Foren-Übersicht / Formel 1 / Historisches

Fehlkonstruktionen in der Formel 1

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Dienstag, 22. April 2014

Beiträge: 45812
torino hat geschrieben:
AWE hat geschrieben:

In den 50ern und 60ern gabs natürlich weit mehr "Krücken" aber die hier aufzulisten übersteigt wohl den Sinn ,denn die meisten sind eh eher unbekannt und/oder Eintragsfliegen


Ja und genau die würden die User und mich auch interessieren :wink:


Seh ich ganz genauso...

Beitrag Mittwoch, 23. April 2014

Beiträge: 197
1955 gab´s den Arzani-Volpini, ein heißer Kandidat für die Wahl zum schlechtesten Formel 1 Wagen aller Zeiten. Basis war einer der Milano-Speluzzi-Maseratis aus 1950, die fünf Jahre zuvor schon nichts gerissen hatten. Die neuen Besitzer haben den Motor auf 2,5 Liter vergrößert und dem Gefährt eine Karosserie a la Ferrari Squalo verpasst. Allein schon mit diesen Angaben ist klar, dass das ganze von vorneherein ein absolut hoffnungsloses Unternehmen gewesen sein muss.

Aber es wurde noch schlimmer, beim ersten Auftritt in Pau war man nicht nur mit riesigem Abstand hinter dem Feld, Fahrer Alborghetti ist zudem im Rennen tödlich verunfallt. Trotzdem hat man die Kiste am Saisonende zum GP Italien nochmal hervorgeholt, mit Luigi Piotti als Fahrer. Aber schon im Training hat der Motor gestreikt und das war´s dann auch. Null WM-Starts, ein Toter und zehn Verletzte, viel schlechter kann die Bilanz eines Formel 1 Rennwagens kaum sein...

Beitrag Mittwoch, 23. April 2014

Beiträge: 197
Aber auch bei einigen der etablierten Teams hat man sich 1955 schwer getan. Ferrari hat weiter mit Modellen und Motoren gekämpft, auch der 555 "Supersqualo" hat sich nicht als so wirklich großer Wurf herausgestellt.

Und auch Gordini, die ähnlich wie Ferrari zunächst mit dem hubraumvergrößerten Formel 2 Modell angetreten waren, sind mit dem neuen T32 Achtzylinder weit hinter den früheren Erfolgen zurückgeblieben. Entgegen der Regel, dass nur schöne Autos wirklich schnell sein können war das neue Modell einfach viel zu schwer und das Team nach dem Verlust von "Sponsor" Simca auch finanziell zu nah am Abgrund, um die Autos vernünftig entwickeln zu können.

Beitrag Mittwoch, 23. April 2014

Beiträge: 45812
JackOMalley hat geschrieben:
1955 gab´s den Arzani-Volpini, ein heißer Kandidat für die Wahl zum schlechtesten Formel 1 Wagen aller Zeiten. Basis war einer der Milano-Speluzzi-Maseratis aus 1950, die fünf Jahre zuvor schon nichts gerissen hatten. Die neuen Besitzer haben den Motor auf 2,5 Liter vergrößert und dem Gefährt eine Karosserie a la Ferrari Squalo verpasst. Allein schon mit diesen Angaben ist klar, dass das ganze von vorneherein ein absolut hoffnungsloses Unternehmen gewesen sein muss.

Aber es wurde noch schlimmer, beim ersten Auftritt in Pau war man nicht nur mit riesigem Abstand hinter dem Feld, Fahrer Alborghetti ist zudem im Rennen tödlich verunfallt. Trotzdem hat man die Kiste am Saisonende zum GP Italien nochmal hervorgeholt, mit Luigi Piotti als Fahrer. Aber schon im Training hat der Motor gestreikt und das war´s dann auch. Null WM-Starts, ein Toter und zehn Verletzte, viel schlechter kann die Bilanz eines Formel 1 Rennwagens kaum sein...


Aber gerade solche Exoten-Rennwagen sind doch irgendwie auch sehr interessant...

