Ich fang Mal mit Kimi Räikkönen an:
Kimi Räikkönen heißt also der Weltmeister der Saison 2007. Klangheimlich sicherte er sich den Titel, nachdem eigentlich alle ein Titelduell der beiden McLaren Mercedes Piloten Lewis Hamilton und Fernando Alonso erwarteten. Doch das ist typisch Kimi Räikkönen: Er macht alles still und leise, wenig spektakulär und redet wenig. Wenn es eine Hitliste der Menschen geben würde, die am wenigsten Reden – Räikkönen wäre auf den Topplatzierungen zu finden. In allen Interviews murmelt er nur so vor sich hin. Auch die Ferrari-Mechaniker erzählen, dass Räikkönen so gut wie gar nichts sagt, „aber, wenn er was sagt, dann sind das wichtige Dinge, die uns voranbringen“, erzählt zum Beispiel Nicolas Tombazi. Der Grieche kam 2007 zu Ferrari zurück, arbeitete zuvor bei McLaren Mercedes, wo Räikkönen auch vor der Saison 2007 Rennen gefahren ist. Was jetzt Räikkönen charakterlich auszeichnet, war für seine Eltern in der Kindheit Kimis eine Bedrohung. Nur Bruder Rami verstand Kimi, spielte für seine Eltern den Übersetzer. Das Ganze ging so weit, dass Vater Matti und Mutter Paula Kimi zum Psychologen schickten. Dieser gab aber Entwarnung. Der Junge sei eher begabt, als zurückgeblieben. Diese Begabung kann man jedoch nicht in Räikkönens schulischen Leistungen ausfindig machen. Räikkönen so knapp wie immer: „Die Schule war der doofste Ort, wo ich jemals war!“ Etwas konkreter heißt das: Räikkönen hat nur knapp die Gesamtschule geschafft.
Die Persönlichkeit Kimi Räikkönen
Er ging in Espoo in die Schule, jenem Ort, wo er am 17. Oktober 1979 geboren wurde. Räikkönen wuchs in eher ärmlichen Verhältnissen auf. Das Haus hatte nicht einmal eine eigene Toilette. Sogar bei starken Minusgraden im Winter mussten die Räikkönens aufs Plumpsklo. Doch anstatt sich eine Toilette anzuschaffen, kaufte Vater Matti Räikkönen dem kleinen Kimi immer wieder neue Karts. Die Toilette kam erst, als Kimi Räikkönen schon Formel-1 fuhr. Matti stolz: „Als er sich das erste Mal in ein richtiges Rennkart setzte, wollte er nie wieder aussteigen!“ Noch feuchter werden die Augen von Matti, wenn er sich an einen Abend erinnert, als Kimi noch sehr jung war. „Er kam nach Hause und sagte, er werde eines Tages Weltmeister, er wüsste nur noch nicht, in welche Sportart.“ Räikkönen spielte in seiner Kindheit nämlich auch Eishockey und Fußball, und das auch nicht schlechter, als er Kartfuhr.
Dabei haben nicht immer die finanziellen Mitteln der Räikkönens gereicht. Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als Kimi Räikkönen 1997 die Kart-EM bestreiten sollte wurden die Finanzen der Räikkönens knapp. Also half Juha Rapala aus und förderte Räikkönen weiter. Das Problem für Räikkönen, als er die internationale Motorsportbühne betrat: Er konnte kein Wort Englisch. Als er im berühmten Kartrennstall von Peter de Brunjin fuhr, spielte Mechaniker Kalle Jokinen den Übersetzer. Ansonsten versuchte Kimi Räikkönen auf seine Art Englisch zu lernen: Über Motorsportsendungen.
Apropos Familie: Bruder Rami Räikkönen ist ebenfalls in den Motorsport eingestiegen. Dabei fuhr er schon immer wieder Mal Rallyes, wurde 2003 Vizemeister in der finnischen Juniorenmeisterschaft. 2007 stieg er nun auch in den Formel-Sport ein und stellte sich dabei gar nicht so blöd an: Immerhin fuhr er mit dem Dallara Opel bei 6 der 12 Rennen zur finnischen Formel-3 auf dem Podest, wurde Gesamt-3., hinter den beiden Landsmännern Tomi Limmonen und Jesse Krohn. Dabei fuhr Rami Räikkönen allerdings auch im besten Team, Koiranen Bros. Motorsport. Ein zukünftiger Star dürfte Rami Räikkönen jedoch nicht mehr werden: Er ist bereits 29 Jahre alt! Das frühere finnische Model Jenni Dahlman ist seit 2004 mit Kimi Räikkönen verheiratet, beide wohnen in der Schweiz, wie einige F1-Fahrer.
Kimi Räikkönen ist charakterlich sicher ein ganz anderer Fahrer als alle anderen. Ruhig, gelassen, fährt immer dann am Schnellsten, wenn ihm langweilig ist. Ferrari-Rennleiter Jean Todt: „Typisch für Kimi Räikkönen ist, dass er sensationelle Rundenzeiten zaubert, wenn es anfängt, ihm zu langweilen, also zum Beispiel, wenn er klar und deutlich in Führung liegt.“ Dabei, so Todt „ ist es egal, ob die Reifen hinüber sind, der Tank ganz voll, die Streckenverhältnisse schlechter oder was auch immer: Er fährt dann nicht selten die Schnellste Rennrunde.“ Typisch für Kimi Räikkönens Fahrweise: Er weiß genau, wann er überholen kann und wann nicht. Räikkönen sucht nicht nach jeder auch nur kleinsten Lücke. Er geht überlegt vor, kann dennoch den Gegner überraschen. Aber er versucht nichts mit Biegen und Brechen, er riskiert in keiner Situation einen Unfall, egal wie aussichtslos die Situation, oder egal, wie wichtig der Sieg wäre, und sowieso egal, gegen welchen Fahrer der Kampf geht.
