Da in Yesterday mom eh wenig los is, mach ich gleich noch nen "zweitklassigen" Fahrer, wobei man sich bei dem die Frage stellen muss, ob er nicht sogar drittklassig ist: Enrique Bernoldi. Quellen sind: driverdb.com, Datenbank der Konkurrenzseite, wikipedia, grandprix.com, shortnews.de
Enrique Bernoldi hat einen unglaublich langen Namen. Seine Eltern tauften den am 19. Oktober 1978 im brasilianischen Curitiba geborenen Rennfahrer als Enrique Antônio Langue e Silvério de Bernoldi. Ein aufregend langer Namen, hinter dem sich jedoch nur eine kürzere Formel-1 Karriere verbirgt. Und eine erfolglose noch dazu. Viel lieber wird Bernoldi aber auch Schottenbremser genannt, denn dieser Name erinnert sein Highlight im Grand Prix Sport. 2001 hielt er beim Monaco GP den Schotten David Coulthard, der im wesentlich stärkeren McLaren Mercedes fuhr, über 35 Runden hinweg hinter sich. Coulthard war nicht begeistert: „So ein netter Mensch!“
Von Anfang an Europa
Ungewöhnlich: Enrique Bernoldi startete bereits zu Beginn seiner Formel-Laufbahn in Europa. Er arbeitete sich nicht die meisten anderen Fahrer seines Landes über die südamerikanische oder brasilianische Formel-3, nach oben, sondern fuhr gleich nach seiner Kartkarriere in Europa. 1995 war das, als er in die europäische Formel-Renault und in die Formel-Alfa Boxer einstieg. In der Alfa Boxer wurde Bernoldi Gesamt-4. 1996 konzentrierte sich der Brasilianer aber auf die europäische F-Renault, die er für das JD-Team auf einem Tatuus bestritt. Mit 8 Siegen in 11 Rennen gewann er vor dem Mygale-Fahrer David Saelens und Cram-Pilot Omar Galeffi den Meistertitel.
1997 und 1998 fuhr er 2 Jahre für Promatecme von Serge Saulnier in der britischen Formel-3. Dabei steuerte er seinen Dallara Renault beim nicht zur Meisterschaft zählendem Rennen in Macau jeweils auf dem 3. Platz. Der Formel-3-Maxau-Grand-Prix ist das prestigeträchtigste F3-Rennen überhaupt, dass 1997 Soheil Ayari und 1998 Peter Dumbreck gewann. Bernoldi war auch so in der Formel-3 nicht unerfolgreich: Mit einem Sieg wurde er 1997 Gesamt-5., 1998 holte er sich den Vizetitel mit 6 Siegen. Insgesamt steuerte er 13-mal aufs Podium in den beiden Jahren. Und noch ein paar Zahlen: Mit 163 zu 218 verlor er den Titel doch recht deutlich gegen seinen Landsmann Mario Haberfeld, der für das Paul Stewart Racing Team fuhr, das nebenbei auch in der Formel-1 unterwegs war. Die Saison war in fester brasilianischer Hand: Mit Luciano Burti (ebenfalls im Team von Paul Stewart) wurde ein weiterer Brasilianer Gesamt-3.
Die Vizemeisterschaft betrachtet Bernoldi im Nachhinein nicht als Gewinn, sondern er hat den Titel verloren. Kein Wunder: Von den ersten 4 Rennen gewann er 3, von den ersten 7 Rennen 5. Nur weil Bernoldis Form zum Ende der Saison hin empfindlich abbaute, geriet er gegen Haberfeld ins Hintertreffen.
Alle Siege in der britischen Formel-3 von Enrique Bernoldi
Spa 1997: Enrique Bernoldi vor David Saelens (ASM; Dallara Opel)
Donington 1998: Enrique Bernoldi vor Martin O’Connell (TOM’s; Dallara Toyota)
Thruxton 1998: Enrique Bernoldi vor Martin O’Connell (TOM’s; Dallara Toyota)
Brands Hatch 1998: Enrique Bernoldi vor Martin O’Connell (TOM’S; Dallara Toyota)
Oulton Park 1998: Enrique Bernoldi vor Martin O’Connell (TOM’s; Dallara Toyota)
Silverstone 1998: Enrique Bernoldi vor Luciano Burti (Paul Stewart; Dallara Mugen Honda)
Donington 1998: Enrique Bernoldi vor Ricardo Mauricio (Alan Docking; Dallara Mugen Honda)
Schlechte F1-Karriere folgt schlechter F3000-Karriere
1999 stieg Enrique Bernoldi in die Formel-3000 ein, dem Sprungbrett zur Formel-1. Weil Bernoldi von Red Bull gefördert wurde, kam er auch im Team von Helmut Marko unter, dem Red Bull-Berater. Marko ist übrigens ein ehemaliger F1-Fahrer. Der Österreicher fuhr 1971 und 1972 für BRM insgesamt bei 9 F1-WM-Rennen. In der Formel-3000 war Bernoldi keine große Nummer: In den 2 Jahren oder umgerechnet in 18 Rennen fuhr er nur magere 7 Punkte ein. Immerhin polierte er die Statistik noch mit einer Pole Position auf. Als künftiger F1-Fahrer tat sich Bernoldi aber nicht auf.
