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Ein einziger Grand Prix

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

Beitrag Samstag, 25. August 2007

Beiträge: 3303
gavamar hat geschrieben:
alwaro hat geschrieben:
Nicht vergessen darf man den Hans Heyer, ist er nun einen GP gefahren oder nicht :wink: :wink:

Der hat sich doch anlässlich des GP von Deutschland 1977 nicht qualifiziert, startete jedoch aus der Boxengasse


@Alwaro,

ja der GP zählt. Heyer war Reservefahrer, startete illegal aus der Boxengasse, jagte das Feld vor sich her, schied aber früh aus.

So ziemlich das kurioseste was ich mit der F1 erlebt habe.

Gruß, gavamar


Na damals war die F1 noch die groß beschworene Familie und der Heyer kannte jeden Streckenposten mit dem Vornamen . Elektronik gabs nur im Kofferradio u. die FIA hatte auch noch keine Spitzel im Fahrerlager . Da haben die Jungs einfach mal in die andere Richtung geschaut und schon war der Heyer im Rennen . Lustig ist ja nur das es keiner der offiziellen gemerkt hat .

Beitrag Montag, 27. August 2007

Beiträge: 45834
Auch im folgenden Thread sind 2 Fahrer mit nur einem F1 WM Rennen (Loyer, Rhodes):

https://www.motorsport-magazin.com/forum/viewtopic.php?t=14841

Beitrag Montag, 27. August 2007

Beiträge: 945
Heute - wie bereits angekündigt - eine kleine Story zu Jean-Louis Schlesser, auch ein Fahrer mit nur einem gefahrenen WM-Rennen.

