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Enzo Ferrari

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Beitrag Donnerstag, 02. Januar 2014

Beiträge: 45834
Erstaunlich, dass wir über Enzo Ferrari hier noch keinen Thread eröffnet haben.

Er ist am 18. Februar 1898 auf die Welt gekommen, gemeldet ist er aber erst am 20. Februar. Ein starker Wintereinbruch in der bergigen Region in der Nähe von Modena sorgte dafür, dass sein Vater erst zwei Tage später die Geburt seines Sohnes Enzos meldete. Sein Vater und Bruder verstarben übrigens auch im Ersten Weltkrieg, er selbst erkrankte.

Schnell begeisterte er sich für Autos: Bei Fiat bewarb er sich 1919 als Werksfahrer, sie lehnten aber dankend ab. Stattdessen wurde Ferrari Pilot eines kleineren Automobilherstellers aus Mailand: CMN (Construzioni Meccaniche Nazionale). Er machte seine Sache gut und so stieg er schon 1920 zum Werksfahrer bei Alfa Romeo auf. Er wurde Zweiter bei der Targa Florio, aber alles in allem hatte er die Nase vom Rennfahren bald voll. Er soll sich als großartigen Rennfahrer gesehen haben (er gewann 1924 die Coppa Acerbo, ein GP-Rennen in Pescara), der aber für seinen Geschmack immer wieder an technischen Gebrechen scheiterte.

Enzo Ferrari entwickelte ein kaufmännisches Geschick abseits der Strecke. Er soll Drahtzieher hinter dem P2 von Alfa Romeo von 1924 gewesen sein, weil er von Fiat den Konstrukteur Vittorio Jano, sowie den Motorenspezialisten Luigi Bazzi geholt hat.

Es waren Tätigkeiten wie diese, die Ferrari immer mehr zu einem Rennleiter machten. Rennen gefahren ist er immer seltener. 1924 zog er sich nach wenigen Trainingsrunden vom Europa GP zurück. 1929 wurde sein Traum war: Er gründete die Scuderia Ferrari. Doch das heute legendärste Rennteam der Welt hätte es nicht ohne viele weitere Personen gegeben: Finanziert wurde der Rennstall nämlich von Amateur- und Herrenrennfahrer Mario Tadini, der sein Geld mit einer Bekleidungskette machte und der vor allem bei Bergrennen sehr erfolgreich war, auf Rundkursen aber alles andere als brillierte (trotz ein paar guter Resultate auch bei GP-Rennen), sowie von Augusto und Alfredo Caniato, ebenfalls Textilfabrikanten.

Als erste Fahrer standen Mario Tadini und Carlo Felice Trossi unter Ferrari-Vertrag. Eingesetzt wurden Rennwagen von Alfa Romeo. 1930 tauchte die Scuderia Ferrari bei ersten GP-Rennen auf, 1931 gewann Giuseppe Campari beim Commingues GP das erste bedeutende Rennen für Ferrari. 1932 fuhr Enzo Ferrari selbst sein letztes Rennen, nach einer Niederlage gegen den großartigen Tazio Nuvolari). Als Kundenteam operierte Ferrari von Anfang an mit Alfa Romeo, doch 1933 wurde die Kooperation ausgeweitet: Im Zuge einbrechender Absatzahlen und einer finanziellen Krise überließ Alfa Romeo die GP-Werkseinsätze der Scuderia Ferrari: Das Team wurde also zum Werksteam von Alfa Romeo.

Mit herausragenden Fahrern wie Tazio Nuvolari, Louis Chiron, Achille Varzi, Luigi Fagioli, René Dreyfus, Guy Moll, Carlo Felice Trossi, Giuseppe Campari, Marcel Lehoux und anderen konnte man den deutschen Werksteams von Mercedes Benz und Auto Union zunächst durchaus Konkurrenz machen und einige GP-Siege einfahren. Doch im finanziellen Wettrüsten hielt man nicht mehr Schritt. Rennsport wurde politisch aber auch als Prestige verstanden und so übernahm Alfa Romeo auf Druck der italienischen Regierung die Renngeschicke ab 1938 wieder selbst. Ferrari blieb zunächst Rennleiter, doch Enzo Ferrari hatte sich an die Rolle des Chefs gewöhnt und es dauerte nicht lange und er kündigte.