Seine coole Art brachte Kimi Räikkönen seinen Spitznamen ein, nämlich Iceman, zu Deutsch Eismann. Natürlich auch eine Andeutung an seine Herkunft aus Finnland. Erstmals nannte Ron Dennis diesen Namen. Kimi gefiel der Name, also ließ er sich auf seinem Helm Iceman eingravieren. Bei einem Rennen in Monaco ließ McLaren Mercedes einen F1-Rennwagen aus Eis bauen, in dem sich Kimi Räikkönen reinsetzte. Das Eisgebilde glich dem McLaren-Renner stark, lediglich die Sponsoren fehlten. Sogar der Mercedes-Stern war im Auto eingemeißelt. Weniger kühl war Kimi Räikkönen jedoch nach einen seiner zahlreichen Ausfällen. Keiner der aktuellen Fahrer hatte so viele technische Pannen zu beklagen, wie Räikkönen. Er fiel oft in Führung liegend aus, verlor dadurch auch 2 Weltmeisterschaften. Oftmals ging auch sein Mercedes-Motor hoch, und dann auch das Temperament von Räikkönen. Die Bilder wiederholen sich: Räikkönens Auto bekam Feuer unter dem Hintern, und dann scheinbar Räikkönen: Jedenfalls schubste er gerne Streckenposten weg, die ihm helfen wollten, auch Mal etwas härter.
Kimi Räikkönen hat eine andere Einstellung zum Sport, als die meisten aktuellen Fahrer der Neuzeit. Ein Michael Schumacher hat fast den ganzen Tag über trainiert, jeden Tag, 7 Tage in der Woche, egal ob Sonntag, Feiertag, Weihnachten, Geburtstag oder Ostern. Er ernährte sich gesund, viele Fahrer bekommen schon einen eigenen Ernährungsplan. Obst, Gemüse, kein Alkohol und schon gar kein Nikotin. Viele Teamchefs können nicht einmal hinschauen, wenn sich der Fahrer eine Siegeszigarre gönnt. Ron Dennis zum Beispiel ist ein solcher Typ. In welcher Art und Weise er Lewis Hamilton für die Formel-1 aufbaute, ist beeindruckend, fast wie gezüchtet. Und so ist Hamilton ein Räikkönen-Nachfolger, der von der Person Räikkönen gar nichts hat. Räikkönen ist bis in die Puppen auf Partys zu Gast, trinkt nicht minder oft einen über den Durst. Da kommt es schon Mal vor, dass er im Glamour der Formel-1 vor Journalisten unglücklich agiert. Beispielsweise sturzbesoffen von einer Yacht im Hafen von Monaco stürzt. Dennis konnte er damit zur Weißglut bringen, doch aufhalten konnte der Brite Räikkönen nicht. Für Räikkönen ist Formel-1 die perfekte Welt, schnelle Autos, schöne Frauen, Partys überall wo das Auge reicht. „Ich mag nur die Presse nicht“, gesteht Räikkönen. „Ohne die ganzen Journalisten wäre die Formel-1 genau das, was ich für immer machen will.“
Kimi Räikkönens flotter Weg in die F1
Bis Kimi Räikkönen jedoch in die Formel-1 kam, musste er einen mühsamen Weg durch die Motorsportnachwuchsserien gehen. Bei Räikkönen war der Weg aber erstaunlich kurz: 1988 begann Kimi Räikkönen mit dem Kartfahren, zunächst nur in Finnland. Ab 1991 kam es dann zu den ersten internationalen Rennen, obwohl Kimi Räikkönen noch in einem recht jungem Alter war. 1998 kam dann der bedeutende Sieg in der obersten finnischen Kartserie Formel-A. Fortan ging alles recht schnell: Denn dadurch wurden David und Steve Robertson auf Kimi Räikkönen aufmerksam, der vor allem in Monaco ein sensationelles Kartrennen gefahren war. Zwar flog er gleich in der ersten Runde durch eine Kollision raus, Kimi fuhr jedoch weiter. Leider auf der falschen Seite der Leitplanke. Kimi wuchtete das Kart über die Leitplanken, fuhr weiter und wurde noch starker 3. David und Steve managten fortan Kimi Räikkönen.
Mittlerweile haben die beiden Robertson mit Kimi Räikkönen ein eigenes Rennteam in der britischen Formel-3. Nach der Saison 2004 setzten sich Steve Robertson und Kimi Räikkönen zusammen und begannen die Planungen eines eigenen Formel-3 Teams. Schon 2005 schickte man das Team in der britischen F3 an den Start. Der Rennstall wurde neben der McLaren-Fabrik in Woking angesiedelt und wird von Anthony Hieatt gemanagt. Bereits in der ersten Saison konnte Dan Clarke, mittlerweile bei Minardi in der ChampCar unterwegs, ein Rennen gewinnen. Die Saison 2006 wurde zum großen Erfolg: Der Brite Mike Conway, Formel-1 Testfahrer bei Honda, wurde Meister. Auch Bruno Senna, der Neffe des 3-maligen Formel-1 Weltmeisters Ayrton Senna, gewann für Räikkönen Robertson Racing einige Rennen. Die Saison 2007 wurde für das Team weniger erfolgreich: Stephen Jelley, der bereits 2006 für Kimi Räikkönen fuhr, wurde hinter dem Meister Marco Asmer (Hitech) und dem Deutschen Marco Engel (Carlin) Gesamt-3. Neben Jelley gewannen auch Jonathan Kennard, sowie der Finne Atte Mustonen Rennen für den Rennstall.
