So der vorerst letzte Saisonrückblick: 1978 - Teil 1:
Lotus ging als Favorit in die Saison 1978, zum einen, weil man mit dem Ground-Effect einmal mehr eine revolutionäre Konstruktion zündete, zum anderen aber auch, weil das Dream-Team Ferrari und Niki Lauda sich trennte. Lauda wechselte zu Brabham, während Ferrari die Lücke mit Gilles Villeneuve schloss.
Bereits beim Argentinien GP zeigte sich die starke Performance von Lotus, obschon noch im alten Lotus Ford 78 unterwegs. Mario Andretti gewann den Grand Prix von der Pole Position aus und hatte die Führung immer in eigener Hand. Zweiter wurde Lauda, Dritter Patrick Depailler im Tyrrell Ford. Im Januar fand noch ein zweites WM-Rennen statt, in Brasilien. Im Qualifying fuhr Ronnie Peterson auf Pole Position, der Teamkollege von Mario Andretti. Andretti war bei Lotus aber die klare Nummer-1, trotzdem kam es immer wieder mal vor, dass der Schwede Andretti schlagen konnte. Gerüchte halten sich bis heute hartnäckig, dass Lotus zum Teil Peterson mit mehr Benzin im Tank hat fahren lassen, um ihn mit dem dadurch höheren Gewicht einzubremsen.
Lotus von Anfang an stark
Beim Brasilien GP selbst wurde Peterson von einem Aufhängungsschaden unsanft gebremst: Er hatte einen Crash. Andretti hatte derweil Getriebeprobleme, schleppte seinen Lotus Ford allerdings noch auf Rang vier ins Ziel. Gewonnen hat aber Carlos Reutemann im Ferrari, der damit auch für den ersten F1-Sieg für Reifenhersteller Michelin sorgte. Hinter Reutemann fuhr Emerson Fittipaldi mit seinem eigenen Rennstall und dem Copersucar Ford auf Rang zwei – eine Sensation, perfekt vor heimischem Publikum. Lauda stand als Dritter erneut auf dem Podium. In der WM führte weiterhin Andretti (12), vor Lauda (10) und Reutemann (9).
Als nächstes stand der Südafrika GP auf dem Programm, der 300. Grand Prix im Rahmen der WM. Zuvor verstrichen sechs Wochen, eine lange Pause, die von den Teams eifrig genutzt wurde, um die neuen Autos fertig zustellen. Ferrari und Brabham kamen so mit ihren neuen Boliden, wobei Lauda mit dem neuen Brabham Alfa Romeo prompt auf Pole Position fuhr. Lotus musste noch mit dem alten Wagen haushalten, gewann aber trotzdem das Rennen, das äußerst spannend war und von vielen Positionswechseln geprägt war. Technische Probleme sorgten bei vielen Fahrern für Behinderungen und so kam Ronnie Peterson von Startplatz 12 aus noch zum Sieg! Patrick Depailler steuerte seinen rauchenden Tyrrell Ford noch auf Rang zwei, nachdem er bis zuletzt als sicherer Sieger halt. Laudas Teamkollege John Watson fuhr auf Rang drei. Damit führte Andretti (12), vor Peterson (11) und Depailler und Lauda (mit je 10) Punkten in der Meisterschaft. Bei den Konstrukteuren war Lotus (21) vorne, vor Brabham (14) und Tyrrell (11).
Bevor es nach Long Beach zum USA GP ging, fand in Europa noch das BRDC International Trophy Rennen statt, das einzige F1-Rennen in der Saison 1978, das keinen WM-Status hatte. Mit Keke Rosberg im Theodore Ford gab es einen Überraschungssieger, der von den zahlreichen Ausfällen profitierte. Das Rennen in Silverstone war 1978 letztmals ein F1-Rennen, 1979 wurde das Rennen für die F2-EM ausgeschrieben und wurde von René Arnoux im Renault Gordini gewonnen. Seit 2005 ist das Rennen Teil der historischen F1-Meisterschaft.
Lotus verliert an Boden
In Long Beach zeigte sich die Schwäche des alten Lotus. Den Speed von Brabham und Ferrari konnte man einfach nicht mitgehen. Den Fans wurde ein tolles Rennen geboten, denn die Fahrer von Ferrari und Brabham balgten sich um die Führung wie kleine Kinder um die Schaukelplätze am Kinderspielplatz. Besonders Gilles Villeneuve beeindruckte mit einer beherzten Fahrt. Die beiden Brabhams bekamen allerdings technische Probleme und auch Villeneuve schied in Führung liegend aus, weil er beim Überrunden von Clay Regazzoni (Shadow Ford) crashte. Damit gewann Carlos Reutemann im Ferrari, vor Andretti und Depailler. Andretti führte die Meisterschaft nun gemeinsam mit Reutemann an: Reutemann, Andretti (je 18), Depailler, Peterson (je 14). Konstrukteure: Lotus (27), Ferrari (18), Tyrrell (15).