Jean-Louis Schlesser wurde am 12. September 1948 in Nancy, Frankreich geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Marokko, wo sein Vater als Agraringenieur tätig war. 1963 kam er zurück nach Frankreich um seinen Militärdienst abzuleisten und um zu studieren. Der Schlesser-Clan wurde ein paar Jahre später von einem herben Schicksalsschlag heimgesucht, als Jo Schlesser, der Onkel von Jean-Louis, beim GP von Frankreich in Rouen in seinem Honda einen Horrorunfall hatte und in seinem Wagen verbrannte.
Er war ein sehr guter Freund von Guy Ligier, der ihm zu Ehren seine späteren F1-Fahrzeuge mit dem Kürzel "JS" versah.
Trotz alldem began Jean-Louis 1970 seine Karriere bei der Rennfahrerschule von Le Mans wo er den 2.Platz belegte. Er wollte anschließend in die Formel-Renault einsteigen, hatte jedoch kein Geld. So mußte er erst als Entwickler in der Automobilbranche Geld verdienen, fuhr während dieser Zeit nur ein Paar Rallys - was später noch eine große und erfolgreiche Leidenschaft werden sollte.
1976 nahm er an der französischen F3, ein Jahr später an der europäischen F3-Meisterschaft teil , ohne großen Erfolg.
1978 bereits mit Ende 20 gelang ihm schließlich mit seinem Chevron B38-Toyota ein mit einem gewissen Alain Prost geteilter französischer F3-Titel. Aber die folgenden Jahre - 1979 in der F3-Euro ohne Erfolg, 1980 in der heimischen F3-Serie an 5. Stelle im March 793-Alfa, 1981 in der F3-Euroserie im Martini-Team (Gesamt 7.) und schließlich 1982 in der Formel 2 im Team von Maurer (ohne Punkte bei 8 Starts) - waren sehr durchwachsen. Seine Formel-Karriere war nicht gerade berauschend und so versuchte er sich auch immer wieder im Touren- und Sportwagenbereich.
So wurde er 1985 fränzösischer Tourenwagenmeister im Team von Tom Walkinshaw (TWR) in einem Rover. Im selben Jahr ging er für ein paar Wochen nach Afrika zurück und bestritt seine erste Rally Paris - Dakar in einem Lada.
Seine großen Erfolge feierte er im Sportwagen. Bereits 1977 begann er in der WM zu fahren, auf dem Nürburgring in einem KWS-Ford Escort mit Rudolf Dötsch. 1979 fuhr er die 24h von Spa in einem BMW 530i mit Claude Ballot-Lena. Der erste größere Erfolg gelang mit dem 2. Platz bei den 24h von Le Mams im Jahr 1981 zusammen mit Philippe Streiff und Jacky Haran in einem Rondeau M379C. Seine weiteren Le Mans-Auftritte in den nächsten Jahren (1982 mit Stuck und Quester auf Sauber, 1983 und 1984 auf Porsche 956, 1985 auf Porsche 962C nicht qualifiziert wegen T-Unfall) waren nicht von Erfolg gekrönt.
Anfang 1986 brachten ihm seine TWR-Beziehungen einen Jaguar XJR 6-Deal in der Sportwagen-WM. An der Seite von Brancatelli, Warwick und Cheever gelangen aber wegen vieler technischer Probleme nur ein 4.Platz in Brands Hatch und ein 5. Platz in Spa.
1987 fuhr er nur ein Rennen für das Kouros-Team mit Mike Thackwell in Spa in einem Sauber C9. Dies brachte ihm jedoch einen Vertrag bei Sauber für das Jahr 1988 an der Seite von Baldi und Mass.
Schlesser gewann in Jerez und Brünn, auf dem Nürburgring und in Sandown. Er wurde Zweiter in der WM hinter Martin Brundle im Jaguar.
Im selben Jahr sollte Schlesser auch sein einziges F1-WM-Rennen bestreiten. Nachdem er bereits 1983 beim GP von Frankreich in einem zweiten RAM March vergeblich zu qualifizieren versuchte, bekam er 1988 beim GP von Italien eine zweite Chance. Nachdem er bereits seit 1983 bei Frank Williams als Testfahrer unterwegs war und dabei an der Entwicklung der aktiven Radaufhängung mitwirkte kam er wegen einer Virusinfektion von Stammpilot Nigel Mansell in Italien zum Einsatz. Frank Williams konnte Martin Brundle, der zuvor in Belgien schon für Mansell gefahren war, nicht gewinnen und so bekam Schlesser das Cockpit.
Er konnte sich an 22. Stelle qualifizieren und fuhr ein unauffälliges Rennen an 11. Stelle bis zur 49. von 51 Runden. Dann wurde er unfreiwillig zu einem der Hauptakteure des Rennens. Der überlegen führende Senna im McLaren wollte Schlesser in der Retafilio-Chicane überrunden, als es mit Schlesser zu einem Mißverständnis kam und beide kollidierten. Senna schied aus, Berger gewann des Rennen auf Ferrari. Es sollte der einzige Nicht-McLaren Sieg der gesamten Saison sein.
1989 war er zurück bei den Sportwagen und krönte sich im Team von Sauber zum Weltmeister. Er gewann in Spa mit Baldi und siegte dann mit Mass in Jarama, Nürburgring, Donington und Mexico.
1990 wurde noch besser als er zusammen mit Baldi seinen WM-Titel erfolgreich verteidigen konnte. Sechs Siege (Suzuka, Monza, Dijon, Nürburgring, Donington und Montreal) heimsten die beiden für das fast unschlagbare Sauber Team ein. Nach einem weiteren Jahr bei Sauber an der Seite von Jochen Mass, das mit dem 7. Gesamtrang und ohne einen Sieg enttäuschend ausfiel begann nun Schlesser´s Off-Road-Karriere.
Seit 1989 fuhr Schlesser regelmäßig die Rally Paris-Dakar zumeist in seinem eigenen Schlesser-Buggy. Nach mehreren Klassensiegen gelang ihm 1999 und 2000 der Gesamtsieg.
Zuletzt geändert von Bleimula66 am Montag, 03. September 2007, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag Dienstag, 28. August 2007

Beiträge: 45834
Wirklich ein sehr interessanter Mann, vor allem bei den Deckelautos, also Touren- und Sportwagen, sowie Rallye! Danke für die Zusammenfassung!

Ich finde es immer wieder wirklich toll, wie Schlesser die Rallye Dakar fährt. Mit seinem eigenen Team, mit einem eigenen (für mich sehr schönen Auto) fährt er als Privatier den Werkteams von VW, Mitsubishi, BMW etc. um die Ohren! Wirklich toll, was ihm auch in der Motorsportgeschichte verewigen wird, eine Legende der Neuzeit.

Beitrag Sonntag, 02. September 2007

Beiträge: 945
Wenn wir schon bei den erfolgreichen Sportwagenfahrern sind, die nur einen einzigen Formel 1-WM-Lauf bestritten haben, dann muß auch der Name Leo Kinnunen genannt werden.
Kinnunen wurde am 5. August 1943 in Tampere, Finnland geboren. Er sollte der erste Vertreter seines Landes in der Formel 1-WM sein. Finnland ist sicher das Land mit den größten Motorsporterfolgen gemessen an der Größe des Landes und der Tatsache, dass dort aufgrund der Lage in der Weltkarte, mehr der Wintersport zu Hause sein.
Aber Formel 1-Weltmeister wie Rosberg und Häkkinen, ein kommender Champion mit Räikkönen und die rießigen Rally-WM-Erfolge von Mikkola, Alen, Kankunnen, Toivonen, Mäkinen und Grönholm sprechen für sich.

