Über viele Jahre kamen Rennställe, andere gingen wieder, wurden verkauft oder schafften es nie in die Formel-1. Doch sind es fast nur noch verschwindende Rennställe.
Der Rekord liegt bei durchschnittlich 16,5 Startern in der Saison 1969. Auch damals zeichnete sich der Teamschwund bereits ab. Die Einführung der 3-Liter-Formel 1966 gingen nur wenige Hersteller mit. Es herrschte akuter Motorenmangel, der sich auch in den 70er Jahren fortgesetzt hätte – wenn es nicht den legendären Cosworth-DFV-Motor gegeben hätte, auf den so viele Teams in den 70er Jahren setzten.
Jetzt sind es nur noch zehn F1-Teams. Es hätten aber weit weniger sein können: Nur eine Vorschusszahlungen von F1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone an Force India, Sauber und Lotus gewährleistete, dass diese drei Teams in Australien auch am Start standen. Das Manor-Team konnte glücklicherweise von einem Konsortium um Stephen Fitzpatrick gekauft und aus der Insolvenz geführt werden.
Längst kein Kommen und Gehen mehr
Und auch wenn nächstes Jahr mit dem amerikanischen Haas-Team ein elftes Team vor der Türe steht: Die Formel-1 muss die aktuelle Krise ernst nehmen. Denn die Floskel „Teams kommen und gehen“ stimmt schon lange nicht mehr. Aus einem „Kommen und Gehen“ ist quasi nur noch ein „Gehen“ geworden. Und dieser Trend setzte schon vor Jahren ein. Nur selten stößt noch ein Team neu in die Formel-1, meisten werden bestehende Teams nur noch ge- und verkauft. Red Bull, Mercedes, Force India – egal welches Team man anschaut, die meisten aktuelle Mannschaften basieren auf Überresten alter Teams und nicht aus Neuformationen.
Analysieren wir die nackten Zahlen der letzten 30 Jahre. 30 Jahre deshalb, weil je weiter man in die F1-Geschichte zurück geht, desto mehr hing die Teilnehmerzahl vom Grand Prix ab. Gaststarter ist das Stichwort. Beim Südafrika-GP gab es jährlich zahlreiche Lokalmatadoren, die teilweise sogar mit Eigenkonstruktionen nur das Heimrennen bestritten – und so gilt das auch für andere Rennen. Manche Teams setzten mehr als zwei, manche nur einen Boliden ein. So stramm geregelt wie heute war das alles noch nicht – vielleicht liegt auch hier ein Problem der aktuellen Krise begraben.
Vor 30 Jahren, also in der F1-Saison 1985, gab es noch 17 F1-Rennställe, sieben mehr als 2015. Eingestiegen sind mit Zakspeed und Haas zwar auch zwei Mannschaften, die nur wenige Jahre in der Formel-1 blieben, mit Minardi aber auch eine Scuderia, die noch heute als Scuderia Toro Rosso in der Formel-1 existiert.
Erste Turboära lässt Teilnehmerfeld schrumpfen
In den zwei folgenden Jahren sank die Anzahl der Rennställe. Die Turbomotoren waren sündhaft teuer. Die Formel-1 führte eine eigene Wertung für Sauger-Teams ein, doch die Fans interessierte nur, wer das Rennen gewonnen hat und nicht, welches Team ganz hinten in der Startaufstellung die B-Wertung für sich entschied. Dazu zogen sich auch Werksteams wie Renault und Alfa Romeo zurück – weil der Erfolg ausblieb. Damals gab es so viele Motorhersteller – zum Teil auch unabhängig von Automobilwerken – dass die Ausstiege verkraftbar waren. Würden heute zwei Hersteller den F1-Ausstieg verkünden, stünde die Formel-1 vor einem mächtigen Problem. Selbst in der Turbophase der 80er Jahre stieg aber jedes Jahr mindestens ein neuer Rennstall in den GP-Sport ein!
Als die Formel-1 die Turbomotoren aus der Formel-1 verbannte, kamen wieder mehr Teams in die Königsklasse. 1989 hatten wir 20 Rennställe und 39 gemeldete Fahrzeuge pro Grand Prix! Es musste sogar ein Vorquali eingeführt wurden, nur 30 Fahrer gingen ins Qualifying, nur die schnellsten 26 starteten auch im Rennen. Das Starterfeld war damals also sogar um 13 Fahrer zu groß! Heute unvorstellbar.
Von den damals eingestiegenen Rennställen wie Rial, EuroBrun, Scuderia Italia oder Onyx blieben die meisten Mannschaften nur wenige Jahre. Doch das ist kein Argument gegen eine Fluktuation an F1-Teams, also gegen das „Kommen und Gehen“. Onyx und die Scuderia Italia fuhren während ihrer Zeit in der Formel-1 sogar auf das Treppchen, das deutsche Rial-Team belegte zwei Mal den vierten Platz. Es waren kleine Mannschaften, die immer wieder gegen die ganz Großen aufmucken konnten. Es war der Kampf David gegen Goliath, der die Fans faszinierte.
Bunte Vielfalt
Natürlich waren auch F1-Teams darunter, die wenig seriös war. Aber selbst die Scuderia Italia fuhr ihr erstes Rennen mit einem F3000-Rennwagen. Larrousse hatte zwei Mal kriminelle Teilhaber, Andrea Moda und Life hatten Fahrzeuge, die meilenweit hinter der Spitze herhinkten. Aber solche Teams waren dann eben auch schnell wieder draußen – wen kümmerte es schon?
