1969 war für Ferrari ein schwieirges Jahre. Man kämpfte an einem halben Duzend Fronten - und nirgends lief es so richtig. Im Sommer wurde man von Fiat 'geschluckt'. Damit waren die gröbsten finanziellen Sorgen erst mal vom Tisch - viele Rennaktivitäten wurden aber in der Folge eingestellt (obwohl man im Hause Ferrari bis auf den heutigen Tag behauptet, dass Fiat KEINEN Einfluss auf die Rennaktivitäten nahm, bzw. nehmen durfte).
Eine der gecancelten Aktivitäten war (neben dem Tasman-Einsatz) die Formel 2. Die Ergebnisse vorher waren aber wauch so wenig berauschend dass ein Festhalten an dem Projekt schon eher Starrsinn geglichen hätte. Hier die Ergebnisse mit einigen Amnerkeungen im einzelnen:
07.04.1969 Thruxton
(11) Derek Bell, Ausfall
(12) Tino Brambilla, 6.
(15) Clay Regazzoni, 10.
Beim üblichen Rindt-Sieg konnte nur Regazzoni kurz im ersten Lauf überzeugen.
Zwei Bilder von Tino Brambilla in Thruxton
Regazzoni in Thruxton - Dank an torino für das Bild
13.04.1969 Hockenheim
(5) Clay Regazzoni, DNS
(6) Tino Brambilla, Ausfall
Regazzoni wurde der Start verweigert, weil ihn sein Team anschleppen(!) wollte - Brambillas Dino hielt nur eine Runde. Schande!
27.04.1969 Nürburgring
(14) Derek Bell, 5.
(15) Tino Brambilla, Aufgabe (wg. Unwohlsein)
(16) Clay Regazzoni, Ausfall
In Pau war die Scuderia nicht am Start. Am Nürburgring dann wenig neues; Regazzoni nur Anfangs stark, Bell zwar fünfter, aber über 2 Minuten hinter dem Sieger.
Tino Brambilla am Nürburgring - er musste wegen Krankheit im Rennen aufgeben
Heckansicht von Regazzonis Ferrari am Nürburgring
11.05.1969 Jarama
(5) Derek Bell, 8.
(6) Tino Brambilla, 6.
(7) Clay Regazzoni, 11.
Ferrari ganz schwach - Bell nur qualifiziert, weil Alaistair Walkers Lotus nach einem Trainingscrash nicht starten konnte! Im Rennen wurden alle überrundet - Brambiall 1x, Bell 2 x, Regazzoni 4x. Da war eine Denkpause angesagt.
22.06.1969 Monza
(1) Tino Brambilla, Ausfall
(2) Derek Bell, 5.
(3) Clay Regazzoni, Ausfall
In Zolder & Hockenheim nicht am Start - die bereits erwähnte Denk- und Tuning-Pause!
In Reims, Tulln, Nürburgring, Pergusa, Albi, Vallelunga und Neubiberg war Ferrari nicht mehr am Start. Derek Bell fuhr in Vallelunga bereits für Frank Williams, Regazzoni verzog sich zu seinen alten Freunden von Tecno. Das F2-Projekt wurde in aller Stille - sozusagen - begraben.
1970 kam es dann zu dem bereits erwähnten Verkauf eines Dino an Tino Brambilla - der das Auto bei einigen Rennen unter dem Banner der Scuderia Picchio Rosso (Rotspecht-Rennstall????) von Corrado Manfredini an den Start brachte. Diese Scuderia hatte auch noch einige Brabhams, die von Bruder Vittorio und einem gewissen Enzo Corti gefahren wurden. Die Einsätze von Tino Brambilla 1970 sind extrem schlecht 'beleuchtet' - man findet so gut wie keine Info darüber, daher beschränke ich mich hier auf die reinen Ergebnisse und ein Bild. Mehr Infos sind jederzeit gerne willkommen:
30.03.1970 Thruxton
(45) Tino Brambilla, 9. (im Vorlauf) DNS (im Finale)
26.04.1970 Montjuich
(30) Tino Brambilla, Ausfall
14.06.1970 Hockenheim
(21) Tino Brambilla, 5.
21.06.1970 Monza
(1) Tino Brambilla, 3.
Tino Brambilla mit dem Dino in Montjuich - Bilder des Manfredini-Dinos sind sehr selten...
Ab dem Rennen in Le Castellet (26.07) stellten die Brambilla Brüder und Corti den Dino zur Seite und setzten nur noch Brabhams ein - merwkürdigerweise änderten sie auch den Namen des Rennstalls in 'North Italian Racing Developments' (klingt irgendwie wie ein italienisches Brabham-Tochterunternehmen!), später 'Scuderia Ala d'Oro' - für uns nicht mehr weiter interessant.
