Hallo
Ein erfolgloser Versuch, ein Team in die Formel 1 zu integrieren und ein Beweis dafür, dass auch schon früher die Eigenbau/Kundenchassis-Diskussion ein Thema war:
Dies ist die Geschichte des Teams First Racing. Es wurde von Lamberto Leoni, der früher selbst Formel 1 fuhr, geleitet und fuhr unter anderem in der Formel 3000. Relativ in der Versenkung verschwunden ist, dass dieses Team Ende der 80er Jahre in die Formel 1 zu kommen versuchte. Leoni plante während der Saison 1988 einen Einstieg in die Formel 1, da 1989 die Turbomotoren verboten wurden und man so hoffte, dass das Feld zusammenrücken würde. Man wollte es Coloni, AGS und Jordan gleichtun, die auch F1-Einstiege planten. Leonis erster Plan war, ein bestehendes Formel-1-Team aufzukaufen, allerdings gab es bei den Verhandlungen mit verschiedenen Teams keinen Erfolg. Allerdings ist nicht ganz klar, ob mit manchen Teams tatsächlich verhandelt wurde, oder ob diese sich selbst ins Gespräch brachten. So fasste Lamberto Leoni den Plan, ein eigenes Team aufzubauen.
Der Ex-Fittipaldi-Designer Riccardo Divila aus Brasilien sollte den Wagen für 1989 designen. Im Frühherbst 1988 kamen erste Pläne des Fahrzeugs heraus, kurze Zeit später ging der Designer aber wieder von First Racing in Richtung Ligier. Sein Nachfolger wurde Gianni Marelli, der früher für Ferrari tätig war und auch schon bei Zakspeed mitgewirkt hatte. Sein Fahrzeug hatte enorme Ähnlichkeit zum Formel-3000-Fahrzeug von First Racing, dem March 88B.
Kurz darauf wurde aber das Vorqualifikations-Reglement bekannt, nachdem die Vorqualifikation eine Woche vor dem Rennen und auf einer anderen Piste als der Strecke für den Grand Prix ausgetragen werden musste, was für First enorme Mehrkosten bedeutet hätte. Daraufhin zog sich First Racing erst einmal zurück, als diese Reglement-Idee verworfen wurde, arbeitete man bei First Racing aber wieder weiter.
Ende 1988 kam bei der Motorshow von Bologna dann ein erster Prototyp heraus, der F189, der wie schon oben erwähnt sehr dem F3000-March glich und von einem Judd CV angetrieben wurde. Die Lackierung war schwarz-weiß-gelb und erinnerte auch durch den Sponsor „Reporter“ an die Minardis. Ein weiterer Sponsor war S.A.R.E. Der Fahrer wurde von Nichtqualifikations-König Gabriele Tarquini gelenkt.
In Bologna sah auch Ex-Designer Divila den fertigen Wagen und wetterte, dass der Wagen lebensgefährlich für den Fahrer sei und man damit auch sonst keinen Blumentopf gewinnen konnte. Divila fand den Wagen sogar so bedenklich, dass er Leoni verbot, Divila als Mitarbeiter an diesem Fahrzeug zu nennen oder seinen Namen in einen Zusammenhang mit dem Fahrzeug zu setzen. Außerdem riet er Tarquini ab, den Wagen im Renneinsatz zu bewegen. So weit wäre es aber so oder so nicht gekommen, denn bei den Crashtests vor der Saison fiel First Racing durch. Das war das Ende für First Racing in der Formel 1, da auch March drohte, den Werksteam-Status in der F3000 zu kündigen, wenn man die March-Fahrzeuge als Konkurrenz zum eigentlichen Leyton-House-March-Team einsetzen würde.
Der Fahrer Tarquini konnte sich allerdings noch aus dem sinkenden First-F1-Schiff retten, er kam bei AGS unter, einem Konkurrenten von First aus der F3000.
Das Chassis von First lebte übrigens weiter und wurde von Ernesto Vita für das Life Racing Team in der Saison 1990 eingesetzt, wo es seine von Divila prophezeite Erfolglosigkeit zeigte, die allerdings auch vom Motor kam: Der größte Erfolg war, dass man im Training zehn Runden hintereinander fahren konnte.
Dieses Bild entstand bei einem F3000-Rennen, so ungefähr sah wohl auch der First-F1-Wagen aus, von dem ich allerdings keine Bilder habe.
Der veränderte F189 als Life mit Rocchi-W12-Motor.