig negativer Art.

Pironi ging den klassischen Weg vieler französischer Rennfahrer : 1972 gewann er das Volant Elf, später die Formel Renault, die Formel Super Renault Meisterschaft, das Formel 3 Rennen in Monaco und wurde Vizemeister der Formel 2 Europameisterschaft - hinter René Arnoux, einem Mann dessen Weg er im Verlauf seiner Karriere immer wieder kreuzte. Vier Mal startete Pironi in Le Mans, auf Porsche, Renault und BMW, einmal, 1978, siegte er zusammen mit Jean-Pierre Jaussaud im Alpine-Renault Turbo, sein vielleicht größter Sieg.

Seinen Formel 1 Einstieg im Jahre 1978 ermöglichte ihm Ken Tyrrell als Teamkollege von Patrick Depailler. Dabei schlug er sich so achtbar, dass Renault ihn für 1979 unbedingt haben wollte, doch Ken Tyrrell bestand auf der Erfüllung seines Vertrages. Didier schlug sich mit einem mittelprächtigen Tyrrell herum, während René Arnoux zu Renault wechselte. 1980 brachte ihn der Wechsel zu Ligier an die Seite von Altmeister Jacques Laffite und in Zolder erreichte Pironi endlich seinen ersten Sieg.

Dennoch war das Verhältnis zu Guy Ligier schnell gespannt und die Aussicht auf ein Fahrzeug mit Turbomotor ließ ihn das Angebot von Ferrari für die Saison 1981 annehmen. Leider war der erste Ferrari Turbo ein ziemlicher Flop, auch wenn sein neuer Teamkollege Gilles Villeneuve zwei Siege damit erringen konnte. Lediglich magere neun Punkte standen am Ende der Saison auf Pironis Konto. Doch 1982 sollte alles besser werden. Der neue Ferrari 126 C2 war der vielleicht beste Wagen des Feldes und die Fahrerkombination Villeneuve/Pironi die vielleicht stärkste. Doch beim Grand Prix von Imola kam es zum Eklat: In dem von den meisten englischen Teams boykottierten Rennen gab es eigentlich nur Ferrari und Renault, nachdem sich Arnoux und Prost aber vorzeitig verabschieden mussten, lieferten sich die beiden Ferrari Piloten ein Duell, das letztendlich zugunsten von Pironi ausging. Villeneuve empfand dies jedoch als Missachtung der Teamorder und sprach fortan kein Wort mehr mit Pironi. Wenige Wochen später verunglückte Gilles Villeneuve im Training zum Großen Preis von Belgien in Zolder tödlich. Viele haben indirekt Pironi die Schuld von Villeneuve gegeben und das obwohl keineswegs sicher ist, dass es eine Teamorder überhaupt gegeben hat. Den Fahrern wurde in jenem ominösen Rennen lediglich gesagt, es "SLOW" angehen zu lassen - eine Festlegung auf einen bestimmten Sieger, wie etwa bei Renault in Dijon (1 Prost, 2 Arnoux), die Arnoux übrigens ignorierte, gab es bei Ferrari nicht und es hätte zu einem so frühen Zeitpunkt in der Saison auch gar keinen Sinn gemacht.

Wie dem auch sein – Pironi gewann auch das Rennen auf dem Dünenkurs in Zandvoort, doch dann ging es nach Hockenheim. Pironi hatte sich bereits überlegen die Pole gesichert, als er noch einmal auf die Strecke ging, um Regenreifen einzufahren, als er auf Derek Daly auflief und der die Seite wechselte, so, als würde er Pironi Platz machen. Zu spät erkannte er, dass in der Gischt der Renault von Alain Prost rollte...

Der Ferrari stieg über das Hinterrad des Renault auf und bohrte sich nach langem Flug wieder in den Boden. Pironi wurde an den Beinen schwer verletzt. Die Amputation stand bevor, konnte jedoch durch große ärztliche Kunst vermieden werden, doch seine F1 Karriere war beendet.

1982 wurde Keke Rosberg Weltmeister - mit nur einem Sieg. Und, obwohl letztlich jeder Weltmeister ein würdiger Weltmeister ist - der wahre Weltmeister 1982 bleibt Didier Pironi.

1986 kam es zwar noch zu Probefahrten mit dem AGS und dem Ligier, doch ein Vertrag mit Ligier scheiterte letztlich an seinen Gagenforderungen, die durch bereits ausgezahlte Unfallversicherungsleistungen begründet waren.

Didier Pironi suchte sich eine neue Herausforderung. Als langjähriger Importeur von Rennbooten stieg er 1986 in die Offshore- Powerboat Meisterschaft ein, bestritt die Saison 1987 mit einem revolutionärem neuen Kohlefaserboot, der 'Colibri'. Am 23. August 1987 traf die 'Colibri' auf die Wellen eines Tankers, Didier blieb auf dem Gas, die 'Colibri' überschlug sich, die drei Insassen waren sofort tot.