Beitrag Mittwoch, 23. April 2014

Beiträge: 45812
Der Life von 1990 muss man wohl auch noch erwähnen.
Oder den Andrea Moda 1992
Scuderia Italia fuhr beim ersten Rennen mit einem F3000-Dallara (1987).

Beitrag Mittwoch, 23. April 2014

Beiträge: 197
MichaelZ hat geschrieben:
Scuderia Italia fuhr beim ersten Rennen mit einem F3000-Dallara (1987).


Letzteres war aber wiederum keine "Fehlkonstruktion", sondern eben eine reglementsbedingte Notlösung, die das Team ergreifen musste, um nicht für das Nichterscheinen bestraft zu werden. Ecclestone hatte ja durchgesetzt, dass sich alle Teams verpflichten mussten, bei jedem Rennen anzutreten.

Ich denke, man hatte wohl auch nicht ernsthaft vor, damit an den Start zu gehen. Hätte man sich qualifiziert, hätte man wohl einen technischen Grund für einen Startverzicht vorgeschoben.

Übrigens war das 1988, aber 1987 hat man bei March schonmal das gleiche gemacht.

Beitrag Mittwoch, 23. April 2014

Beiträge: 197
Ob der Andrea Moda wirklich so eine Fehlkonstruktion gewesen ist, mag auch dahingestellt sein. Vielleicht war auch einfach nur das Team unfähig. Das Auto selbst war ja im Wesentlichen eine Simtek-Konstruktion aus dem Vorjahr, sicher kein Siegerauto, aber Moreno hat z.B. in Monaco (okokok das zählt nicht wirklich) damit eine ganz ordentliche Figur abgegeben. Wenn man aber einen Fahrer absichtlich bei Trockenheit mit Regenreifen ins Qualifying schickt, ist es klar, dass dieser Schwierigkeiten haben wird sich zu qualifizieren...

Beitrag Mittwoch, 23. April 2014

Beiträge: 197
MichaelZ hat geschrieben:
Der Life von 1990 muss man wohl auch noch erwähnen.



Was ich auch immer wieder eigenartig finde, über den Life lachen alle, aber den Coloni mit dem "Subaru"-Motor hab ich nicht in viel besserer Erinnerung. Und der W-Motor war zumindest mal ein ein interessanter neuer Ansatz gewesen, während Chitis "Boxer" (eigentlich ein 180 Grad V) von Anfang an auf einem ziemlich offensichtlichen Denkfehler beruht hat. Die Idee war ja angeblich der tiefere Schwerpunkt aufgrund des flachen Motors, aber da mussten ja immer noch die Auspuffkrümmer drunter, wodurch der Motor insgesamt höher eingebaut werden musste als z.B. ein V-Motor. Angeblich wollte Subaru damals aber unbedingt einen solchen Motor, weil man halt in den Pkw auch Boxermotoren eingebaut hat. Naja. :drink:

Beitrag Mittwoch, 23. April 2014

Beiträge: 197
1956 kommt mit Bugatti wieder ein großer Name auf die Liste. Das Team war aber wie die Firma insgesamt nur noch ein Schatten früherer Tage. Trotz der Verpflichtung von Colombo, dem Konstrukteur des Alfetta, fehlten einfach die finanziellen Möglichkeiten, um das unkonventionelle Konzept entsprechend zu entwickeln. So hat es über ein Jahr länger gedauert als geplant, bis das von einem querliegend eingebauten Achtzylinder angetriebene Mittelmotor-Auto beim Frankreich-GP erschienen ist (dürfte damit wohl der erste "echte" Formel 1 mit diesem Konzept gewesen sein, der bei einem WM-Lauf gestartet ist). Und das auch nur, weil die Veranstalter die Firma so sehr darauf gedrängt hatten, das eigentlich immer noch nicht ausgereifte Auto endlich an den Start zu bringen. Dementsprechend hat sich sich das Auto als zu leistungsschwach und vor allem viel zu schwer herausgestellt. Außerdem soll die Straßenlage ziemlich abenteuerlich gewesen sein und Trintignant haben im Training schon über 18 Sekunden auf die Spitze gefehlt, was auch damals schon ein enormer Abstand gewesen ist. Kurz danach ist das Projekt dann aus Geldmangel ganz eingestellt worden.

