So Teil 1:
Quellen: grandprix.com, motorsportmemorial.org, motorsport-archive.de, wikipedia
Den F1-Journalisten fehlt in der Winterzeit natürlich die Existenzgrundlage. Die stade Zeit gibt es auch in einer globalisierten Welt noch, in der Supermärkte und andere Geschäfte quasi rund um die Uhr und das nahezu jeden Tag geöffnet haben – sie findet in der Formel-1 statt. Nicht unbedingt unter den Teams, denn dort wird fleißig am Budget, der Teambesetzung und allen voran des Autos für die folgende Saison gebaut. Für Journalisten ist es dagegen eine sehr ruhige Zeit. Und deshalb tüfteln, analysieren und rechnen sie nach jedem Wintertest die Zeiten hoch und gegeneinander aus und wollen aus den Zeiten ein klares Kräfteverhältnis aufstellen. Und dann beginnt die Saison und meistens sind dann noch einige Überraschungen dabei.
Vor Jahrzehnten war die Rechnerei nicht nötig. 1963 beispielsweise begann die Saison erst mit dem Monaco GP am 26 Mai! Bis dahin stand das F1-Rad aber nie still, denn bis zum Klassiker im Fürstentum fanden acht F1-Rennen satt, alle allerdings ohne WM-Status. Oft war die versammelte F1-Szene vor Ort, trotz der Tatsache, dass es keine Punkte gab. Aus diesen Nicht-WM-Rennen konnte man dann ein recht deutliches Kräfteverhältnis erstellen. So auch 1963, als die Siege bei den Nicht-WM-Rennen hauptsächlich zwischen Lotus und BRM ausgetragen wurden. Der Lotus-Climax-Spitzenpilot Jim Clark konnte drei Siege, BRM-Fahrer Graham Hill zwei Siege für sich verbuchen. Erfolgreich war auch die Kombination aus beiden, also ein Lotus-BRM-Bolide. Ines Ireland und Jo Siffert konnten damit je ein Rennen gewinnen. Den Rom GP ließen die Topteams sausen, dort siegte Bob Anderson in einem Lola Climax.
Viel zu erwähnen gibt es bei den Nicht-WM-Rennen nicht. In Aintree tauschten Jim Clark und Trevor Taylor während des Rennens das Auto (Platz drei), was in der Fahrermeisterschaft längst verboten war. Einer der drei Siege von Clark war der Imola GP, der erstmals ein F1-Rennen statt ein Sportwagenrennen war. Nicht ganz 20 Jahre später wurde das Rennen in den WM-Kalender aufgenommen. Am 15. April fanden gleich zwei F1-Rennen statt, eines in Goodwood, bei dem Graham Hill mitfuhr und bis zu seinem Ausfall auch dominierte, und eines in Pau, das Clark dominierte und gewann.
WM-Auftakt in Monaco
Beim Qualifying zum Monaco GP fuhr Jim Clark mit seinem Lotus Climax auf Pole Position, vor Graham Hill und John Surtees (Ferrari). Das Resultat war bei weitem keine Überraschung. Am Start kam Clark nur schlecht weg, beide BRM-Piloten Hill und Richie Ginther gingen am Schotten vorbei. An Ginther kam Clark aber schnell wieder vorbei, bis Runde 18 jagte er dann Hill. Danach war Clark vorbei und setzte sich sukzessive ab. Nach 78 Runden machte aber das Getriebe schlapp und Hill erbte den Sieg, vor Ginther und Bruce McLaren im Cooper Climax. Die Fahrer-WM nach einem Rennen: Hill (9), Ginther (6), McLaren (4); bei den Konstrukteuren: BRM (9), Cooper (4), Ferrari (3)
Obschon die WM eh erst Ende Mai begonnen hat, kamen zum zweiten WM-Rennen gleich drei neue Boliden an den Start: BRP konstruierte einen eigenen Wagen, nachdem Ines Ireland mit dem zuvor eingesetzten Lotus BRM gar nicht so schlecht war und immerhin ein Nicht-WM-Rennen gewinnen konnte. Auch den BRP-BRM qualifizierte er auf Rang sieben. Der ATS und der Scirocco waren dagegen alles andere als gut. Bis heute gibt es immer noch die Meinung, dass das ATS-Projekt, das sich von Ferrari abspaltete, die Karriere von Fahrer Phil Hill ruinierte. Tatsächlich kämpfte Hill mit dem ATS mit stumpfen Waffen.