Bevor jedoch Kinnunen Formel 1-Luft schnupperte war er ein begnadeter Sportwagenpilot. Nachdem er sich in den 60iger Jahren in seiner Heimat mit Volvos, Porsches und F3-Titans die Hörner abgestoßen hatte, kam er 1970 überraschend in das von Gulf gesponserte Sportwagenteam von John Wyer. Dort fuhr er zusammen mit Pedro Rodriguez und Brian Redman einen Porsche 917K in der Sportwagenmarken-WM (für Fahrer wurde seinerzeit kein WM-Titel vergeben).
Er gewann sein erstes Rennen - die 24h von Daytona - zusammen mit Redman und Rodriguez. Es folgten weitere Siege mit Rodriguez in Brands Hatch und Monza. Dann riß etwas die Erfolgsserie und es ereilten ihn eine Reihe von Ausfällen (auch in Le Mans) bis er schließlich am Jahresende noch in Watkins Glen gewinnen konnte. Sein Team gewann den WM-Titel, an dem Kinnunen einen entscheidenden Anteil hatte.
Etwas überraschend verabschiedete er sich von John Wyer um im Jahr 1971 die Interserie auf einem Porsche 917 Spyder für das AAW-Finland Racing Team zu fahren. Er gewann die Rennserie unter anderem mit einem Sieg beim Heimrennen in Keimola. Ein Ausflug zur Targa Florio zusammen mit Rolf Stommelen endete dagegen mit einem Crash in der ersten Runde.
Ein Jahr später gewann er überlegen die Interserie auf einem Porsche 917 mit 6 Siegen in neun Rennen.
Auch 1973 war Kinnunen in der Interserie nicht zu bremsen und gewann dabei 6 Teilrennen und auch den Titel im AAW Racing Porsche 917.
Nachdem die Formel 1 auch Kinnunens Traum war, kaufte sein AAW-Team für die Saison 1974 einen Surtees TS 16 mit Cosworth DFV-Motor.
Doch ohne Tests, einem relativ alten Auto, einem schwachbrüstigen Motor und einem schlechten Handling des Wagens, hingen die Trauben in der Formel 1 doch reichlich hoch. Beim GP Belgien in Nivelles war Kinnunen der einzige Nichtqualifikant, weil er als 32igster in Training sage und schreibe 19 Sekunden Rückstand auf Polesetter Regazzoni aufwies.
Besser lief es dann in Anderstorp, Schweden wo Kinnunen für seinen einzigen WM-Lauf als 25igster qualifiziert war. Nach nur acht Runden war jedoch mit einem Elektrikdefekt sein GP-Debüt beendet.
Trotz einer neuen goldenen Farbgebung war sein Rennwagen alles andere als kunkurrenzfähig. Logische Folge waren weitere Nichtqualies in Dijon, Brands Hatch, Zeltweg und Monza. Somit war sein F1-Abenteuer ad akta gelegt und er kehrte wieder zu den Sportwagen zurück. Er gewann noch 1974 in Hockenheim einen Interserie-Lauf auf Martini-Porsche 917.
In den folgenden Jahren fuhr er noch einige Rennen im Rahmen der Marken-WM immer auf Porsche für das Martini Racing Team bzw. für das Tem von Evon Egertz. 1977 bestritt er sein letztes bedeutendes Sportwagenrennen auf dem Nürburgring zusammen mit Albrecht Krebs und Jürgen Neuhaus in einem Brambring-Porsche 935.
Nach seiner aktiven Rennfahrerkarriere widmete er sich dem Erhalt seiner alten Heimatrennstrecke von Keimola.

Beitrag Sonntag, 02. September 2007

Beiträge: 182
@Bleibinger
Danke für den interessanten Bericht. In dem kürzlich erschienen Buch "Vergessene Rennstrecken" ist Keimola ein eigenes Kapitel gewidmet. Leider sind ja ein großer Teil der Streckengebäude abgebrannt!

lg Monzagorilla

Beitrag Montag, 03. September 2007

Beiträge: 40
Bleibinger hat geschrieben:
Jean-Louis Schlesser wurde am 12. September 1952 in Nancy, Frankreich geboren. [...] So mußte er erst als Entwickler in der Automobilbranche Geld verdienen, fuhr während dieser Zeit nur ein Paar Rallys - was später noch eine große und erfolgreiche Leidenschaft werden sollte.

