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Gangschaltung und Kuppelung, damals und heute

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

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Topic sagt es, wie funktionierte damals die Schaltung und wie wurde gekuppelt? Besser gesagt: Wie schaltet man überhaut ein F1 Auto?

Wenn ich so Videos sehe wo "Amateure" in einem F1 Auto sitzen und es starten wollen, kriegen diese meistens nichtmal den 1. Gang rein, warum? Braucht man bei 700Ps so viel Gefühl im rechten Fuß oder muss man den Motor richtig aufdrehen?

Kuppelt man eigentlich F1 Autos? Also sowie ich mein Auto kuppeln würde. Ich frag mich das weil seit 89 (glaub ich) diese Schaltwippen sich verbreitet haben und ich mir nicht vorstellen kann das da ne Kupplung noch nötig ist.

Haben sich die Gangschaltung im Laufe der Jahre eigentlich groß geändert? Also 89 sind die meisten Teams noch mit nem normalen Schaltknüppel gefahren (hier noch ne frage: war dies auch wie bei nem normalen Auto, wo jeder Gang auf einer anderen Position einrastete?), wie die Leute in den 70ern.

Noch ne Frage zu der Leistung: Was für ein Vorteil brachten die Schaltwippen gegenüber den Schaltknüppel und wie lange dauerte der Schaltvorgang damals und heute?



Ich hoffe ein paar Technik Experten können mir hier antworten^^
"40 Punkte klingen nach viel, aber so sehen wir das nicht. Silverstone sollte zeigen, dass unser Auto einen Schritt voran gemacht hat. Das war der Fall. Deshalb glaube ich jetzt an die Titelchancen."
Komm schon Nano...

Beitrag Freitag, 09. Januar 2009
0ph 0ph

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Also ich finde dieses Thema auch sehr interressant und freue mich über Experten-Äußerungen. :)

Einiges kann ich aber auch beantworten: Bis 88 einschließlich fuhren alle mit einem "normalen" manuellen Getriebe, d.h. Kupplung treten, Gang rein, Kupplung fliegen lassen und ciao :D

Für die Saison 89 entwickelte man bei Ferrari dann ein sequentielles Getriebe, dass per Schaltwippen am Lenkrad gesteuert wurde. Hier brauchte man die Kupplung lediglich um loszufahren, während des normalen Schaltvorgangs nicht. (Sowas gibts ja heute auch bei etlichen Automatikgetriebe-Autos: Es gibt eine Einstellung, die es erlaubt, selbst zu wählen, wann die Gänge geschaltet werden, dazu drückt man dann einen Knopf oder betätigt ebenfalls eine Wippe, aber man muss nicht kuppeln.)

Vorteil war klar: Verschalten kaum möglich, die Schaltzeit dürfte spätestens im Schnitt besser gewesen sein und der Fahrer hatte ständig die Hände am Lenkrad.
Was außerdem auffällt: Früher wurde, wenn kurz vor einem Bremspunkt die Drehzahl erreicht wurde, bei der man normalerweise schaltete, nicht geschaltet, sondern einfach am Drehzahlbegrenzer gefahren, weil es einfach schneller war als extra nochmal zu schalten.
Heute mit den sequentiellen Getrieben hat man immer den "optimalen" Gang drin.

