Wie üblich sind die reinen Statistikdaten nicht aussagekräftig, das Thema gibt viel mehr her als nur 1-2-3.
Die 3-Liter-Formel wurde ab 1922 ersetzt durch eine Hubraumverkleinerung auf nur noch 2 Liter. FIAT nutzte seine Chancen am besten und stellte mit dem 804 einen lupenreinen GP-Rennwagen auf die Beine. Hilfreich war sicherlich, dass bereits der 3 Liter Tipo 802 von 1921 ein excellentes Auto war, welches in grossen Teilen übernommen werden konnte.
Bugatti war neu im GP-Geschäft, der T29 war im Prinzip ein T13 Brescia mit dem neu entwickelten 8-Zylinder 2-Liter-Motor und einer Placebo-Stromlinienkarosserie. Der Motor war allerdings kein reiner Rennmotor, sondern nur eine etwas getunte Ausführung des T30-Serienmotors. Allerdings kann man das auch anders sehen und sagen, dass der T30-Motor vom Prinzip her ein Rennmotor war. Die Motorschmierung war allerdings vorsintflutlich, hohe Drehzahlen verkrafteten die Dinger nicht.
Es gab aber auch noch andere ausser diesen beiden, die man nicht unerwähnt lassen sollte. Auch Sunbeam (Talbot-Darracq) baute auf dem Vorjahresmodell auf und präsentierte einen sauberen DOHC-4-Ventiler, und auch Rolland-Pilain mit dem neuentwickelten DOHC-8-Zylinder wurden gute Chancen eingeräumt. Allerding war der Motor noch nicht ausgereift, zu wenig Leistung und nicht standfest. Ballots Typ 2LS war eigentlich nur ein verkappter Sportwagen mit einer ähnlichen Zigarrenkarosserie wie die Bugattis. Aston-Martin war ein reiner Aussenseiter, und Delage trat erst gar nicht an.
Bereits im Strasbourger Training zeichnete sich ab, dass die FIAT das Mass der Dinge waren. Daraufhin änderten einige Teams ihre Hinterachsübersetzung um das Tempo der FIAT einigermassen zu kontern, was sich allerdings als schlechte Entscheidung erwies, denn von 18 Startern fielen 11 Fahrzeuge wegen Motorschadens aus. Die FIAT-Überlegenheit wäre noch dominanter gewesen, wenn nicht durch einen Materialfehler Bordino und Biagio Nazzarro ausgefallen wären. Für den Letzteren - übrigens der Neffe des Siegers Felice Nazzaro - endete das tödlich. Bugatti wusste von den eigenen Motorproblemen und ging das Rennen deshalb langsam an. Ein 2. Platz mit fast einer Stunde Rückstand ist immer noch besser als ein Ausfall.
Für den Italien-GP in Monza wurden sage und schreibe 39 Nennungen abgegeben. Die in Frankreich wegen des 1. Weltkrieges immer noch gesperrten Teams aus Deutschland und Österreich waren hier zugelassen, es gab somit Nennungen von Mercedes, Benz, Heim und Austro-Daimler. Aus Italien kamen Diatto und Bianchi hinzu, und der englisch-französische Sunbeam-Talbot-Darracq-Konzern wollte es - neben dem englischen Sunbeam - auch mit einem französischen Talbot-Darracq versuchen. Nach der FIAT-Dominanz von Strasbourg wurden die Nennungen aber nach und nach zurückgezogen. Nach Monza reisten ausser FIAT letzendlich nur Bugatti, Heim und Diatto. Vor Ort musste Bugatti feststellen, dass die Reifen nicht für den Hochgeschwindigkeitskurs geeignet waren, und wollte ebenfalls nicht antreten. Ausgerechnet FIAT half mit geeigneten Rädern aus, konnte aber nur einen Satz erübrigen, so dass nur Pierre Vizcaya starten konnte. An den Start gingen also nur 3 FIAT, 1 Bugatti, 2 Heim und 2 Diatto, und das Ziel sahen nur Bordino (Fiat), Nazzaro (Fiat) und de Vizcaya (Bugatti).
Es gab nur diese beiden nach der internationalen Formel abgehaltenen "echten" Grand Prix. Andere Rennen wie die Targa Florio oder Mugello waren für Fahrzeuge ausgeschrieben, die von einem Serienmodell abgeleitet waren. Darüberhinaus gab es auch diverse Rennen für Voiturettes (1500 ccm) oder Cycle Cars (1100 ccm).