Ja, da wird es dann etwas einfacher. Ich sehe da im Grand Prix Sport eine durchgehende Linie, im Prinzip von 1903 / 1906 bis heute, die sich an ein paar Leitkriterien entlanghangelt. Hauptkriterium ist das natürlich die jeweils gültige Grand Prix Formel. Insofern wären für mich die Indianapolis-Rennen (bis auf ein paar Ausnahmen in den 1920ern vielleicht) keine echten Grand Prix, auch wenn sie anfangs zur WM gewertet wurden. Aber allein schon vom Streckencharakter und ebenso wenn man auf die Ergebnisse schaut, sieht man, dass das doch immer zwei völlig verschiedene Welten waren.
Zweites Kriterium ist dann, dass es sich um die "Top Level" Veranstaltungen handeln muss. Die konnte man meist schon am Titel erkennen, "Grand Prix von Frankreich, Italien, Deutschland, Belgien", die Klassiker eben. Die FIA hat dafür eine Zeit lang den Begriff Grande Epreuve verwendet. Mit der Einführung der WM sind die dann im Wesentlichen deckungsgleich mit den WM-Läufen geworden, deshalb ist die Bezeichnung dann wohl wieder verschwunden. Daneben gab es auch "kleinere Nationen" (Monaco, Schweiz, Schweden, Portugal, Luxemburg usw.), die auch Grand Prix Rennen ausgeschrieben haben. Die wurden aber meistens zumindest anfänglich nicht in diese oberste Kategroie eingeordnet. Erst wenn sich so ein Rennen über die Jahre etabliert hat, konnte es in die Kategorie der Grande Epreuves aufgenommen werden. Auch das war nach der Einführung der WM noch weiterhin so gehandhabt, und wurde mit der Zeit dahingehend noch etwas formalisiert, dass z.B. jedesmal, wenn ein neuer Grand Prix in den Kreis der WM-Läufe aufgenommen wurde, im Jahr zuvor dort ein Proberennen stattfinden musste. Als Beispiele fallen mir in den 1970ern die GP Brasilien 1973 "Schweiz" (Dijon) ein. Diese Proberennen werden zwar offiziell als 1. GP von Brasilien gezählt, sind aber trotzdem natürlich keine Grande Epreuves, ergo für mich auch keine "Top Level" Grand Prix. Ab 1981 wird die Sache dann ganz einfach, weil die Formel 1 ab da von einer Rennformel in eine Rennserie mit eigener Marke umgewandelt wurde.
Somit bleiben dann nur noch ein paar Grenzfälle übrig. Vor 1950 habe ich ja einige weiter vorn schon genannt. Danach gibt es aber auch noch ein paar solcher Einzelfälle, wie z.B. Pescara 1957, Spanien 1980, Südafrika 1981 oder Imola 1982. Da wird´s dann teilweise wirklich schwierig. Ich tendiere dazu, Pescara, Spanien und San Marino als echte Grand Prix einzustufen, weil sie die Kriterien für mich erfüllen, man kann sich´s aber auch einfach machen, und eben nur die WM-Läufe nehmen. Letztendlich ist alles aber ja sowieso nur eine subjektive Einschätzung von Ereignissen, die aber real stattgefunden haben. Desire Wilson wird sicher auf dem Standpunkt stehen, dass sie durchaus in einem Grand Prix gefahren ist...