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Fahrerwechsel bei Minardi/Toro Rosso während der Saison

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Nach langen Recherchen habe ich das hier geschrieben, ich finds ganz interessant:

Sebastian Vettel für Scott Speed: Erstmals seit 2005 gibt es im italienischen Team wieder einen Fahrerwechsel während der Saison. Der Unterschied: Damals hieß das Team noch Minardi, nun Toro Rosso. Noch unter Minardi gab es einige Fahrerwechsel während des Jahres, in der Formel-1 erstmals 1988. Minardi Ford begann die Saison auf Drängen der spanischen Sponsoren mit 2 Spaniern: Luis Perez Sala und Adrian Campos. Campos, der mittlerweile Teambesitzer ist (in der GP2 fahren gegenwärtig Giorgio Pantano, 2004 in der Formel-1 bei Jordan Ford, und Vitaly Petrov), fuhr bereits im Vorjahr bei Minardi. Nachdem sich der Spanier aber 3-mal in Folge, in Monaco, Mexiko und Kanada, nicht qualifizieren konnte, holte sich Minardi Pierluigi Martini zurück. Der Italiener fuhr bereits die erste GP-Saison für Minardi 1985. Der Wechsel zahlte sich aus: Martini holte gleich beim Comeback, beim USA GP, als 6. einen WM-Punkt, den ersten in der Formel-1 Teamgeschichte der Scuderia Minardi.

Pierluigi Martini blieb auch 1989 als Fahrer an Bord, wurde jedoch beim Japan GP durch Paolo Barilla ersetzt, um zum Saisonfinale jedoch wieder in den Minardi Ford zurückzukehren. Der Grund für die kurzfristige Auswechselung: Beim vorangegangenen Spanien GP prellte sich Martini eine Rippe, als er sich über einen Randstein drehte. Der Dreher bedeutete nicht nur das Aus für den Spanien GP mitten im Rennen, sondern auch beim Japan GP, noch vor der Anreise. Der Italiener Barilla war als Ersatzfahrer logisch: Er und seine Familie waren gut mit Teamchef Giancarlo Minardi befreundet und brachten einiges an Geld mit ins Team: Die Familie besitzt die Barilla Pasta Corporation, die 1877 vom Urgroßvater von Paolo Barilla gegründet wurde. Zudem war Barilla einer von 2 Testfahrern im Minardi-Team 1989: Der 2. war Marco Apicella, der durch seinen Einsatz beim Italien GP 1993 bei Jordan Hart bekannt geworden ist. Barilla überzeugte in Japan, noch mehr aber sein Sponsorengeld, und so durfte er auch 1990 für Minardi sitzen.

Doch Barilla blieb nicht komplett die ganze Saison 1990 Teamkollege von Martini bei Minardi Ford: Barilla war die gesamte Saison über klar langsamer als Martini, der im übrigen mit 107 GP-Rennen so viele Rennen für das Team fuhr, wie kein anderer Fahrer. Die Situation um Barilla spitzte sich am Ende der Saison aber zu, nach dem er 3-mal in Folge es nicht schaffte, den Minardi zu qualifizieren (GP von Italien, Portugal und Spanien). Also ersetzte ihn Minardi durch Gianni Morbidelli. Der Italiener war seit nach dem 2. Saisonrennen, dem Großen Preis von Brasilien, arbeitslos, nachdem er seinen Dallara Ford der Scuderia Italia an Emmanuele Pirro abgeben musste. Die Scuderia Italia ist jenes Team, dass von 1988 bis 1993 zunächst eigenständig mit Dallara- und Lola-Chassis an den Start ging, 1994 dann aber mit dem Minardi-Team fusierte. 1990 waren diese Verbindungen der beiden italienischen F1-Rennställe aber freilich noch nicht vorhanden.

