Alexander Wurz tritt vor dem Brasilien GP 2007 zurück. Damit wird Williams wieder einen Fahrerwechsel während einer laufenden Saison durchnehmen. Den ersten Fahrerwechsel, den Williams während einer Saison durchführen musste, war alles andere als ein fröhlicher Anlass: Piers Courage verunglückte nämlich beim Holland GP 1970 mit seinem von Williams eingesetzten De Tomas Ford tödlich. Es war ein fürchterlicher Unfall, der vielleicht vermieden hätte werden können. Der De Tomaso wurde von Gianpaolo Dallara mit viel Magnesium gebaut, was dahingehend ein Vorteil ist, als dass Magnesium ein sehr leichtes Metall ist. Problematisch wurde dies dann jedoch beim Crash von Courage. Der Renner des Briten zerschellte nämlich an einem Zaun und fing sofort Feuer. Magnesium fängt schneller Feuer, als manche F1-Fahrer fahren können. Und eine weitere blöde Eigenschaft: Magnesium entwickelt dabei derart heiße Temperaturen, dass man den Brand nicht mit Wasser löschen kann. Das wurde auch ein großes Problem beim Unfall von Courage. Zwar versuchten die Feuerwehrleute das Inferno mit Erde zu löschen, doch man gab recht schnell damit auf. Die Löscharbeiten wurden zu gefährlich, die hohen Temperaturen des Feuers bewirkten, dass die umliegenden Bäume ebenfalls Feuer fingen. Courage konnte nicht mehr geholfen werden, wenn er zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch gelebt hat. Es konnte nämlich nicht geklärt werden, ob der Brite nicht schon beim Aufprall verstorben ist. Tragisch: 3 Jahre später verbrannte an fast derselben Stelle Roger Williamson bei einem F1-Unfall. Nach dem Unfall von Courage zog sich Williams zunächst zurück, tauchte aber beim Großbritannien GP wieder auf. Als Fahrer hat Teamchef Frank Williams bereits Brian Redman verpflichten können. Nach 2 demotivierenden Rennen (in Großbritannien konnte er aufgrund technischer Probleme nicht im Rennen starten, in Deutschland konnte er sich nicht qualifizieren), ging Redman jedoch wieder zu den Sportwagen. Als neuer Fahrer des De Tomaso Ford 505 kam der Australier Tim Schenken an Bord.
1973 wechselte Williams dann öfter die Fahrer während der laufenden Saison. Fix war eigentlich nur Howden Ganley, aber das 2. Iso Marlboro Ford Cockpit wurde öfter nachbesetzt. Ursprünglich besetzte den 2. De Tomaso Ford Nanni Galli. Bereits beim Südafrika GP musste Galli das Cockpit für ein Rennen dem Südafrikaner Jackie Pretorius übergeben. Der Wechsel war jedoch nicht geplant. Galli war nicht einsetzbereit, weil er sich bei einem Testunfall mit einem Sportwagen verletzte. Galli kam nochmals für ein paar Rennen zurück ins Cockpit, verkündete aber nach dem Grand Prix von Monaco seinen sofortigen Rücktritt. Für den Schweden GP holte sich Williams deshalb Tom Belsø. Der Däne startete beim Rennen letztendlich doch nicht, weil Ganley Probleme mit seinem Boliden hatte und sich den von Belsø barg. Belsø sollte aber eh nur eine Übergangslösung sein, denn bereits beim Frankreich GP konnte man einen alten Bekannten zurückholen: Henri Pescarolo. Der Franzose fuhr schon 1971 und 1972 einige Rennen für Williams und auch 1973 sollten es wieder 2 werden. Neben dem Frankreich GP startete er auch noch beim Deutschland GP. Zwischendrin fuhr beim GP in Großbritannien noch Graham McRae, und in Holland Gijs Van Lennep. Letzter überzeugte derart, dass er noch 2 weitere Rennen für Williams fahren durfte, ehe dann noch mal Tim Schenken, 1970 bereits einige Rennen für Williams unterwegs gewesen, eine Chance bekam. Beim Saisonfinale in Amerika konnte man außerdem Jacky Ickx davon begeistern, den De Tomaso zu fahren, nach dem dieser sich von Ferrari getrennt hatte.
