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Frank Williams

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Beitrag Montag, 26. September 2011

Beiträge: 45812
Nur Platz neun in der Konstrukteurswertung, nur fünf Punkte – und das beim inflationären Punktesystem. Der letzte Sieg datiert aus dem Jahr 2004, als Juan-Pablo Montoya den Brasilien GP im BMW Williams gewinnen konnte. Der letzte WM-Titel liegt noch viel länger zurück: 1997 wurde Jacques Villeneuve mit einem Williams Renault Weltmeister. Aus dem einstigen Erfolgsteam ist nur noch ein Mitläufer geworden. Williams lebt nur noch vom Namen. Doch es wäre nicht die erste Krise, die Teambesitzer Frank Williams bewältigen würde. Franks Leben ist eine einzige und eine einzigartige Baustelle mit Höhen und Tiefen. Es ist ein Leben, das Frank Williams nicht zu diesem starken Charakter geformt hat, den er hat. Sondern es ist sein starker Charakter, der dieses Leben so geformt hat. Das Wesen, den Charakter und das Leben von Frank Williams wurde 1991 in einem empfehlenswerten Buch festgehalten: „Dein Schmerz geht durch mein Leben“ von Ginny Williams, der Frau an der Seite von Frank Williams.

Ginny und Frank lernten sich auf der Rennstrecke kennen – na klar, wo sonst! Eigentlich war sie mit einem gewissen Charles zusammen, der ironischerweise im Team von Frank Williams unterwegs war. Als Charles Ginny mit zu seinem Chef Frank nahm, sahen sich die beiden das erste Mal – und sofort war Ginny in Frank verliebt. Frank war ein junger Mann, der nur eine Liebe kannte: Rennautos. Frauen waren zur Unterhaltung da, zum Spaß haben – und Frauen gingen bei Frank ein und aus. Er war ein Meister des Flirtens, er wusste, wie er den Verstand der Frauen verdrehen konnte. Und so überraschte es nicht, dass Ginny sofort tiefe Sympathien für Frank empfand. Nun war sie in einer schwierigen Situation: Sie sollte Charles in Kürze heiraten. Einen Mann, mit der sie tiefe Freundschaft, aber keine wahre Liebe verbunden hat. Ginny heiratete Charles auch. Auch Charles war keine treue Seele und Ginny flirtete immer wieder mit Frank. Sie lebte mit Charles, sie lebte aber Frank. Frank und Ginny begannen eine Affäre, die Ehe mit Charles war kaputt. Immer öfter provozierte Ginny gekonnt einen Streit um einmal die Chance zu nutzen und die Koffer zu packen.

Liebhaberin, Sponsorin und dann Ehefrau
Von nun an konnten sich Frank und Ginny öfter sehen. Doch die Geschichte ist damit längst noch nicht zu Ende erzählt. Ginny und Frank trafen und liebten sich öfter denn je, aber Franks wahre Liebe gehörten weiterhin den Rennautos. Er kam und ging, wann er wollte. Mal tauchte Frank eine Woche nicht bei Ginny auf, mal kam er jeden Tag. Und Ginny blieb weiterhin nicht die einzige Frau in Franks Leben. Frank wollte sich auch nicht fest binden, Ginny wusste es – und heckte einen langjährigen Plan, wie sie Frank um den Finger wickeln konnte.

Frank brauchte in jenen Jahren vor allem eines: Geld. Eine derartig uferlose Geldvernichtungsmaschine wie heute war der Motorsport damals zwar noch nicht, aber ein Schnäppchen war auch damals was anderes. Frank lebte aber Tag und Nacht für den Motorsport und seinen Rennstall. Eine geregelte Arbeit ging er nicht nach, stattdessen setzte er nun statt in der Formel-2 sogar in der Formel-1 Rennautos ein. Frank lebte von Start- und Preisgeldern und ein bisschen Taschengeld, das von den Fahrern kam. Doch das langte hinten und vorne nicht. Frank verkaufte sein gesamtes Hab und Gut, um seinen Rennstall zu finanzieren. Die Mechaniker mussten oft Monate auf ihren Lohn warten, Schulden und Gerichtsvollzieher gehören bei Williams zum Tagesgeschäft. Ginny bezuschusste Frank immer wieder mit Geld. Doch auch ihr ging immer mehr das Geld aus. Ihre Eltern drehten ihr den Geldhahn zu, denn nachdem bereits eine Ehe mit einem Rennfahrer in die Brüche ging, sahen ihre Eltern in Frank alles, nur keinen vernünftigen und seriösen Ehemann, der eine Familie versorgen könnte. Ganz im Gegenteil: Franks ungeniertes und ungezogenes Verhalten schenkten ihm diesbezüglich nicht mehr Sympathien.

