Mav05 hat geschrieben:
Ich weiß nicht so recht ob der Williams 1997 noch "deutlich" das schnellste Auto war - für meinen Geschmack hat man da schon gewaltig abgebaut... Sieht man ja recht deutlich wie weit der Fall 1998 ging - wo ja eigentlich lediglich mit den Renault-Werksmotoren 1997 weitergefahren wurde... Ich glaube schon dass Jacques 96/97 auch ziemlich stark war - er wird meines Erachtens ein bisschen unterschätzt da er später nie wieder an diese Leistung anknüpfen konnte, was m.M.n. aber sehr deutlich daran lag dass er den Rillenreifen überhaupt nix abgewinnen konnte und dies ja auch rundheraus zugegeben hat!
Trotzdem hast Du natürlich recht - Frentzen sah neben Villeneuve grottig aus. M.M.n. war er zwar immer extrem überbewertet (ähnlich wie Webber) - aber da er später mit Jordan zumindest nochmal ganz gut unterwegs war lag es wohl nicht grundsätzlich an ihm. Man sagt ja er kam mit der sehr speziellen Art bei Williams, besonders mit Patrick Head, nicht klar. Der soll ja zunächst auch bei Villeneuve recht ablehnend gewesen sein - aber Jacques hat sich wohl sehr eindrucksvoll durchgesetzt.
Ich finde die Williams von 1997 deutlich unter Wert fahrend. Die Fahrerpaarung war nicht ideal. Frentzen wurde überschätzt und kam in dem unterkühlten Williams-Team nicht klar. Selbst Senna äußerte sich 1994 ähnlich, dass ihm Williams stimmungsmäßig im Vergleich zu McLaren deutlich kühler vorkam. Und Senna galt ja selbst außerhalb der Strecke als eher reserviert. Mit Hill als Nummer 1 hätte Williams die WM viel früher entscheiden können, davon bin ich überzeugt. Was ich mir bis heute nicht erklären kann, sind die extrem Leistungsschwankungen von Villeuneuve 1997. Während er an einem Wochenende das gesamte Feld dominieren konnte, gurkte er zwei Wochen später nur im Mittelfeld herum - man schaue sich nur mal Hockenheim in jenem Jahr an, da war er ja absolut chancenlos. Ich weiß nicht, ob das an den teils krassen Leistungsschwankungen der Goodyear-Reifen lag, oder ob Villeneuve generell so seine Probleme mit bestimmten Strecken hatte.
Frentzens Ausbeute war richtig schlecht. Mit so einem Auto hätte er mindestens 3 Siege holen müssen! Es sah ja auch nach dem San Marino GP und nach dem Qualifying in Monaco, wo er die Pole erreichte, kurzzeitig so aus, als hätte er die Kurve gekriegt. Natürlich baute das Team dann durch seine völlig verkorkste Reifenwahl absoluten Müll, weil man das Wetter total falsch einschätzte. Ich denke, dass da auch viel in Frentzens Kopf arbeitete und er daraufhin stark mit seiner Motivation für das restliche Jahr zu kämpfen hatte. Mit Patrick Head soll er ja überhaupt nicht klargekommen sein, aber wie mal in einem Interview herauszuhören war, waren wohl noch andere Leute im Williams-Team involviert, die Frentzen nicht wirklich ernst nahmen. Wenn man dann vielleicht sogar eigene Mechaniker gegen sich hat, dann hat man sowieso verloren. Vielleicht waren sie auch sauer, dass er ihrem alten Buddy Damon Hill den Platz wegnahm, wer weiß...
Mav05 hat geschrieben:
Auch hier bin ich mir nicht sicher ob das Auto wirklich so gut war wie behauptet wird. Ich denke mal es war sehr "speziell" auf Schumacher zugeschnitten (weshalb ja dessen TKs auch immer erstaunlich schlecht aussahen...). Auch denke ich nicht dass der 95er wirklich "richtig gut" war - McLaren und Ferrari waren grottig und Hill im Williams als WM-Gegner natürlich weit weg von Schumacher... Was ich mir auch vorstellen könnte ist dass Renault (die man eh ja recht grenzwertig zum Benetton-Vertrag genötigt hat) bei Schumacher gute Miene zum bösen Spiel machte, danach aber schon eher wieder auf "Dienst nach Vorschrift" zurückschaltete und sich auf Williams konzentrierte!
Und auch hier ist es natürlich schon so dass beide eigentlich überbewertet waren! Alesi hatte zwar genial-spektakuläre Fahrzeugbeherrschung - aber in all den Ferrari-Jahren nur 1 Sieg ist halt schon recht wenig! Und Berger war über dem Zenit - ich glaube fast die Klatsche die er von Senna bekommen hat hat ihn irgendwie vom Weg abkommen lassen...
Berger und Alesi performten 1996 und 1997 unter aller Kanone. Okay, Berger holte 1996 in Hockenheim fast einen Sieg, den er dann 1997 an selber Stelle umsetzen konnte. Aber im Großen und Ganzen fuhren beide bei Benetton einfach nur enttäuschend. Alesi traute ich damals sogar ernsthaft zu, um den Titel mitzufahren, als bekannt wurde, dass er zu Benetton wechseln würde. Berger war schon auf dem absteigenden Ast und ich wundere mich im Nachhinein eher darüber, weshalb er überhaupt noch 1997 dranhängen musste. Aber richtig schlecht finde ich ich in der Retrospektive Alesi's Leistung generell. Ein einziger Sieg in 12 Jahren Formel-1 mit Anstellungen bei Ferrari, Benetton, Sauber und Jordan, ist einfach nur grottig.
Das mit Renault und Benetton finde ich auch interessant. Ich kann mir schon vorstellen, dass Renault eigentlich gar keinen Bock auf Benetton hatte, besonders wenn man das Jahr 1994 aus der Sicht von Renault betrachtet. Die waren ganz sicher nach wie vor darüber angepisst, was Benetton sich 1994 erlaubte. 1995 hat man wohl kräftemäßig 50% auf Williams und 50% auf Benetton verteilt, aber 1996 und 1997 vielleicht nur noch 40% Benetton, dafür 60% Williams. In meinen Augen war die Partnerschaft mit Benetton nur ein Zwangsehe und keine aus "Liebe", wie sie es vielleicht mit Williams zwischen 1989 und 1997 war.