1974 fuhren dann Belsø und Van Lennep wieder einige Rennen für Williams Ford. Beim Frankreich GP gab Williams jedoch Jean Pierre Jabouille eine Chance. Der Franzose konnte bei seinem F1-Debür nicht überzeugen: Er qualifizierte sich nicht für das Rennen und war damit wieder aus dem Williams-Cockpit draußen. Ein anderer Franzose machte es besser: Beim Großen Preis von Deutschland kam Jacques Laffite zu seinem Einstand in der Formel-1. Mit dem Williams Ford FW02 konnte er überzeugen und so blieb er auch über die Saison 1974 hinaus bei Williams an Bord.
Jacques Laffite fuhr dann auch Rennen in der Saison 1975 fuhr Williams Ford, die meisten Rennen zumindest. Bereits beim Spanien GP blieb der später Ligier-Fahrer jedoch dem Event fern. Der Grund: Laffite fuhr beim Eifelrennen auf dem Nürburgring der Formel-2 Europameisterschaft. Kaum ein Fahrer würde heute ein Formel-1 Rennen für ein Formel-2 beziehungsweise jetzt ja GP2-Rennen sausen lassen, doch man kann nicht behaupten, dass sich der Einsatz für Laffite nicht gelohnt hat: In einem Martini BMW des Ecurie Elf Ambrozium Teams gewann er das Rennen, vor Patrick Tambay und Harald Ertl. Tony Brise ersetzte Laffite bei Williams Ford. Am Ende wurde Laffite auch Formel-2 Meister. Schlucken musste er dafür, dass er alle F1-Events verpasste, die zeitgleich mit einem EM-Rennen der Formel-2 stattfand. Das nächste Mal war es in Schweden wieder so weit. Frank Williams musste dabei sogar 2 neue Fahrer suchen, denn Arturo Merzario hatte das Team nach dem Belgien GP verlassen. Damien Magee und Ian Scheckter füllten die Lücken bei Williams Ford. Laffite, der das Rennen in Hockenheim, das zeitgleich zum GP in Schweden stattfand, gewann, fuhr außer den 2 Rennen alle Rennen für Williams. An Stelle von Merzario ließ man zunächst Scheckter weiterfahren, aber nur für ein weiteres WM-Rennen. François Migault kam zunächst als Ersatz für den Frankreich GP, dann aber konnte Williams einen Vertrag mit Ian Ashley abschließen. Ashley verletzte sich jedoch bei einem Unfall und war nach nur einem Rennen wieder außer Gefecht gesetzt. Für die letzten 3 Rennen testete Williams so noch mal 3 verschiedene Fahrer: Zunächst kam Jo Vonlanthen zum Zug, dann Renzo Zorzi und letztlich beim Saisonfinale eine Dame: Lella Lombardi. Sie wurde von March Ford auf die Straße gesetzt, weil Vittorio Brambilla anheuerte.
Obwohl Williams 1976 nur bei 3 WM-Rennen am Start stand, gab es einen Fahrerwechsel. Das Jahr war für Williams ein Krisenjahr, denn der Teilhaber Walter Wolf stieg beim Williams-Team aus, übernahm die restlichen Anteile und so gab es kein Williams-Team mehr. Erst 1977 brachte Williams wieder einen eigenen neues Team an den Start. Dass bei den 3 Rennen 1976 noch ein Fahrer gewechselt wurde, lag daran, dass das 2. Cockpit auch für Bezahlfahrer ausgelegt war. So fuhr darin zunächst Zorzi, dann aber konnte Williams Michel Leclere unter Vertrag nehmen.