Frank machte sich um nichts Gedanken. Manche bezeichneten ihn als Überlebenskünstler in jener Phase seiner Karriere. In Wirklichkeit wäre er ohne die Hilfe anderer aber gar nicht so weit gekommen. Und es war auch eine Verkettung glücklicher Umstände, dass es Williams heute noch gibt – und vor allem in der Form. Eine Zeit lang wäre Frank nicht einmal selbst zu den F1-Rennen gekommen, wenn ihm Enzo Ferrari nicht einen Fiat lieh. Und wenn Ginny ihm nicht weiterhin mit Geld versorgte. Beide wurden tatsächlich auch ein Paar, lebten aber in beinahe schon ärmlichen Verhältnissen. Und Mitten in diesen wurde Ginny 1973 schwanger. Wie Frank reagierte, dürfte keinen überraschen. Noch einmal: Sein Herz gehörte den Rennautos. Doch gerade als sich Frank immer mehr damit abgefunden, ja sogar angefreundet hatte, verlor Ginny das Kind.

Es dauerte nur vier Monate und Ginny wurde wieder schwanger. Frank wollte unbedingt einen Jungen. Das ging sogar so weit, dass Ginny sogar während der Entbindung betete, sie würde einen Jungen und kein Mädchen bekommen. Tatsächlich aber wurde es ein Mädchen: Claire. Das Verhältnis zwischen ihr und Frank war freilich kühl, doch wieder änderte sich Frank nach einer gewissen Zeit, akzeptierte erst die Situation und begann dann, Claire zu lieben – und wurde auch zu einem guten Vater. Aber immer noch ein mieser Ehemann. Das Geld steckte er weiterhin in sein Rennteam, von hübschen Frauen konnte er weiterhin nicht seine Augen und auch Finger lassen. Ginny wusste und akzeptierte das. So war Frank. So liebte sie Frank.

Schwierige Familienverhältnisse
Aber wieso wurde Frank so? Sein Verhältnis zu seinen Eltern war kein gutes. Den Namen Claire gaben Frank und Ginny ihrer Tochter aus einem Grund: Franks Mutter hieß so. Das zeigte, wie Frank tief im Herzen seine Mutter liebte und verehrte. Er fühlte sich von ihr aber nicht geliebt. Sein Vater verließ die Familie früh, Claire aber wollte, dass Frank die optimale Ausbildung bekam und steckte ihn deshalb ins Kloster. Frank nahm ihr das übel. Und der Vater Owen Williams? Als Frank berühmt wurde – wegen seines Rennstalls – meldete sich der Vater und Frank lud ihn prompt zum GP-Rennen nach Silverstone ein. Es fand ein nettes Gespräch statt, das gemäß Ginny auch hervorragend verlief. Dennoch gingen beide verschiedene Wege.

Als Ginny mit Claire schwanger war, heirateten Frank und Ginny. Eine Glamourhochzeit war schon aus finanziellen Gründen nicht drin. Die Familienverhältnisse beider Seiten wurden schon angesprochen, die Gründe für ein großes Fest fehlten also. Aber dass die Hochzeit gar so formell sein musste? Ginny schreibt in ihrem Buch, dass die Hochzeit um 14.00 Uhr stattfand, fünf Minuten vorher verließ Frank sein Büro, um 14.30 Uhr saß er bereits wieder in seinem Büro.