Obschon wieder ein Monat Pause bis zum nächsten Event in Monaco war, fuhr Lotus auch dort wieder mit dem Modell 78 – und wurde bestraft. Brabham und Ferrari gaben im Quali wieder den Ton an, mit einer Pole von Reutemann. Der Argentinier verspielte diesen Vorteil allerdings schon am Start, wo Watson die Führung übernahm – bis er mit technischen Gebrechen ausschied. Depailler übernahm fortan die Führung, nach einem Raketenstart auf Rang zwei. Lauda, zeitweise geplagt von Reifenproblemen, wurde Zweiter, Jody Scheckter im Wolf Ford überraschend Dritter. Mit dem Sieg führte Depailler nun auch die Meisterschaft an: Depailler (23), Reutemann, Andretti (je 18); bei den Konstrukteuren führte Lotus (27), vor Tyrrell (24) und Brabham (20).
Beim Belgien GP rückte zumindest Andretti im neuen Lotus 79 aus, während Peterson noch mit dem alten Modell Vorlieb nehmen musste. Andretti war mit dem Lotus Ford 79 absolut dominierend, holte sich mit acht Zehntelsekunden Vorsprung auf Reutemann die Pole Position und feierte anschließend einen Start-und-Ziel-Sieg, der von Ronnie Peterson auf Rang zwei zu einem Lotus-Doppelsieg komplettiert wurde. Peterson profitierte unter anderem von einer Massenkollision am Start. Reutemann wurde Dritter. Andretti holte sich die WM-Führung wieder zurück: Andretti (27), Depailler (23), Reutemann (22); Konstrukteurs-WM: Lotus (36), Tyrrell (25), Ferrari (22)
Lotus-Siegeszug beginnt
Auch beim Spanien GP gab es einen Doppelsieg für Lotus. Beide waren schon im Qualifying auf eins und zwei, distanzierten Reutemann um eine Sekunde. Am Start übernahm James Hunt im McLaren Ford zwar die Führung, doch die währte nur sechs Runden. Dann schnappte sich Andretti den Ex-Weltmeister und gab die Führung nicht wieder her. Peterson hatte derweil einen miserablen Start und fiel auf Position neun zurück, wühlte sich allerdings wieder durchs Feld und wurde noch vor Jacques Laffite (Ligier Matra) Dritter. Damit führten nun auch beide Lotus-Fahrer die Meisterschaft an: Andretti (36), Peterson (26), Depailler (23); Konstrukteurs-WM: Lotus (45), Tyrrell (25), Brabham, Ferrari (je 22).
Der Staubsauger-Brabham
Konfusion gab es dann beim Grand Prix in Schweden, als Brabham eine einzigartige Konstruktion an den Start brachte: Den Staubsauger Brabham Alfa Romeo, der eine große Turbine hatte, womit die Luft abgesaugt wurde und der Ground-Effect verstärkt wurde. Die Teams protestierten zwar gegen diese Konstruktion, doch in Schweden selbst durften Lauda und Watson damit antreten – und sie waren sofort auf dem Niveau von Lotus. Andretti und Lauda kämpften jedenfalls 40 Runden lang um den Sieg. Erst mit einem kleinen Fahrfehler verlor Andretti die Führung an Lauda, kurze Zeit später schied er komplett aus. Damit war der Weg zum Sieg freigeräumt: Lauda siegte vor Riccardo Patrese (Arrows Ford) und Peterson. Patrese führte schon zu Beginn der Saison den Arrows beinahe zum Sieg. Das Team war 1978 neu in der Formel-1, als eine Splitter-Gruppe des Shadow-Teams. Man beraubte das Shadow-Team auch um wichtige Daten, der erste Arrows war quasi eine 1:1-Kopie des Shadow Ford.
Die Meisterschaft wurde trotz des Lauda-Siegs nur unwesentlich spannender: Andretti (36), Peterson (30), Lauda (25); Bei den Konstrukteuren führte ebenfalls Lotus: Lotus (49), Brabham (31), Tyrrell (25). Die Gefahr, dass Brabham die WM auf Dauer spannender machen würde, bestand allerdings nicht. Die Konstruktion, die Lauda in Schweden zum Sieg führte, wurde von den Regelwächtern verbannt. Offizieller Grund waren Beschwerden einige Fahrer: Sie klagten, die Brabham-Turbine würde Steinchen aufwirbeln.
Und so reiste Brabham wieder mit dem alten Modell nach Frankreich zum nächsten Grand Prix. Und trotzdem war es mit Watson ein Brabham-Fahrer, der auf Pole Position fuhr. Im Rennen wurde der Brite aber auf dem Boden der Tatsachen zurückgeholt: Während Andretti schon in Runde eins die Führung übernahm, wurde Watson zurückgereicht. Am Ende wurde er nur Vierter, während Peterson den nächsten Lotus-Doppelsieg perfekt machte. Und noch immer hatte Peterson ebenso gute WM-Karten: Andretti (45), Peterson (36), Lauda (25).
Beim Großen Preis von Großbritannien gab es eine herbe Niederlage für Lotus: Sowohl Andretti, als auch Peterson, der im Qualifying Andretti besiegen konnte, schieden mit Motorschaden aus. Damit führt zunächst Scheckter, dann Niki Lauda und am Ende durch ein Überholmanöver gegen Lauda Carlos Reutemann. Lauda und Watson komplettierten die Top-3. Andrettis Vorsprung war aber weiterhin komfortabel, zumal Peterson sein ärgster Verfolger war: Andretti (45), Peterson (36), Lauda, Reutemann (je 31); Konstrukteurs-WM: 1. Lotus (58), Brabham (40), Ferrari (31).