Die vorderen Platzierungen wurden aber unter anderen Fahrern ausgetragen. Wie schon in Monaco hatte Clark auch im Spa-Quali Probleme mit dem Getriebe. Noch schlimmer erwischte es Teamkollege Trevor Taylor, bei dem die Hinterradaufhängung brach, was einen üblen Unfall nach sich zog. Taylor blieb allerdings unverletzt und konnte im Rennen auch starten. Graham Hill hatte durch die mangelhafte Lotus-Konkurrenz leichtes Spiel und fuhr auf Pole Position, vor Dan Gurney im Brabham Climax. Schon im Rennen sah die Geschichte für BRM aber anders aus: Nasse Bedingungen sorgten für Getriebeprobleme dieses Mal für Hill. Bis dato fuhr er auf Rang zwei, weil sich Clark mit einem sensationellen Start aus der dritte Reihe auf Position eins vorschob! Wie auf Schienen fuhr Clark zum Sieg, nur Hill konnte ihm anfangs folgen. Nach einigen Positionswechsel wurde Bruce McLaren Zweiter, vor Gurney.
Mit dem WM-Stand McLaren (10), Clark, Hill, Ginther (je 9) ging es zum nächsten GP in Holland. Dort fuhr Clark vor Hill und McLaren auf Pole. BRM experimentierte mit einem neuen Boliden, der etwas leichter war. Beim Start änderte sich an der Reihenfolge zunächst wenig, aber erst McLaren, dann auch Hill hatten Probleme mit ihren Boliden. Auch der zweite BRM von Ginther hatte technische Gebrechen und so war das Rennen eine einfache Übung für Clark: Er gewann mit einer Runde Vorsprung vor Gurney und Surtees! Damit übernahm er auch die Führung in der Meisterschaft: Clark (18), Ginther (11), McLaren, Gurney (je 10).
Clark enteilt in der WM
Beim Frankreich GP konnte Clark seine Führung ausbauen. BRM setzte den neuen Boliden nun zwar auch im Rennen ein, doch Hill unterlag Clark damit schon im Qualifying. Und im Rennen kam es noch ärger: Hill verlor noch eine Position an Tony Maggs im Cooper Climax, während Clark kontrolliert und dominierend einen Sieg einfuhr. Die Fahrer-WM: Clark (27), Gurney (12), Ginther (11); Konstrukteurs-WM: Lotus (28), Cooper (16), BRM (14). Randnotizen: Bei Ferrari hatte Ludovico Scarfiotti einen schweren Trainingsunfall und verletzte sich dabei am Knie. Die französischen Rennleiter zeigten dagegen ein chaotisches Auftreten, in dem sie beispielsweise den Start mit der roten Flagge (bedeutet eigentlich Abbruch) starteten!
Beim Großbritannien GP gab es das übliche Prozedere: Clark gewann das Rennen auf dominante Art und Weise. Eine besondere Demütigung für die Gegner: Clark kam am Start schlecht weg und verlor einige Positionen, holte sich diese aber schon innerhalb weniger Runden wieder zurück. Mit auf dem Treppchen als Zweiter und Dritter waren Surtees und Hill. 22 Punkte hatte Clark nun bereits Vorsprung in der WM: Clark (36), Ginther (14), Surtees, Hill (je 13); Konstrukteurs-WM: Lotus (37), BRM (18), Cooper (16).
Tödlicher Unfall in Deutschland
Vor dem Deutschland GP fand ein Nicht-WM-Rennen auf der Solitude, ebenfalls in Deutschland, statt. Lotus zeigte ihre Anwesenheit, aber Clark hatte technische Probleme, was er aber lieber außerhalb statt innerhalb der Meisterschaft hatte. Jack Brabham erntete den Sieg und sorgte damit für den ersten F1-Sieg eines Brabham-Chassis in der Formel-1. Für die Statistiken allerdings uninteressant, weil eben nicht in der WM passiert. Beim Großen Preis von Deutschland selbst, wurde Clark wieder von technischen Problemen geplagt, wobei es nicht nur ihm so ging, sondern auch Graham Hill – den es einmal mehr ärger erwischte und sogar ausfiel. Clark dagegen wurde Zweiter, auch weil viele Konkurrenten technische Probleme hatten. Gewonnen hat John Surtees im Ferrari. Der Vorsprung von Clark schmolz auf 20 Punkte: Clark (42), Surtees (22), Ginther (18); Herstellerwertung: Lotus (43), BRM, Ferrari (je 22).
Soweit das Sportliche. Beim Rennen auf dem Nürburgring gab es allerdings auch schwere Unfälle. Bruce McLaren zog sich Knieverletzungen zu, aber noch schlimmer erwischte es Willy Mairesse: Der Belgier hatte in seiner Karriere einige Unfälle, aber beim Unfall auf dem Nürburgring 1963 zog er sich einen Beinbruch zu. Darüber hinaus brach er sich beide Arme, wobei die Verletzungen am linken Arm sehr stark waren, sodass Mairesse seine F1-Karriere beenden musste. Bei dem Unfall crashte er mit seinem Ferrari gegen die Streckenbegrenzung, wobei ein Rad in die Luft flog und den erst 19-jährigen Streckenhelfer Günther Schneider traf. Der Deutsche erlitt schwere Verletzungen und verstarb zwei Tage später an seinen Verletzungen.