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Fragen zu Luigi Fagioli

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Montag, 01. September 2003

Beiträge: 8060
Bei meinen Recherchen zu dem GP-Zusammenfassungen bin ich über ein merkwürdiges Detail in der Alfa Romeo-Geschichte gestolpert. Es geht um das erste WM-Jahr 1950 und um die Pilotenbesetzung: Woher kam plötzlich der seit 1937(!) ausrangierte Fagioli? Und warum wurde er nach einem sehr guten Jahr 1950 ein Jahr später wieder ausrangiert (nur ein WM-Lauf - und nichtmal den durfte er zuende fahren)? Hat jemand da nähere Informationen?

Beitrag Montag, 01. September 2003

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nix genaues weiß ich nicht, aber ich könnte mir zusammenreimen, daß Alfa nach dem Verlust der Stammbesatzung Varzi - Trossi - Wimille 1950 einfach jemand gebraucht hat, das Team zu komplettieren.

Man muß auch hier die Fahrerwahl aus der damaligen Perspektive, also zu Beginn der Saison 1950 sehen. Farina war bereits ein beknnter Name, aber noch lange nicht ein Star vom Kaliber eines Nuvolaris und Fangio war mehr oder weniger immer noch ein vielversprechendes "Nachwuchstalent". Um ganz sicher zu gehen (Ascari war ja mächtig im Kommen) , wollte man vielleicht einen großen Namen ins Team holen.

Und von den echten italienischen Vorkriegsstars war eigentlich nur noch Fagioli übrig, Nuvolari war ja nach dem Krieg auch nicht mehr der alte.

Und während der ganzen Saison 1950 war Fagioli klar die Nummer 3 im Team. Gut, er hatte viele Punkte gesammelt, aber das hätte wohl eine ganze Reihe anderer Fahrer im Alfetta auch hinbekommen. Aber er ist regelmäßig hinter seinen Teamkollegen ins Ziel gekommen.

Ende 1950 sah´s dann ganz anders aus, Farina war Weltmeister und Fangio sozusagen als zukünftiger Champion bereits bestätigt, also hat man wohl voll auf die beiden gesetzt, um sich nicht zu sehr zu verzetteln.

Außerdem kann ich mich nicht mehr genau erinnern, ob Fagioli nicht auch irgendeine Verletzung hatte.

Wie gesagt, alles Spekulation...

Beitrag Montag, 01. September 2003

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Ich glaube, dass Fagioli letztendlich ein Opfer seines eigenen Characters wurde. Sicherlich war er einer der grossen italienischen Rennfahrer der 30er Jahre, aber er selber hielt sich für den Allergrössten. Teamorder war ihm ein Greuel, und das bewies er bereits bei seinem ersten Rennen für Mercedes am Nürburgring 1934. Nachdem er von Brauchitsch gewinnen lassen musste, stellte er sein Auto einfach neben der Strecke ab. Dass Mercedes ihn überhaupt 3 Jahre lang im Team hielt, war wahrscheinlich eine politische Sache, denn damals wollte Berlin unbedingt italienische Fahrer in deutschen Autos sehen, um in Rom gut dazustehen.
Auch das Jahr mit Auto Union war nicht gerade positiv, meistens was Fagioli krank, und auch die von ihm so gehassten Teamorders wurde er bei AU nicht los. Rosemeyer war mittlerweile Fahrer No. 1, und auch Stuck hörte nicht auf, seinen längst verlorenen Nummer-1-Status weiter zu verteidigen, wenn es sein musste über allerhöchste Stellen in Berlin. Auch hier also kein Platz für den selbsternannten weltbesten Rennfahrer.
Nachdem er nun bereits alle konkurrenzfähigen Rennställe durchlaufen hatte (bei Alfa war er ja vor Mercedes), zog er sich erst einmal zurück. Kleine Teams oder gar ein Start als Privatfahrer kamen für ihn nicht in Frage, und ob den Exzentriker überhaupt noch jemand haben wollte, ist auch fraglich.
Diese Situation war auch nach dem Krieg unverändert. Während Nuvolari und andere sich nicht scheuten, auch auf unterlegenem Material zu starten, war Fagioli immer noch der alte Egozentriker. Wie er es geschafft hat, dann doch endlich Werksfahrer bei Alfa zu werden, weiss ich auch nicht, aber Ronald dürfte der Sache wohl recht nahe kommen. Fagiolis Ego war bereits 1950 in Monza angeknackst, als Farina und Fangio den neuen 159 fahren durften, während er sich mit dem alten 158 begnügen musste, aber endgültig aus war es dann im nächsten Jahr, als er in Reims seinen Wagen an Fangio abtreten musste. Alfa hätte ihn vielleicht noch weiter als Werksfahrer beschäftigt, aber die Entscheidung zu gehen war seine eigene.

Beitrag Montag, 01. September 2003

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Wenn Fagioli schon einen so schlechten Ruf als Team-Player hatte, was bewog die AU ihn 1937 von dort in ihr Team zu holen. Hoffte man durch ihn 'Geheimnisse über das Innenleben des Mercedes' zu erfahren...? Vielleicht weiß ja AU-Spezi Holger etwas. :wink:

Beitrag Montag, 01. September 2003

Beiträge: 1477
Auch der AU mangelte es an guten Fahrern. Stuck hatte nicht mehr die Performance wir früher, und stand eigentlich schon auf der Abschussliste, Rosemeyer war zwar Nummer-1-Fahrer, aber immer noch relativ unerfahren, und von Delius, Hasse, und Müller waren Nachwuchsfahrer.
Varzi war wegen der Affäre mit Pietsch's Frau und seinem Rauschgiftproblem aussen vor, und Pietsch hatte ja auch wegen dieser Sache das Team verlassen.
Eigentlich hatte man ja versucht, Lang von MB abzuwerben, aber der wollte unbedingt in seinem Schwabenländle bleiben. Man war so knapp an Fahrern, dass man es in Brno sogar noch einmal mit Varzi probierte (der zwar anreiste, aber meinte wegen einer geringfügigen Fingerverletzung nicht fahren zu können).

Beitrag Montag, 01. September 2003

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...und Fagioli zwickten ständig irgendwelche Nerven (oder so was ähnlicher)... :D)

Waren schon komische Typen, die Rennfahrer damals. Ich glaube das könnten sie sich heute nicht mehr leisten.

Beitrag Montag, 01. September 2003

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Fagioli hatte manchmal starkes Rheuma, und das war damals wirklich noch eine üble Krankheit, für die es keine echte Behandlungsmöglichkeit gab.

Beitrag Montag, 01. September 2003

Beiträge: 950
Interessante Spekulationen von Üchtel & Michael, aber auch meine beiden Alfa-Quellen (Hull & Venables) geben nichts her, warum man bei Alfa Romeo einen 51-jährigen, der seit 1937 kaum mehr Rennen gefahren hat, verpflichtete. Ich fand lediglich zwei sehr bescheidene Einsätze mit einem Maserati 4CL (wäre das nicht ein Fall für Egon?) im Jahr 1948.

Beitrag Montag, 01. September 2003

Beiträge: 8060
Erst mal vielen Dank für die schnellen Auskünfte, Leute. Für weitere Info bin ich immer dankbar... :D)

Beitrag Samstag, 06. September 2003

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