1956 taucht aber noch ein weiterer Name auf, den man wahlweise als König der Eigenbauer oder Meister der hoffnungslosen Fälle bezeichnen kann, obwohl seine Konstruktionen meistens interessante Detaillösungen aufgewiesen haben. Aber Emeryson ist im wahrsten Sinn des Wortes ein Familienunternehmen gewesen mit entsprechend begrenzten Möglichkeiten. Der erste Formel 1 lief anfangs mit einem auf 1100 ccm reduzierten und mit einem Kompressor versehenen Lagonda-Motor, der aber dann durch den 4,5 Liter Duesenberg-Motor aus der Vorkriegszeit ersezt worden ist. Dieses Auto ist nie in einem WM-Lauf gestartet, aber 1948 beim GP von Frankreich wegen eines Defekts im Training an der Qualifikationshürde gescheitert. 1953 ist dann ein Formel 2 herausgekommen, dessen Alta-Motor von Paul Emery eigenhändig für die 2,5 Liter Formel aufgebohrt wurde. Auch dieses Auto ist mit Emery selbst am Steuer meistens in örtlichen Rennen gestartet, hatte aber beim England GP 1956 einen Auftritt, wobei er im Training immerhin keinen geringeren als Jack Brabham hinter sich gelassen hat. Auch in diesem Auto ist später der Motor getauscht worden gegen einen Jaguar, den Emery mit einer selbstentwickelten Einspritzanlage ausgestattet hat. Danach hat er sich irgendwie in die Konkursmasse des Connaught-Teams eingekauft und dort zunächst mit einem Alta-Motor in einem Cooper-Chassis herumexperimentiert und auch mal den Connaught C-Typ für den Amerikaner Bob Said zum US-GP 1959 gemeldet. In der ehemaligen Connaught-Werkstatt hat er dann ab 1960 eine Kleinserie von Rennwagen gebaut, die ähnlich wie der Lotus 18 mit unterschiedlichen Motoren in verschiedenen Klassen laufen konnten. Die Legende berichtet, dass der bis dahin gänzlich unbekannte Fahrer John Turner bei einem Formel 2 Rennen in Montlhery damit sensationelle Rundenzeiten erzielt haben soll. Die anwesenden Vertreter des belgischen ENB-Teams sollen davon so beeindruckt gewesen sein, dass sie sofort mit Emery einen Vertrag für 1961 abgeschlossen haben. Was sie dabei nicht mitbekommen hatten war, daß Turner ein wenig geschummelt hatte und auf der Rückseite des Kurses immer eine Schikane ausgelassen hatte, weswegen er nach dem Rennen auch prompt disqualifiziert worden ist. Entsprechend enttäuschend ist dann auch die Saison 1961 verlaufen. Die ENB konnten sich nirgends qualifizieren und wurden danach vom Team ausrangiert und durch Lotus 18 ersetzt. Ende des Jahres hat sich dann der reiche Amerikaner Hugh Powell in das Unternehmen eingekauft und seinen Kumpel Tony Settember als Fahrer mitgebracht. Der war aber so groß, daß er nicht ins Cockpit des neuen Autos gepasst hat und schließlich sogar eine Säge benutzt haben soll, um in den Sitz zu kommen. Immerhin konnten er und Campbell-Jones bei einigen WM-Läufen, wenn auch abgeschlagen am Ende des Felds starten, aber im Team gab es Spannungen, so dass Emery Ende 1962 ausgestiegen ist und Powell das Team unter dem Namen Scirocco weitergeführt hat. Emery soll dann nochmal an der Entwicklung eines 3 Liter Motors von Climax beteiligt gewesen sein und so um 1966 herum einen allradgetriebenen Formel 1 mit einem turbogeladenen 180 Grad Achtzylinder Zweitaktmotor (!) geplant haben.

Beitrag Donnerstag, 24. April 2014

Beiträge: 1679
JackOMalley hat geschrieben:
MichaelZ hat geschrieben:
Der Life von 1990 muss man wohl auch noch erwähnen.