Bernie Ecclestone und dem Automobilweltverband FIA kümmerte es. Sie erhöhten die Einstiegskriterien für neue Teams, verlangten eine Millionen schwere Seriösitätsgarantie, die erst nach zwei Jahren wieder zurückbezahlt wurde. In den 90er Jahren nahmen dann plötzlich die F1-Projekte zu, die es teils auch deshalb nicht in die Formel-1 schafften. Projekte von DAMS (schon damals wie heute ein Spitzenteam in den Nachwuchsserien), Bravo oder TOM’s scheiterten genauso, wie Versuche von Millionären bekannte Namen wie Bugatti (Robert Wachtel aus Kalifornien versuchte die Marke 1995 in die Formel-1 zurückzuholen), Vanwall oder Lamborghini (Das indonesische Humpuss-Lamborghini-Projekt wurde 1996 von Hutomo Mandala Putra angestoßen) wieder in die F1 zu bringen.
Viele Mannschaften mussten verkauft werden, noch mehr stiegen aus. Bis 1993 sank die Anzahl der Teams auf deren 13, 1996 gab es dann nur noch elf Mannschaften – dabei blieb es dann auch einige Jahre. Die Formel-1 wurde teurer und professioneller, da konnten nur wenige mithalten. Auch jahrzehntelang teilnehmende Equipen wie Brabham, Lotus, Arrows, Ligier oder Tyrrell mussten zugesperrt oder verkauft werden.
Krise schon 2009
Statt Privatteams kamen nun die Hersteller gebündelt in die Formel-1 zurück. Sie kauften sich die Privatteams und schraubten die F1-Budgets in unvorstellbaren dreistelligen Millionen-Bereiche. F1-Projekte waren nun kaum mehr möglich. Von 1998 bis 2010 gab es gerade Mal noch zwei Neulinge: Toyota 2002 und Super Aguri als Honda-B-Team 2006. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise stiegen viele Hersteller aus. Zurück blieb ein Scherbenhaufen und schon damals wäre die Anzahl der Teams auf deren neun gesunken, wenn nicht Marussia, Caterham und HRT eingestiegen wären. Doch sie kamen nur, weil die FIA eine Budgetobergrenze von rund 50 Millionen Euro versprochen hat. Die kam nie und daher konnten die drei Teams auch nie ans Mittelfeld aufschließen und langfristig auch nicht überleben. Nur Manor konnte sich über Wasser halten, fehlte aber auch schon beim einen oder anderen Grand Prix.
Die Anzahl der F1-Teams der letzten 30 Jahre
1985: 17
1986: 14
1987: 16
1988: 18
1989: 20
1990: 19
1991: 18
1992: 16
1993: 13
1994: 14
1995: 13
1996: 11
1997: 12
1998: 11
1999: 11
2000: 11
2001: 11
2002: 11
2003: 10
2004: 10
2005: 10
2006: 11
2007: 11
2008: 11
2009: 10
2010: 12
2011: 12
2012: 12
2013: 11
2014: 11
2015: 10
Die Neueinsteiger der letzten 30 Jahre
1985: Zakspeed, Minardi, Haas
1986: AGS
1987: Larrousse, Coloni, Leyton House
1988: Rial, EuroBrun, Scuderia Italia
1989: Onyx, Brabham
1990: Life
1991: Jordan, Modena
1993: Sauber
1994: Pacific, Simtek
1995: Forti
1997: Stewart, Lola
2002: Toyota
2006: Super Aguri
2010: Lotus, Virgin, HRT
Die Aussteiger der letzten 30 Jahre
1985: ATS
1986: RAM, Spirit, Alfa Romeo, Renault
1987: Haas
1988: Brabham
1990: Rial, Zakspeed
1991: Life, EuroBrun, Monteverdi
1992: AGS, Modena
1993: Fondmetal, Brabham, Andrea Moda, March
1994: Scuderia Italia
1995: Lotus, Larrousse
1996: Simtek, Pacific
1997: Forti
1998: Lola
2002: Prost
2003: Arrows
2009: Super Aguri
2010: Toyota
2013: HRT
2015: Caterham
Die Teamübernahmen der letzten 30 Jahre
1986: Toleman => Benetton
1990: Onyx => Monteverdi; Arrows => Footwork
1991: Osella => Fondmetal
1992: Larrousse => Venturi; Coloni => Andrea Moda, Leyton House => March
1993: Venturi => Larrousse
1997: Footwork => Arrows, Ligier => Prost
1999: Tyrrell => BAR
2000: Stewart => Jaguar
2002: Benetton => Renault
2005: Jaguar => Red Bull
2006: BAR => Honda, Sauber => BMW Sauber, Minardi => Toro Rosso, Jordan => MF1
2007: MF1 => Spyker
2008: Spyker => Force India
2009: Honda => Brawn
2010: Brawn => Mercedes, BMW Sauber => Sauber
2012: Renault => Lotus
Die geplatzten F1-Projekte der letzten 30 Jahre
1986: Ekström
1987: Middlebridge
1988: Atmos
1989: First
1991: Barone Rampante, GLAS
1992: Reynard
1993: Tebron, Dhainault, Bravo
1994: TOM’s, Ikuzawa
1995: Spice, Vanwall, Partner, Bugatti, DAMS
1996: Humpuss-Lamborghini, Dome, Durango
1998: Shannon, Stefan
1999: Honda
2002: Phoenix, Asiatech
2010: Stefan, USF1
2011: Durango/Villeneuve