Frank liebte einfach seine Rennautos. Er wollte unbedingt zum F1-Zirkus dazugehören, zu dieser ganz speziellen Gattung Mensch, zu dieser eigenen Welt, zu diesem GP-Zirkus. Siegeshunger hatte Frank gewiss, aber er arbeitete vor allem daran, dabei zu sein – und dabei zu bleiben. Das erklärt auch, wieso er seine gesamten Privatsachen verkaufte, nur um seine Autos weiterhin einsetzen zu können – ohne Aussicht auf Erfolg. Zumindest finanziell ging es aber aufwärts, als sich Mitte der 70er Jahre der Kanadier Walter Wolf ins Team einkaufte und sich 60% davon krallte. Damit war Frank nur noch Angestellter, aber zumindest die finanzielle Situation in der Familie verbesserte sich schlagartig und deutlich. Williams hatte als Schattenmann von Wolf aber keine Lust mehr, Wolf übernahm die Überreste des Hesketh-Teams und brachte sie zu Williams, darunter die Hesketh-Rennwagen und auch den Technikchef Harvey Postlethwaite. Damit wurde auch einer von Franks Freunden vor den Kopf gestoßen: Patrick Head. Als Wolf Ende 1976 das gesamte Team kaufte, machte sich Frank mit Patrick wieder selbstständig.

Erst schien es, als würden sich damit die Armutsjahre wiederholen. Williams Grand Prix Engineering wurde 1977 nur gegründet, weil John Makepeace einen Überziehungskredit von 30.000 Pfund gestattet hatte. Doch tatsächlich fanden sich bald darauf Geldgeber für Williams. Tony Harris war ein Freund von Frank und leitete eine eigene Werbeagentur. Immer wieder sprach Frank bei ihm vor, ob nicht einer Lust hätte, auf Franks Rennautos zu werben. Das Interesse freilich hielt sich in Grenzen – positiv formuliert. Harris rümpfte immer nur mit der Nase, aber ausgerechnet 1977 fand sich wirklich ein Geldgeber durch die Firma von Harris. Denn ein Araber namens Al Fawzan, der sein Geld mit der Saudia Airlines gemacht hat, suchte eine ungewöhnliche und interessante Vermögensanlage. Harris machte ihn sofort mit Williams bekannt und der erste Sponsorendeal umfasste prompt 100.000 Pfund – damals ein kleines Vermögen. Noch besser aber: Für Williams öffnete sich die Türe auf den arabischen Sponsorenmarkt. Sogar ein Sponsor aus dem Clan von Terror-Schreckensführer Osamar bin Laden klebte auf einen F1-Williams. Ein anderer Geldgeber war Mansour Ojjeh und seine TAG-Firma. Mitte der 80er Jahre wurde Ojjeh mit TAG von McLaren-Chef Ron Dennis weggelotst, genauso wie ein paar Jahre später die Honda-Motoren. Trotzdem war das Verhältnis zwischen Dennis und Williams gut, dazu später mehr.

Der überraschend schnelle Aufstieg
Dass Dennis sich die Gunst von Ojjeh sichern konnte, überrascht sicherlich etwas. Denn Williams hatte stets ein Auge auf die Wünsche seiner Sponsoren. Sogar im Moment des totalen Triumphes, wenn der Verstand auf den Kopf gestellt wird. Als Clay Regazzoni beim Großbritannien GP 1979 den ersten Sieg für das Williams-Team einfuhr, versprühte der bei der Siegerehrung Orangensaft statt Champagner auf dem Podest – denn die Araber leben bekanntlich in einer Gesellschaft ohne Alkohol. Komplett ohne Alkohol und ohne Rauchen lebte auch Frank Williams. Seine zweite Leidenschaft neben dem Rennsport war dazu passend das Laufen, etwas, was er seit seinem Verkehrsunfall und der dadurch erfolgten Querschnittslähmung nicht mehr machen kann.