Was ich auch immer wieder eigenartig finde, über den Life lachen alle, aber den Coloni mit dem "Subaru"-Motor hab ich nicht in viel besserer Erinnerung. Und der W-Motor war zumindest mal ein ein interessanter neuer Ansatz gewesen, während Chitis "Boxer" (eigentlich ein 180 Grad V) von Anfang an auf einem ziemlich offensichtlichen Denkfehler beruht hat. Die Idee war ja angeblich der tiefere Schwerpunkt aufgrund des flachen Motors, aber da mussten ja immer noch die Auspuffkrümmer drunter, wodurch der Motor insgesamt höher eingebaut werden musste als z.B. ein V-Motor. Angeblich wollte Subaru damals aber unbedingt einen solchen Motor, weil man halt in den Pkw auch Boxermotoren eingebaut hat. Naja. :drink:



der subaru motor kam von motori moderni, bzw. carlo chiti, hatte einen zylinderwinken von 120° und nich 180° und wurde von subaru finanziert. dass subaru auf einen boxermotor bestanden hätte, ist mir neu. angeblich soll chiti noch einen 90° V12 in der schublade gehabt haben, welcher den eigentlichen auftrag subarus dargestellt haben soll.

als weiteren interessanten motor wäre noch der mgn W12 zu nennen, welcher es jedoch nicht weiter, als in einen ags und da auch nur zu testfahrten schaffte.

Beitrag Donnerstag, 24. April 2014

Beiträge: 45812
JackOMalley hat geschrieben:
1956 kommt mit Bugatti wieder ein großer Name auf die Liste. Das Team war aber wie die Firma insgesamt nur noch ein Schatten früherer Tage. Trotz der Verpflichtung von Colombo, dem Konstrukteur des Alfetta, fehlten einfach die finanziellen Möglichkeiten, um das unkonventionelle Konzept entsprechend zu entwickeln. So hat es über ein Jahr länger gedauert als geplant, bis das von einem querliegend eingebauten Achtzylinder angetriebene Mittelmotor-Auto beim Frankreich-GP erschienen ist (dürfte damit wohl der erste "echte" Formel 1 mit diesem Konzept gewesen sein, der bei einem WM-Lauf gestartet ist). Und das auch nur, weil die Veranstalter die Firma so sehr darauf gedrängt hatten, das eigentlich immer noch nicht ausgereifte Auto endlich an den Start zu bringen. Dementsprechend hat sich sich das Auto als zu leistungsschwach und vor allem viel zu schwer herausgestellt. Außerdem soll die Straßenlage ziemlich abenteuerlich gewesen sein und Trintignant haben im Training schon über 18 Sekunden auf die Spitze gefehlt, was auch damals schon ein enormer Abstand gewesen ist. Kurz danach ist das Projekt dann aus Geldmangel ganz eingestellt worden.


Sehr, sehr interessant deine Ausführungen, lese da gerne mit!

Zum Thema Bugatti kann ich noch auf zwei frühere Threads verweisen:

historisches-f7/bugatti-in-der-formel-1-t17443.html

historisches-f7/bugatti-im-gp-sport-t11804.html

Beitrag Donnerstag, 24. April 2014

Beiträge: 197
Gute Anwärter für den "Versager des Jahres" waren auch immer die sogenannten "Nationalrennwagen". Ob in Frankreich oder England, immer ging es darum, einer überlegenen ausländischen Konkurrenz mit "Patriotismus" etwas entgegenzusetzen, weil die eigene Automobilindustrie sich nicht ernsthaft engagieren wollte oder konnte.

Der erste solche Versuch war wohl 1935 der französische SEFAC, der sogar von der damaligen französischen Regierung initiiert wurde, um die Dominanz der deutschen Silberpfeile zu brechen. Für die Finanzierung des Projekts wurde erstmal ein Kommittee eingerichtet, das dann u.a. landesweit Anstecknadeln verkauft hat. Außerdem hat man eigens eine neue Fabrik gegründet, in der das Auto gebaut wurde. Allerdings wie so oft wenn die Politik involviert ist, ist gut gemeint das Gegenteil von gut gemacht, und von dem eingesammelten Geld ist das Wenigste wirklich bei SEFAC angekommen. Entsprechend mühsam ist die Sache vorangekommen und als das Auto aus Prestigegründen unbedingt zum Heim GP 1935 antreten musste, war es nicht nur hoffnungslos zu langsam, sondern auch weit über dem geltenden Gewichtslimit und wurde deswegen nicht einmal fürs Rennen zugelassen!

