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Ferrari Thinwall Special

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Beitrag Samstag, 09. Februar 2013

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Hat jemand mehr Details von Vanderwells eingesetzten Ferrari Thinwall Special?

Beitrag Samstag, 09. Februar 2013
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MichaelZ hat geschrieben:
Hat jemand mehr Details von Vanderwells eingesetzten Ferrari Thinwall Special?




Guy Anthony Vanderwall war als guter Brite ein Unterstützer der ersten BRM Bemühungen konnte sich allerdings mit dem seiner Meinung nach amateurhaften Tun innerhalb von BRM nicht anfreunden und gründete sein eigenes Team . Sein erster F1-Rennwagen war ein Ferrari ,den er nach seiner Firma Thin Wall Spacial nannte . Ursprünglich hatte er den Ferrari gekauft ,damit das junge BRM Team Erfahrungen im Wettkampfbetrieb sammeln konnte . Dem ersten Ferrari folgten weitere die dann vom Vanwall Team eingesetzt wurden ,wärend man ein eigenes 2 liter Projekt für die F2 entwickelte . Der eigene Wagen war fertig als die 2,5 Liter Formel kam und Vanwall fuhr mit diversen Motorenvarianten von 2,3 und 2,5 liter Motoren .
Zurück zu den Ferrari Thin Wall Special . die ersten beiden waren modifizierte Tipo 125 mit V12 Motoren .
Der erste wurde bereits 1949 von BRM gekauft und verfügte über einen einfachen Abgasturbolader . Der zweite wurde 1950 von Vanderwall erworben und verfügte über 2 Turbos.
Keines des Fahrzeuge enrsprach den Vorstellungen von Vanderwall . Der erste Tipo 125 wurde auf 4,5 liter Sauger umgebaut ,der zweite bekam ein umfangreiches Fahrwerkstuning und Scheibenbremsen verpasst .
Ein dritter erworbener Ferrari wurde insbesondere in der engl. F1 und der Formel Libre eingesetzt .

Beitrag Samstag, 09. Februar 2013

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Tony Vanderwell wäre eh mal ein eigenes Thema wert. Auf dem Gipfel des Erfolgs 1958 (WM) hörte er nach und nach auf. Hatte angeblich die Lust verloren und war gesundheitlich angeschlagen. Schade, ich denke aus Vanderwell hätte durchaus was werden können

Beitrag Dienstag, 02. April 2013

Beiträge: 1477
So ganz kann ich das nicht stehen lassen, und auf keinen Fall natürlich die "Abgasturbolader". Das waren wie damals üblich von der Kurbelwelle angetriebene Roots-Kompressoren. Zur Erinnerung, die F1 erlaubte damals alternativ 1.5-Liter-Kompressormotoren oder 4.5 Liter Sauger.

"Thinwall Special" hiessen die Autos übrigens wegen der von Vandervell hergestellten Motorlagerschalen, die zwar in Amerika erfunden wurden, aber Vandervell hielt die Lizenz für ganz Europa. Diese Kurbelwellengleitlager revolutionierten den Motorenbau, vorher gab es nur Weissmetallgusslager oder extrem aufwendige Kugel- bzw. Rollenlagerkonstruktionen.

Der erste TWS war der Ferrari-F1-Prototyp von 1948 mit der Chassisnummer 02C. Den hatte Ferrari aufgehübscht und 1949 an Vandervell als Neuwagen verkauft. Bereits beim ersten Einsatz in Silverstone gab das Teil allerdings den Geist auf, Vandervell liess den Ferrari sezieren und kam schnell dahinter, dass es eine alte Möhre war. Vor allem der Motor warf Fragen auf - abwohl Ferrari mittlerweile Kunde bei Thinwall war waren deren Lager noch nicht verbaut! Vandervell lud die Einzelteile auf einen LKW und liess sie nach Maranello karren, zusammen mit einem Brief, den sich der alte Enzo wohl hinter den Spiegel stecken konnte.

Trotzdem gab es im Folgejahr einen weiteren Deal zwischen Vandervell und Ferrari, aber wieder wurde "Altmetall" geliefert, wie üblich nit einer leicht abgeänderten Karosserie verschleiert. Unverständlich, denn Ferrari hätte ja wohl gewarnt sein müssen! Diesesmal der 1949er Tipo 125 mit der Chassisnummer 125-C-02, nun mit dem Doppelkompressor und dem längeren Radstand. Der hatte bei der Scuderia aber bereits ausgedient, denn dort hatte man bereits die DeDion-Hinterachse und den Saugmotor (noch als Tipo 275 und 340). Und wieder währte die Karriere des TWS No. 2 nur ein einziges Rennen, die International Trophy in Silverstone.

Wieder machte Vandervell Ferrari die Hölle heiss, mit dem Resultat, dass das Fahrzeug für 1951 umgebaut wurde, nun mit DeDion-Achse und 4.5-Liter-Saugmotor. Auch das war im Prinzip nur eine Notlösung, denn das Werksteam hatte da bereits den neuen Tipo 375.