Sein Lebensstil kennend hat es durchaus überrascht, dass Frank Williams 1982 Keke Rosberg ins Team geholt hat. Der Finne war Kettenraucher und trank gerne einen über den Durst – und große Erfolge hatte er eigentlich auch nicht vorzuweisen. Das Jahr wurde dennoch erfolgreich: Rosberg wurde 1982 im Williams Ford Weltmeister. Zuvor schaffte das 1980 schon Alan Jones. Der Australier und Frank Williams hegten eine tiefe Freundschaft. Er war 1978 gar nicht die erste Wahl bei Williams, denn eigentlich verhandelte Frank mit Hans-Joachim Stuck, Jochen Mass und Gunnar Nilsson. Doch machte sich Jones bei Williams schnell viele Freunde und erkämpfte sich Sympathien. Deshalb litt Clay Regazzoni bei seinem Sieg in Silverstone 1979 auch, denn er spürte, dass das Team eigentlich Jones den Sieg gegönnt hätte. Er schied zuvor aus. Nicht nur Frank und Alan verstanden sich prima, auch Ginny und Jones’ Frau Beverly. Als Jones 1981 seinen Rücktritt erklärte (wohl wegen seines Adoptivsohnes Christian) flossen bei Williams die Tränen. Auch mit Jacques Laffite war Frank gut befreundet.

Aber wie gut befreundet kann man mit Williams eigentlich sein? Tiefsinnige Gespräche sind mit ihm nur über ein Thema zu führen: Rennautos. Mit Frank kann man einfach keine Konversation führen, wenn sich diese um nicht um Rennwagen drehte. Ein Teammitglied sagte einmal: „Wenn man Frank nicht in zwei Sätzen sagen kann, was man will, hört er gar nicht richtig zu.“ Mit Ginny diskutiert Frank viel über sein Rennteam, na klar, andere Themen gibt es bei ihm ja kaum. Und Ginny fühlte sich dadurch mit in die Entscheidungsprozesse mit einbezogen.

Nackte Tatsachen
Trotz des Titelgewinns führte Frank kein Luxusleben. Geld wurde bedacht ausgegeben, denn der Rest wurde ohne Wenn und Aber ins Rennteam gesteckt. Vor allem investierte Frank viel Zeit in seinen F1-Rennstall. Ginny schreibt in ihrem Buch: „Drei Monate vor dem Unfall hatte ich nach wochenlangen Nörgeln Frank überreden können, mit mir ein Wochenende im Lake Distrikt zu verbringen. Es war das erste Mal nach sechzehn Jahren, dass wir je zusammen verreisten – außer zu den Rennen, versteht sich. In letzter Minute hatte er beschlossen, dass er statt der zwei geplanten nur eine Nacht wegbleiben könne, und wir fuhren fünf Stunden später als geplant los, so dass es für ein gemeinsames Dinner zu spät war. Anderntags machten wir uns noch vor dem Mittagessen wieder auf dem Heimweg. In dieses verkürztes Wochenende konnte Frank außerdem noch einen Fünfzigkilometerlauf packen und gab fast 150 Pfund für Telefonkosten aus!“

Frank handelte ohne groß nachzudenken. Manieren hatte der junge Frank einfach nicht. Als Carlos Reutemann bei Frank Williams wegen Vertragsverhandlungen vorbeischaute, huschte Frank splitterfasenackt aus der Dusche! Noch bevor er sich wieder anzog, wurde der Vertrag unterschrieben…!

Franks Leben dreht sich voll um Geschwindigkeiten. Selbst begann er eine Fahrerkarriere, die aber nicht in die Formel-1 führte. Trotzdem fuhr er in Straßenautos schnell und aggressiv. Wie ein Rennfahrer. Nach der Entbindung seines Sohnes Jonathan raste Frank vom Krankenhaus mit 220 km/h nach Hause. Frank erklärte Ginny: „Damit sich der Kleine früh an die Geschwindigkeiten gewöhnt.“ Die Namensgebung Jonathan kam übrigens von Jonathan Williams, einem ehemaligen F1-Fahrer, der Frank den ersten Job als Mechaniker besorgte und trotz des gleichen Namens nicht mit Frank verwandt ist. Der zweite Name war Piers, in Anlehnung an Piers Courage, dem ersten F1-Fahrer im Team von Frank Williams – und leider auch der erste, der in einem seiner Rennwagen tödlich verunglückte.

Der Unfall
Verunglückt ist dann auch Frank. Nach Testfahrten in Le Castellet fuhr Frank gemeinsam mit Peter Windsor, der damals bei Williams gearbeitet hat, auf einer Landstraße, als Frank die Geschwindigkeit überschätzte und verunglückte. Frank erlitt schwere Verletzungen und wurde querschnittsgelähmt. Noch heute ist er an den Rollstuhl gefesselt. Lange bangten Familie, Freunde und Involvierte aus dem F1-Zirkus 1986 um das Leben von Frank. Die französischen Ärzte gaben Frank sogar schon auf. Eine Verlegung von Frank in eine Klinik nach London war vielleicht lebensrettend.