Was folgte, war ein synchronischer Ablauf zum Vorjahr: Morbidelli bekam auch für die Saison 1991 das Vertrauen von Minardi. Wieder aber wurde er gegen Ende der Saison ersetzt, wieder war Martini der #1-Fahrer. Nun aber der Unterschied: Erstmals wurde ein Minardi-Fahrer während der Saison nicht vor die Tür gesetzt, sondern erstmals ging der Fahrer freiwillig. Das lag ganz sicher nicht an der Performance von Minardi, denn 1991 war das bis dahin beste Jahr für das Team. Man kam erstmals in den Genuss von Ferrari-Triebwerken. Die Beziehungen zu Ferrari, waren auch der Auslöser des Morbidelli-Abgangs. Bei Ferrari lagen die Nerven blank: Alain Prost beschimpfte den Ferrari-Renner als untauglich, verglich die Fahrweise mit der eines Lastkraftwagens! Ferrari ließ sich das nicht gefallen: Prost, der vorhatte, bei Ferrari den Posten des Rennleiters zu übernehmen (schon damals gefiel ihm die Rolle des Teamchefs und Teambesitzers), wurde vor dem Saisonfinale in Adelaide vor die Tür gesetzt. Als Ersatz für den Australien GP holte sich Ferrari von Minardi Morbidelli. Minardi musste sich für das Saisonfinale in Australien also einen neuen Fahrer suchen. Man verpflichtete Roberto Moreno. Der Brasilianer fuhr 1991 bereits für 2 Teams: Bei Benetton Ford wurde er Opfer des erfolgreichsten Fahrers der GP-Geschichte: Michael Schumacher wurde nach seinem starken Debüt beim Belgien GP für Jordan Ford von Benetton-Teamchef Flavio Briatore verpflichtet. Um einen Gerichtsstreit abzuwehren, feilschte der clevere Briatore einen Tauschhandel aus: Schumacher von Jordan zu Benetton, Moreno dafür von Benetton zu Jordan. Was Moreno nicht erahnen konnte: Jordan setzte ihn bereits nach einem Rennen wieder vor die Türe, Alessandro Zanardi kam als Ersatz. Minardi war für Moreno, der 2007 für Chastain das Indy 500 bestritt und in der ChampCar trotz seiner 48 Jahren für Alex Figge bei Pacific Coast einsprang (Pacific Coast hat übrigens nichts mit dem ehemaligen Formel-1 Team Pacific zu tun. Interessante Parallele aber zum Minardi-Team: der frühere Pacific-Teamchef Keith Wiggins ist Teamchef von HVM in der ChampCar, das ja seit 2007 dem ehemaligen Minardi-Teamchef Paul Stoddart gehört und seither als Minardi Team USA an den Start geht), also schon das 3. GP-Team in der Saison 1991!

Auch 1992 nahm Minardi einen Fahrerwechsel während der Saison durch: Nach dem Frankreich GP wurde Christian Fittipaldi, Sohn des ehemaligen Formel-1 Fahrers und F1-Teamchefs Wilson Fittipaldi, sowie Neffe des 2-fachen Formel-1 Weltmeisters und Indy 500 Sieger Emerson Fittipaldi, für 3 Rennen von Alessandro Zanardi ersetzt. Fittipaldi hatte beim Training zum Frankreich GP in Magny Cours mit seinem Minardi Lamborghini einen schweren Unfall. Beim Qualifying konnte er sich unter Schmerzen nicht qualifizieren und auch für die nächsten 3 Rennen war Fittipaldi nicht einsatzbereit. Die Diagnose hieß: 5 Halswirbel gebrochen! Dennoch hatte er Glück, er trug keine Lähmungen davon. Minardi holte sich als Ersatz Zanardi, der bei Benetton Ford als Testfahrer unter Vertrag stand. Zanardi zu seinem unerhofften Comeback, nach dem er bereits 1991 wenige Rennen für Jordan Ford gefahren war: „Die Saison lief für mich frustrierend, ich bekam kein Stammcockpit. Bei Jordan wurde ich uninteressant als Mauricio Gugelmin mit seinen 8 Millionen Dollar Sponsorengelder auftauchte. Ich hatte dann eine Übereinkunft mit Ken Tyrrell getroffen. Aber 2 Tage später schnappte mir Andrea de Cesaris mein Tyrrell Ilmor Cockpit weg. Also wurde ich Testfahrer bei Benetton. Der Job befriedigte mich nicht, dass wusste mein Chef, Flavio Briatore. Die Minardi-Einsätze waren Balsam auf die Seele, auch wenn sie enttäuschend verliefen.“

Bei Minardi wurde es zur Gewohnheit, während einer laufenden GP-Saison Fahrer auszuwechseln, und so kam es nicht überraschend, dass 1993 beide Minardi Ford Piloten das Cockpit hergeben mussten! Den Anfang machte der Italiener Fabrizio Barbazza, der 1991 bereits mit AGS Ford in der Formel-1 war. Für 1993 bekam er völlig überraschend das 2. Minardi Ford Cockpit neben Fittipaldi. Als Favorit galt eigentlich Martini, doch Minardi brauchte Geld und so verzichtete Martini auf das Cockpit und überließ es dem zahlenden Barbazza. Doch nach 8 Rennen warf Minardi Barbazza raus und holte Martini zurück. Und für die letzten 2 Rennen musste Fittipaldi gehen. Der Brasilianer kam mit der Teamführung in Streit, weil er für 1994 einen Vertrag bei Footwork Ford unterschrieben hat. Der Franzose Jean Marc Gounon winkte dagegen mit Geld und so durfte er die letzten beiden GP-Rennen der Saison 1993 für Minardi bestreiten.

