Die Saison 1968 wie angekündigt etwas ausführlicher, deshalb in zwei Teilen. Quellen die üblichen:
Die F1-Saison 1968, sie war eine sehr denkwürdige Saison. Der Favorit stand vor der Saison bereits fest: Lotus. Bereits am Ende der Saison 1967 hatte sich angedeutet, dass Lotus gepaart mit dem neuen Cosworth-DFV-Motor eine Macht sein würde. Lotus allerdings verlor das Exklusiv-Recht am Motor, der über Jahrezehnte erfolgreich war. Auch McLaren und Tyrrell mit den französischen Matra-Chassis nutzten den Motor und konnten Lotus damit herausfordern. McLaren sicherte sich nämlich darüber hinaus noch die Dienste von Denny Hulme, dem amtierenden Weltmeister.
Lotus Favorit
Für Tyrrell/Matra fuhr unter anderem Jackie Stewart. Im Schatten von Jim Clark wuchs mit Stewart ein zweiter schottischer Ausnahmekönner heran, das hatte sich schon bei BRM an der Seite von Graham Hill herauskristallisiert. Graham Hill fuhr bei Lotus an der Seite von Jim Clark, einem der besten Rennfahrer aller Zeiten. Jahrelang kämpfte Hill bei BRM gegen Clark im Lotus mit stumpfen Waffen, aber auch bei Lotus musste er gegen Clark oft klein beigeben.
Und so war es keine Überraschung, dass Clark beim Auftakt in Südafrika auf Pole Position fuhr und gewann. Nach dem Start übernahm zwar Jackie Stewart die Führung, doch Clark brauchte nur wenige Kurven, um sich den Platz an der Sonne zurückzuerobern. Stewart schien sich wacker vor Hill halten zu können, bis ein Motorschaden alle Hoffnungen auf eine gute Platzierung zerschlagen hat. Hill wurde daher Zweiter und machte den Lotus-Doppelsieg zum Saisoneinstand perfekt. Dritter wurde Jochen Rindt im Brabham Repco. Erwähnenswert ist noch ein Zwischenfall bei Ludovico Scarfiotti: Der Cooper Maserati des Italieners hatte ein Wasserleck, Scarfiotti zog sich schwere Verbrühungen zu.
Die Meisterschaft führte nun wieder Clark (9) an, für den der Erfolg in Kyalami der 25. Sieg in der F1-WM war – womit er auch die erste Position in der ewigen Bestenliste von Juan-Manuel Fangio übernahm. Hinter Clark rangierten Hill (6) und Rindt (4) in der Meisterschaft.
Clark stirbt: Die Formel-1 im Schockzustand
Bis zum zweiten Saisonrennen in Spanien vergingen fünf Monate. Fünf Monate, die aus dem F1-Tross einen Ausnahmezustand machte. Zwischen den beiden Rennen fanden zwei nicht zur Meisterschaft zählende Läufe in Großbritannien statt. Beide gewann das McLaren-Team, einmal mit Bruce McLaren, einmal mit Denny Hulme. Beim Rennen in Silverstone verletzte sich Jackie Stewart aber an den Rippen und musste das Rennen in Spanien auslassen. Er war aber nicht der einzige Titelkandidat der fehlte.
Lotus verlor nämlich gleich zwei Fahrer: Mike Spence verunfallte beim Training zum Indy 500 tödlich, und WM-Leader Jim Clark bei einem F2-Rennen in Hockenheim. Lotus-Chef Colin Chapman beauftragte Peter Jowitt zur Unfallursachenforschung, ein Spezialist auf diesem Gebiet. Das Resultat: Clark verlor aufgrund eines schleichenden Plattfußes die Kontrolle über seinen F2-Lotus und krachte seitlich gegen einen Baum. Zwar versuchte Clark auf dem Waldboden offenbar noch Schlimmeres zu verhindern, aber an der Unfallstelle gab es keine Leitplanken und zu viele Bäume. Die Kollision mit einem des Baumes war unvermeidbar. Clark kollidierte seitlich mit dem Baum und war auf der Stelle tot.
Die Formel-1 stand unter Schock, denn mit Clark verlor die Formel-1 den absoluten Topstar der Szene. Nicht nur zur damaligen Zeit, vielleicht auch darüber hinaus gilt Clark als einer der besten Fahrer der Geschichte. Der Meinung ist zumindest einer, der selbst als solcher bezeichnet wird: Juan Manuel Fangio. Der Argentinier über Clark schlicht: „Er war besser als ich.“ Die Reaktionen auf den Tod von Clark waren Bestürzung pur, vergleichbar mit dem Tod von Ayrton Senna Jahrzehnte später.
Lotus reiste mit nur einem Auto nach Spanien. Nach dem Verhandlungen mit Piers Courage gescheitert sind, holte Lotus Jackie Oliver als Ersatz für Jim Clark. Doch bis zum Spanien GP wurde nur ein Auto fertig und das wurde freilich von Graham Hill gefahren – und zeigte eine Besonderheit, denn es war in den Farben der Zigarettenmarke Gold Leaf lackiert. Lotus nutzte damit die Lockerung des Sponsorverbotes (ursprünglich mussten die Autos ja in den Farben der Nation lackiert sein). Gold Leaf von Imperial Tobacco (unter anderem auch John Player, Gauloises und West) gilt fälschlicherweise als erster Sponsor in der Formel-1. Bereits ein paar Jahre zuvor warb Giacomo Geki Russo für die Salami-Marke, die ihm den Einsatz mit einem Lotus beim Heimrennen in Italien finanzierte.