Räikkönen Robertson Racing: Alle Siege in der britischen F3:
Castle Combe 2005: Dan Clarke (GBR) vor Alvaro Parente (Carlin, Dallara Mugen Honda)
Oulton Park 2006: Bruno Senna (BRA) vor Stephen Jelley (Räikkönen Robertson, Dallara Mercedes)
Oulton Park 2006: Bruno Senna (BRA) vor Christian Bakkerud (Carlin, Dallara Mugen Honda)
Donington 2006: Bruno Senna (BRA) vor James Walker (Hitech, Dallara Mercedes)
Donnington 2006: Mike Conway (GBR) vor Marco Engel (Carlin, Dallara Mugen Honda)
Mondello 2006: Bruno Senna (BRA) vor Mike Conway (Räikkönen Robertson, Dallara Mercedes)
Snetterton 2006: Mike Conway (GBR) vor James Jakes (Hitech, Dallara Mercedes)
Snetterton 2006: Mike Conway (GBR) vor Oliver Jarvis (Carlin, Dallara Mugen Honda)
Silverstone 2006: Mike Conway (GBR) vor Bruno Senna (Räikkönen Robertson, Dallara Mercedes)
Silverstone 2006: Mike Conway (GBR) vor Yelmer Buurman (Fortec, Dallara Mercedes)
Brands Hatch 2006: Mike Conway (GBR) vor Marco Engel (Carlin, Dallara Mugen Honda)
Mugello 2006: Bruno Senna (BRA) vor Oliver Jarvis (Carlin, Dallara Mugen Honda)
Silverstone 2006: Mike Conway (GBR) vor Oliver Jarvis (Carlin, Dallara Mugen Honda)
Silverstone 2006: Mike Conway (GBR) vor Bruno Senna (Räikkönen Robertson, Dallara Mercedes)
Spa 2007: Jonathan Kennard (GBR) vor Marco Engel (Carlin, Dallara Mercedes)
Thruxton 2007: Stephen Jelley (GBR) vor Jonathan Kennard (Räikkönen Robertson, Dallara Mercedes)
Thruxton 2007: Atte Mustonen (FIN) vor Niall Breen (Carlin, Dallara Mercedes)
Croft 2007: Stephen Jelley (GBR) vor Sam Bird (Carlin, Dallara Mercedes)
1999 fuhr Kimi Räikkönen seine ersten Formel-Rennen, und zwar für Manor in der Formel-Renault. Dabei war er eine Klasse für sich: Er gewann die Winterserie von 1999 auf 2000 mit 4 Siegen aus 4 Rennen. Vizemeister Adam Jones aus Großbritannien und der Rest des Feldes hatten nicht den Hauch einer Chance gegen den neuen fliegenden Finnen. Und dann gewann er 2000 auch noch die Meisterschaft in der britischen Formel-Renault vor Ryan Dalziel, der 2007 für Pacific Coast in der ChampCar fuhr. Räikkönen gewann die Meisterschaft mit 7 Siegen aus 10 Rennen! Auch in der europäischen Serie fuhr er 2 Rennen mit, gewann beide und wurde dadurch noch Gesamt-7. Meister wurde damals sein jetziger Ferrari-Teamkollege Felipe Massa für Cram.
britische Formel-Renault Meisterschaft 2000
1. Kimi Räikkönen (FIN), Manor: 316 Punkte
2. Ryan Dalziel (GBR), DFR: 260
3. Tom Sisley (GBR), Motaworld: 227
4. John Dalziel (GBR), DFR: 199
5. Carl Breeze (GBR), Aztec: 195
6. Charles Hall (GBR), Aztec: 191
7. Marc McLoughlin (GBR), Falcon, Motaworld: 191
8. Leighton Walker (GBR), Motaworld: 190
9. Jeffrey Jones (USA), Manor: 177
10. Danny Watts (GBR), Manor: 153
Lizenzprobleme für die Formel-1
Außer seinen Kartrennen fuhr Kimi Räikkönen also bis zu seinem Formel-1 Debüt in Australien 2001 nicht einmal 3 Dutzend Formelrennen. Den Namen Kimi Räikkönen kannten die Formel-1 Teamchefs damals noch nicht, auch Peter Sauber nicht, bei dessen Team, was mittlerweile BMW Sauber heißt, Räikkönen zuerst anheuerte. Sauber erzählt: „Dass ich auf Kimi aufmerksam wurde, war nur Steve Robertson zu verdanken. Er war damals sein Manager und ging mir mit den angeblich so supperstarken Finnen derart lange auf die Nerven, bis ich einknickte und Räikkönen einen Test gab.“ Doch damit nicht genug: Steve Robertson, der selbst eine lange Karriere als Fahrer vorzuweisen hat (wurde 1990 mit Bowman Racing und einem Ralt VW Gesamt-3. in der britischen Formel-3, gewann 1994 die Indy Light Series mit Tasman Motorsport, ging zurück nach Großbritannien und fuhr in einem Ford noch Rennen zur britischen Tourenwagenmeisterschaft) und bereits Jenson Button in die Formel-1 gebracht hat, war weiterhin arrogant und forderte für Räikkönen gleich 3 Testtage ein! Eigentlich ist Peter Sauber nie der Freund von aufdringlichen Managern gewesen – übrigens auch ein Grund, warum er Lewis Hamilton nie verpflichtet hat; sein Vater und Manager Anthony Hamilton war zu aufdringlich –, doch Sauber willigte ein und ließ Kimi Räikkönen 3 Tage im italienischen Mugello testen. Räikkönen konnte Sauber und den Technischen Direktor Willy Rampf überzeugen und man gab ihm einen Vertrag für 2001.