Reden wir hier über den gleichen Jean-Louis Schlesser ??? "Meiner" wurde am 12/09/1948 geboren und sein Geld hat er sich als erfolgreicher Filmschauspieler verdient ...

Beitrag Montag, 03. September 2007

Beiträge: 45834
Habe jetzt auch mal nachgeforscht nach dem Geburtsdatum und habe ebenfalls widersprüchliche Quellen gefunden. In der Datenbank von Motorsport-total heißts 12.9.1952, in Wikipedia 12.9.1948. :?

Beitrag Montag, 03. September 2007
CMR CMR

Beiträge: 4496
Im "The Guiness Guide to International Motor Racing" von 1995 steht 1948 als Geburtsjahr. Ebenso im "Grand Prix Data Book 2" von 1995.

Beitrag Montag, 03. September 2007

Beiträge: 945
Habe in meinem Beitrag den Jean-Louis Schlesser 4 Jahre älter werden lassen. Ausschlaggebend waren die Angaben in www.statsf1.com. Die Franzosen werden doch wissen wann ihre Landsmänner das Licht der Welt erblickt haben.

Beitrag Montag, 03. September 2007

Beiträge: 945
Mit meinem nächsten Beitrag wollte ich eigentlich in Skandinavien bleiben und zu Torsten Palm was schreiben, da ist mir allerdings MichaelZ schon zuvorgekommen. So mach ich halt einen Umweg in die 50iger Jahre zu Clemente Biondetti, der die Marke Jaguar als erster in die Formel 1-WM gebracht hat, lange vor dem offiziellen Werkseinsatz im Jahr 2000.
Wie kam es dazu?
Zuerst ein paar Zeilen zu seiner Karriere vor der F1. Biondetti wurde am 18. August 1898 in Budduso, Sardinien geboren. 1923 begann er auf zwei Rädern seine Motorsportkarriere sattelte aber schon 1927 auf 4 Räder um. Nachdem er sich einige Jahre mit Talbot-Wagen hochgedient hatte, bekam er 1931 einen Maserati-Werksvertrag und belegte beim Rom-GP und beim GP Frankreich jeweils den 3. Platz. Danach fuhr er im Team der Gruppo San Giorgio einen Maserati 8CM und später einen 4C-2500. 1934 war der 5. Platz beim Tripoli-GP sein bestes Ergebnis.
Nach einigen kleinen Erfolgen bei Voiturette-Rennen (Klasse bis 1500 ccm, die eins unterhalb der Grand Prix Formel mit Mercedes und Auto Union angesiedelt war) kam er bei der Mille Miglia 1936 zusammen mit Cerasa in einem Alfa auf den guten 4. Platz.
1938 sollte dann der erste Höhepunkt kommen mit dem Sieg bei der Mille Miglia in einem Alfa Romeo 2900B mit Stefani, in dem Team in dem er Werksfahrer war. 1939 gewann er schließlich die Coppa Acerbo in Pescara in einem Alfa Romeo 158 und wieß dabei Villoresi und Farina in die Schranken. Während des Krieges fuhr er 1940 noch auf Rang 2 beim Tripoli GP und wurde 4. bei der Mille Miglia mit Stefani. Nach dem Krieg wurde er zum Mister Mille Miglia, die er drei Jahre ab 1947 hintereinander gewinnen konnte. 1947 noch auf Alfa mit Emilio Romano, die beiden folgenden Jahre dann auf Ferrari 166 mit Giuseppe Navone (1948) und Ettore Salani (1949).
In den beiden letztgenannten Jahren gewann er auch noch die Targa Florio auf Ferrari.
1950 im ersten Jahr der F1-WM war er als Jaguar-Werksfahrer unterwegs. So fuhr er bei den 24h von Le Mans einen neuen C-Type mit Leslie Johnson. Biondetti war von dem Wagen so begeistert, dass er versuchte ihn auch in Italien beim Formel 1-WM Lauf einzusetzen. Dieses Vorhaben scheiterte, aber Biondetti packte den 3,6 Liter Jaguar Sportwagenmotor in seinen Ferrari 166S und nannte für den Monza-GP. Allerdings war das Projekt wenig erfolgreich, ein rießiger Rückstand im Training (32 Sekunden langsamer als Fangio!!). Als 25. von 27 Fahren gestartet war bereits nach 17 Runden mit einem Motorschaden Schluß. Also ein kurzer erster Auftritt von Jaguar in der Formel 1-WM.
Nach seinem einmaligen F1-WM-Abenteuer setzte er 1951 den gleichen Wagen noch einmal bei der Mille Miglia ein, ohne Erfolg.
1952 wurde er noch 3. im Monaco Sportwagen GP zusammen mit Stagnoli und 2. beim Acerbo Cup, einem 12h-Rennen in Pescara. 1953 fuhr er für Lancia Sportwagenrennen und beschloß 1954 mit einem 4. Platz bei seiner geliebten Mille Miglia auf Ferrari seine aktive Laufbahn. Zum Ende seiner Rennkarriere war er bereits an Krebs erkrankt und er erlag seinem Leiden viel zu früh am 24. Februar 1955 in Florenz.

