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F1-Reifen: Die Geschichte

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Beitrag Freitag, 19. Juni 2015

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Pirelli und Michelin wollen F1-Reifenausrüster 2017 werden. Doch es stellt sich nicht nur die Frage, wer die Reifen liefern wird, sondern auch wie sie aussehen werden: Breiter, größer, 13- oder 18-Zoll, Showreifen oder innovative Technik. Ein Blick in die Vergangenheit.

Reifen haben sich in der Formel-1 schon immer verändert. Schon alleine optisch. In den ersten Jahren ähnelten sie heutigen Fahrradreifen: Groß, aber extrem schmal. Je mehr Leistung die Motoren generierten, desto schwerer wurde es, diese mit solchen Reifen auf den Asphalt zu bringen. Beim Avus-Rennen 1931 hielten die Reifen von Continental nur noch vier Runden. Lediglich Mercedes bekam Pneus mit einer härteren Mischung, die immerhin sechs Runden überlebten. Anschließend war von Schiebung die Rede.

30 Jahre später waren die Reifen haltbar wie Beton. Jim Clark fuhr 1963 mit einem Reifensatz vier Rennen. Clark war auch nicht irgendwer, er war der Weltmeister in jener Saison. Das Schwarze Gold war damals nicht nur richtig standfest, mehr noch: Sie entfalteten erst nach einer gewissen Zeit ihre volle Leistungsfähigkeit. Stirling Moss, so oft wie kein anderer F1-Vizemeister, sagte im Interview mit „F1-Racing“: „Man musste die Reifen einfahren, indem man raus ging und viele Kilometer herunterspulte. Du musstest den Reifen so weit abfahren, dass er an den Flanken stärker verschliss als in der Mitte. Hattest du einen Reifen um etwa 25% heruntergefahren, war dieser im Ernstfall besser als ein neuer, weil er nun mehr Aufstandsfläche hatte.“

Goodyear führte Slicks 1971 ein


Während die Teams heute mit vier verschiedenen Reifenmischungen im Laufe einer Saison hantieren, gab es damals nur eine einzige – und das für die verschiedensten Streckenlayouts Nochmals Moss: „In Monza zum Beispiel mussten die Reifen auf eine Maschine geschnallt werden, an der man ein paar Millimeter der Lauffläche abhobelte. Sonst schälte sich diese bei Top-Speed ab.“

Gerade in den 70er Jahren wurden die Reifen dann immer fetter – um die Leistung auch auf den Asphalt zu bringen. Die fetten Walzen vor allem hinten begeistern noch heute die Fans bei historischen Events. Die Reifen entwickelten sich immer weiter: 1971 führte Goodyear profillose Slicksreifen ein, was einer Revolution gleichkam. Die Fahrer blieben skeptisch, wen wundert‘s, sahen sie doch aus, wie abgefahrene Pneus. Von 1998 bis 2009 waren Rillenreifen wieder vorgeschrieben, um Autos etwas einzubremsen, seit 2010 wird wieder mit Slicks gefahren. Nur noch bei Intermediates- und Regenreifen gibt es ein Profil in den Pneus, um das Wasser zu verdrängen. Pro Sekunde wird ein Regenreifen mit 60 Liter Wasser her!

In den 80er Jahren erkannte man, dass die Reifen ab einer bestimmten Temperatur im Reifen die beste Haftung bieten. Und die Hersteller experimentierten mit Reifen, die nach einer Runde kaputt waren, aber für diese Runde extrem viel Haftung boten: Den Qualireifen.

Solche Innovationen gab es in den letzten Jahren nicht mehr. Pirelli als Einheitslieferant ist inzwischen beauftragt worden, Reifen zu Showzwecken weniger lang haltbar zu machen. Reifen verkommen damit zum Wegwerfprodukt, wie Michelin zu bedenken gibt. Die Franzosen wollen in die Formel-1 zurück, aber wieder mit innovativen Ideen, die man zuletzt in der Sportwagen-WM vorzeigte: Ein Intermediate-Reifen ohne Profil!

Reifenhersteller mit den meisten F1-Siegen

1. Goodyear 368
2. Bridgestone 175
3. Pirelli 127
4. Michelin 102
5. Dunlop 83
6. Firestone 49
7. Continental 10
8. Englebert 9

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