MichaelZ hat geschrieben:
Ich finde den Thread sehr interessant. Weil ich es grad schon Mal angesprochen habe, und es auch durch Walkinshaw zumindest zum kleinen Teil zu dem Thema gehört. Die Machtverhältnisse und Entwicklungen bei Arrows sind mir nicht ganz nachvollziehbar. Kann dazu kurz jemand aufklärend was schreiben. Vor allem 1996 treiben ja viele Namen für das Team rum: Footwork, Arrows, Tom Walkinshaw Racing (TWR) etc.
Die Frage mit Walkinshaw ist gut: soweit ich weiss stecke er bei Benetton drin - und war Teamchef von Ligier Anfang 1996. Er wollte das Team - hatte aber keinen Bock auf einen Teilhaber namens Guy Ligier, der seine Anteile ewig nicht rausrücken wollte (und wahrscheinlich schon dreimal nicht an einen Schotten!) - daher übernahm er nach einigen Rennen 1996 den Arrows Rennstall zu 51% (der zu dem Zeitpunkt noch Footwork hieß), blieb aber bis Mitte des Jahres bei Ligier Teamchef, weil er (bzw. TWR) da wohl noch einen Vertrag hatte, jedoch nahm er die selbst besorgten Sponsoren und auch seine Leute zügig mit. Wobei er meinte, das Personal nur schrittweise abziehen zu wollen, um Ligier nicht zu ruinieren, dennoch ging dann bald alles recht schnell. TWR-Angestellte waren u.a. Chefkonstrukteur Frank Dernie (ursprünglich von Benetton gekommen), de Cortanze und Audetto. Auch Diniz gehörte eigentlich TWR, blieb aber 1996 bei Ligier. Dagegen setzte Walkinshaw sofort u.a. die Sponsoren Power Horse und AMIKA von Ligier auf Arrows um. Auch Parmalat war nun auf dem Arrows zu finden, blieb wegen Diniz zu Teilen aber noch bei Ligier. Durch seine Mitgift war Diniz für Pfennigfuchser Walkinshaw ein äußerst wichtiger Mann.
Noch ein paar Worte zu Walkinshaw (bevor gleich Fragen kommen): Mit dem Einsatz von Mazda- und BMW-Tourenwagen hatte Walkinshow 1976 seine Karriere als Racing-Unternehmer begonnen; nebenbei fuhr er selbst Tourenwagenrennen. Im Verlauf der Jahre bildete sich die Tom Walkinshaw Racing Gruppe TWR, die im fraglichen Jahr 1996 die Sparten TWR Design, Engines, Engineering, Machining, Astec, SVO, HSV, Motorsport, Racing sowie die TWR USA umfaßte. Alles in allem wurden in den verschiedenen Firmen weltweit an die 1.300 Mitarbeiter beschäftigt. TWR hatte sich auch mit dem Einsatz der Jaguar- und Rover-Tourenwagen einen Namen gemacht, und besonders erfolgreich waren die von TWR an den Start gebrachten jaguar der Gruppe C, die mehrmals in Le Mans siegten und die Sportwagen-WM gewannen. Seit 1993 setzte TWR auch die Volvo 850 bei der Englischen Tourenwagenmeisterschaft ein. Bei TWR sind ferner limitierte Serien von Aston-Martin- und Jaguar-Supercars produziert worden.
Walkinshow zog es schon immer in Richtung Formel 1. Nachdem er 1991 Engineering Director bei Benetton geworden war und 1995 sowie Anfang 1996 vorübergehend Ligier leitete, konzentrierte sich der extrem geschäftstüchtige Schotte ab Frühling 1996 auf sein soeben erworbenes Arrows-Team. Ein großer Coup war Walkinshaw gegen Ende der Saison gelungen: Am 26. September konnte er bekanntgeben, daß WM-Leader Damon Hill 1997 das Fahrerchampionat für Arrows bestreiten werde. Im Oktober kaufte Tom Walkinshaw dem Footwork-Chef Wataru Ohashi die Rechte auf den Namen Arrows zurück (was sich Jackie Oliver, der den Rennstall bis Anfang 1996 leitete, leider nicht leisten konnte - daher die Verwirrung mir Footwork/Arrows), worauf die Rennwagen wieder den gleichen Namen wie das Team trugen. Zu TWR kam 1996 auch der ehemalige Cosworth-Ingenieur Geoff Goddard, der einst den Ford-HB-V8-Motor konstruiert hatte.
Als im Frühling Tom Walkinshaw die Gesamtleitung des Teams übernahm, schien ein frischer Wind zu wehen. Mit der Getränkemarke Power Horse (so eine Art Red Bull-Alternative) hatte man einen potentiellen Sponsor, in dessen Farben die Autos dekoriert wurden. Arrows unternahm auch Tests mit japanischen Bridgestones, nachdem der Reifengigant, dem auch Firestone gehörte, im Frühjahr 1996 angekündigt hatte, daß er 1998 in die Formel 1 einzugreifen gedenke. Damit stand fest, dass Arrows die japanischen Reifen im Renneinsatz fahren würde, wobei der Eindruck entstand, Bridgestone werde das Debut auf 1997 vorverlegen (was ja prompt auch geschah).