Damit hatte Räikkönen aber erst die kleinen Hürden hinter sich, denn die Verpflichtung des mittlerweile 29. Formel-1 Weltmeister der Grand Prix Geschichte, brachte für Sauber Petronas viel Ärger ein. Hauptsponsor Red Bull, inzwischen mit einem eigenem Team in der F1 vertreten, hatte einiges mitzureden in der Fahrerwahl. Und Red Bull-Talentförderer Dr. Helmut Marko – der Österreicher fuhr 1971 und 1972 insgesamt 9 WM-Rennen für das Team von Jo Bonnier, sowie für BRM – schwor auf den Brasilianer Enrique Bernoldi. Sauber war aber gegenüber Bernoldi stets abgeneigt. Zunächst wollte er eher einen erfahreneren Fahrer neben Nick Heidfeld verpflichten, dann überzeugte ihn Kimi Räikkönen einfach mehr. Red Bull kürzte die Sponsorengelder für Sauber erheblich und zahlte Bernoldi bei Arrows ein. Alle erfahrenen Fahrer sagten Sauber ab: Bei Pedro de La Rosa gab es Probleme mit den Sponsoren (sein Sponsor Repsol und Sauber-Sponsor Petronas waren konkurrierende Ölfirmen), Jos Verstappen blieb bei Arrows, Ricardo Zonta entschied sich für den Testfahrerjob bei Jordan Honda und Pedro Diniz übernahm mit seinem Vater Abílio dos Santos Diniz 40% des Prost-Rennstalls.
Also beantragte Sauber eine F1-Superlizenz für Kimi Räikkönen, was sich zu einem großen Problem entwickelte. Räikkönen erfüllte keine einzige Bedingung für den Erhalt der Superlizenz, also wurde der Antrag von Sauber in Erster Instanz abgelehnt. Sauber legte Protest ein, immerhin erfüllte auch Jenson Button ein Jahr zuvor diese Kriterien nicht, dennoch durfte er bei BMW Williams fahren. Der Fall ging vor das World Motorsport Council, dem Schiedsgericht. Dort enthielt sich lediglich der FIA-Präsident Max Mosley der Stimme, plädierte aber heftigst gegen Kimi Räikkönen, während alle anderen für den Erhalt der Superlizenz stimmten, darunter auch Räikkönens spätere Teambosse Ron Dennis und Jean Todt.
Probleme mit der Superlizenz gab es nicht das erste Mal: 1979 sollte Tiff Needell für Ensign Ford fahren, bekam aber keine F1.Lizenz. So kam es, dass der Brite erst 1980 beim Belgien GP ein Rennen für Ensign Ford. Es blieb sein einziges F1-WM Rennen. 1981 war für den Brasilien GP der Kolumbianer Ricardo Londoño-Bridge in einem Ensign Ford gemeldet. Doch da ihm die FIA keine Erlaubnis erteilte, fuhr Ensign nur mit dem Schweizer Marc Surer. Letztlich blieb es die einzige Meldung für Londoño-Bridge. Fulvio Ballabio sollte 1984 für Spirit Hart fahren. Er fädelte auch einen Deal mit Disney Gelder ein. Doch weil er keine Lizenz bekam, verschwanden auch die Disney-Gelder. Durch diese Gelder wollte Spirit für das 2. Cockpit einen Star verpflichten. In Rio de Janeiro drehte Emerson Fittipaldi seine Runden im Micky Maus-Spirit Hart. Auch Pascal Fabre bekam bei Spirit für 1984 keine Superlizenz. 1985 wollte Alessandro Nannini das erste Jahr für Minardi in der Formel-1 bestreiten, doch der Italiener bekam keine Superlizenz. Beim Australien GP desselben Jahres sollte Geoff Brabham, der Sohn von F1-Rennlegende Jack Brabham, für das Brabham-Team fahren. Doch Brabham bekam erst 1988 eine F1-Superlizenz, doch dann hatte er keine F1-Ambitionen mehr. Beim Australien GP 1985 sollte der Australier Bap Romano für Tyrrell fahren, aber auch das scheiterte an der F1-Superlizenz. Der Brasilianer Marco Greco sollte 1990 für EuroBrun Judd fahren, bekam jedoch keine Lizenz. Akihiko Nakaya sollte 1992 für Brabham fahren, bekam aber keine Superlizenz. Wie bereits 5 Jahre zuvor Thomas Kaiser im gleichen Team. Für die Saison 1995 wollte Pacific Ford eigentlich Paulo Carcasci verpflichten. Der Brasilianer war für den Brasilien GP auch gemeldet, doch die FIA erteilte ihm keine Freigabe, ebenso wie der Japaner Kazumi Yamamoto, der ebenfalls bei Pacific die letzten 3 Saisonrennen bestreiten sollte. Bei Forti Ford bekam Hideki Noda im gleichen Jahr keine Superlizenz. Auch Michael Andretti hatte oftmals Probleme: Das Haas Lola Team wollte den verletzten Patrick Tambay beim USA GP 1986 mit Michael Andretti ersetzen, doch die FIA gab dem US-Amerikaner genauso wenig eine Lizenz wie 1990, als er für den verletzten Alessandro Nannini bei Benetton fahren sollte
Formel-1 Debüt mit Sauber
Formel-1 Debüt mit Sauber
Kimi Räikkönen bekam also seine Superlizenz, allerdings nur auf Bewährung: Nach dem Imola GP hätte Räikkönen wieder aus der Formel-1 aussteigen sollen, wenn die Resultate nicht stimmten. Doch die Resultate stimmten, und wie: Bereits beim Saisonauftakt in Australien holte sich Räikkönen mit Rang 6 seinen ersten WM-Punkt. Sauber Petronas überraschte aber auch: Während man 2000 noch meist hinterherfuhr, konnte man 2001 gelegentlich sogar die großen 3 Topteams ärgern. Es sollte das beste Jahr für die Teamgeschichte werden, erst durch die sensationelle Saison 2007 verbessert, mittlerweile jedoch als Werksteam von BMW. 2001 stellte Sauber mit Nick Heidfeld und Kimi Räikkönen ein sehr junges Fahrerpaar, doch das brachte Erfolg: Beim Brasilien GP düste Heidfeld als 3. sogar auf das Podest, und das ganz mit eigener Leistung, nicht durch besonders vielen Ausfällen. Dennoch waren die Wetterbedingungen in dem Rennen sehr schwierig, teilweise regnete es. Für den jungen Kimi Räikkönen waren die Bedingungen zu schwierig: Er drehte sich ins Aus. Der einzige Fehler in den 4 Bewährungsrennen, auch wenn er 2-weitere Mal ausfiel, beide Male jedoch unverschuldet durch technische Pannen. Unter Druck setzen ließ sich Räikkönen nicht.