Eine kleine Ankedote zu der Scuderia Ala D’Oro der Brambilla Brüder fällt mir aber doch noch ein (obwohl das eigentlich in ein anderes Thema gehört). Während des Eifelrennens 1971 kam Vittorio Brambilla mit einem der Brabhams des Rennstalls in der 3. Runde im Streckenabschnitt „Kallenhardt“ von der Strecke ab und verletzte dabei eine Zuschauerin schwer. Einen Tag später erliegt die Zuschauerin ihren schweren Verletzungen. Ist ein wenig bekannter und wenig diskutierter Unfall an der Nordschleife.
Der Ala d'Oro-Brabham der Brambilla-Brüder 1971 - Brambilla hat schon seinen 'Stammsponsor' BETA gefunden...
Zum Schluss noch zu einem (bei Ferrari) immer wieder ärgerlichen Thema - die Chassis-Nummern!
Das vierstellige Numerierungssystem der Dino-F2-Chassis hatte große Ähnlichkeit mit dem, das Ferrari seit mehr als 30 Jahren auch für seine Renn-Monoposto verwendete. Dies ging sogar so weit, dass - wie beim Dino 206 S - nur gerade Ziffern benutzt wurden. Wenn man also den Seriennummern glauben darf, wurden 1967 und 1968 folgende sieben Dino 166/246-Fahrwerke gebaut: 0002, 0004, 0006, 0008, 0010, 0012 und schließlich 0014.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch, daß Ferrari sich bei bestimmten Gelegenheiten nicht scheute, auch eine andere Zählweise zu verwenden - im allgemeinen beim Wechsel eines Fahrwerktyps. So war das Fahrwerk Nr. 0011 z.B. das erste, 1957 gebaute Ferrari-Dino 156-F2-Chassis. Aber als Mike Hawthorn im darauffolgenden Jahr den Weltmeistertitel erlangte, hatte er ein vollkommen neues Fahrwerk mit der Nummer 0003!
Aus verschiedenen Gründen haben nur sehr wenige Dino der Jahre 1967 bis 1970 überlebt. Insgesamt sind es wohl nicht mehr als nur vier oder fünf. Einige wurden bei Unfällen sehr schwer beschädigt (0002 und 0008). Zumindest ein Fahrwerk (0010) wurde vollkommen zerstört, als am 23. Juni 1968 bei einer Massenkarambolage in Monza etwa zehn Fahrzeuge ineinanderrasten. Darunter befanden sich auch drei der vier gestarteten Dino mit Bell, Brambilla und Baghetti am Steuer. Die Tatsache, dass einige Fahrgestellnummern von verunglückten Wagen später wieder erschienen, scheint zu beweisen, daß die Fahrzeuge aus Wrackteilen neu aufgebaut wurden (was bei der Zelle nur selten gelingen dürfte) oder - und das ist wesentlich wahrscheinlicher - dass alte Nummern für neugefertigte Einheiten wiederverwendet worden sind.
Das Chassis mit der Nr. 0002, das 1967 in Rouen seinen Einstand gab, wurde in der folgenden Saison in Monza und Pergusa eingesetzt. Danach verlieren sich seltsamerweise seine Spuren. Eine möglich Erklärung für das geheimnisvolle Verschwinden könnte in der in Maranallo üblichen Gewohnheit liegen, einfach umnumeriert worden zu sein.
Das Chassis Nr. 0004 hatte seinen ersten von 18 Starts am 6. Januar 1968 in Neuseeland und fuhr auch bei den europäischen F2-Fahrermeisterschaften mit. Danach entsandte Ferrari es im Dezember 1968 nach Argentinien zur Temporada. Bis 1969 war es im Einsatz. Über die gesamte Zeit wurde es von Chris Amon und Tino Brambilla abwechselnd gefahren. Von den zwölf Siegen, die die Dino F2 und Tasman zwischen 1968 und 1970 erringen konnten, gehen allein fünf auf sein Konto. 1985 wurde das Fahrwerk von einem amerikanischen Liebhaber gekauft und voll instandgesetzt. Es ist gegenwärtig mit einem 1600er F2-Motor bestückt.
Das Anfang 1968 gefertigte Fahrwerk Nr. 0008 dürfte wohl von allen das bewegteste Leben hinter sich haben: Mindestens 21mal wurde es an den Start geschickt - zunächst in Europa, dann in Tasmanien, wo es sowohl 1969 als auch 1970 die Serie gewann. Danach wurde es der Ferrari-Sammlung »Mas du Clos« einverleibt, wo es bis 1982 verblieb.
Die 0010, eines der beiden 246T von 1969, befindet sich in Großbritannien.
Die 0014, das zuletzt gefertigte 166 F2-Chassis, wurde 1970 vom Werk an Tino Brambilla verkauft und dürfte auch heute noch in Italien sein.
Über 0006 und 0012 weiss ich nix.