Beitrag Montag, 03. September 2007

Beiträge: 226
kleine Korrekturen:
den C-Typ gab es erst 1951
Biondetti startet 50 bei der Mille Miglia mit einem Jaguar XK120.

Beitrag Montag, 03. September 2007

Beiträge: 945
Danke Ippe für die Korrektur;
Meine Quelle war falsch, der Start in Le Mans auf dem C-Type zusammen mit Leslie Johnson war erst 1951!

Beitrag Dienstag, 04. September 2007

Beiträge: 45834
So mach ich halt einen Umweg in die 50iger Jahre zu Clemente Biondetti, der die Marke Jaguar als erster in die Formel 1-WM gebracht hat, lange vor dem offiziellen Werkseinsatz im Jahr 2000.


@Bleibinger: Danke für die Zusammenfassung! Das Thema Jaguar und Formel-1 vor 1950 ist sehr interessant und wir ham usn damit schon einige Male beschäftigt, denn es gab noch weitere Rennen außer Monza 1950. Meist war der Grund dafür bei den Sportwagen zu sehen, aber ist dennoch ganz interessant:

Beim Italien GP 1950 fuhr der Italiener Clemente Biondetti einen Ferrari Jaguar und qualifizierte sich dabei als 24. Im Rennen schied er aber bereits in Runde 2 wegen Motorschaden aus. Biondetti wollte zuerst einen Jaguar (den er im selben Jahr zusammen mit Gino Bronzoni bei der Mille Miglia gefahren hatte und von dem er sehr beeindruckt war) in Monza melden, aber der Veranstalter akzeptierte diese Meldung selbstverständlich nicht. Daraufhin baute er dann dieses 'Mischfahrzeug' Ferrari Jaguar 166S. Basis soll ein 166 Spider Corsa mit einer 3.4-l 6 Zylinder Jaguar XK Maschine + Getriebe (aus einem Werks-Prototypen - wahrscheinlich der #043) gewesen sein - Biondetti hatte recht gute Beziehungen zum Jaguar-Werk. Offenbar wurden auch noch Maserati-Teile in dem Auto verbaut. Es war also mehr ein Eigenbau von Biondetti - mit einer alten Karosserie eines 166 (wahrscheinlich #002C) drüber - also im Grunde überhaupt kein Ferrari. Reifen kamen von Pirelli. Er fuhr diesen Zwitter nicht nur in Monza 1950, sondern ein Jahr später auch bei der Mille Miglia und beim Giro di Sicilia, auch bei der Targa Florio war er gemeldet - trat aber nicht an, sowie bei einigen weiteren zweitklassigen Rennen in Italien. Biondetti war schon immer ein Bastler gewesen. 1931 fuhr er bei einigen GP Rennen mit einem Maserati 8C2800 Motor in einem Bugatti T35. Der Umbau machte durchaus Sinn, denn der Bugatti-Motor war mit 2.3 Litern ausgereizt, der Maserati hatte 2.8 Liter. Beides waren 8-Zylinder-Reihenmotoren mit fast identischen äußeren Abmessungen.

Ein weiteres F1-WM Rennen von Jaguar vor 2000: 1957 versuchte sich Danny Kladis mit einem Mercedes-Jaguar beim Indy 500, das zur Formel-1 Weltmeisterschaft zählte, zu qualifizieren. Mercedes zog sich ja Ende 1955 nach 2 sehr erfolgreichen Jahren in der Formel-1 aus dem Motorsport zurück. Der Mercedes, den Kladis einsetzte, war jedoch ein Vorkriegs- Mercedes. Don Lee erwarb das Auto und setzte es 1947 und 1948 bereits ein. Trotz der Unterstützung des Werks konnte der Rennwagen in den beiden Jahren nicht vorne mitfahren, auch wenn er sich qualifizieren konnte. 1957 kam das Auto also in den Besitz von Eddie Shreve, baute einen Jaguar Motor ein und ließ Kladis damit einen Versuch beim Indy 500 starten, allerdings erfolglos. 1957 war das Auto also nur noch ein Mercedes Rennwagen plus ein Jaguar Motor.