So schnell haben die Franzosen aber noch nicht aufgegeben und haben den nationalen Rennwagen-Fonds weiter mit einer Sondergebühr für alle Führerscheinbesitzer gefüllt und sollte 1938 zu Beginn der neuen Grand-Prix-Formel an die aussichtsreichsten französischen Teams verteilt werden. Da ist auch der SEFAC wieder aus der Versenkung aufgetaucht und im GP immerhin zwei Runden weit gekommen. Im nächsten Jahr hat das Auto dann sogar eine ganze Weile gehalten bis es dann mit leerem Tank stehengeblieben ist. Damals war Nachtanken ja erlaubt, das sagt also einiges über das Team aus.

Nach dem Krieg gab es dann nochmal den Versuch, das Auto als "Dommartin" in umkonstruierter Form noch einmal wiederzubeleben, aber daraus ist letztendlich nichts geworden. Allerdings hat es da schon einen würdigen Nachfolger gegeben in Form des "CTA-Arsenal". Auch bei diesem Projekt wurden wieder staatliche Fördergelder locker gemacht, diesmal um die roten Rennwagen aus Italien zu schlagen. Obwohl hinter dem Projekt mit Raymond Sommer ein Fahrer mit viel Erfahrung und mit Albert Lory der Schöpfer der legendären Delage Grand Prix Wagen von 1937 geteckt haben, war das Ergebnis aber im Endeffekt beinahe das selbe wie beim SEFAC: Der Motor war zu schwach, das Auto zu schwer und die Fahreigenschaften waren wegen grundlegender Konstruktionsfehler abenteuerlich. Trotzdem wurde natürlich wieder Druck gemacht, das Auto zum Heim GP 1947 an den Start zu bringen. Dementsprechend war dann auch das Ergebnis, schon im Training hat auf die Spitze eine halbe Ewigkeit gefehlt, und das obwohl die damals dominanten Alfettas noch nicht mal angetreten waren. Zwar ist das Auto dann trotzdem zum Start erchienen, von einem "Rennen" kann aber nicht die Rede sein, denn noch am Start ist die Kupplung kaputt gegangen und Sommer ist nicht einmal von der Startlinie weggekommen.

Damit hatten die Franzosen aber offenbar immer noch nicht genug Peinlichkeit gehabt, denn auch 1948 wurde der CTA-Arsenal nocheinmal gemeldet. Nach einem weiteren schwachen Auftritt im Training war dann aber endgültig Schluss und das Auto wurde zurückgezogen.

Aber auch die Briten haben wie gesagt schon so ihre Erfahrungen mit dem Thema Nationalrennwagen gemacht, wenn auch nicht ganz so bodenlos wie die Franzosen. Mit dem ERA war man anfangs vernünftigerweise in den 1930ern nur in die Voiturette-Klasse eingestiegen und hat dort den bis dahin dominierenden Maseratis auch richtig Beine gemacht. Aber dann kam der Ehrgeiz und mit dem Typ E wollte man dann irgendwann auch in der höchsten Kategorie im Grand Prix Sport mitmischen. Immerhin hat man dafür wenigstens nur private Gelder verwendet, aber das war zu wenig, um einen geeigneten Motor zu entwickeln, der den Silberpfeilen gewachsen gewesen wäre. Deswegen hat man in das Auto dann doch wieder den bewährten 1,5 Liter Motor aus den Voituretteklasse gesetzt, aber bevor es richtig ans Laufen gekommen ist, ist dann der Krieg dazwischen gekommen.