Obwohl die Fahrerweltmeisterschaft 1952 mit F2-Wagen ausgetragen wurde schaffte es Ferrari Vanderwell einen weiteren ausgedienten Werkswagen anzudrehen, jetzt endlich ein "echter" Tipo 375. Klar, denn die brauchte man jetzt ja nicht mehr! In Grossbritannien gab es aber immer noch diverse F1- und FL-Rennen, so dass der TWS No. 4 dort noch bis 1953 im Einsatz war. Später fungierte er dann auch als Testwagen für die neuentwickelten Scheibenbremsen von Dunlop.

Erwähnenswert sicherlich noch die Tatsache, dass Ferrari die Fragmente des TWS No. 1 wieder zusammen schraubte, und 02C 1950 dann an Roberto Vallone verkaufte - natürlich als Neuwagen...!

Beitrag Dienstag, 02. April 2013
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Michael_Mueller hat geschrieben:
So ganz kann ich das nicht stehen lassen, und auf keinen Fall natürlich die "Abgasturbolader". Das waren wie damals üblich von der Kurbelwelle angetriebene Roots-Kompressoren. Zur Erinnerung, die F1 erlaubte damals alternativ 1.5-Liter-Kompressormotoren oder 4.5 Liter Sauger.

Stimmt ,Asche auf mein Haupt . Mit den Abgasen hatten die wenig zu tun

"Thinwall Special" hiessen die Autos übrigens wegen der von Vandervell hergestellten Motorlagerschalen, die zwar in Amerika erfunden wurden, aber Vandervell hielt die Lizenz für ganz Europa. Diese Kurbelwellengleitlager revolutionierten den Motorenbau, vorher gab es nur Weissmetallgusslager oder extrem aufwendige Kugel- bzw. Rollenlagerkonstruktionen.

Der erste TWS war der Ferrari-F1-Prototyp von 1948 mit der Chassisnummer 02C. Den hatte Ferrari aufgehübscht und 1949 an Vandervell als Neuwagen verkauft. Bereits beim ersten Einsatz in Silverstone gab das Teil allerdings den Geist auf, Vandervell liess den Ferrari sezieren und kam schnell dahinter, dass es eine alte Möhre war. Vor allem der Motor warf Fragen auf - abwohl Ferrari mittlerweile Kunde bei Thinwall war waren deren Lager noch nicht verbaut! Vandervell lud die Einzelteile auf einen LKW und liess sie nach Maranello karren, zusammen mit einem Brief, den sich der alte Enzo wohl hinter den Spiegel stecken konnte.

Trotzdem gab es im Folgejahr einen weiteren Deal zwischen Vandervell und Ferrari, aber wieder wurde "Altmetall" geliefert, wie üblich nit einer leicht abgeänderten Karosserie verschleiert. Unverständlich, denn Ferrari hätte ja wohl gewarnt sein müssen! Diesesmal der 1949er Tipo 125 mit der Chassisnummer 125-C-02, nun mit dem Doppelkompressor und dem längeren Radstand. Der hatte bei der Scuderia aber bereits ausgedient, denn dort hatte man bereits die DeDion-Hinterachse und den Saugmotor (noch als Tipo 275 und 340). Und wieder währte die Karriere des TWS No. 2 nur ein einziges Rennen, die International Trophy in Silverstone.

Wieder machte Vandervell Ferrari die Hölle heiss, mit dem Resultat, dass das Fahrzeug für 1951 umgebaut wurde, nun mit DeDion-Achse und 4.5-Liter-Saugmotor. Auch das war im Prinzip nur eine Notlösung, denn das Werksteam hatte da bereits den neuen Tipo 375.

Obwohl die Fahrerweltmeisterschaft 1952 mit F2-Wagen ausgetragen wurde schaffte es Ferrari Vanderwell einen weiteren ausgedienten Werkswagen anzudrehen, jetzt endlich ein "echter" Tipo 375. Klar, denn die brauchte man jetzt ja nicht mehr! In Grossbritannien gab es aber immer noch diverse F1- und FL-Rennen, so dass der TWS No. 4 dort noch bis 1953 im Einsatz war. Später fungierte er dann auch als Testwagen für die neuentwickelten Scheibenbremsen von Dunlop.

Erwähnenswert sicherlich noch die Tatsache, dass Ferrari die Fragmente des TWS No. 1 wieder zusammen schraubte, und 02C 1950 dann an Roberto Vallone verkaufte - natürlich als Neuwagen...!


Sehr interessant , danke für die ausführlichen "Lebensläufe" der einzelnen Autos

Beitrag Mittwoch, 03. April 2013

Beiträge: 45812
@Michael: Finde deine Beiträge immer unglaublich interessant. Vielleicht beteiligst du dich ja auch am Großprojekt Fahrerportraits aller GP-Fahrer mit einzelnen Anekdoten:)


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