Hill wird zur Lotus-1
Das sportliche Geschehen hielt im Qualifying mit der Pole Position von Ferrari-Pilot Chris Amon eine Überraschung parat. Im Rennen übernahm aber Pedro Rodriguez im BRM die Führung, vor Jean-Pierre Beltoise, der als Ersatz für Jackie Stewart eingesprungen war. Beltoise übernahm wenige Runden später die Führung, schied aber mit Motorschaden aus. Auch Rodriguez (Unfall) und Amon (Kraftstoffpumpe) klebte das Pech an den Füßen und so kam Graham Hill im Lotus zum Sieg. Von der vorausgesagten Dominanz war beim unter Schock stehenden Lotus-Team aber nichts zu erkennen. Hill führte nun auch in der Fahrer-WM: Hill (15), Clark (9), Hulme (8).
Die nächste Station war der Monaco GP. Ferrari tauchte beim Rennen nicht auf, offiziell, weil die Sicherheitsverbesserungen nach dem Tod von Lorenzo Bandini ein Jahr zuvor, nicht ausreichend wären. Das Rennen im Fürstentum wurde als Reaktion auf den fatalen Feuercrash von Bandini um 20 Runden verkürzt, außerdem wurde die Schikane etwas verbessert. Auch Stewart musste seine Rippenverletzungen noch auskurieren und tauchte nicht auf. Beltoise wurde nach den starken Leistungen in Spanien ins Matra-Werksteam beordert, sodass den Platz von Stewart Johnny-Servoz Gavin einnahm – ein GP-Neuling.
Die vergangene Serie an tragischen und tödlichen Unfällen ist noch nicht vergessen, da tauchte Lotus bereits mit einer nächsten innovativen Idee auf, die in der weiteren Entwicklung Grund für viele schwere Unfälle war: Lotus führte die Flügel ein. Noch im Jahr 1968 rüsteten auch andere Teams nach.
Hill kam währenddessen wieder in Form und qualifizierte sich in Monaco als Erster – immerhin seine Lieblingsstrecke. Hinter Hill überraschte Servoz-Gavin als Zweiter, womit aber auch der Speed des Matra Ford unter Beweis gestellt war. Servoz-Gavin übernahm am Start auch die Führung, doch ein Schaden an der Antriebswelle ließen alle Träume schneller zerplatzen wie Seifenblasen. Damit war der Weg frei für Hill zum nächsten Sieg, dieses Mal vor Richard Attwood im BRM und Lucien Bianchi im Cooper BRM. Die Fahrer-WM: Hill (24), Hulme (10), Clark (9); Konstrukteurs-WM: Lotus (27), McLaren, Cooper (je 8).
Amon beflügelt
Beim folgenden Grand Prix in Belgien kam nicht nur Jackie Stewart wieder zurück, sondern auch Ferrari. Man kopierte dabei das Flügel-Konzept von Lotus und prompt führten mit Chris Amon und Jacky Ickx zwei Ferraris das Feld an. Amon und Ickx bekamen aber genauso wie viele Konkurrenten technische Probleme. Auch von der Geschwindigkeit reichte es nicht zum Sieg, denn John Surtees kam mit seinem Honda bald an beiden vorbei. Auch Surtees fiel wie etwa der WM-Führende Hill aus. Und so kam Bruce McLaren zum Sieg im McLaren Ford, vor Rodriguez (BRM) und Ickx. In der WM tat sich dadurch so gut wie gar nichts.
Brian Redman hatte noch einen spektakulären Unfall, bei dem er sich auch verletzte: Nach einem technischen Schaden verunfallte er mit seinem Cooper BRM schwer, flog dabei auf einen Parkplatz neben der Strecke und krachte in ein parkendes Auto, wobei sich ein Feuer entwickelte. Für den Holland GP musste sich Redman jedenfalls krankschreiben lassen. Beim Rennen in den Niederlanden war Amon im Qualifying wieder stark. Im Rennen musste er sich der Konkurrenz aber beugen. Besonders stark war dabei Jackie Stewart, der Hill im Regen alt aussehen ließ. Hill kam mit den nassen Bedingungen nur schlecht zurecht, fiel immer weiter zurück, drehte sich schließlich auch zweimal, wobei der zweite Dreher sein Rennen beendete.
Hinter Stewart kam Matra-Pilot Beltoise ins Ziel und sorgte damit für einen Doppelsieg der Matra-Chassis. Rodriguez wurde Dritter. Hill hatte in der Meisterschaft trotzdem noch ein gesundes Polster: Hill (24), Stewart (12), Rodriguez, Hulme (je 10); Konstrukteurswertung: Lotus (29), McLaren (17), BRM (16). Beim Frankreich GP verunfallte Jackie Oliver im Quali im Lotus schwer, wobei er unverletzt blieb, sein Lotus-Bolide vor Ort in der verbleibenden Zeit bis zum Rennen aber nicht mehr repariert werden konnte. Pole Position holte sich Jochen Rindt im Brabham Repco, im Rennen gab aber Jacky Ickx schnell den Ton an. Der Grund: Der Belgier fuhr bei Regen statt mit Intermediates mit Regenreifen und war damit haushoch überlegen. Er gewann vor Surtees und Stewart.