Okay, ich habe mich mal etwas schlau gemacht und einen kurzen Abriss der Arrows/Porsche Hitsorie geschrieben, die ja nur ganz kurz dauerte. Es war der Flop des Jahres 1991: Hans Mezger hatte für Arrows einen hübschen V12 entworfen, der weder ausreichende Leistung noch Standfestigkeit entwickelte. Für die Zuffenhausener wurde nach dem bereits bescheidenen Auftritt in der Indycar-Serie die Rückkehr in die Formel 1 geradezu zum Fiasko, wozu sicher auch die Wahl des Chassis-Partners beitrug: Die einstige Arrows-Truppe von Jackie Oliver, mit Sitz im englischen Milton Keynes, verfügte mit dem Japaner Wataro Ohashi zwar über einen Zahlmeister (richtigergesagt er hatte die Mehrheit im Team 1990 übernommen), doch unter dessem "Footwork"-Firmensignet wurde das hastig hochgerüstete Team nicht konkurrenzfähiger. Der erfahrere, aber eben auch nicht mehr taufrische Haudegen Michele Alboreto, Alex Caffi und dessen Ersatzmann Stefan Johansson konnten sich mit dem Footwork-Porsche FA12 und dessem modifizierten VorgängerA11C insgesamt siebenmal nicht qualifizieren, bei fünf Rennen gab es fünf Ausfälle. Hier eine kurze Chronologie, wie ich sie aus diversen Fetzen zusammenstellen konnte. Die Lücken bitte ich zu entschuldigen - man findet wirklich über dieses Thema extrem wenig in der Motorsport-Literatur - wer interessiert sich auch schon für eine Liste von DNQs und DNFs:
GP der USA:
Kleines Vorwort: Von Anfang an stand das Team unter Zeitdruck und musste mit dem Vorjahreswagen ran - mit geringer Hoffnung auf ein Qualifying. Man beging bei Porsche nämlich denselben Fehler, den auch Honda begehen sollte; man führte die starke Leistung Ferraris in der Saison 1990 auf deren V12 zurück und erlag der Hoffnung auf grenzenlose Leistung, obwohl der V10 alles andere als am Ende war. Zudem wurde der Motor ein ganz schönes TRUMM und mit ca. 200 kg Lebendgewicht erreichte er in dieser Disziplin einen absolut indiskutablen Wert, zu einer Zeit da die Konkurrenz sich auf einem Niveau von 140-150 kg bewegte! Vom Konzept her war er dem Mercedes V12 Flachmotor nicht unähnlich, der um dieselbe Zeit bei den Prototypen eingesetzt wurde - und sinnigerweise auch nichts als Ärger machte. Porsches V12 hatte einen 80 Grad Winkel und war mit einen Mittelabtrieb gebaut, d.h. er bestand praktisch aus zwei zusammengeflanschten V6-Einheiten der einstigen TAG-Turboära, weshalb der Zwölfzylinder ziemlich lang, schwer und voluminös ausfiel. Das Teil versprach (lt. seinen Erbauern und den damaligen Vorankündigungen) ca. 660-680 PS, ungefährt 20-50 weniger als die Konkurrenz von Honda oder Renault.
Alex Caffi 1:27:519 (ihm fehlte ca. 1/2 Sekunde ums ins Feld zu kommen)
Michele Alboreto 1:27:015, als 25. gerade noch drinnen.
Alboretos Kommentar zum Rennen: "Bis Runde 20 lief alles gut, dann begannen üble Bremsprobleme, weil wir den hinteren Brmsen nicht genügend Kühlluft zugeführt hatten. Ich kam für eine kurze Reparatur and die Box. Dann zebröselte der dritte Gang. Ich rührte im Getriebe, fand den vierten, aber dann brach auch der."
Nachtrag: Zu dem Zeitpunkt lag er an 14. und drittletzter Stelle. Der hier eingesetzte Vorjahreswagen A11C war zu hecklastig und sein Fahrverhalten glich einer Katastophe - lediglich die Erfahrung Alboretos verhindete das totale Debüt-Debakel.