Beim Spanien GP schlug Räikkönen Teamkollege Heidfeld das erste Mal im Qualifying. Insgesamt sollte dies 5-mal passieren im Laufe der F1-Saison 2001. Insgesamt war Heidfeld mit seiner Erfahrung aus einer Saison mit Prost Peugeot der konstantere Fahrer der beiden Sauber-Piloten, auch im Punktesammeln. Dennoch war die Ausbeute von Räikkönen beachtlich: 9 Punkte bedeuteten immerhin Rang 10 in der Gesamtwertung. Recht starke Rennen fuhr Räikkönen in Österreich und Kanada, als er jeweils 4. wurde – sein bestes Resultat in der Saison 2001. Es gab aber auch einen Schreckensmoment, nämlich beim Saisonfinale zum GP von Japan. Räikkönen hatte einen schweren Unfall mit dem Jordan Honda Pilot Jean Alesi. Beide kollidierten und krachten gegen die Reifenstapel. Zum Glück blieben beide unverletzt. Der Schrecken saß jedoch tief. Es war einer der schwersten Unfällen von Kimi Räikkönen. Und das zeichnet seine Karriere aus: Er hatte schon mehrere, teilweise auch recht heftige Unfälle in der Formel-1.
Die guten Leistungen von Kimi Räikkönen ließen auch einige andere Teamchefs aufmerksam auf ihn werden, und zwar auch aus Topteams. Ferrari und McLaren Mercedes wollten Räikkönen verpflichten. Die Gespräche mit McLaren Mercedes wurden recht bald aber deutlich intensiver. Besonders in Deutschland gab es Kritik an McLaren: Obwohl Heidfeld bei Sauber etwas besser war, verpflichtete man Räikkönen, obwohl Heidfeld jahrelang von McLaren Mercedes gefördert wurde und der Deutsche auch Testfahrer dort war. An Prost und Sauber wurde Heidfeld ja eigentlich nur ausgeliehen. Auch Alexander Wurz, der Testfahrer bei McLaren Mercedes, wurde nicht befördert. Der Österreicher hatte zwar schon einen unterschriftsreifen Vertrag vorliegen, doch besonders Mika Häkkinen kümmerte sich darum, dass Räikkönen den Platz bekam. Häkkinen, der bislang letzte Weltmeister für McLaren Mercedes verstand sich prächtig mit seinem Landsmann Räikkönen. Im Nachhinein muss man McLaren Mercedes Recht geben: Es war genau die richtige Entscheidung Räikkönen zu verpflichten.
Räikkönen wollte zu McLaren Mercedes und zeigte Peter Sauber keinen besonderen Dank für seine Mühen, den Finnen bereits 2001 in die Formel-1 zu hieven. „Er schrieb mir einfach einen Brief, bedankte sich halbherzig und schrieb, dass er zu McLaren Mercedes will“, erinnert sich der Schweizer Peter Sauber. Sauber wollte Räikkönen natürlich zunächst nicht ziehen lassen, doch „der 2. Brief war dann weniger freundlich“, schmunzelt Sauber, der in seiner Laufbahn bereits mit einigen Nachwuchsstars zusammengearbeitet hat, darunter Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen oder Karl Wendlinger. Sauber konnte Kimi Räikkönen nicht halten, also wechselte Räikkönen 2002 als Teamkollege von David Coulthard zum britisch-deutschen Rennstall. Sauber bekam zumindest eine Ablösungssumme von schätzungsweise 10 Millionen Dollar.
WM-Chancen mit McLaren Mercedes
Bei McLaren Mercedes war er anfangs im Schatten von David Coulthard, der sich als der Routenier erwies. Die Saison 2002 war noch nicht ganz so toll, wie sich das Kimi Räikkönen vorgestellt hatte, denn es gab tatsächlich nur 6 Rennen, in denen alles problemlos funktionierte, aber daran musste sich Räikkönen schließlich gewöhnen. Die Saison begann aber mit einem Highlight für Kimi Räikkönen, nämlich als er gleich in seinem ersten Rennen für McLaren Mercedes das Podium erklimmen konnte. Dabei konnte er sich die Leute neben sich gut einprägen, denn er stand mit Sieger Michael Schumacher (Ferrari) und Juan Pablo Montoya (BMW Williams) auf dem Treppchen. Die 3 Fahrer sollten ein Jahr später um den WM-Titel kämpfen.
Das beste Resultat 2002 war Rang 2 beim Großen Preis von Frankreich. Doch all zu positiv ist das Ergebnis nicht: Eigentlich hätte Räikkönen hier seinen ersten F1-Triumph feiern können, doch gegen Ende des Rennens passierte ihm ein Missgeschick: Der Toyota-Motor von Allan McNish gab den Geist auf, direkt dahinter kam Räikkönen auf der ölverschmierten Strecke ins Rutschen. Ein Michael Schumacher lässt sich eine solche Chance nicht zweimal bieten: Er setzte sich neben Räikkönen, überholte ihn und gewann das Rennen. Dadurch feierte Schumacher einen historischen Erfolg: er zog mit seinem 5. Weltmeistertitel mit dem legendären Juan Manuel Fangio auf Platz 1 der Bestenliste gleich. Schumacher machte den Gewinn der Meisterschaft schon zu einem frühen Zeitpunkt der Saison klar, er hatte quasi keinen Verfolger. Der einzige, der vor dem Frankreich GP noch Titelchancen hatte, war ausgerechnet Räikkönens Teamkollege David Coulthard. Es blieb nicht das einzige Mal, dass Räikkönen und Schumacher direkt in einem Rad-an-Rad-Duell aufeinander trafen.
