So jetzt noch ein Team, das wir schon mal ausführlich hatten, deshalb ist der größte Teil der Zusammenfassung bereits bekannt.
Das Surtees Team
Mit dem Jahr 1970 begann in der Formel-1 nicht nur ein Jahrzehnt der Revolutionen und Irrwege der Konstruktionen, sondern auch die Karriere eines Teams: Dem Team Surtees. Es wurde gegründet vom Motorrad (in der MotoGP 1956 und von 1958-1960 jeweils für MV Agusta) und Formel-1 Champion (1964 für Ferrari) John Surtees. Der Brite, der beide Königsklassen des Motorsports, als die GP Szene auf 2 Räder (MotoGP) und die GP Szene auf 4 Räder (Formel-1) gewann, für in den ersten Jahren auch noch selbst für sein Team. Eigentlich begann die Karriere von Surtees als Teamchef schon 1969 (in der Formel-2 tauchte er schon 1960 erstmals mit einem eigenen Team auf, aber dazu später). Len Terry hatte in dem Jahr einen Eigenbau für die amerikanische Formel-5000 gebaut und ein amerikanischer Schauspieler Namens James Garner fühlte sich berufen sein eigenes F5000 Team zu gründen und hatte dafür Surtees als technischen Berater beschwatzt. Der gute John kaufte daraufhin auf eigene Rechnung einen der F5000 Rennwagen. Als er dann das Auto an Garner weiterverkaufen wollte musste der wohl in Rennsportfragen talentfreie Garner einräumen sein gesamtes Budget bereits für PR ausgegeben zu haben und so saß Surtees auf einem F5000 den er in Europa gar nicht fahren konnte. Also gründete er sein eigenes Team, verpflichtete David Hobbs als Fahrer und zog das Projekt in Eigenregie durch. Damit war der Weg geebnet zum Surtees Racing Team. Das F1 Team wurde dann mit Hilfe von Peter Connew und Shahab Ahmed auf die Beine gestellt
Das Debüt feierte das Team Surtees beim Südafrika GP 1970. Surtees konstruierte in den ersten Jahren auch selbst seine Autos! Damit hatte also Surtees den Posten als Teamchef, Fahrer und Chefdesigner inne. Zunächst aber fuhr das Team bei den ersten 4 Rennen mit einem McLaren Ford M7C. Fahrer war nur Surtees, lediglich beim USA GP setzte das Team ein 2. Auto ein. Fahrer dieses Autos war der Brite Derek Bell. Beim Holland GP erreichte Surtees dann, noch mit McLaren Chassis, mit Rang 6 den ersten Punkt für das Team, der allerdings noch auf das Konto von McLaren wanderte. Erst nach jenem GP kam die erste Eigenkonstruktion von Surtees, der TS7, der mit dem gleichen Ford V8 Motor angetrieben wurde. Mit diesem Auto erreichte Surtees 3 Punkte, die am Ende auch in der Konstrukteurswertung landeten. Dabei gelang beim Kanada GP ein 5. Rang. Bell erreichte den letzten Punkt bei seinem einzigen Einsatz. Am Ende wurde Surtees 1970 8. bei den Konstrukteuren.
1971 setzte Surtees dann bei jedem Rennen mindestens 2 Fahrer für das Werksteam ein. Neben dem Briten Surtees himself fuhr noch der Deutsche Rolf Stommelen. Beim WM Auftakt in Südafrika fuhr dazu der Brite Brian Redman. Beim Großbritannien GP kam Bell für einen Gastauftritt zurück ins Team. Beim Italien GP fuhr der Brite Mike Hailwood, der mit Rang 4 das beste Saisonergebnis erreichte, und beim Saisonfinale beim USA GP fuhr neben Surtees und Hailwood noch der Lokalmatador Samuel Posey, besser als Sam Posey bekannt und der Holländer Gijs Van Lennep. Neben dem 4. Platz von Hailwood erreichte man 1971 mit dem neuen Surtees, TS9 noch einige weitere Punkte. Am Ende hatte das Team 8 Punkte am Konto und wurde neuerlich Konstrukteurs-8.
1972 setzte das Surtees Team bis auf wenige Ausnahmen sogar 3 Fahrzeuge ein, pilotiert von Hailwood, dem Australier Tim Schenken und dem Italiener Andrea de Adamich. Surtees selber konzentrierte sich auf seine Arbeit als Teamchef und Chef der Designabteilung. Gefahren wurde die Saison meist mit der Weiterentwicklung des Vorjahresmodells, dem TS9B, der neue TS14 wurde 1972 bei nur sehr wenigen Rennen eingesetzt. Nicht immer setzte Surtees also 3 Fahrzeuge ein, so waren es beim WM Auftakt in Argentinien nur 2 (Schenken und De Adamich). Beim Italien- und dem USA GP setzte Surtees zudem noch ein 4. Auto für den Chef persönlich ein. John Surtees kam bei seinen 2 Einsätzen aber nicht ins Ziel. Die Ergebnisse und Punkte brachten die anderen Fahrer nach Hause. Hailwood wurde beim Italien GP in Monza sensationell 2., zudem startete er beim Südafrika GP von Starplatz 4! Am Ende wurde Surtees 5. in der Konstrukteurswertung.