Der nächste Fahrerwechsel während einer GP-Saison kam überraschend: Nach dem Deutschland GP 1995 wurde Martini durch Pedro Lamy ersetzt! Der 34-Jährige musste wieder einmal einem Bezahlfahrer weichen. Lamy versuchte mit seinen Sponsorengelder schon bei vielen Teams anzuheuern: Während der Saison 1995 testete der Portugiese bereits für Sauber Ford, Tyrrell Yamaha und Footwork Hart. Auch liefen bereits Gespräche mit Pacific Ford und Forti Ford. Bei der Verpflichtung von Lamy waren alle Teams jedoch vorsichtig: Viele trauten Lamy nicht mehr viel zu, denn seit er bei einem Testunfall 1994 im Lotus Mugen Honda sich schwere Beinverletzungen zugezogen hat, fuhr er kein GP-Rennen mehr. Der Crash war übel: Der Lotus wurde in 2 Stücke geteilt, Lamy landete hinter dem Zaun! Minardi Ford zögerte nicht lange mit der Verpflichtung von Lamy, Martini machte wieder Platz. Dem Teamkollegen Luca Badoer wollte man die erst junge Karriere nicht verbauen, zudem hatte Badoer auch eine engere Beziehung zum neuen Teamteilhaber Flavio Briatore. Eine enge Beziehung zum Team hatte aber auch Martini und so arbeitete er an einer Rückkehr zu Minardi für die Saison 1996. Der Italiener fuhr jedoch kein einziges GP-Rennen mehr.

Den ersten Fahrerwechsel der Saison 1996 bei Minardi gab es praktisch schon vor der Saison: Neben Pedro Lamy wurde als 2. Fahrer der Japaner Taki Inoue verpflichtet, der zuvor ein Rennen für Simtek Ford fuhr und die Saison 1995 bei Footwork Hart absolvierte. Inoue garantierte Sponsorengelder, die Gelder seiner Sponsoren Unimat und Clearly Canadian kamen aber nie an, also kam auch Inoue nie bei einem Rennen im Minardi an. Kurzfristig sprang für Inoue beim Saisonauftakt in Australien Giancarlo Fisichella ans Steuer. Der Italiener, der vor der Saison Tests für Minardi Ford bestritt, brachte jedoch kein Geld mit. Also sollte er nach dem Australien Grand Prix wieder verschwinden aus dem 2. Minardi Ford Renner. Für die Südamerika-Rennen holte sich Minardi den Brasilianer Tarso Marques. Der jüngste Pilot seit Mika Thackwell beim Holland GP 1980 mit Arrows Ford blieb jedoch nur für die beiden Grand Prix Rennen in Südamerika. Danach kam zunächst wieder Fisichella zurück, der zumindest mit Talent überzeugen konnte. Marques fuhr später noch Testfahrten für Arrows, 1997 und 2001 nochmals Rennen für Minardi und war zuletzt 2006 auch als Fahrer bei Midland im Gespräch. Beim Deutschland GP aber wurde ein zahlender Ersatz für Fisichella gefunden: Giovanni Lavaggi, der 1995 bereits wenige Rennen für Pacific Ford fuhr.

In der Saison 1997 gab es einen unfreiwilligen Fahrerwechsel: Beim Kanada GP hatte der Prost Mugen Honda Pilot Olivier Panis einen schweren Unfall: Der Franzose, zum Zeitpunkt des Unfalls WM-3., krachte frontal in die Reifenstapel und zog sich komplizierte Beinbrüche zu. Panis fiel aus, Prost suchte nach einem Ersatz. Eigentlich sollte auch der Reservefahrer Emmanuele Collard im blauen GP-Rennen sitzen, doch Teamchef Alain Prost versuchte neben Damon Hill auch Jarno Trulli zu bekommen. Trulli kam letztlich auch, Minardi Hart ersetzte den Italiener, heute Formel-1 Fahrer bei Toyota, durch Testfahrer Marques, der damit nach seinen Einsätzen 1996 sein GP-Comeback gab.