Bereits zum Ende des Jahres lief der WM-6. Coulthard Schritt für Schritt den Rang ab. Das neue Qualifyingsystem, das Einzelzeitfahren, gab Coulthard dann den endgültigen Todesstoß und Räikkönen wurde zur klaren Nummer 1 im Team. Nicht falsch verstehen: Räikkönen hatte keinen #1-Status, er war einfach der bessere Fahrer, auch wenn Coulthard zunächst noch das Auftaktrennen in Australien gewinnen konnte, sein bislang letzter Formel-1 Sieg. Räikkönen legte aber schon in Malaysia nach und feierte seinen ersten F1-Sieg vor Ferrari-Pilot Rubens Barrichello und Fernando Alonso im Renault.
Alle F1-Siege von Kimi Räikkönen
Malaysia 2003: Vor Rubens Barrichello (Ferrari)
Belgien 2004: Vor Michael Schumacher (Ferrari)
Spanien 2005: Vor Fernando Alonso (Renault)
Monaco 2005: Vor Nick Heidfeld (BMW Williams)
Kanada 2005: Vor Michael Schumacher (Ferrari)
Ungarn 2005: Vor Michael Schumacher (Ferrari)
Türkei 2005: Vor Fernando Alonso (Renault)
Belgien 2005: Vor Fernando Alonso (Renault)
Japan 2005: Vor Giancarlo Fisichella (Renault)
Australien 2007: Vor Fernando Alonso (McLaren Mercedes)
Frankreich 2007: Vor Felipe Massa (Ferrari)
Großbritannien 2007: Vor Fernando Alonso (McLaren Mercedes)
Belgien 2007: Vor Felipe Massa (Ferrari)
China 2007: Vor Fernando Alonso (McLaren Mercedes)
Brasilien 2007: Vor Felipe Massa (Ferrari)
Es sollte sein einziger Sieg in der Formel-1 Saison 2003 bleiben, trotzdem blieb er bis zuletzt ein heißer Kandidat auf den WM-Titel. Räikkönen zeigte eine unglaubliche Konstanz, obwohl ihm doch einige Steine in den Weg gelegt wurden: Zunächst musste Kimi Räikkönen die gesamte Saison über mit einer Weiterentwicklung des Vorjahresauto fahren, der eigentlich für die Saison 2003 angedachte McLaren Mercedes MP4-18 wurde lediglich getestet. McLaren Mercedes wollte das Auto zwar einsetzen, doch die Deadline für das GP-Debüt des Renners wurde immer weiter nach hinten geschoben. Letztlich kam es gar nicht. Außerdem war der Mercedes-Motor nicht der zuverlässigste Motor im Feld. Das Problem betraf nur einmal das Rennen, nämlich beim Europa GP, als er souverän in Führung liegend mit Motorschaden ausrollte, viel öfter jedoch das Training. 2003 griff erstmals die neue Regel, dass ein Motor das gesamte F1-Wochende über halten muss, vom 1. Trainingskilometer am Freitag, bis hin zum letzten Rennkilometer am Sonntag. Damit hatte Mercedes so seine Schwierigkeiten. Und so musste Räikkönen mehrmals von hinten starten, denn die Strafe für einen Motorschaden war die Zurückversetzung um 10 Startplätze in der Startaufstellung.
Im Pulk zu starten, also weiter hinten, führt oftmals zu einem Problem, das da heißt, 1. Kurve. Beim GP von Spanien fiel Räikkönen der Startphase zum Opfer. Von Rang 20 startend fuhr er auf den stehen gebliebenen Jaguar Ford von Antonio Pizzonia auf. Das Rennen war damit beendet. Aber auch, wenn man durch die ersten Kurven heil kommt: Die Chancen auf einen Podestplatz sind von so weit hinten stark dezimiert. Kollisionen und Unfälle beim Start, kann es nämlich auch im Spitzenfeld geben, so geschehen beim Deutschland GP. Damals gab es eine Massenkollision die dadurch ausgelöst wurde, dass Räikkönen und BMW Williams Fahrer Ralf Schumacher den Ferrari von Rubens Barrichello in die Zange genommen haben. Räikkönen schlug bei dem Crash heftig in die Reifenstapel ein, blieb aber glücklicherweise unverletzt.
Es gab aber auch eine weitere kuriose Szene um Kimi Räikkönen in der Saison 2003. Und zwar beim Brasilien Grand Prix. Es war ein Chaosrennen, bei dem auf regennasser Piste zahlreiche Fahrer ins Aus trudelten. Räikkönen aber blieb cool: Er führte das Rennen bis fast zum Schluss an. In der 52. Runde konnte Giancarlo Fisichella im unterlegenem Jordan Ford Räikkönen überholen und in Führung gehen. Das war damals möglich, weil die Bridgestone-Reifen im Regen einen klaren Vorteil gegenüber den Michelin-Pneus hatten, zumindest in der angesprochenen Phase des Rennens. Jordan fuhr eben mit Bridgestone, McLaren Mercedes mit Michelin. Kurios wurde es dann aber, als das Rennen in der 54. Runde das Rennen vorzeitig abgebrochen wurde – nach 2 schweren Unfällen von Mark Webber (Jaguar Ford) und Fernando Alonso (Renault). Räikkönen wurde zum Sieger des Rennens erklärt, weil das Reglement besagt, dass bei einem Abbruch das Resultat 2 Runden vor dem Abbruch offiziell ist, und da hätte Räikkönen noch geführt. Also wurde Räikkönen zum Sieger erklärt, während Fisichellas Motor direkt nach dem Rennen heftig Feuer fing. Noch nach der Siegerehrung wurden alle Zeitlumpenstudien ausgewertet und siehe da: Zum Zeitpunkt des Abbruchs hat Fisichella die Ziellinie bereits überkreuzt, war also bereits in der 55. Runde, also wurde das Ergebnis korrigiert, Fisichella wurde zum Sieger erklärt, Räikkönen musste sich mit Platz 2 zufrieden geben.
