Kaum ein Typ der Ferrari F1 Autos hat einen solchen technischen
und aerodynamischen Wandel mitgemacht wie der Tipo 312 B 3.
Ich möchte die Entwicklung des Wagens, der rund 2 Jahre eingesetzt wurde, kurz aufzeigen.
Es begann Ende 1972 mit der Vorstellung dieses Modells, was von
der Optik noch recht nah am Vorgänger 312 B 2 liegt.
Wegen der sehr eigenwilligen Front bekam der Wagen schnell
den Spitznamen "Spazzaneve" oder Spaghetti-Gabel. Der
Optimismus von Konstrukteur Mauro Forghieri war fehl am Platz -
sämtliche Testfahrer berichteten von der Unfahrbarkeit dieses Chassis.
Es muss das totale Desaster gewesen sein.
Während Forghieri in Maranallo einen neuen B 3 zeichnete, fuhren
Jacky Ickx und Arturio Merzario die Grand Prix von Argentinien,
Brasilien und Südafrika mit dem Auto von 1972, dem 312 B 2.
Im Früjahr wurde dann der Presse der "neue" B 3 vorgestellt.
(Wenn ich dran denke, mit welchem Tamtam heute die Boliden präsentiert werden, war das damals mehr als bescheiden...
Doch auch dieses Fahrzeug wurde so nie bei einem Rennen eingesetzt.
Bei den Testfahrten zeigte sich, dass die Aerodynamik nicht funktionierte und man kam dann wieder drauf (wie beim B2), Kühler in
die Front einzubauen. Warum Ferrai dann bei den folgenden zwei
Rennen in Spanien und Belgien nur Jacky Ickx einsetzte, entzieht
sich meiner Kenntnis - es gab damals wohl nicht die Pflicht für die
Teams, unbedingt zwei Wagen an den Start zu bringen.
In Monaco war dann auch wieder Merzario dabei - Ferrari verfolgte
für mich 1973 eine ziemlich konfuse Einsatzplanung. Heute undenkbar.
In Schweden fuhr dann Ickx wieder alleine. Merzario gab sich
dann in Frankreich wieder die Ehre, die Scuderia zu unterstützen.
Vielleicht lag es auch diesem Chaos, dass Ferrari zur
Jahresmitte 1973 um ein vielfaches schlimmer da stand als etwa in der Saison 2005
Die Ausbeute denkbar mager: Jacky Ickx war WM-Neunter mit
8 Punkten - dagegen war Merzario mit 6 Punkten eigentlich besser
(bedenkt man, dass er bis zu diesem Zeitpunkt schon 3 Rennen ausgelassen hatte).
Dass keiner von beiden ab da auch nur noch einen einzigen Punkt
im Jahr 73 holen würde, hätte zu diesem Zeitpunkt wohl keiner
gedacht ! Nach einem enttäuschenden achten Platz für Icks
beim GP England (Merzario mal wieder nicht dabei) verordnete Enzo Ferrari dem Team eine Pause und Konstrukteur Forghieri Sonderschichten.
In Holland und Deutschland fehlte die Scuderia.
Am Nürburgring startete der frustierte Ickx sogar für das Konkurrenzteam McLaren (in einem Yardley M 23). Ferrari kehrte
dann nur mit Merzario in Österreich zum F1-Zirkus zurück und zwar wieder einmal mit einem völlig überarbeiteten 312 B3:
Das Bild zeigt Jacky Ickx, der sich erbarmte, in Monza das letzte
Mal für Ferrari zu fahren...Mit diesem Modell konnten sowohl er in
Monza als auch Merzario bei den Übersee-Rennen in USA und
Kanada keinen Blumentopf gewinnen. Arturio Merzario verliess
ebenso enttäuscht wie Ickx das Team von Maranello.
Das die Scuderia nochmal hoch kam verdankt man Niki Lauda,
der in unermütlicher Testarbeit dem 312 B 3 für 1974 doch noch
das Laufen beibrachte. Der Wagen sah zu Saisonbeginn dann so
aus (hier allerdings mit Regazzoni):
Ab dem dritten GP in Südafrika setzte man folgendes Aero-Setup ein,
was sich bis einschliesslich GP Südafrika 1975
(dem letzten Einsatz des 312 B 3) nicht mehr änderte.
Lauda und Regazzoni fuhren um die WM mit und erst im letzten
Rennen 1974 unterlag Regazzoni dann Emerson Fittipaldi auf
McLaren M 23)