Dennoch wollten Marko und Red Bull Bernoldi 2001 in die Formel-1 hieven. Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz war zu diesem Zeitpunkt Teilhaber bei Sauber Petronas, Red Bull Sponsor. Also machte Red Bull Druck auf Peter Sauber: Das 2. Cockpit neben Nick Heidfeld sollte an Bernoldi gehen. Sauber kam jedoch Anderes in den Sinn: Ihm fielen die Fahrkünste von Kimi Räikkönen auf. Problematisch war, dass der Finne erst in der Formel-Renault unterwegs war, es fehlten ihm Formel-3 und Formel-3000 Erfahrungen. Also ließ sich die FIA sehr lange darum bitten, Räikkönen eine Superlizenz auszustellen. Doch als die zähen Verhandlungen mit den Lizenzgebern und Red Bull beendet waren, war Räikkönen 2001 F1-Fahrer.
Für Enrique Bernoldi bedeutete das, dass er sich nach einem neuen Cockpit umsehen musste. Red Bull zahlte dem Sauber-Testfahrer von 2000 ein Cockpit bei Arrows. Bernoldi fuhr bei den Wintertestfahrten beeindruckende Rundenzeiten, so dass Arrows einiges von Bernoldi erwartete. Doch Bernoldi fuhr den Erwartungen wie ein Schatten hinterher. Und weil Johnny Herbert als Testfahrer zu Arrows stieß, wurden schon nach den ersten Rennen über eine Auswechslung von Bernoldi durch Herbert spekuliert. Die kam aber nicht, ganz im Gegenteil: Der Vertrag mit Bernoldi wurde bis Ende 2002 verlängert.
Statistisch gesehen waren die beiden Jahre von Bernoldi eine Katastrophe: 28 Rennen, 0 Punkte. Auch sonst keine Highlights. Gewiss, man sollte nicht zu viel in Statistiken hineininterpretieren, aber diese Statistik lügt sich. Spätestens 2002 wurden alle enttäuscht, die bis zuletzt an einen zukünftigen F1-Sieger namens Enrique Bernoldi gehofft haben: An der Seite von Heinz-Harald Frentzen wurde deutlich, dass Bernoldi nicht zu den Topfahrern der GP-Szene gezählt werden dürfen. Frentzen setzte Highlights mit dem schwachen Arrows Ford, der dennoch etwas besser war als der Arrows Asiatech von 2001, Bernoldi nicht.
Qualiduelle von Enrique Bernoldi
Enrique Bernoldi – Jos Verstappen 10:7
Enrique Bernoldi – Heinz-Harald Frentzen 1:11
Gesamt: Enrique Bernoldi – Teamkollege: 11:18
Noch ein paar Daten zu Bernoldis Karriere: Von den 28 Rennen beendete Bernoldi lediglich 9, in Frankreich 2002 verpasste er sogar die Qualifikation für das Rennen. Das war jedoch gewollt, nicht von Bernoldi, aber von Arrows. Arrows steckte damals in einer finanziellen Krise, Geld für das Rennen war nicht da, also mussten die beiden Fahrer, Frentzen und Bernoldi, mit Absicht langsam genug zu fahren, um die 107%-Regelung, die es damals noch gab, nicht zu schaffen. Ein trauriges Bild, welches das Ende des Arrows-Teams bedeutete, auch wenn man beim Deutschland GP noch ein letztes Mal am Start stand. Es war zeitgleich auch das letzte F1-Rennen von Bernoldi. Ein Jahr zuvor in Deutschland fuhr er mit Platz 8 sein bestes F1-Ergebnis ein.
Für Aufregung sorgte er im Warm-Up zum Brasilien GP 2002, als er einen schweren Unfall hatte. Doch noch skurriler wurde die Szene, als das Medical Car kam. Als die Türe aufging, kam Sauber Petronas Pilot Nick Heidfeld angerauscht, konnte nicht mehr ausweichen und sägte dem Medical Car die Türe ab. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Übrigens fand Arrows-Teamchef Tom Walkinshaw nicht unbedingt sanfte Töne, wenn es um die Arbeitseinstellung von Bernoldi ging: „Die ist unter aller Sau.“, nimm der Brite kein Blatt vor dem Mund. „Er ist oft zu spät. Surfen im Internet, Telefonieren und Frauen zieht er jedenfalls der Weiterentwicklung des Autos vor.“
F1-WM Statistik: Enrique Bernoldi
28 Rennen (Rang 160)
1 Disqualifikation (Rang 32)
1 Nichtqualifikation (Rang 187)
Durchschnittlicher Rückstand auf Pole: 4,226% (Rang 187)
Ausfallquote: 67,857% (Rang 354)
Durchschnittliche Startposition: 18,000 (Rang 401)
Bernoldi in die Formel-Nissan World Series
2003 ging Enrique Bernoldi in die Formel-Nissan World Series, die heute Formel-World Series by Renault oder eben Formel-Renault World Series heißt. 2 Jahre fuhr er einen Dallara Nissan, für die Teams RC und GD. 2004 wurde er dabei immerhin Gesamt-3. Das noch 2004 und 2005 wieder in die Formel-1, als Testfahrer bei BAR Honda. Nach einem Rennen in der argentinischen Tourenwagenserie 2006 für Honda, fuhr er 2007 in der brasilianischen StockCar Meisterschaft. 2008 will er in die ChampCar.
Alle Siege in der Formel-Nissan World Series von Enrique Bernoldi
Valencia 2003: Enrique Bernoldi vor Bruno Besson (Saulnier; Dallara Nissan)
Jarama 2003: Enrique Bernoldi vor Heikki Kovalainen (Gabord; Dallara Nissan)
Jarama 2004: Enrique Bernoldi vor Tiago Monteiro (Carlin; Dallara Nissan)
Jarama 2004: Enrique Bernoldi vor Juan Cruz Álvarez (Gabord; Dallara Nissan)