Den nächsten Fahrertausch während einer laufenden Saison gab es dann bei Williams Ford erst wieder in der Saison 1982. Nach 2 Rennen entschied sich nämlich Carlos Reutemann für einen Rücktritt aus der Formel-1. Der Frust saß beim Argentinier tief: Im Vorjahr war er die Nummer 2, hatte aber Chancen auf den WM-Titel, die ihm seiner Meinung nach unter anderem auch durch das Verhalten des Teams verbaut wurden. Da sich die GP-Szene gerade in Übersee aufhielt, war es für Williams schwierig einen Ersatz für Reutemann zu finden. Doch die Notlösung entzückte: Für den USA GP überredete man den ehemaligen Formel-1 Weltmeister Mario Andretti (1978 mit Lotus Ford) zu einem Formel-1 Comeback. Ab dem folgenden Rennen in Imola fuhr dann Derek Daly den 2. Williams Ford. Teamkollege Keke Rosberg wurde ja bekanntlich Champion.
Im Rahmen des Japan GP 1987 verletzte sich Nigel Mansell bei einem Trainingsunfall. Das war bitter für den Briten: Damit verlor er das Duell um den Weltmeistertitel gegen Teamkollege Nelson Piquet. Williams Honda musste jedenfalls akribisch nach einem Ersatz für Mansell suchen, der 1992 mit Williams Weltmeister wurde. Einen Favoriten hatte Frank Williams schnell ins Auge gefasst: Alan Jones. Bis heute gilt der Australier, 1980 mit Williams Champion, als der Lieblingsfahrer von Frank Williams und Teilhaber Patrick Head. Ende 1986 trat Jones nach ernüchternden Jahren mit dem Haas-Team, das heute als Newman Haas Racing in der ChampCar bekannt ist und seit 2004 mit Sébastien Bourdais, der 2007 für Toro Rosso Ferrari in der Formel-1 an den Start gehen wird, stets Meister der Serie ist, aus der Formel-1 zurück und fuhr für Toyota in Japan Sport- und Tourenwagen. Toyota erlaubte Jones den Start beim Australien GP für Williams nicht, so suchte Williams weiter. Mit Brabham BMW konnte man sich dann einig werden und Riccardo Patrese verpflichten. Der Italiener wurde 1988 auch die gesamte Saison Teamkollege von Mansell bei Williams. Bei Brabham debütierte an Stelle von Patrese Stefano Modena.
Nigel Mansell musste auch 1988 wieder 2 Rennen aussetzen. Dieses Mal erkrankte er vor dem Belgien GP. Für Mansell sprang zunächst Martin Brundle in den Williams Judd. Das Problem war, dass Mansell auch für den Italien GP nicht fitt wurde. Brundle konnte jedoch nicht nochmals einspringen, weil er seiner eigentlichen Tätigkeit nachgehen musste: Sportwagenfahren mit Jaguar. Also kam für den Italien GP Testfahrer Jean Louis Schlesser zum Einsatz. Der Franzose, eine Legende bei der Rallye Paris-Dakar und der Sohn des beim Frankreich GP 1968 tödlich verunglückten Jo Schlesser, war dabei in eine rennentscheidende Szene verwickelt: Er kollidierte nämlich beim Überrundetwerden mit dem McLaren Honda von Ayrton Senna. Dadurch gewann das Rennen Ferrari-Pilot Gerhard Berger. Es war der einzige Nicht-McLaren-Sieg der Saison 1988.
Der nächste Anlass für einen vorzeitigen Fahrerwechsel war ein Trauriger: Es war nach dem Todescrash von Ayrton Senna! Senna war der letzte Fahrer, der tödlich verunglückte. Aber nicht nur deshalb gilt der Brasilianer als einer der besten Formel-1 Fahrer überhaupt. Senna krachte beim Imola GP gegen die Mauer. Die Unfallursache konnte nie geklärt werden. Einige Williams-Verantwortliche wurden verklagt, weil mit der Lenksäule etwas nicht gestimmt haben soll. Zu einem Schuldspruch kam es in letzter Instanz jedoch nicht. Williams ersetzte Senna mit Testfahrer David Coulthard, der damit sein Formel-1 Debüt gab, nämlich beim Spanien GP. Coulthard, 2008 bei Red Bull Renault unter Kontrakt, fiel jedoch 2-mal krankheitsbedingt aus, beim 2. Mal sogar für die letzten 3 Rennen. Der Schotte, zu Beginn seiner Karriere sogar bulimiegeplagt, hatte Schwierigkeiten mit seinen Mandeln. Williams konnte jedoch einen prominenten Fahrer als Ersatz finden: Nigel Mansell steuerte bei den 4 Rennen den Williams Renault. Mansell ging nach dem Titel 1992 mit Williams in den F1-Ruhestand und wirbelte die ChampCar Szene auf. Die 4 Rennen für Williams waren letztlich nochmals sehr erfolgreich, schließlich gewann er den skandalösen Australien GP 1994 in Adelaide.