GP von Brasilien:
Alex Caffi 1:22:190 (hier fehlte fast 1 Sekunde um es ins Feld zu schaffen)
Michele Alboreto 1:22:739 (bei Alboreto, man sieht es, noch mehr)
In Brasilien nichts neues, eine fast schon erwartete Nichtqualifikation mit dem Vorjahresauto. Konnte leider nichts näheres über dieses Rennen in Erfahrung bringen.
GP von San Marino:
Alex Caffi 1:30:280 (ca 2,5 Sekunden fehlten hier)
Michele Alboreto 1:30:762 (noch mehr, Alboreto fuhr allerdings noch das alte A11C-Modell, weil nur ein FA12 zur Verfügung stand und er diesem seinen jungen Kollegen abgetreten hatte)
Der neue FA12 feierte in Imola eine unrühmliche Premiere, hauptsächlich deshalb, weil er öfter stand als fuhr. In Milton Kaynes konstruierte Alan Jenkins (der arbeitete früher Zusammen mit John Barnard schon am McLaren-TAG, hatte also schon etwas Insiderwissen in Sachen Porsche) den Footwork FA12, dessen hochgestellter Schnabel eine neue aerodynamische Lösung verkörperte. Im Gegensatz zum Tyrrell war der Frontflügel nicht geknickt; das durchgehende Profil wurde von einer unten am Schnabel senkrecht angebrachten Mittelfloße geführt. Damit versprach man sich vom Flügel mehr Effizienz, weil das Profil durchgehend über die ganze Breite wirksam war. Die Nichtqualifikation hatte sich schon im Vorfeld angedeutet. Ein Chassis war am 24. März im Autoklaven in Brand geraten, ein weiteres wurde bei einer privaten Testfahrt in der Woche von dem GP an der Mauer der Tamburello-Kurve von Imola zerstört. Michele Alboreto konnte plastisch nachvollziehen, was Gerhard Berger vor zwei Jahren an gleicher Stelle gefühlt haben muß. Ein Film dokumentierte die Szenen des Schreckens, die in allem an den Berger-Crash erinnerten: gebrochener Frontflügel, stumpfer Einschlagwinkel in die Mauer, Auto in zwei Teilen und in Flammen. Alboreto befreite sich mit Rippenprellungen und einer Fleischwunde im rechten Oberschenkel selbst aus dem Wrack. "Zum Glück", wie er aufatmete", denn die Streckenposten waren Minuten später immer noch nicht da." Der enge Zeitplan von Arrows wurde nun noch enger, weil zunächst die Unfallursache nicht genau eingekreist werden konnte. Chefingenieur Alan Jenkins ließ Aufhängungsteile und den Frontflügel verstärken, der nach seinen Berechnungen an den Enden problemlos das Gewicht von acht ausgewachsenen Menschen aufnehmen kann. Das Problem, das Alex Caffi daran hinderte, am Rennen teilzunehmen, klingt banal. Schuld war ein Öltank, konstruiert von Porsche, gebaut von Arrows. Dieser Tank hat die Aufgabe, Öl von Luft zu trennen, bevor das Schmiermittel zurück in den Motor fließt. Der Porsche-Motor saugte trotzdem Luftblasen an, was mit drei Motorschäden ziemlich teuer ausfiel.
GP von Monaco:
Alex Caffi (nicht gezeitet, schwere Unfall in freien Training)
Michele Alboreto 1:24:606 (als Vorletzter qualifiziert)
Alboreto befand sich während des ganzen Wochenendes permanent am hinteren Ende des Feldes und sollte auch noch für einen unrühmlichen Zwischenfall sorgen, als ihm in Runde 39 im Tunnel der Motor spektakulär platzte. Auf diesem Öl rutschte dann der Zweitplazierte Stefano Modena aus, der hier das beste Rennen seiner Karriere fuhr, und beide kollidierten. Alboreto lag zu dem Zeitpunkt an 19. Stelle.
GP von Kanada:
Stefan Johansson 1:24:433 (als Vorletzter qualifiziert)
Johnassons Kommentar: "In der ersten Runde blieb der Gaszug gleich einmal stecken. Ich kam zum Service an die Box. Wenig später meldete sich der zweite und auch der vierte Gang ab. Das Auto fühlte sich gut an, so gut wie noch nie an diesem Wochenende. Aber ohne diese beiden Gänge war es ziemlich sinnlos. Zum Schluss ist der Motor kaputt gegangen." Johansson gab an 16. Stelle liegend in Runde 48 auf.
