Der Deutschland-GP wird gestrichen, ein Ersatzrennen gibt es nicht. Die Zeiten von solchen Ersatzrennen sind vorbei, was vor allem mit den Kosten zusammenhängt. F1-Kalenderbaumeister Bernie Ecclestone verlangt inzwischen so viel Geld von den Streckenbetreibern, dass es kaum noch Möglichkeiten gibt, notfalls einzuspringen, falls wie jetzt das Deutschland-Rennen eines aus dem Kalender purzelt.
Ersatzrennen sind heute aber auch deswegen kaum mehr nötig, weil es ohnehin schon so viele WM-Rennen gibt. Geplant waren für 2015 20 Rennen, jetzt sind es halt noch 19 – aber das sind auch deutlich mehr als noch vor 15 bis 20 Jahren, als es zwischen 14 und 17 Rennen pro Jahr gab. Da fiel ein gestrichener Lauf viel mehr ins Gewicht als heute.
Daher wurde oftmals vor der Saison ein Ersatzrennen genannt – und tatsächlich gab es einige Fälle, in denen eine Strecke statt einer anderen geplanten zum Einsatz kam. Vor allem der Europa-GP war oftmals ein solches Ersatzrennen. 1983 wurde der Große Preis von Europa in Brands Hatch ausgetragen, nachdem sich die Pläne eines WM-Laufs in New York nicht in die Realität umsetzen ließen. Gefahren wurde dort erst 1984, allerdings auch nicht mit F1-Boliden, sondern stattdessen machte die IndyCar halt.
Brands Hatch eignete sich als Ersatz für gestrichene Rennen deswegen so gut, weil die meisten Teams in England beheimatet sind und daher ein zweites britisches Rennen vor allem kostengünstig war. Deshalb sprang Brands Hatch 1985 gleich nochmal in die Bresche, als der geplante Grand Prix in Rom nicht verwirklicht werden konnte. Geplante Projekte in New York und Rom – das waren die Schlagzeilen vor wenigen Jahren, aber eben auch schon vor 30 Jahren.
Immer wieder der Europa-GP
Zu Beginn der 90er Jahren boomte dann der Rennsport in Japan. Mit der japanischen F3000-Meisterschaft (die heutige Super-Formula-Series) gab es eine finanziell wie sportlich lukrative neue Formel-Serie, die als Sprungbrett für die Formel-1 diente. Immer mehr japanische Fahrer drängten daher Anfang und Mitte der 90er Jahre in der Formel-1, aber auch zahlreiche Teambesitzer. Daher sollte es 1993 auch ein zweites F1-Rennen in Japan geben: Der Asien-GP sollte auf dem Kurs in Autopolis ausgetragen werden, auf dem heute noch Rennen der Super-GT und Super Formula stattfinden. Aber die F1-Pläne versandeten und stattdessen gab es den legendären Europa-GP in Donington, das in einem reinen Regenchaos endete.
Ein Jahr später wurde der Europa-GP in Jerez ausgetragen – ebenfalls wieder als Notfallmaßnahme, weil sich die geplante Rückkehr des Argentinien-GP in Buenos Aires wegen Streckenmodernisierungsarbeiten um ein Jahr verzögerte. Und 1997 wurde Jerez wieder als Ersatz in den Kalender aufgenommen, wieder als Europa Grand Prix. Das Rennen ging in die Geschichte ein, weil mit den beiden Williams-Fahrer Jacques Villeneuve und Heinz-Harald Frentzen, sowie mit Ferrari-Star Michael Schumacher drei Fahrer im Quali die exakt gleiche und auch noch schnellste Zeit fuhren. Im Rennen selbst kam es zum berühmten Rammstoß von Schumacher gegen Villeneuve in deren WM-Fight, den Villeneuve für sich entschied.
Eigentlich sollte 1997 im portugiesischen Estoril das Finale ausgetragen werden, aber nachdem klar war, dass die Pläne ins Stocken geraten, wurde Jerez als Ersatz bemüht. Treibende Kraft dahinter war vor allem Renault, denn die Franzosen gaben ihre werksseitige Abschiedsvorstellung aus der Formel-1 und wollten das letzte Rennen unbedingt in Europa und nicht in Japan bestreiten, was aber der Fall gewesen wäre, wenn Estoril nicht ersetzt worden wäre.