Auch 1999 musste Minardi Ford einen unfreiwilligen Fahrerwechsel in der Saison durchführen: Beim Brasilien GP musste der Italiener Luca Badoer ersetzt werden. Bei den Testfahrten in Fiorano crashte Badoer mit dem Minardi Ford schwer und verletzte sich dabei an der Hand. Für Brasilien war der Italiener, der nebenher auch Ferrari-Testfahrer war (und auch 2007 noch ist!) und bereits 1995 für Minardi gefahren war, nicht einsatzbereit. Testfahrer Gastone Mazzacane, sowie Shinji Nakano, der 1998 für Minardi gefahren war, machten sich Hoffnungen, aber letztlich kam Prost Peugeot Testfahrer Stephané Sarrazin, der damit seinen einzigen Grand Prix gefahren ist. Nach dem Brasilien GP war Badoer wieder einsatzbereit und fuhr auch die Saison zu Ende, wobei er in der Mitte der Saison fast bei Ferrari gelandet wäre, nachdem sich Michael Schumacher bei einem Unfall beim Großbritannien GP das Bein gebrochen hat. Ferrari überraschte jedoch und verpflichtete keinen der Favoriten um Jean Alesi, Jos Verstappen oder Badoer, sondern Mika Salo, der 1999 bereits bei BAR Supertec für den verletzten Ricardo Zonta eingesprungen war und mit dem Ferrari bereits 1997 Verhandlungen führte, für ein Cockpit 1998! Salo kam also zu Ferrari und Badoer blieb neben Marc Gené bei Minardi Ford.

Nach dem Belgien GP 2001 erfolgte der nächste Fahrerwechsel während der Saison bei Minardi. Vorausgegangen war, dass Asiatech verkündete, das Minardi-Team, das 2001 erstmals unter dem neuen Teamchef Paul Stoddart fuhr, 2002 mit Motoren zu beliefern, eine Option 2003 hatte der Vertrag inklusive. Minardi musste für die Motoren nicht bezahlen, doch die Malaien wollten dafür den Malaien Alex Yoong im Cockpit haben. Stoddart gab Yoong bereits für die letzten 3 Rennen 2001 den European Minardi Renner von Tarso Marques. Der Brasilianer gab zum Saisonbeginn 2001 sein Comeback in der Formel-1 nach fast 4 Jahren. Gegen Fernando Alonso hatte Marques jedoch nichts zu melden, also musste er Yoong weichen.

Yoong blieb aber nicht lange so beliebt im Team. Als er 2002 im Minardi Asiatech in 3 Rennen 2-mal die 107 Prozent Qualihürde verpasste und sich damit für das Rennen nicht qualifizieren konnte, wurde er im Team unbeliebt. Gegen Teamkollegen Mark Webber verlor er pro Runde mehrere Sekunden. Yoong war überfordert. Obwohl Yoong zumindest von Asiatech Rückendeckung bekam, suchte Teamchef Stoddart bereits nach einem Ersatz. Der Plan sah vor, zumindest Yoong für 2 Rennen eine Verschnaufpause zu gönnen, um sein Talent wieder zu finden. Der vor der Saison 2002 bei Arrows Ford in Ungnade gefallene Jos Verstappen bot sich als Ersatzfahrer genauso an, wie David Saelens, der in der Formel-3000 für das Minardi Juniorteam fuhr. Auch war eine Rückkehr von Fernando Alonso ein Thema. Der Spanier fuhr bereits 2001 für Renault und hatte bereits einen Renault-Vertrag für 2003 in der Tasche, doch Renault wollte ihm noch ein bisschen Rennpraxis schenken. Auch der US-Amerikaner Bryan Herta wurde als möglicher Ersatzfahrer genannt. Gegen Herta, der im Winter 2001/2002 mit Arrows verhandelte und ChampCar für Foyt, Rahal, Ganassi, Forsythe Walker und Mo Nunn Racing gefahren ist, sprachen sein Alter (32) und dass er praktisch ohne Formel-1 Test in ein F1-Rennen müsste. Justin Wilson, der 2003 für Minardi Ford fuhr, war Wunschpilot von Stoddart, doch der fast 2-Meter Riese passte nicht in den 2002er Minardi Asiatech! Auch Giorgio Pantano, der 2004 für Jordan Ford in der Formel-1 fuhr und 2007 für das GP2-Team des ehemaligen Minardi F1 Fahrers Adrian Campos, Campos Grand Prix, fährt, wurde im Zusammenhang mit dem Minardi-Cockpit von Yoong genannt. Interessant auch: Sébastien Bourdais, der derzeit mit dem Minardi-Nachfolge Rennstall Toro Rosso für ein Cockpit für 2008 verhandelt, wurde mit dem Yoong Cockpit in Verbindung gebracht, doch der Franzose pochte auf eine Rückkehr des Arrows-Rennstalls in die Formel-1. Arrows verlor nach der Pleite Heinz-Harald Frentzen als Fahrer, doch das Team plante eine Rückkehr, exakt für den Ungarn GP, bei dem Yoong ja zuschauen sollte. Das Arrows-Comeback sollte durch einen Verkauf des GP-Teams ermöglicht werden, als Kaufinteressant meldete sich Craig Pollock, der seinen Teamchefposten bei BAR am Anfang des Jahres 2002 verloren hatte. Den Zuschlag bei Minardi bekam dann völlig überraschend der BAR Honda Testfahrer Anthony Davidson, der zuvor auch für Jaguar Ford getestet hat und 2007 für Aguri Honda Formel-1 fährt. Nach 2 Rennen wurde der Brite, der zwar eine bessere Grundschnelligkeit als Yoong aufweisen konnte, sich jedoch beide Male ins Aus drehte, wieder durch Yoong ersetzt.

