Wir haben heuer wieder die günstige Gelegenheit, ein Dreierstechen um den Titel mitzuerleben. Das letzte war 1986 in Adelaide und es war hochdramatisch. Vielleicht erleben wir auch so etwas am Sonntag?
Auch die WM 1981 wurde im Finale zwischen drei Piloten entschieden. Zunächst hatte es noch nach einem relativ lockeren Titelgewinn von Carlos Reutemann/Williams ausgesehen, der im Sommer einen ausreichenden Vorsprung auf Nelson Piquet herausgefahren hatte. Doch der Brasilianer konnte im Herbst Punkte gutmachen, während Reutemann wichtige Punkte verlor, besonders durch seine unüberlegte Kollision mit Jacques Laffite, dem dritten WM-Kandidaten, in Zandvoort. Laffite konnte jedoch durch seinen Sieg im Regenrennen von Montreal ebenfalls seine WM-Chancen ins Finale retten. Das ergab folgenden Punktestand vor dem letzten Rennen: Reutemann 49, Piquet 48 und Laffite 43 Punkte.
Das Finale wurde dann am 17. 10. 1981 auf einem der schlimmsten Kurse ausgetragen, die die F1 je erlebt hatte, dem Parkplatz des Caesars Palace in Las Vegas. Die Ausgangslage sah Piquet als leichten Favoriten an, während man Reutemann schlechtere Chancen zubilligte. Warum? Das hatte mehrere Ursachen: Erstens hatte er sich beim Rennen in Kanada nicht gerade in Hochform präsentiert, was sowohl mit seinem ab Monza eingesetzten neuen (schlechten) Williams-Chassis zu tun hatte als auch mit seiner merkwürdigen Art, stets pessimistisch-abbauend in wichtige Rennen zu gehen. Außerdem hatte der Williams-Stallkrieg ´81 Spuren hinterlassen: Bei seinem Team war Reutemann seit dem Rio-GP unten durch und auch sein Teamkollege Jones zeigte wenig Neigung ihm behilflich zu sein: "Ich halte keine Autos für ihn auf, ich bin britisch-sportlich", sagte Jones süffisant im TV-Interview. Und, präziser: "Ich gebe ihm soviel Hilfe, wie er mir 1980 gegeben hat". Die Chancen von Laffite waren dagegen eher theoretischer Natur. Reutemann hingegen hatte offensichtlich genug von seiner Behandlung bei Williams: "Ich hätte große Lust, Frank Williams am Sonntag fünf Minuten vorm Start das Auto hinzustellen und ins Caesars Palace schwimmen zu gehen...wenn ich gewinne ist das mein Titel und nicht der von Williams", verriet er Heinz Prüller am Samstag.
Piquet hatte keinerlei Motivationsprobleme, dafür physische: Der Kurs wurde gegen den Uhrzeigersinn gefahren, was die Halsmuskeln des Brasilianers arg starpaziert hatte, sodass er sich am Samstag abend einer ausgedehnten Massage unterziehen musste.
Im Qualifying konnte Reutemann noch brillieren, er holte die Pole vor seinem Teamkollegen. Piquet stand am 4., Laffite nur am 12. Startplatz. Beim Start katapultierte sich Jones in Führung, wobei es zu einer leichten Kollision mit seinem Teamkollegen kam. Reutemann fiel in der ersten Runde auf Platz 5 zurück; Piquet lag dahinter. Nach ein paar Runden brach der vierte Gang des Argentiniers, außerdem übersteuerte der Williams. In Runde 17 dann die Vorentscheidung: Piquet überholte Reutemann und war 6., dann 5. Doch der Brasilianer war konditionell am Ende. Dazu kam ein Fehler seiner Boxencrew, die ihm Giacomelli als Überrundeten signalisierte, worauf der Italiener Platz 5 übernahm; auch Nigel Mansell überholte Piquet. "I felt like dying" sagte Piquet nach dem Rennen. Doch nach den Ausfällen von Villeneuve und Andretti konnte er den 5. Platz halten und zwei Punkte sichern. Reutemann krebste am 8. Platz herum und hatte sichtbar die WM-Chance aufgegeben, Laffite überholte in der letzten Kurve noch Watson und wurde 6. Er gewann damit die 1981 ausgetragene Jim-Clark-Trophy für den einsatzfreudigsten Fahrer mit einem Punkt vor Gilles Villeneuve.
Im Ziel herrschte überschäumende Freude bei Williams über den Sieg von Jones und relativ wenig Trauer über den verlorenen Reutemann-Titel. "Auto gut, nur der Pilot ist müde geworden!" spottete zB. Charlie Crichton-Stewart. Reutemann verschwand wortlos aus der Box in sein Hotelzimmer, der neue Weltmeister Piquet konnte erst nach einer Viertelstunde sein Auto verlassen, er war völlig entkräftet.
Endstand: 1. Piquet 50, 2. Reutenmann 49, 3. Jones 46, 4. Laffite 44 Punkte.
Quellen: Heinz Prüller, GP Story ´81; Rob Walker "1st Las Vegas Grand Prix: The Chips Are Down".
Habt ihr auch eines der 3er-Finali erlebt?
Das Video:
http://www.youtube.com/watch?v=ThnNAkS74Ss[/url]