Didiers Frau Cathérine, zum Zeitpunkt des Unfall schwanger, brachte wenige Monate später die Zwillinge Gilles-Didier und Didier-Gilles auf die Welt.

Jan Möller, 26.03.02
Herzliche Grüße

Tom

Beitrag Dienstag, 26. März 2002

Beiträge: 8060
Hoffentlich haut mich jetzt keiner der zahlreichen Villeneuve-Fans, aber ich war schon von je her eher ein Pironi-Fan.

Also kurze Schweigeminute von mir - für Didier Pironi.

Beitrag Dienstag, 26. März 2002
Tom Tom

Beiträge: 2713
Danke Alfalfa, in meiner Rangliste stehen Gilles und Didier gemeinsam ganz oben. Hier ein paar Worte von Piero Lardi - Ferrari:

"Viele Leute dachten, mein Vater sei ein hartherziger Mann gewesen. Viele dachten, dass er Nicht-Italiener bevorzugte. Das ist nicht wahr. Und er hat sehr gelitten nach dem Tode von Lorenzo Bandini in Monte Carlo 1967. Dieser Mann (Enzo Ferrari) war nahezu verliebt in seine Fahrer, besonders in Didier Pironi, einen Mann, der schöne Frauen und gutes Essen liebte."

Quelle: http://www.didierpironi.net/



[br]----------------[br]Gruß

Tom
Herzliche Grüße

Tom

Beitrag Dienstag, 26. März 2002

Beiträge: 8060
Nette Seite über Didier Pironi - leider hängts bei mir an manchen Links... :)

Beitrag Dienstag, 26. März 2002

Beiträge: 950
Bild

Das ominöse Boxensignal 2 Runden vor Schluß (Didier Pironi führte zu dem Zeitpunkt) und die Ferrari Boxencrew macht auch ganz beuhutsame Zeichen. Ich weiß nicht, ob diese Thema (eines der beliebtesten im Rennsport) schon hier diskutiert wurde - aber ich denke, ich bin nicht der einizige der denkt, daß Villeneuve damals total überzogen reagierte.

Beitrag Mittwoch, 27. März 2002

Beiträge: 580
So, nach langer langer Zeit mal wieder ein Beitrag meinerseits.
Habe mir heute (erstmals) den ersten Sieg von Didier Pironi (Zolder 1980) angeschaut. Ein beeindruckender Sieg, die Konkurrenz in
Grund und Boden gefahren.
An Didier hat mir immer sehr gefallen, daß er auf der Ehrenrunde
den Helm abnahm. Gerhard Berger hat das in Estoril 1989 auch mal gemacht. Hat das sonst noch ein Fahrer gemacht?[br]----------------[br]In stillem Gedenken an meine Schwester Dorothée (1981-2001)

Ich werde dich nie vergessen!

Beitrag Mittwoch, 27. März 2002
Tom Tom

Beiträge: 2713
Hi McRonalds,

das Thema Imola 1982 wurde bereits mal im Thread "Pironi contra Villeneuve" angeschnitten und ist es sicherlich wert, weiter diskutiert zu werden. In diesem Zusammenhang ein paar Worte von Joann Villeneuve gegenüber Piccinini zur Situation vor Zolder: "Falls Didier vorne liegen sollte, dann gib ihm den Befehl, langsamer zu fahren. Wenn nicht, wird Gilles ihn abschießen. Glaub mir, er wird es tun......![br]----------------[br]Gruß

Tom
Herzliche Grüße

Tom

Beitrag Donnerstag, 28. März 2002

Beiträge: 8060
...den Spruch kenne ich! Der stand in der letzten oder vorletzen F1 drinnen, wo ein sehr guter und ziemlich neutraler Bericht über Gilles Villeneuve drin war - komisch, bei Villeneuve werden die meisten immer emotional. Ich denke der Bericht war von Peter Windsor. War schon etwas geschockt, als ich das gelesen haben. Das stimmt mit dem verbreiteten Bild vom Sportsmann Villeneuve so gar nicht überein.

Ich denke Villeneuves Problem war es, daß er sich als #1 gesehen hat, das aber bei Ferrari offensichtlich wie es scheint doch nicht so knallhart festgelegt war. Ich denke MS hätte in der Beziehung mit Barrichello keine Probleme.

Oder hat jemand eine anderen Kentnisstand? Gab's in Imola 1982 eine Stallorder?!

Beitrag Mittwoch, 17. August 2011

Beiträge: 45834
Pironi war damals ja nur einer von sehr vielen französischen Talenten, dank der vielen Förderprogrammen von Renault und Elf. Wieso wurden die dann fallen gelassen? Wurde es einfach zu teuer (wenn man sich heute den Renault-Kader anschaut, dann sind das nur Namen mit viel Sponsoren, Tung, Fauzy, Charouz - auch wenn das ja nicht mehr Renault an sich ist)? Oder hat man aufgehört, weil man mit Prost ja das geschafft hat, was man wollte: Den WM-Titel? Oder gab es einfach keine guten Franzosen mehr nach der Flut in den 70er und 80er?


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