Im Vorfeld zum Italien GP hatte dann Ralf Schumacher 2003 einen schweren Unfall, auch in Monza, wo auch das Formel-1 Rennen in Italien stattfinden sollte. Ein Reifen des Deutschen ist geplatzt, Schumacher schlitterte ins Aus, der BMW Williams überschlug sich. Schumacher reiste zwar zum Rennen an, die Ärzte gaben jedoch kein grünes Licht für einen Start. Als Ersatz sprang der Test- und Ersatzfahrer Marc Gené ein, der mittlerweile 2. Testfahrer bei Ferrari ist, hinter Dauertester Luca Badoer. Gené nutzte die Chance und wurde 5.
Ralf Schumacher löste auch die nächste Williams-Wechselbörse unter der Saison 2004 aus. Damals verunglückte Schumacher beim USA GP schwer. In der Steilkurve im Oval von Indianapolis erlitt er einen Reifenschaden, Schumacher drehte sich rückwärts in die Mauer. Für die nachfolgenden 6 Rennen war Schumacher dadurch außer Gefecht gesetzt, denn er zog sich bei dem Crash Verletzungen am Rücken zu, unter anderem auch an den Wirbel. Für 2 Rennen sprang wieder der frühere Minardi-Fahrer Gené ein, doch weil der Spanier nicht restlos überzeugen konnte, beförderte für die restlichen 4 Rennen bis zu Schumachers Comeback den 2. Testfahrer Antonio Pizzonia zum Stammfahrer. Es war jedoch auch eine Zeit der wilden Gerüchte. Frank Williams wollte spektakulärere Fahrer verpflichten. Gespräche liefen mit Jacques Villeneuve, der die ganze Saison über schon mit Williams verhandelte, primär jedoch für ein Cockpit 2005. Und schließlich rief Williams auch bei Mika Häkkinen an. Der finnische Weltmeister von 1998 und 1999 (mit McLaren Mercedes) verabschiedete sich nach einer katastrophalen Pannensaison 2001 in Rente. Williams wollte Häkkinen als Ersatz haben. Nach dem Telefonat verspürte Häkkinen wieder Lust am Rennsport, jedoch war er für 2004 nicht fitt genug. Ein Comeback 2005 bei BMW Williams hätte er jedoch liebend gerne angenommen, Williams jedoch winkte ab. Häkkinen verhandelte danach mit BAR Honda, doch McLaren Mercedes wollte den Werbevertrag mit Häkkinen nicht aufgeben. Dieser Vertrag machte es praktisch unmöglich bei einem anderen Team anzuheuern, also ging Häkkinen in die Deutsche Tourenwagenmeisterschaft DTM.
Antonio Pizzonia kam auch 2005 noch mal zum Einsatz bei BMW Williams. Damals verunfallte Nick Heidfeld bei Testfahrten in Monza und war für den Italien GP nicht fitt. Williams kam die Gelegenheit gut: Er wollte Pizzonia eh ausführlich testen, weil der Brasilianer ein heißer Kandidat auf ein Stammcockpit für 2006 war. Denn Heidfeld, das war schon fix, sollte 2006 mit BMW zum neuen BMW Sauber Formel-1 Team gehen. Und so kam es auch, dass Pizzonia auch den Rest der Saison zu Ende fuhr, obwohl Heidfeld wieder fitt gewesen wäre. Letztlich bekam das 2. Williams Cosworth Cockpit nicht Pizzonia, sondern Nico Rosberg, der aktuell noch immer für Williams Toyota Formel-1 Rennen fährt.
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MichaelZ am Dienstag, 25. Dezember 2007, insgesamt 1-mal geändert.