Michele Alboreto 1:23:529 (als 21. qualifiziert)
Alboretos Kommentar: "Wie bei Stefan war auch bei meinem Wagen der Gasschieber blockiert. Als ich an die Box kam stand schon Stefan dort. Wegen eines Wasserlecks konnte ich das Rennen im Gegensatz zu ihm nicht mehr aufnehmen." Das war in Runde 2.
Arrows trat in Montreal mit einem neuen Fahrer an. Alex Caffi war nach einer Disco-Tour in seiner Heimatstadt Rovato im Auto eines Freundes verunglückt und hatte sich dabei schwere Gesichtsverletzungen zugezogen. Dass sich der Unfall um vier Uhr morgens abspielte, brachte dem Italiener nicht nur Mitgefühl ein. Stefan Johansson setzte sich gegen Bernd Schneider durch, weil er sich gerade in Nordamerika aufgehalten hatte, Erfahrung hatte und als McLaren-Honda-Testfahrer interessante Vergleichseindrücke liefern konnte. "Bernd Schneider", so Porsche-Rennleiter Max Welti, "hätten wir in unserer augenblicklichen Lage keinen Gefallen getan." Stefan Johansson erfreute die Ingenieure mit brauchbaren Aussagen über das neue Auto: "Du spürst spätestens nach fünf Runden, ob ein Auto ein Flop ist. Das hier ist gut." Porsche ließ sich davon überzeugen, daß die schwache Vorstellung des Arrows FA12 in langsamen Kurven auf den Motor zurückzuführen war. Michele Alboreto gab den Rat: "Kümmert euch nicht um das, was bei 13.000/min passiert, sondern darum, wie wir dort hinkommen." Die widerwillige Gasannahme des Porsche V12 hatte zur Folge, daß den Fahrern in den Kurven das nötige Selbstvertrauen fehlte. Nachdem man in der Spitzengeschwindigkeit um 15 km/h hinter den Bestwerten herhinkte, zog Motorenchef Hans Mezger Bilanz: "Wir bringen im Auto nicht die Leistungen, die man anhand der Prüfstandswerte erwartet." Im Rennen fielen Alboreto und Johansson aus. Halterungsstifte hatten sich in die Ansaugtrichter verirrt und in den Motoren größere Schäden verursacht - ein Fehler wie er hätte banaler nicht sein können.
GP von Mexiko
Stefan Johansson 1:22:598 (nicht qualifiziert, es fehlten ca. 1,4 sec)
Freitags letzter, 6,2 Sekunden hinter dem schnellsten Patrese. Keine einzige schnelle Runde, schwindender Öldruck legte ihn noch stärker lahm als Kollege Alboreto, daher kam er zu keiner guten Abstimmung
Michele Alboreto 1:21:178 (als letzter qualifiziert, er startete aus der Boxengasse, Grund ist mir momentan unbekannt)
Das Debakel nahm seinen lauf: Freitag gingen bei Alboreto drei Motoren hoch - wegen Öldruckproblemen, einen weiteren zerstörte Johansson! Nur eine schnelle Runde war jeweils möglich. Michele fuhr mit den flachsten Flügeln, 4,7 sec hinter Patrese! Samstag wurde er nochmal 25 Tausendstel schneller, aber es blieb beim letzten Startplatz.
GP von Frankreich
Footwork setzte ab dem französischen GP V8-Cosworths ein, Porsche legte eine Denkpause bis zum Japan-GP ein, aber warf drei Monate später komplett das Handtuch. Eine große Farce hatte ihr Ende gefunden. Zur Entschuldigung muss man allerdings sagen - es war - wie das TAG-Projekt - ein finanziertes Projekt. Porsche hätte sich die F1 selber finanziell nicht leisten können. Offenbar reichten die Gelder von Arrows für eine ordentliche Entwicklung nicht aus. Soweit ich das weiss trennte man sich in beiderseitigem Einvernehmen, da ja auch bereits der Mugen V10 für nächstes Jahr bereit stand, der (wir wissen es) eine deutliche Steigerung darstellte.