Es gab übrigens noch weitere Rennen, bei dem ein Jaguar in der Formel-1 fuhr: Beim Schottland GP in Winfield 1951 (ein GP ohne WM Status) fuhren Ian Stewart, Bruder des Ex Weltmeister Jackie Stewart, und John Waugh in einem Jaguar XK120 Sportwagen. Stewart wurde damit 3. und Waugh 5. Außerdem gab es einen Plan von Jaguar für das Indy 500. Zudem fuhren einige Altas Auto mit Jaguar Motoren. Es gab auch Mal einen Emeryson Jaguar, der allerdings erfolglos war. Hier Mal die ganze Geschichte des Emeryson Chassis: 1953 von Paul Emery mit einem 4 Zylinder Aston Martin-Motor für die 2,0 Liter Formel-2 gebaut, fuhr Colin Chapman damit sein erstes von 2 Formel-1-Rennen (International Trophy 1954). (später fuhr er noch beim Frankreich GP 1956 einen Vanwall 56 für das Vanwall Team. Er schaffte in der Quali Startplatz 5, trat aber beim Rennen nicht an. 1955 baute Paul einen gebrauchten 4-Zylinder Alta Motor ein, der später auf 2,5 Liter aufgebohrt wurde. Paul Emery erreichte damit den 2. Platz beim Crystal Palace Rennen 1956 (hinter Stirling Moss) und nahm am Großbritannien GP 1956 teil. 1957 wurde dann der 2,4 Liter, 6 Zyl. Jaguar XK Motor eingebaut, mit diesem Motor soll Paul an der Glover Trophy in Goodwood teilgenommen haben. Seine Trainingszeit war allerdings über 20 Sekunden langsamer als die Pole von Moss und 9sek. langsamer als die von Jack Brabham im Formel-2 Cooper!

Noch ein weiterer Jaguar bei einem Formel-1 Rennen, allerdings außerhalb der WM: L.N. Richardson versuchte 1957 bei der International Trophy einen RRA Jaguar zu qualifizieren, schaffte es aber nicht. RRA = Richardson Racing Automobiles. Basis war ein Aston Martin DB3S Monoposto von 1954, der bis 1956 von Reg Parnell in der Tasman Serie eingesetzt wurde. Nach einem Motorschaden kaufte Richardson das Teil und baute einen 2.4-Liter-Jaguar-Serienmotor ein. 1960 fuhr der Südafrikaner John Love beim Südafrika GP mit einem Jaguar D Type (also Sportwagen) und wurde 7. Beim Neuseeland GP 1960 wollte Arthur Maffat mit einem Tojeiro F2 Renner mit Jaguar Motor starten, doch er und sein Tojeiro Jaguar starteten beim Rennen nicht, sondern nur beim Training. Beim Australien GP 1960 zog Bill Ford den Start mit einem HWM Jaguar zurück. 2000-2004 fuhr dann Jaguar mit einem Werksteam (Mit Ford) in der Formel-1 mit Eddie Irvine (2000-2002), Johnny Herbert (2000), Pedro de La Rosa (2001/2002), Mark Webber (2003/2004), Antonio Pizzonia (2003), Justin Wilson (2003) und Christian Klien (2004). Eddie Irvine wurde beim Monaco GP 2001 und beim Italien GP 2002 jeweils 3., was die beste Platzierung von Jaguar Ford darstellte. 2005 wurde aus dem Team Red Bull Racing.

Benetton wollte 1991 ein Benetton Junior Team machen, das den Namen Barone Rampante tragen sollte. Das Team fuhr bereits in der Formel-3000. Der Mann dahinter war Enrique Scalabroni. Es stand auch zur Debatte Lotus Chassis zu nehmen. Jedenfalls wollte Benetton bei diesem Team die Ford V8 Motoren parken und Benetton selbst sollte mit Jaguar V12 Triebwerken antreten. Jaguar kam dann nicht und deshalb wohl auch das Barone Rampante nicht. In der Formel-3000 legte das Barone Rampante Team folgende Karriere hin: 1991 fuhren die beiden Italiener Alessandro Zanardi und Giuseppe Bugatti für das Team, das mit Reynard Mugen 91D. Zanardi wurde mit 5 Punkten Rückstand auf Formel-3000 Gesamtsieger Christian Fittipaldi 2. Insgesamt hatte Zanardi 42 Punkte. Zanardi gewann zudem die Rennen in Vallelunga und Mugello. Bugatti wurde punktgleich (6 Punkte) mit Karl Wendlinger und Fabrizio Giovanardi 11. in der Gesamtwertung. 1992 fuhren dann der Italiener Andrea Montermini, der Portugiese Pedro Chaves, der Brasilianer Rubens Barrichello und die beiden Italiener Fabiano Vandone und Giampiero Simoni für das Team, das neuerlich Reynard (92D) Chassis einsetzte. Man verwendete dabei 2 verschiedene Motoren: Judd Zytek und Cosworth. 1993 fuhr das Team mit dem Holländer Jan Lammers, dem Franzosen Eric Angelvy und dem Italiener Vittorio Zoboli. Bester Fahrer war Lammers als 15. in der Gesamtwertung. Man fuhr mit Reynard Cosworth 93D Chassis.