In der Saison 2003 gab es einen unfreiwilligen Wechsel der Fahrer: Bei Jaguar Ford wurde nach dem Großbritannien GP Antonio Pizzonia entlassen. Der Brasilianer, der auch 2007 seinen Platz wieder räumen musste (Im GP2-Team von Renault Formel-1 Pilot Giancarlo Fisichella), konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Der ehemalige BMW Williams Testfahrer fuhr klar im Schatten von Mark Webber. Also Ersatz holte Jaguar den Briten Justin Wilson. Wilson wurde bei Minardi Ford durch den Dänen Nicolas Kiesa ersetzt. Alternativen zum Jordan Toyota Testfahrer von 2005 gab es kaum, lediglich Gianmaria Bruni kam noch in Frage. Der Italiener bekam dann 2004 ein Stammcockpit bei Minardi Ford.

Sponsorengelder waren 2005 der Grund, warum der Österreicher Patrick Friesacher nach dem Großbritannien GP 2005 sein Cockpit bei Minardi Cosworth räumen musste. Als Ersatz kam der Holländer Robert Doornbos. Auch Zsolt Baumgartner wurde mit einem Comeback bei Minardi in Verbindung gebracht, doch letztlich holte sich Minardi Doornbos von Jordan Toyota, wo der Holländer Freitagstestfahrer war, und trat damit mit einer reinen holländischen Fahrerpaarung an (Christijan Albers/Doornbos). Bei Jordan Toyota wurde Doornbos durch Nicolas Kiesa ersetzt. Übrigens: Neben seinem Testfahrerposten in der Formel-1 bei Red Bull Renault fährt Doornbos auch 2007 für Minardi – allerdings im ChampCar Team von Minardi.