Und man merkte an dieser Stelle von Franks Leben, wie nah die Konkurrenz und die Freundschaft in der Formel-1 beisammen liegt. Bernie Ecclestone, damals noch Chef von Brabham, aber auch schon Strippenzieher der gesamten Formel-1, überließ Franks Familie seinen Privatjet für den Transport nach London. In Franks Behandlung immer fest eingeschlossen war auch Professor Dr. Sid Watkins, der F1-Arzt, der schon so vielen F1-Rennfahrern das Leben gerettet hat. Und natürlich auch Watkins Rechte Hand, James Palmer, der Bruder des ehemaligen F1-Fahrers Jonathan Palmer, der 1983 auch für Frank Williams gefahren ist. Ron Dennis, damals der große Chef des McLaren-Rennstalls, war bei der Beschaffung der medizinischen Einrichtung behilflich und sorgte dafür, dass die Oberschwester Pat McCann vorübergehend nebenberuflich für Frank arbeitete. Dennis setzte sie wohl auf die McLaren-Gehaltsliste.

Williams brauchte nämlich eine Schwester, denn nach einigen Monaten kam er aus der Intensivstation und sollte eigentlich in eine Rehaklinik. Doch diese Rechnung wurde nicht ohne Frank gemacht. Er wollte lieber gestern als heute nach Hause – und in sein Büro. Eigentlich sollte man ein Jahr Reha machen, weil man nur im ersten Jahr die Muskeln wieder trainieren kann und Bewegungen ermöglichen kann, Williams wollte aber sofort wieder in den Alltag. Die Ärzte rieten ihm immer wieder dringend davon ab, aber Frank setzte seinen Willen durch. Damit setzte er seine Frau aber vor eine unlösbare Herausforderung: Ginny war fortan Vollzeit damit beschäftigt, Frank zu pflegen, dazu gehörte neben Füttern oder Bedürfnissen nachgehen auch das nächtliche Wenden, damit sich Frank nicht wund liegt. Der Schlaf hielt sich für Ginny in Grenzen, sie selbst wurde krank, bekam immer öfter Kopfschmerzen und andere Probleme – und wurde tablettenabhängig. Erst nach einigen Monaten hatte Frank ein Einsehen: Es wurde eine Rehaklinik gefunden, die vom Namen her nicht passender sein konnte: Paddocks! Fast wie F1-Paddock. Noch viel entscheidender als der Name war das Angebot: Die Klinik sollte voll nach Franks Bedürfnissen ausgerichtet werden. So wurde ihm eigens ein Büro eingerichtet, um ein Beispiel zu nennen.

Ehekrise wegen Lebenskrise
Bis Frank sein Kürzel „FW“ wieder selbstständig schreiben konnte, wurden alle wichtigen Verträge von Ginny unterzeichnet. Patrick Head leitete das Tagesgeschäft bei Williams – und das mehr als erfolgreich. Nelson Piquet wurde 1987 mit einem Williams Honda Weltmeister. Schon zuvor reiste Frank erstmals wieder an die Rennbahn, in Brands Hatch 1986. Er wurde von Fans und Teilnehmern zugleich freundlich und umjubelnd willkommen geheißen. Frank konnte noch nicht so sehr und blieb nur Freitag und Samstag. Sohnemann Jonathan drängte seine Mutter aber dazu, auch am Sonntag an die Strecke zu fahren und so waren Ginny und Jonathan auch zum Rennen in Brands Hatch. Prompt siegte Nigel Mansell im Williams Honda und in all dem Jubel wurde Ginny darum gebeten, den Siegerpokal für die Konstrukteure entgegen zu nehmen. Patrick Head wollte das so. Die Siegerehrung war wohl einer der emotionalsten in der GP-Geschichte. Mansell gab für den Sieg alles, prügelte jede Zehntelsekunde aus dem Williams, nur für den Sieg. Am Siegertreppchen musste er deshalb vom Teamkollegen Nelson Piquet und von Alain Prost gestützt werden. Das Bild des erschöpften Mansells, es war ein Symbol für das gesamte Williams-Team – und vor allem für die Familie Williams. Trotz der Probleme um Frank war Williams nach wie vor an der Spitze des F1-Feldes, für Ginny und Frank hat sich das Leben aber komplett auf den Kopf gestellt. Ginny war psychisch und physisch an die Grenzen gekommen. In Brands Hatch kam alles zusammen. Die Massen, die jubelten – und damit auch Respekt zollten vor einer Lebenslage, die so unerwartet und so heftig eingetroffen ist. Ginny weinte am Podium bittere Tränen.