Beitrag Freitag, 09. Januar 2009

Beiträge: 4399
Prinzipiel war es genauso wie in einem Serienwagen mit mechanischem Getriebe. Auch bei den damaligen Autos kam es auf das Getriebe oder die Marke an.
Ein Hewland (DG300 oder FG400, aber auch die anderen damals in der F1 nicht verwendeten) hatten den Retourgang vorne links und den ersten hinten links, den zweiten vorne in der Mitte und den dritten hinten in der Mitte, den vierten vorne rechts und der fünfte hinten rechts. Normalerweise ohne Schaltkulisse, die z.B. bei Ferrari angewendet wurde, diese hatten jedoch ihr eigenes Getriebe.
Auch das Kuppeln wahr prinzipiell gleich, hing jedoch stark von der Motorkarakteristik ab. Die Sintermetall Kupplungsscheiben vertrugen kein schleifen, es galt also mit der richtigen Drehzahl (ein bisschen höhere Drehzahl damit der Motor beim üblichen leichten Abfahl nicht aus dem brauchbaren Bereich fiel)
Die Pedale wurden so angepasst das es dem Fahrer leicht ermöglicht wurde, mit dem rechten Fuss das Gaspedal und Bremspedal gleichzeitig bedienen konnte. Das bediennen von Bremse und Gas mit demselben Fuss wurde bei allen Rennwagen (auch Serientourenwagen) angewandt, machen übrigens viele Autofahrer auch im normalen Strassenverkehr.
Beim Einführen der Schaltwippen, wurde gleichzeitig an Stelle der reinen mechanischen Bedienung auch die Elektrohydraulische Bedienung eingeführt die eine Schalthilfe und automatische Kupplungs unterstützung beim Schalten erlaubte.
Das sequenzielle Getriebe erlaubt im prinzip kein Überspringen der Gänge, was beim anderen System durchaus gemacht werden kann, da beim sequenzionellen der nächste Gang erst eingelegt werden kann wenn die Wippe oder Schalknüppel (siehe z.B. DTM) in die Ausgangsposition geht, wie beim Motorrad üblich.
Der Fortschritt mit der Elektronik erlaubte erst das diese Vorgänge automatisiert oder beschleunigt werden konnten. Leider konnte ich bisher keines der heute verwendeten Schnellschaltgetriebe genauer anschauen. Würde mich selber Interessieren, eine Lösung währe das Doppelkupplungsgetriebe wie es heute auch bei Serienwagen gibt. Habe jedoch bisher nie gehört das in der F1 zwei Kupplungen (nicht doppel Scheibenkupplung) angewendet werden.

16.50 Uhr
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Beitrag Freitag, 09. Januar 2009

Beiträge: 6
natürlich gibt es heute auch noch eine kupplung, wie schon gesagt, nur beim anfahren und beim anhalten. die kupplung ist jedoch nicht als pedale im fußraum, sondern am lenkrad als wippen unter den schaltwippen. eine links, eine rechts die man dann nacheinander loslässt, oder drückt

http://de.youtube.com/watch?v=HatULU1xDVI

Beitrag Freitag, 09. Januar 2009

Beiträge: 4399
Bei den Formelwagen gab es früher die Sintermetallscheiben, genaues Jahr der Einführung ist mir nicht bekannt. Diese Scheiben vertrugen kein schleifen, damit wahr das Losfahren relativ heikel, sonst sehr zuverlässig.

Die nächste Stufe sind die Karbonfiberscheiben, diese brachten neben einer wesentlichen verringerung der Kupplungsdimensionen auch ein sehr hohes Schluckvermögen auch betreffend Schleiffen lassen, was natürlich trotzdem wen möglich vermieden werden sollte. Diese Scheiben werden heute allgemein angewendet.

18.33 Uhr
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Beitrag Freitag, 09. Januar 2009
AWE AWE

Beiträge: 13287
Was das Getriebe und die Schaltung betrifft so gab es in der WM sicher schon alle Arten von Schaltungen ,angefangen von der Stockschaltung am Lenkrad über der H-Schaltung wie wir sie aus dem Golf , kennen ,die "Motorrad-Schaltung" - nach vorne wird hoch .nach hinten wird runter geschalten ,die Halbautmatik-Schaltung bis hin zur "Voll"automatik wie wir sie aktuell haben .
Genauso ist das bei der Kupplung , Die Gradwanderung bei den Kupplungen war ja immer minimales Gewicht der bewegten Massen und max. Kraftübertragung .
Ein aktuelles Auto zu starten ist wesentlich einfach als zum Beispiel einen F1 aus den 80er Jahren .
Wärend damals der Motor in einem relativ engen Drehzahlfenster gehalten werden musste um die Kupplung überhaupt zum Arbeiten zu bringen ohne sie sofort ab zu fackeln und der "Schleifpunkt" der Kupplung vielleicht 3-4 mm Pedalweg war ,macht heute die Elektronik die Arbeit . Ein vorher festgelegtes Programm übernimmt Motorsteuerung und Kupplung und der Fahrer muss beim Start eigentlich nur noch den Fuss auf Vollgas haben und bei Grün einen Knopf drücken bzw, los lassen (je nach System ) .Den Rest macht die Elektronik.
Eigentlich sind diese Startautmatiken ja verboten aber in den Gauzonen des Regelwerkes operieren alle Teams mit solchen Systemen .