1973 dann fuhr Surtees anfangs noch wenige Rennen mit dem TS9B, ansonsten kam der Surtees Ford TS14A, eine Überarbeitung des TS14 zum Einsatz. Das Team setzte meist 2 Fahrzeuge ein. Hauptfahrer war neben Hailwood der Brasilianer Carlos Pace. Beim Brasilien GP gab Surtees noch dem Lokalmatador Luiz Bueno ein 3. Fahrzeug, beim Südafrika De Adamich und beim Großbritannien-, Deutschland- sowie beim USA GP dem Deutschen Jochen Mass. Beim Großbritannien GP erlebte Surtees dann auch gleich das bitterste Rennen der Saison, als alle 3 Fahrzeuge beim Massenunfall am Start ausfielen und zum Neustart nicht mehr antreten konnten. Die Saison war deutlich schwächer als die zuvor für Surtees, denn nur 2x konnte das Team Punkte erreichen, dann aber gleich viele auf einmal: Beim Deutschland GP wurde Pace 4. und beim Österreich GP konnte er sich als 3. sogar auf das Podium stellen. Man wurde WM-9.
1974 dann nahm Surtees zunächst Mass und Pace und Vertrag. Pace wurde aber im Laufe der Saison abgelöst, für 3 Rennen durch den Franzosen José Dolhelm, danach von Rückkehrer Bell. Nach dem Deutschland GP wurde dann auch Mass abgelöst. Beim Österreich GP fuhren neben Bell der Franzose Jean Pierre Jabouille und der Österreicher Dieter Quester. Auch der Österreicher Helmut Königg griff für 2 Rennen hinter ein Surtees Steuer des Surtees Teams. Beim USA GP 1974 in Watkins Glen gab es dann einen der hässlichsten Unfälle überhaupt. Opfer des Unfalls war der 25 Jahre alte Österreicher Helmuth Koinigg. Er fuhr 1974 seine erste Saison in der Formel-1 und nach einem Einsatz beim Österreich GP mit einem privaten Brabham Ford der Scuderia Finotto fuhr er das 2. Rennen für das Surtees Team. Koinigg verunfallte schwer: Bei dem Unfall wurde er von der Leitplanke geköpft! Surtees zog sofort nach dem Unfall den 2. Fahrer, Jose Dolhelm vom Rennen zurück. Der ganze Unfall passierte in der 10. Runde. Der Surtees Ford TS16 war aber kein Glanzwurf und so blieb der 4. Platz beim Heim GP in Brasilien von Pace die einzigen Punkte, die Surtees am Ende als 11. unter den Hersteller brachte.
Das Team zeigte einen deutlichen Abwärtstrend, der sich fortsetzte. 1975 beschloss man, sich nur noch auf ein Fahrer bzw. Fahrzeug im Team zu kümmern. Nur beim Heimrennen des Teams, dem Großbritannien GP setzte man für den Lokalmatador Dave Morgan einen 2. Renner ein. Ansonsten fuhr die anderen Rennen alle der Brite John Watson alleine. Eingesetzt wurde das gleiche Fahrzeug wie bereits 1974. Man erreichte keine Punkte, bester Platz bleibt Rang 8 beim Spanien GP! 1976 holte sich John Surtees den Briten Ken Sears ins Team, der sich fortan neben dem Chef selbst um die Designabteilung des Autos kümmerte. Man setzte auch wieder 2 Fahrer ein. Dies waren der Australier Alan Jones, damit hatte man erstmals einen Weltmeister im Team (neben Surtees selbst) und der US Amerikaner Brett Lunger. Beim Japan GP wurde Lunger durch den Japaner Noritake Takahara ersetzt. Surtees brachte zudem ein komplett neues Fahrzeug raus: Den Surtees Ford TS19. Mit diesem Renner war das Team erstmals wieder in der Lage aus eigener Kraft Punkte zu holen. Jones holte sich als bestes Ergebnis Rang 4 beim Saisonfinale im japanischen Fuji. Man wurde WM-10.