Brands Hatch 1986 gab ihr Kraft, aber nur kurz: 1988 schaffte sie es nicht mehr, litt unter einer depressiven Neurose und trennte sich von Frank. Sie kaufte sich ein neues Haus, doch später ging sie wieder zurück zu Frank, behielt das Haus aber – nur darin konnte sich von Zeit zu Zeit entspannen. Auch die Kinder hatten Probleme mit Franks neuer Lebenslager: Besonders Jonathan kam mit der Behinderung nicht so gut zurecht. In der Schule war er der Star, weil sein Vater berühmt war, zuhause aber sah er das Elend des Vaters. Die beiden Bilder konnte er nicht zusammenfügen. Er mied es, Frank zu pflegen und wollte vor der Schule auch nicht mit ihm gesehen werden. Aber er folgte seinem Vater in den Rennsport und ist heute Teilhaber im GP2-Team iSport.

Ob Jonathan mal die Geschäfte von Frank Williams übernehmen wird, ist unsicher. Adam Parr übernahm vor einigen Monaten das Tagesgeschäft bei Williams, auch wenn Frank der große Chef bleibt. Toto Wolff ist als Teilhaber an Bord, der neue Wege bestreitet: Er brachte Williams dieses Jahr an die Börse. Dafür trat Patrick Head kürzer. Zwischen dem Unfall und heute liegen aber Jahre der Erfolge. In den 90er Jahren war Williams bis auf wenige Ausnahmen das Team, das es zu schlagen galt. Williams war ein Lebenswerk von einem Mann, der ein einmaliges, einzigartiges und vielleicht auch eigenartiges Leben führte und führt. Aber man muss ihm Respekt zollen, denn Frank meistert jede Krise. Hoffentlich auch die aktuelle (Formkrise) seines Teams.

Beitrag Montag, 26. September 2011
CMR CMR

Beiträge: 4496
Schön geschrieben. Vielen Dank.

Beitrag Dienstag, 27. September 2011
0ph 0ph

Beiträge: 1356
Danke auch von mir.

Gibts Bilder von Brands Hatch 86, vielleicht sogar ein Video?
Also vom Podium ;)

Beitrag Dienstag, 08. November 2011

Beiträge: 285
Es tut schon weh das zu lesen und sich bewusst zu werden, wie es heute um dieses ehemals so erfolgreiche Team steht. Williams hatte Ende der 80er ebenfalls eine schlechte Phase, aber das war nichts im Vergleich zu der Durststrecke heute, immerhin war damals Licht am Ende des Tunnels zu sehen und mittlerweile muss man sich bei Williams fragen, ob man in 2 oder 3 Jahren überhaupt noch in der F1 vertreten sein wird. Vielleicht erhofft man sich mit den Renault-Deal wieder einen Aufschwung, wie 1989, als man Renault-Motoren erhielt und das Team rasant innerhalb von 2 Jahren zum absoluten Top-Team avancierte. Die Partnerschaft mit BMW, welche 1998/99 geschlossen wurde und 2000 hoffnungsvoll begann, war auch nur erfolgsmäßig ein kurzes Strohfeuer mit einer relativ passablen Zeit zwischen 2001 und 2003. Wirkliche WM-Chancen hatte man aber aufgrund übermächtiger Ferraris und vor allem eines nicht zu schlagenden Schumachers nie.
Die Regeländerungen 1998 und der Abgang Renaults Ende 1997 brachen dem Rennstall letztendlich das Genick - das muss man in der Nachbetrachtung einfach mal feststellen. Schon krass, wenn man sich diesen Abstieg mal ganz genau vor Augen führt.