Der bislang letzte Fahrerwechsel in der Saison im Team, mittlerweile unter Toro Rosso, heißt: Scott Speed gegen Sebastian Vettel. Speed war im Team unbeliebt, genauso wie Teamkollege Vitantonio Liuzzi enttäuschte er mit seiner Leistung. Dem US-Amerikaner wurde vor dem Formel-1 Einstieg viel zugetraut. Als Nachwuchspilot des Juniorenkaders von Red Bull kam er bereits 2005 zu seinen ersten Testfahrten im Formel-1 Bolide von Red Bull, danach kaufte Red Bull das Minardi-Team und brachte dort Speed unter. Dabei war Speed immer Favorit auf das Cockpit, denn zunächst wurde gemunkelt, dass Red Bull daraus jenes amerikanische Rennteam machen wollte, dass man bereits 2002 in der Formel-1 etablieren wollte. Als Hintermänner hatte man dabei die beiden ehemaligen Formel-1 Piloten Phil Hill und Dan Gurney im Projekt integriert. Gurney hatte bereits Jahre lang ein ChampCar Team. Die Pläne des Teams kamen um den USA GP im September 2002 auf dem Tisch, weshalb für die Saison 2003 lediglich noch ein Kauf eines anderen Rennstalls möglich gewesen wären. Gespräche mit Arrows, bei denen Red Bull bereits Sponsor war, liefen, doch Arrows war bereits Pleite. Auch versuchte man damals bereits bei Jaguar einzusteigen. Bei einem solchem amerikanischen Team standen Speed und AJ Allmendinger auf der Wunschliste von Red Bull/Minardi 2006. Doch der Plan änderte sich und Red Bull machte aus dem Minardi-Team ein Team für Nachwuchsfahrer von Red Bull. Speed und Vitantonio Liuzzi wurden die Fahrer. Als Teamchef Franz Tost und Teilhaber Gerhard Berger an Bord kamen, waren Probleme jedoch vorprogrammiert. Beide waren bald genervt, von den ständigen Fahrfehlern der beiden Fahrer. Bereits für das Cockpit 2007 mussten Liuzzi und Speed mit der Bestätigung lange warten. Die Einstellung der beiden zum Sport musste sich ändern, Berger hoffte immer noch eine Alternative, zumindest für Speed zu finden. Deshalb wurde der Amerikaner noch längst nicht als Fahrer für 2007 bestätigt, als Liuzzi bereits fest im Sattel saß. Als heißer Kandidat galt Tiago Monteiro. Das Problem: Der Nachwuchstrainer von Red Bull, Dr. Helmut Marko (fuhr 1971 und 1972 insgesamt 10 Formel-1 WM Rennen für Jo Bonnier und BRM), stand klar hinter Speed. Deshalb musste Berger einlenken und fuhr mit der Fahrerpaarung für 2007 weiter – der ähm... Fahrerpaarung überhaupt, wie der ehemalige österreichische Formel-1 Pilot kürzlich verriet. Weil Marko auch derart hinter Speed stand, wächst auch die Kritik an Marko, der schon lange ein Auge auf Nachwuchsfahrer hat und früher ein Nachwuchsteam in der Formel-3000 einsetzte. Marko verschließe die Augen vor den wirklichen Talenten, das meint auch Frank Williams: „Auch ich hatte schon Interesse an Scott Speed, aber ich habe mich für Nico Rosberg entschieden“, erklärt der Rollstuhlgeneral des Traditionsrennstalls. „Damals hat mich Helmut Marko nur ausgelacht.“ Doch bekanntlich lacht der am besten, der als letztes lacht. Interessant aber bei den beiden Red Bull Teams: Sowohl Christian Klien im Vorjahr, als auch nun Scott Speed wurden richtig von den Teams herausgeeckelt, manche sprechen von Mobbing. Zuletzt war sogar von einer Schlägerei zwischen Tost und Speed die Rede; nach einem Ausfall (Dreher!) von Speed im Monsunregen des Nürburgrings. Tost: „Ich habe ihn gefragt, warum er abgeflogen ist, daraufhin hat er lächelnd gefragt, warum der Boxenstopp so lange gedauert hätte und drehte sich um. Daraufhin habe ich ihn an der Schulter gepackt und gesagt: So wird hier nicht diskutiert!“ Speed wird etwas konkreter: „Er schlug mich mit einer geschlossenen Faust in die Mitte meines Rückens.“ Er sei ihm hinter eine Trennwand gefolgt: „Er griff mich direkt unter meinem Nacken an meinem feuerfesten T-Shirt und riss mich vor und zurück, ließ mich los, und drückte mich dann an die Mauer hinter den Autos.“ Am Ende waren sich beide aber einig: Noch mal Speed: „Ich will nie mehr für die beiden (Berger, Tost) fahren.“ Tost: „Am liebsten würde ich keinen unserer 2 Fahrer wieder ins Cockpit lassen.“ Scott Speed wirkt aber auch nicht übermotiviert, ihm sei es egal, ob er nächstes Jahr wieder in der Formel-1 fahre. Die Lust dazu haben ihm Berger und Tost versaut. Dennoch hofft Speed nach den ganzen Negativschlagzeilen, dass zumindest Marko weiter zu ihm hält und er weiter die Unterstützung von Red Bull genießen kann, vielleicht in der ChampCar.

Beitrag Samstag, 04. August 2007

Beiträge: 2331
Danke für den ausführlichen Bericht von Dir Michi :!: :D)
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Beitrag Sonntag, 05. August 2007

Beiträge: 45834
Bitte bitte, hat sehr viel Spaß gemacht das zu schreiben und zu recherchieren :wink:


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