1977 dann holte sich Surtees 2 neue Fahrer: Im alten TS19 fuhren der Österreicher Hans Binder und der Italiener Vittorio Brambilla. Ab dem Belgien GP wurde aber Binder, dessen bestes Ergebnis für Surtees Rang 9 beim Spanien GP war, durch den Australier Larry Penkins ersetzt. Beim Frankreich GP setzte Surtees für den Lokalmatador Patrick Tambay ein 3. Auto ein. Der konnte sich jedoch nicht mal qualifizieren. Nach jenem GP wurde Penkins selbst ersetzt: Durch seinen Landsmann Vern Schuppan. Aber auch der blieb nicht lange. Für den Italien GP kam der Italiener Lamberto Leoni. Danach kam Binder wieder für die letzten 2 Rennen zurück. Die einzige Konstante im Team war 1977 Brambilla, der auch für die Punktplatzierungen, darunter Rang 4 beim Belgien GP sorgte. Dennoch rutschte das Team in der Konstrukteurswertung um eine Position auf Platz 11 ab.
1978 dann wurde die letzte Saison, wieder mit Ford Aggregaten. Neben Brambilla kam der Brite Rupert Keegan als 2. Fahrer. Das Team brachte auch noch mal ein neues Auto, den TS20 heraus. Wieder aber wechselten während der Saison die Fahrer, was Unstabilität und Unruhe in das Team brachte. Das Auto an sich war sehr zuverlässig. Die meisten Ausfälle wurden durch Unfälle oder Motorenschäden ausgelöst. Beim Österreich GP setzte das Surtees Team ein 3. Fahrzeug für den Briten Brian Henton ein. Beim Italien GP kam für Keegan der Italiener Carlo Gimax Franchi, für den dieses Rennen, bei dem er sich nicht einmal qualifizieren konnte, auch das einzige in der Formel-1 WM blieb. Für die letzten beiden Rennen in Übersee, also in der USA und in Kanada gab es gleich 2 neue Fahrer: Den Franzosen René Arnoux und den Italiener Beppe Gabbiani. In der letzten Saison gab es noch einen Punkt, herausgefahren von Brambilla beim Österreich GP. Dieser eine Punkt bescherte Surtees in der Herstellerwertung den 13. Platz.
Das Surtees Team kam insgesamt auf 122 GP Rennen, 55 Punkte und 4 Mal drehte ein Surtees Pilot die schnellste Rennrunde. Es gab auch einige Teams, an die Surtees eigene Chassis verkaufte. Anfangs waren es nur Verkäufe für ein Rennen, wie an das Team Gunston oder das Champcarr Inc. Team. 1974 verkaufte Surtees die ganze Saison über Chassis an das AAW Finnland Racing Team und 1976 an das Norev Racing Team.
Bereits vor der Formel-1 war das Surtees Team bereits im Motorsport tätig. 1966 fuhr John Surtees mit einer Eigenkonstruktion und eigenem Team in der CanAm Serie (eine Sportwagenserie, in der auch McLaren sehr erfolgreich war) und gewann diese sofort! 1968 konstruierte Len Terry einen Surtees für die Formel-5000, wo auch einige Formel-1 Konstruktionen unterwegs waren. Für Surtees fuhr in der F5000 David Hobbs. Er gewann überraschend die Rennen in Donnybrook, St. Jovite, Thompson und das Rennen auf der Ex Formel-1 Strecke im amerikanischen Sebring. Andrea de Adamich und Trevor Tylor fuhren ebenfalls für Surtees Chevrolet. 1970 dann fuhr Surtees wieder in der F5000. Neuerlich war Hobbs der Fahrer und beendete die Saison mit 2 Siegen in Donnybrook und Lime Rock als 3. Teamkollege war John Gunn. In der South African F1 Championship, eine kleine Formel-1 Meisterschaft ohne WM Status gab Surtees dann 1970 das F1 Debüt, allerdings mit der F5000 Konstruktion. Gefahren wurde diese von Jack Pretorius. Auch während der F1 fuhr Surtees in anderen Meisterschaften. 1972 eroberte Mike Hailwood in einem Surtees Ford den Formel-2 Titel. 1972 und 1973 fuhr man in der F5000 mit Gijs Van Lannep. Eingesetzt wurde ein Surtees Chevrolet. In der F1 Tasman Series (eine ähnliche kleinere Meisterschaft außerhalb der F1 WM, wo F1, F5000 und F2 Autos erlaubt waren) fuhr das Surtees Team in jenen beiden Jahren mit der Konstruktion aus der Formel-5000. Die F1 Renner konzentrierten sich auf die Formel-1 Weltmeisterschaft. 1973 verbündete sich das Surtees Team in der F2 mit March (Helfer beim Chassisbau) und BMW (Motorenlieferant). Eine leichte Abwandlung jenes F2 Autos wurde auch erfolglos mit einem Ford V8 Motor in der F5000 eingesetzt. Nach dem Formel-1 Aus, fuhr man 1979 noch in der Aurora F1 Series, wieder eine ähnliche Serie wie Tasman etc, wo man sich noch mal mit F1 Autos gemessen hatte.