Beim folgendem Rennwochenende in Imola gab es die Pokalübergabe von Räikkönen an Fisichella. Zähneknirschend meinte Räikkönen: „Wenn die Weltmeisterschaft nicht gerade um 2 Punkte gegen mich entschieden wird, ist mir das egal!“ War Räikkönen Hellseher? Am Ende fehlten ihm genau 2 Punkte auf Michael Schumacher! Allerdings: Auch die 2 Punkte in Brasilien hätten Räikkönen nicht weitergeholfen, weil bei Punktegleichstand der Fahrer zum Weltmeister erklärt wird, der mehr Siege in der Saison gesammelt hat, und das war 2003 Schumacher. Wenn man jeder bedenkt, dass Räikkönen öfters Probleme mit dem Motor hatte, etwa der Ausfall am Nürburgring zum Europa GP, wird klar: Räikkönen hätte 2003 auch Weltmeister werden können.
Und diese WM-Chance gab es auch 2 Jahre später wieder, dieses Mal hieß der Gegner Fernando Alonso, der einen Renault fuhr und wie Räikkönen in der Saison 2001 sein Formel-1 Debüt gab. Die Zwischensaison 2004 ist rasch erzählt: Räikkönen und Teamkollege Coulthard blieben oft mit rauchendem oder sogar brennendem Heck stehen. Ein klares Anzeichen für einen Motorschaden. Es wurde die schwerste Saison für McLaren Mercedes seit Jahren. Selbst wenn der Motor hielt: Das Auto war gerade Mal für Plätze um Rang 10 zu gebrauchen. Erst als ab dem Frankreich GP eine B-Version des völlig verkorkstem Rennwagens kam, war Kimi Räikkönen wieder bei der Musik. Ganz fehlerfrei war auch der MP4-19B nicht, immerhin hatte er noch 3 Aisfälle zu beklagen, aber immerhin: Beim Belgien GP könnte er sogar noch ein Rennen gewinnen und verhinderte damit, dass McLaren Mercedes erstmals seit 1996 sieglos blieb. Damals holte sich Michael Schumacher mit Platz 2 übrigens seinen letzten seiner 7 WM-Titel.
Die Schumacher-Fans erwiesen sich jedoch nicht als sehr fair: Als Räikkönen beim Deutschland GP der Heckflügel brach und er in die Reifenstapel flog, jubelten die Ferrari-Fans auf den Tribünen. Räikkönen jagte damals Michael Schumacher und setzte ihn gehörig unter Druck. Bereits in Spanien 2002 brach Räikkönen der Heckflügel. Solche Unfälle sind gefährlich, der Fahrer ist meist nicht draufgefasst, das Auto wird unkontrollierbar. Bremsen ist unmöglich, weil das Auto sich sofort querstellt. Genauso wenig ist Lenken unmöglich.
2005 aber war Räikkönen wieder bei der Musik und es kam zum Titelduell mit Alonso. Das Duell war aber mehr ein Fernduell: Während Kimi Räikkönen meist der schnellere der beiden war, hatte er aber das unzuverlässigere Auto und schied 2-Mal mit Defekt aus, musste auch 3-mal 10 Startplätze zurück, weil er den Motor vorzeitig wechseln musste. Alonso dagegen fuhr im etwas langsameren, aber deutlich zuverlässigerem Renault und sammelte fleißig Punkte. Zu den 2 Ausfällen von Räikkönen kam noch ein weiterer spektakulärer Ausfall beim Europa GP. Damals brach Räikkönen die Aufhängung und er räumte fast noch den BAR Honda von Jenson Button ab. Der Bruch der Aufhängung war auf einen Bremsplatten zurückzuführen, den sich Räikkönen durch einen Fahrfehler holte. Verbremst sich ein Fahrer, bleibt oft der Reifen stehen. Auf einer Seite des Reifens wird dabei viel Gummi abgetragen, im Fall von Räikkönen derart viel Gummi, dass der Reifen zu Eiern begann. Das Auto wurde dadurch Vibrationen ausgesetzt, die Radaufhängung hielt dieser nicht mehr stand. Das Unglaubliche: Der Bruch passierte in der allerletzten Runde des Rennens! McLaren Mercedes wollte Räikkönen bereits an die Box holen, was ihm 2 oder 3 Positionen gekostet hätte, so verlor Räikkönen alles. Doch Räikkönen und McLaren Mercedes pokerten und riskierten alles. Am Ende gab es dafür natürlich Kritik, aber nicht nur über die eigene Blödheit, sondern auch, weil man dadurch das Leben anderer Fahrer aufs Spiel gesetzt hat, nämlich jenes von Button. Nur um Haaresbreite hat Räikkönen Button nicht mitschifts mitgenommen.
Räikkönen beteiligt an tollen Überholmanövern
Ein Höhepunkt der Saison war sicher der Sieg beim Japan GP, als genau das Gegenteil passierte. Kimi Räikkönen holte sich mit einem atemberaubenden Überholmanöver gegen Renault-Pilot Giancarlo Fisichella den Sieg in der letzten Runde! Es war ein Überholmanöver, für das die Experten für Kimi Räikkönen klatschten. Ebenso atemberaubend wie Räikkönen Fisichella überholt hat, wurde er circa ein Jahr später selbst überholt, und zwar von Michael Schumacher beim Saisonfinale in Brasilien. Es war das letzte Rennen für Schumacher, in dem er durch Kollisionen und Pannen immer wieder zurückgeworfen wurde. Schumacher startete jedoch eine tolle Aufholjagd und überholte Räikkönen sensationell. Es war eines der besten Überholmanöver in Schumis Geschichte. Bereits damals war klar, dass Räikkönen der Nachfolger von Michael Schumacher bei Ferrari werden würde.