Der Trennungsvertrag sah vor, dass Ferrari vier Jahre keinen Motorsport unter eigenem Namen mehr machen dürfe und so baute er in den frühen 40er Jahren seinen ersten eigenen Rennwagen unter dem Namen Auto-Avio Costruzione). Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden dann auch die ersten GP-Rennwagen von Ferrari, auch unter dem Namen Ferrari.

Die Scuderia Ferrari mischt seither bei GP-Rennen mit, man erlebte die ersten WM-Rennen 1950 und ist bis heute dabei. Enzo Ferrari baute ein Imperium auf: Es entstanden Straßen- und Rennsportwagen, heute sind auch die Straßenmodelle von Ferrari legendär. Niki Lauda wurde mit Ferrari zwei Mal Weltmeister, er verbrannte in einem Ferrari 1976 beim Deutschland GP beinahe und er kennt Enzo Ferrari zu Genüge. Er ist sich sicher: Die Straßensportwagen von Ferrari sind nicht besser als die von Porsche, Lamborghini oder anderen Luxusmarken. Es sei die Persönlichkeit von Enzo Ferrari, die die Marke Ferrari so besonders macht.

Ferrari war ein knallharter Geschäftsmann. Er spielte die Fahrer untereinander aus, um sie zu Höchstleistungen anzukurbeln, er wurde nicht umsonst "Il Drago", also "Der Drache" genannt. Er war charismatisch, es gab kaum jemanden, der vor Ferrari keinen Respekt hatte.

Für ihn standen im Rennsport immer die Motoren im Vordergrund, erst dann kam das Chassis, dann erst das Team - und das letzte Stück im Glied war der Fahrer. 1988 verstarb Enzo Ferrari im Alter von 90 Jahren. Sein Sohn Pierro Lardi Ferrari ist heute Vizepräsident von Ferrari, doch das Team und das Werk ist längst verkauft: Noch Enzo Ferrari verkaufte das Team 1969 zur Hälfte und 1985 dann mit der Mehrheit an Fiat (er entschied sich damals gegen Ford).

Fragen
1. Was sollte man noch hinzufügen, was sind interessante Anekdoten?
2. Hat jemand Details zum CMN-Rennwagen: Es soll sich dabei um eine Konstruktion handeln, die auf Basis eines Isotta-Fraschini entstand. War das ein GP-Rennwagen? War der Isotta-Fraschini ein GP-Rennwagen? Welcher Isotta-Fraschini ist gemeint?
3. Gibts eigentlich ein paar Details zu Mario Tadini?

Beitrag Donnerstag, 02. Januar 2014

Beiträge: 945
All zu viel habe ich auch nicht herausgefunden:

Die Firma Construzioni Meccaniche Nazionali, angesiedelt in Mailand, begann 1919 mit dem Bau von Automobilen, nachdem sie zuvor im 1. WK Flugzeuge gebaut hatten. Mit einer ihrer ersten Konstruktionen nahmen sie an der 1919 Targa Florio teil.
Die Wagen - gefahren von Enzo Ferrari und Ugo Sivocci - hatten die Bezeichnung CMN 15/20 HP mit einem 2297 ccm 4-Zylinder-Motor von der Firma Isotto Fraschini. Das Rennen wurde als Formula Libre-Rennen ausgetragen. Sivocci wurde Siebter, Ferrari schied nach 3 von 4 Runden aus.
Ob der Wagen aus einem bestehenden Isotta Fraschini entstanden ist, konnte ich nicht herausfinden.

Bilder davon kann man unter dem ausgeschriebenen Firmen Namen googeln.

Beitrag Donnerstag, 02. Januar 2014

Beiträge: 45834
Dass mit Isotta-Fraschini hab ich aus dem Ferrari-Buch "Ferrari und die Formel-1. Von Ascari bis Schumacher" von Peter Grunert.


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