Beitrag Samstag, 10. Januar 2009
CMR CMR

Beiträge: 4496
Die normalen Schaltungen waren auch unsynchronisiert soweit ich weiß. Unterscheidet sich somit vom gewöhnlichen Serien PKW.
Die bedeutet, daß man beim Runterschalten noch Zwischengas geben musste. Also Gang raus, dann etwas Gas geben und dann den niedrigeren Gang rein. Somit hatte man gleich eine Gewichtsersparnis. Bei älteren PKW's gab es früher aus unsynchronisierte Getriebe.
Bei den ersten Lenkradschaltungen gab es aber immer noch das Kupplungspedal auf dem Boden. Dies wurde immer zum Losfahren benötigt.

Beitrag Sonntag, 11. Januar 2009

Beiträge: 3713
danke für die antworten^^

Doch trotzdem find ich das unvorstellbar. In den 80ern hatten doch einige Autos in der Qualy weit über 1000ps, wie hat man da noch den ersten Gang reingekriegt?
Die Piloten mussten wohl echt ein ziemlich gutes Gefühl im rechten Fuß gehabt haben. Kam es eigentlich früher öfters vor, das ein Fahrer beim Start den Gang nicht reingekriegt hat?


Btw: Ich hab neulich gelesen dass der Schaltvorgang in modernen F1 Autos grad mal 50ms (stimmt das? wenn ja, wow) dauert, wie wars früher? Bestimmt länger, schätze ich mal, da musste man sich bestimmt rantasten
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Komm schon Nano...

Beitrag Sonntag, 11. Januar 2009

Beiträge: 45834
thealonsof1 hat geschrieben:
danke für die antworten^^

Doch trotzdem find ich das unvorstellbar. In den 80ern hatten doch einige Autos in der Qualy weit über 1000ps, wie hat man da noch den ersten Gang reingekriegt?
Die Piloten mussten wohl echt ein ziemlich gutes Gefühl im rechten Fuß gehabt haben. Kam es eigentlich früher öfters vor, das ein Fahrer beim Start den Gang nicht reingekriegt hat?


Ja klar, Motor abgewürgt und alles was dazu gehört, Kupplung ausgelassen etc. - alles schon mehrfach passiert.

Beitrag Sonntag, 11. Januar 2009

Beiträge: 3713
Naja, das mehrt den Respekt meinerseits gegenüber den ehemaligen F1 Fahrern umso mehr :)

Ich hab mich beim Führerschein am Anfang mit 80 Ps unter der Haube schon schwer getan, mit so nem Ding würd ich den 1. Gang wohl nie reinkriegen^^
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Beitrag Sonntag, 11. Januar 2009
CMR CMR

Beiträge: 4496
thealonsof1 hat geschrieben:


Btw: Ich hab neulich gelesen dass der Schaltvorgang in modernen F1 Autos grad mal 50ms (stimmt das? wenn ja, wow) dauert, wie wars früher? Bestimmt länger, schätze ich mal, da musste man sich bestimmt rantasten

Ich hab für Handschaltung 300 ms in Erinnerung aber ob das so stimmt? :?

Beitrag Sonntag, 11. Januar 2009

Beiträge: 45834
thealonsof1 hat geschrieben:
Naja, das mehrt den Respekt meinerseits gegenüber den ehemaligen F1 Fahrern umso mehr :)

Ich hab mich beim Führerschein am Anfang mit 80 Ps unter der Haube schon schwer getan, mit so nem Ding würd ich den 1. Gang wohl nie reinkriegen^^


Vermutlich war die Übersetzung da schon bisschen anders. Ich mein wenn man mit dem Auto 20 fährt, ist es nahezu unmöglich den 1. Gang reinzubekommen. Kann mir nicht vorstellen, dass es auch im Formel-1 bei 20 so schwer gewesen ist. Aber kenn mich da technisch nicht so aus.