Der Weggang von McLaren Mercedes war für Kimi Räikkönen so gut wie besiegelt. Es war wieder eine schwache Saison. Mit Ferrari und Renault konnte McLaren Mercedes nie mithalten. Was Räikkönen in Belgien 2004 verhinderte, traf nun 2006 ein: McLaren Mercedes beendete die Saison ohne einen einzigen Sieg! Dafür gab es umso mehr Pannen: 4 Unfälle, darunter 2 bereits am Start. Bitter war vor allem der Startcrash beim USA GP. Denn Räikkönen und sein Teamkollege Juan Pablo Montoya lösten mit einer Kollision einen Massenunfall aus, in Folge dessen sich der frühere Teamkollege von Räikkönen, Nick Heidfeld, mit seinem BMW Sauber spektakulär überschlug. Für Montoya war dies das endgültige Aus bei McLaren Mercedes. Für ihn kam Pedro de La Rosa, der Testfahrer, der Räikkönen nur selten gefährlich wurde. Als De La Rosa im Regenrennen von Ungarn seine Sternstunde hatte und 2. wurde, hatte Räikkönen einen neuen Tiefpunkt, als er in der Gischt auf den Toro Rosso Cosworth von Vitantonio Liuzzi auffuhr und dabei über das Heck kletterte.
Kimi Räikkönen wurde bei McLaren Mercedes rennmüde, verhandelte für 2007 mit Ferrari und Renault. Die Gespräche mit Ferrari kamen bald zum Abschluss, wurde aber erst beim Italien GP bekannt gegeben. Nachdem lange nicht klar war, ob Michael Schumacher tatsächlich den Helm an den Nagel hängen sollte, und ob nicht doch noch MotoGP-Champion Valentino Rossi zu Ferrari kommt, wurde Räikkönen auch immer wieder mit Renault in Verbindung gebracht.
Räikkönens WM-Jahr 2007
Kimi Räikkönen aber fuhr letztendlich 2007 für Ferrari. Das Jahr war zu Beginn nicht unproblematisch. Felipe Massa, der zuvor schon Michael Schumacher auf Trapp gehalten hatte, war oftmals der schnellere Fahrer der beiden Ferraris. Dennoch sorgte Kimi Räikkönen für einen tollen Auftaktsieg in Australien, als Ferrari ein überlegenes Auto hatte, Felipe Massa durch technische Pannen jedoch bereits im Qualifying um alle Siegchancen gebracht wurde. Technische Defekte musste Kimi Räikkönen auch 2 verkraften, und das an aussichtsreichen Positionen, während die beiden McLaren Mercedes von Lewis Hamilton und Fernando Alonso wie ein Uhrwerk liefen.
Die Saison wurde vom Zweikampf Hamilton gegen Alonso geprägt, sowie von den ganzen Skandalen um Alonso und McLaren Mercedes, unter anderem natürlich die Spionageaffäre. Kimi Räikkönen verschwand bereits in der Versenkung. Als Michael Schumacher für den Geschmack einiger GP-Berichterstatter zu oft bei Rennen auftauchte, wurde an Gerüchten gefeilt, der blasse Räikkönen würde noch 2007 durch Schumacher ersetzt werden.
Als Wendepunkt im Titelkampf gilt aber der Frankreich GP, als Kimi Räikkönen seinen 2. Saisonsieg einfuhr. Fortan legte er eine fehlerfrei Restsaison hin, während Alonso und Hamilton sich immer mehr in Fehler trieben. Kleinere Rückschläge für Räikkönen, wie ein schwerer Trainingsunfall beim Italien GP, konnten Räikkönen nicht aus der Bahn werfen und so reiste Räikkönen mit 7 Punkten Rückstand auf Lewis Hamilton zum Saisonfinale nach Brasilien. Lewis Hamilton wurde durch einen Fahrfehler und technische Pannen zurückgeworfen, auch Fernando Alonso blieb blass. Also tauschten die beiden Ferrari-Fahrer die Positionen und Kimi Räikkönen gewann vor Felipe Massa das Rennen und auch den WM-Titel, mit einem Punkt Vorsprung auf Hamilton und Alonso! Räikkönen wurde damit zum 3. finnischen Weltmeister nach Keke Rosberg (1982 für Williams Ford) und Mika Häkkinen (1998&1999 für McLaren Mercedes), zum 29. Weltmeister überhaupt und zum 9. für die Scuderia Ferrari! Sein Vertrag mit Ferrari läuft noch bis Ende 2009.
Formel-WM Statistik: Kimi Räikkönen
4214 Führungskilometer (Rang 17 in der ewigen Bestenliste): 827 Führungsrunden
456 WM-Punkte (Rang 9)
121 Rennen (Rang 40)
48 Podestplätze (Rang 11): 17 2. Plätze, 16 3. Plätze
44 angeführte Rennen
25 Starts aus der ersten Reihe (Rang 21)
25 Schnellste Rennrunden (Rang 5)
15 Siege (Rang 14)
14 Pole Positions (Rang 16)
4-mal knapp außerhalb der Punkteränge (Rang 56)
1 WM-Titel (Rang 15)
1 Tripple (Rang 27)
Durchschnittliche Startposition: 6,541 (Rang 31)
Durchschnittlicher Rückstand auf Pole Position: 1,435% (Rang 8)
Siegquote: 12,397% (Rang 24)
Pole Position Quote: 11,475% (Rang 36)
Ausfallquote: 31,405% (Rang 59)
GP für Teams:
1. McLaren Mercedes (2002-’06): 87 GP
2. Sauber Petronas (2001): 17 GP
3. Ferrari (2007): 17 GP