Beitrag Donnerstag, 06. September 2007

Beiträge: 945
Robin Widdows

Der Brite, geboren am 27. Mai 1942 machte neben seiner Motorsportkarriere vorallem als zweimaliger Teilnehmer an olympischen Winterspielen im Viererbob 1964 in Innsbruck und 1968 in Grenoble von sich reden.
Seine Rennkarriere startete er 1964 in einem MG Midget. Ein Jahr später gewann er die Autoclass C Meisterschaft in einem Lotus 23-BRM. 1966 stieg er in die Formel 3 auf, startete im ersten Rennen in Goodwood von der Pole und gewann 2mal in Silverstone. Neben ein paar Abstechern in die Sportwagen-WM (z.B. 1000km von Spa in einem Ford GT40) folgte nun der Aufstieg in die Formel 2. Zusammen mit ein paar Freunden gründete er das Witley Racing Syndicate und kaufte einen Brabham BT23-FVA für 1967. Er fuhr bei sehr vielen Rennen in ganz Europa und hatte mit dem Sieg beim Rhein-Pokalrennen in Hockenheim seinen Saisonhöhepunkt.
1968 hatte er dann eine enttäuschende Saison, obwohl er mehrere Rennen im Mc Laren F 2-Werksteam bestritt. Auch ein Wechsel während des Jahres zum Team von Chequered Flag (in beiden Teams auf Mc Laren M4A-FVA) brachte keinen Erfolg. Auch ein Ausflug zu den 24h von LeMans mit Brian Muir und Jackie Oliver auf Ford GT40 im Team von John Wyer endete in einem Ausfall, noch ehe er selbst zum Fahren kam.

Im selben Jahr hatte Widdows dann auch seinen einzigen F1-Auftritt. Im Team von Cooper bekam er die Gelegenheit den zweiten Wagen neben Vic Elford zu fahren. Für Cooper war es ein sehr schwieriges Jahr, nachdem Stammfahrer Scarfiotti am Rossfeld tödlich verunglückte und der Zweite Pilot Brian Redman beim GP Belgien einen Armbruch erlitt. So setzte Cooper neben Elford lokale Fahrer in Frankreich (Servoz-Gavin) und eben Widdows in Brands Hatch ein.
Widdows konnte sich als 18. in seinem Cooper T86-BRM qualifizieren, immerhin nur einen Platz hinter Elford. Nach 36 von 80 Runden mußte er mit einem Zündungsschaden aufgeben.
Nach dem Abstecher zur Formel 1 fuhr Widdows 1969 hauptsächlich Sportwagen- und Formel-2 Rennen. Bei den 24h von Le Mans belegte er immerhin den 7. Platz im Werks-Matra mit Nanni Galli.
In der Formel 2 fuhr er für Bob Gerard (ehemaliger F1-Fahrer) einen Brabham BT 23C-FVA. Highlight war ein Sieg beim GP della Lotteria di Monza vor Peter Westbury und Francois Cevert. Eine Woche später drehte Cevert den Spieß um und gewann vor Widdows den GP von Reims.
1970 fuhr er erneut in der F2 für Alistair Walker einen Brabham BT30 mit Platz 4 beim BARC 200 in Thruxton als bestem Resultat.
Doch mitten im Jahr hatte er die Nase voll vom Rennfahren und beendete etwas überraschend seine aktive Laufbahn.
Von 1992 bis 1998 kehrte er in die Formel 1 zurück. Er wurde Repräsentant von Moet Chandon, der berühmten Champagner-Firma, deren große Flaschen von den Erstplazierten bei jedem Formel 1-Event auf dem Siegerpodest geschüttelt wurden.

Beitrag Donnerstag, 06. September 2007

Beiträge: 45834
@Bleibinger: Danke für den Bericht! Er ist ein sehr unbekannter Fahrer, und wie ich finde auch nicht ganz so interessanter Fahrer. Aber eben solche Fahrer machten damals den Rennsport aus!