Die Formel-2 Kariere vom Surtees begann in Aintree 1960. John Surtees fuhr für sein eigenes Team, das auch noch John Surtees hieß. Er fuhr einen Cooper Climax T51 und wurde 4. Das ganze waren allerdings nur 1960 ein paar sporadische F2 Einsätze. Richtig los ging’s für das Surtees Team dann erst 1972. Mit dem Hauptsponsor Matchbox fuhr das Surtees Team auch in der Formel-2 mit und auch dort setzte man eigene Rennwagen ein. Das Formel-2 EM Debüt gab Surtees beim Rennen im Mallory Park. Das Surtees Team meldete nicht weniger als 4 Fahrer und Autos zu dem Rennen: Der Brite Mike Hailwood, der nicht punktberechtigte John Surtees, der Argentinier Carlos Ruesch und der Italiener Andrea de Adamich. Beim Rennen fuhr aber letztlich nur Hailwood, der 5. wurde. In Pau wurde Hailwood neuerlich 5. In Crystal Palace wurde Hailwood hinter Jody Scheckter, der für das Impact Group Team einen McLaren Ford Cosworth Renner fuhr 2. Dagegen konnten sich Surtees und Ruesch nicht qualifizieren. In Hockenheim fuhr auch Mike Walker für das Surtees Team. In Rouen wurde Hailwood 2. hinter Emerson Fittipaldi, der allerdings keine Punkte bekam. Das gleiche wiederholte sich beim Renne in Österreich, wo man mit dem Österreicher Dieter Quester noch zusätzlich einen Fahrer hatte. In Imola gewann dann Surtees, bekam aber ja keine Punkte. De Adamich wurde zudem 4. In Schweden gewann dann Hailwood. In Enna, wo zusätzlich noch Carlos Pace für Surtees fuhr, wurde Ruesch 3. In Salzburg fuhren Hailwood und Pace einen Doppelsieg ein. Hailwood wurde dann vor Jean Pierre Jassaud EM Champion. Jassaud fuhr einen Brabham Ford für das ASCA Team.
1973 verkaufte Surtees auch die eigenen Chassis an andere Teams, unter anderem auch an Hesketh. Beim EM Auftakt wurde Hailwood für Surtees gleich 2., allerdings bekam er nach dem Gewinn der EM keine Punkte mehr in der F2. Dazu fuhr noch der Deutsche Jochen Mass für das Team. In Hockenheim fuhr neben Mass der Brite Derek Bell und wurde 3. In Schweden gewann dann das Rennen Mass vor dem Elf Coombs Racing Team von Patrick Depailler. Ebenfalls für Surtees fuhr der Schweden Torsten Palm. Er fiel aus. In Nivelles wurde Mass dann 2., während sein Teamkollege dieses Mal der Belgier Willy Braillard war. In Hockenheim gewann Mass, in Rouen wurde er 2. Der 2. Fahrer in Rouen von Surtees war der Franzose José Dolhelm. Im Mantorp Park wurde Mass wieder 2. In Karlskoga wurde Palm 3., wie Mass in Enna. Mass wurde EM-2. hinter Jean Pierre Jarier, der einen March BMW für das March Team fuhr.
1974 lieferte Surtees Chassis an das Team aus Ecuador, das mit 2 Fahrern aus Ecuador antrat: Guillermo Ortega und Fausto Morello. Allerdings fuhr für das von Marlboro unterstütztes Team auch der Australier Tim Schenken, oder der Landsmann Vern Schuppan, der Deutsche Rolf Stommelen, der Schwede Reine Wisell, oder der Brasilianer Emerson Fittipaldi. Im Surtees Team fuhren John Watson und Jochen Mass. Watson wurde in Hockenheim 2. In Salzburg wurde Dolhelm für das Surtees Team 3. Mehr Erfolge gab es nicht. 1975 fuhr dann das Surtees Team nicht mehr in der Formel-2. Hin und wieder verirrte sich noch ein Surtees Chassis bei F2 Rennen, wie in Hockheim beim Deutschen Gerhard Donnerer oder auf dem Nürburgring beim Jugoslawen Francy Jerancic. Beim 2. Hockenheim Rennen fuhr der Österreicher Gerd Biechteler mit einem Surtees Renner. In Silverstone fuhr der Österreicher Erwald Boistz mit einem Surtees. In Nogaro der Österreicher Hans Meier.