:cry:
Zuletzt geändert von rastan82 am Dienstag, 08. November 2011, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag Dienstag, 08. November 2011
AWE AWE

Beiträge: 13287
rastan82 hat geschrieben:
Es tut schon weh das zu lesen und sich bewusst zu werden, wie es heute um dieses ehemals so erfolgreiche Team steht. Williams hatte Ende der 80er ebenfalls eine schlechte Phase, aber das war nichts im Vergleich zu der Durstrecke heute, immerhin war damals Licht am Ende des Tunnels zu sehen und mittlerweile muss man sich bei Williams fragen, ob man in 2 oder 3 Jahren überhaupt noch in der F1 vertreten sein wird. Vielleicht erhofft man sich mit den Renault-Deal wieder einen Aufschwung, wie 1989, als man Renault-Motoren erhielt und das Team rasant innerhalb von 2 Jahren zum absoluten Top-Team avancierte. Die Partnerschaft mit BMW, welche 1998/99 geschlossen wurde und 2000 hoffnungsvoll begann, war auch nur erfolgsmäßig ein kurzes Strohfeuer mit einer relativ passablen Zeit zwischen 2001 und 2003. Wirkliche WM-Chancen hatte man aber aufgrund übermächtiger Ferraris und vor allem eines nicht zu schlagenden Schumachers nie.
Die Regeländerungen 1998 und der Abgang Renaults Ende 1997 brachen dem Rennstall letztendlich das Genick - das muss man in der Nachbetrachtung einfach mal feststellen. Schon krass, wenn man sich diesen Abstieg mal ganz genau vor Augen führt.

:cry:



Die Zusammenarbeit zwischen BMW und Williams war wohl nicht ganz so harmonisch wie man es nach aussen gern gezeigt hat .

Das fing an bei der Geschichte mit BMW als "Titelsponsor" wo sich Williams ,zumindest nach seine Aussagen etwas übern Tisch gezogen fühlte ( BMW hatte sich ja vertraglich gesichert ,im Teamnamen an erster Stelle zu stehen -sprich " BMW Williams " und endete damit das BMW das Haugsche Mercedes Syndrom hatte und Williams unbedingt zum Team BMW F1 umstrukturieren wollte. Das führte dann am Ende auch zum Bruch und wie böse Zungen behaupten dazu das sich BMW Fahrer Heidfeld erst wieder nach Saisonende als Fahrtauglich einstufte .
Williams wird ja nun bald auch 70 und so wie es ausschaut hat seine große Hoffnung ,Sohnemann Jonathan Piers Williams wohl auch nicht so den Bock ,das Erbe des Vaters in dessen Sinne weiter zu führen . Mitinhaber Head zieht sich auch immer mehr aus dem Team zurück und langsam nimmt der Einfluss der finanzstärkeren "Partner " zu (siehe Wolff ) Gegen Herstellerteams und die finanzstarken Limodosen hat ein Team wie Williams nur dann eine Chance wenn sich die Regeln im Sinne der kleinen ändern oder aber mal der richtig groß Wurf gelingt . Den richtig großen Wurf hatte Williams schon ein paar mal ,allerdings bei einem Regelwerk wo sowas noch mlglich war . 2009 hätte es klappen können ,denn Williams war eines der drei Teams das den Doppeldiffisor unterm Auto hatten aber dann fehlte die Kohle um das Auto über die Saison zu bringen .
Schade für das Traditionsteam ,das es aktuell so weit unten ist aber so ist das nun mal . Zumal ich ja Aktionär bei Williams bin :-)
Ok ist nur eine Aktie aber immerhin !!!

Beitrag Dienstag, 08. November 2011

Beiträge: 45812
Die Zukunft von Williams gehört ja nicht hierher, trotzdem ein paar Worte. Es tut sich was: Neue Sponsoren aus Arabien, wahrscheinlich Räikkönen, Renault-Motoren, Technikteam umgebaut. Die Frage ist für mich, ob Coughlan wirklich als Technikchef der beste für Williams ist, immerhin war er doch lange draußen aus der Formel-1, ob er da die neueren Entwicklungen verstanden und mitbekommen hat?


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