Nach dem Krieg hat Leslie Johnson die Restbestände des Teams samt der Fabrik erworben und seinen E-Type dann regelmäßig in der Formel 1 an den Start gebracht. Die neue Formel war ja so angepasst worden, dass die Autos der ehemaligen Voituretteklasse genau gepasst haben. Doch obwohl der E-Type ja eigentlich das moderenere Auto sein sollte, hat es Johnson nicht geschafft, die Fahrer der noch viel älteren A-, B-, C- und D-Typen zu schlagen und außerdem war das Auto katastrophal unzuverlässig. Einen letzten Versuch gab es dann nochmal mit dem ungemein hässlichen G-Typ mit Bristol-Motor, der auch mehr wie ein Sportwagen gewirkt hat, und der 1952 trotz eines Stirling Moss am Steuer in der Formel 2 auch nichts mehr gerissen hat.

Ähnlich wie in Frankreich gab es aber auch in Großbritannien zu diesem Zeitpunkt schon wieder einen Nachfolger in Form von BRM. Wieder drei Buchstaben und wieder war Raymond Mays maßgeblich mit beteiligt. Das Konzept war, die britische Industrie auf breiter Basis am Bau eines neuen Rennwagens zu beteiligen, um die italienische Dominanz zu brechen. Obwohl das Team letztendlich sogar 1962 die WM gewinnen konnte, war das Unternehmen aber viele Jahre von Rückschlägen geprägt. Die ganzen 1950er Jahre hindurch war es für das Team charakteristisch, dass es eigentlich immer zu spät dran war. Der V16 hatte 1950/51 nur sehr sporadische Auftritte und ist erst 1952/53 so richtig ans Laufen gekommen, als man die Formel 1 aus Angst vor der Ferrari Dominanz international bereits auf Eis gelegt hatte. Hätte man 1951 vielleicht ein wenig mehr Flagge gezeigt, vielleicht hätte sich die FIA noch umentschieden.

Und auch der P25 für die ab 1954 geltende 2,5 Liter Formel ist erst viel zu spät gekommen. Erst 1955 gab es erste sporadische Starts, meistens aber wurden die Meldungen wieder zurückgenommen, weil das Auto angeblich noch nicht fertig war. Die Jahre 1956 und 1957 wurden als "Probejahre" deklariert und erst 1958, also nach vier Jahren Entwicklungszeit ist man erstmals ernsthaft in der WM angetreten. Da war aber die Zeit der Frontmotor-Rennwagen aber beinahe schon wieder vorbei. Immerhin hat man mit dem P48 dann 1960 etwas schneller auf diesen Trend reagiert und konnte wie gesagt 1962 mit Graham Hill und vor allem dank des erstklassigen eigenen V8 Motors den WM-Titel erringen.

Das ist es aber dann auch praktisch schon wieder gewesen. 1966/67 ist man in der neuen 3 Liter Formel mit dem H16 wieder grandios auf die Nase gefallen. Der Motor war im Wesentlichen eine Kombination aus zwei der so erfolgreichen 1,5 Liter Motoren, aber in dieser Konfiguration wiederum viel zu schwer, komplex und anfällig. Trotz einiger Erfolge mit dem V12 Motor war der Niedergang des Teams danach irgendwie nicht mehr aufzuhalten. Vermutlich war es in den Zeiten, als man einen Cosworth V8 einfach kauefen und damit erfolgreich sein konnte, einfach zu aufwendig, eine eigene Motorenenwtcklung zu betreiben. Dazu kamen immer wieder mal unglückliche Modelle, wie der P180 mit dem Lenkrad durch die Frontscheibe, der aber nicht einmal seinen Vorgänger überlebt hat.

Das Ende des Teams war dann ähnlich niederschmetternd wie der Anfang, in der letzten Saison konnte man zu einem Überseerennen gar nicht antreten, weil der wieder einmal viel zu schwere P207 nicht in die Transportkiste fürs Flugzeug gepasst hat...

Beitrag Donnerstag, 24. April 2014

Beiträge: 45812
Zum SEFAC hatten wir auch hier was:

historisches-f7/regierungsunterstutzung-t17948.html

Beitrag Donnerstag, 24. April 2014

Beiträge: 45812
Wär auch mal interessant, Fehlkontruktionen vor 1950 zu behandeln.


Beiträge: 45812
Hier hab ich auch noch einen früheren Thread dazu gefunden:

historisches-f7/underdog-teams-t7541.html

Vorherige

Zurück zu Historisches