Beitrag Sonntag, 11. Januar 2009

Beiträge: 4399
Die 1000PS Autos wahren Turbomotoren. Normalerweise ist der Grundmotor weniger auf höchstleistung Abgestimmt gegenüber einem normalen Saugmotor. Die Leistung kam prinzipiell vom Druck des Turbokompressors. Dadurch dürfte der Start bedeutend leichter gewesen sein als mit einem Saugmotor. Das Gangeinlegen wahr prinzipiell ein Problem ob die Kupplung richtig arbeitete, wenn das nicht klapte wahr mit grösster wahrscheinlichkeit etwas mit der Kupplung oder dem Getriebe nicht in ordnung.
Mit dem stärkeren Aufkommen der Elektronik wurde das Problem über diese gelöst.
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Beitrag Montag, 09. März 2009

Beiträge: 3713
http://www.youtube.com/watch?v=WtDRGNnT ... re=related

Ein interessantes Video für dieses Thema finde ich! Also man sieht das De la Rosa anscheinend keine Kupplung bedienen muss und es sind glaub ich nur 2 "eigentliche" Pedale da.

Ist da links nebem dem linken Fuß eine Art Schalter/Wippe die als Kupplung funktioniert?
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Beitrag Dienstag, 10. März 2009
0ph 0ph

Beiträge: 1358
mittlerweile gibt es keine Kupplung im eigentlichen Sinne mehr.
Während dem Schaltvorgang greift eine automatische Kupplung.
Nurnoch während man steht, und um in den Leerlauf zu schalten braucht man heute noch eine manuelle Kupplung, die sich am Lenkrad befindet, jeweils unter der Schaltwippen.

Beitrag Dienstag, 10. März 2009

Beiträge: 3713
Hm ich weiss das die Kupplung am Lenkrad ist, war aber von der Konstruktion da etwas verwirrt.

Denn es sieht so aus als ob da neben der Bremse eine Art Schalter wär, die der Fahrer mit einem Druck nach Links betätigen kann.
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Beitrag Dienstag, 10. März 2009

Beiträge: 35
lso wenn ihr mich fragt ist das kein schalter oder ähnliches, sondern das ist einfach ene stütze um den fuss ab zu legen!! Kupplungen gibts nach wie vor in jedem F1 und wird sogar bei jedem schaltvorgang betätigt, jedoch nicht vom fahrer wohl aber vom Computer!! Und der verschleiss ist je nach strecke sehr unterschiedlich!! Manche Teams fahren von Freitag bis sonntag die gleiche kupplung, und die muss dann am freitagabend einem kleinen service unterzogen werden!!! Doppelkupplungsgetriebe gabs 2004 im jordan schon das ist nix besonderes und heute verwendet das nicht ein Team mehr!! Die kupplungen generell sind schon sehr beeindruckend, sehr klein und übertragen eine menge leistung, allerdings zählen bei der kraftübertragung wohl ehr NM und die sind bei einem F1 ja nun fast nicht der rede wert!!

Beitrag Dienstag, 10. März 2009

Beiträge: 3713
Stimmt das mit der Fußstütze klingt logisch, ich selbst hab schon unangenehme Erfahrungen damit machen dürfen, wenn ich ausversehen den linken Fuß zu sehr "entspannt" habe :D
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Beitrag Dienstag, 10. März 2009

Beiträge: 4399
Heute sind es Computergesteuerte hydraulische Systeme die Schalten, Kuppeln und so weiter.

Das mit der Fusstütze ist jedoch ein sehr wichtiges Element, in einem normalen Auto Sitzt man aufrecht im Rennwagen liegt man mehr oder weniger flach seit den 60ern und die Gurte allein geben dem Fahrer nicht genügend halt. Richtig eingestellt kann der Fahrer den Fuss bequem (ist immer relativ in einem Rennwagen) abstützen und drückt deswegen nicht aus versehen das Bremspedal, respektiv früher die Kupplung.
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