Beitrag Montag, 24. September 2007

Beiträge: 45834
Habe über Philip Fotheringham-Parker recherchiert, aber nicht viel gefunden. Auch zu seinem Brookland-Crash 1932 würden mich Infos/Bilder brennend interessieren.

In den 50er Jahren, in den Zeiten der Privatfahrer, hatten einige Fahrer mit den Rennwagen, die sie in den Formel-1 Rennen einsetzten, große Erfolge in anderen Rennserien. Bei Philip Fotheringham-Parker, geboren am 22. September 1907 in Beckenham, im englischen Kent, war es sogar ein Grand Prix Rennen. Der Brite fuhr genau ein Formel-1 WM Rennen, nämlich den Großbritannien GP 1951. Dabei setzte er einen gekauften Maserati 4CL/48 ein, ein Rennwagen, der fast 200 Rennen rund um den Klobus fuhr und Roussillon GP 1949 erstmals eingesetzt wurde, unter anderem von Juan Manuel Fangio, dem 5-fachen Formel-1 Weltmeister, aber auch von Fahrern wie Prince Bira aus Thailand, Luigi Villoresi oder dem Schweizer Emmanuele de Graffenried.

Fotheringham-Parker startete mit dem Maserati von Platz 16, schied aber mit Problemen mit der Ölversorgung noch vor Rennende aus. Neben Fotheringham-Parker fuhren noch 2 weitere Maserati CL/48, auch diese beiden kamen nicht bis zur schwarz-weiß karierten Flagge. Die Rede ist dabei vom Schotten David Murray (Scuderia Ambrosiana) und John James. Für Fotheringham-Parker war der Großbritannien Grand Prix zwar der einzige Grand Prix im Rahmen der Weltmeisterschaft, aber nicht der einzige GP überhaupt. Bereits 1948 startete er beim Großbritannien GP. Dabei erreichte er einen soliden 7. Platz. Gefahren ist er mit einem ERA-Rennwagen, ebenfalls als Privatfahrer. 1949 wurde er auf Maserati beim GP von Großbritannien 11. und schließlich fuhr er noch 6 weitere Formel-1 Rennen außerhalb der WM. Dabei gewann er eines, nämlich den Schottland GP 1951. Dabei profitierte er vom Ausfall von David Murray, der ebenfalls mit einem Maserati unterwegs war. Das Rennen war eigentlich ein Sportwagenrennen, wurde jedoch als Grand Prix ausgeschrieben. Philip Fotheringham-Parker gewann dabei das Rennen mit seinem Maserati vor Gilli Tyler auf BMW und Ian Stewart, dem Bruder des dreifachen Formel-1 Champions Jackie Stewart, im Jaguar. Die anderen 5 Rennen waren Rennen wie die BRDC International Trophy in Silverstone.

Philip Fotheringham-Parker war auch in anderen Rennserien aktiv. 1952 versuchte er sich vergeblich mit einem Connaught Lea Francis zum Formel-2 Rennen in Silverstone zu qualifizieren. 1953 startete er bei den 24 Stundenrennen von Le Mans und Spa. In Le Mans fuhr er einen Allard-Rennwagen gemeinsam mit Sydney Allard persönlich. Sydney Allard ist der Gründer der Allard-Automarke und ist auch als Rennfahrer kein unbeschriebenes Blatt: 1949 wurde er britischer Bergrennmeister. Die beiden konnten das Rennen jedoch nicht beenden, weil die Bremsen des Allard J2R Cadillac den Geist aufgaben. Ein paar Infos zu dem Rennwagen: Er hatte einen V8 Motor von Cadillac, der bei einem Hubraum von 5416ccm 300 PS leistete. Der Sportwagen brachte nicht weniger als 1000 Kilogramm auf die Wage! In Spa, 2007 Austragungsort des Belgien GP, fuhr er gemeinsam mit Tony Gaze, der selbst 4 Formel-1 WM-Rennen mit einem HWM Alta fuhr, einen Aston Martin, genau wie auch beim 9 Stundenrennen in Goodwood.

1954 startete Philip Fotheringham-Parker noch bei der Rallye Monte Carlo mit einem Ford Zephyr. Der am 15. Oktober 1981 im Alter von 74 Jahren und 23 Tagen verstorbene Fotheringham-Parker begann Ende der 20er Jahre mit dem Motorsport. Einer seiner ersten Rennwagen war der Alvis Silver Eagle. Er fuhr damit unter anderem 1931 und 1932 in Brooksland.
http://wildsoft.ru/img/drv/Fotheringham ... Philip.jpg

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