Die Wertungsläufe zur Fahrer-WM
Okay, Tom wartet wohl schon lange darauf, aber gut Ding will Weile haben - hier kommt meine Zusammenfassung ALLES Wertungsläufe zur Fahrerweltmeisterschaft - zusammengerafft aus dem Internet, meinen Büchern & Zeitschriften (und ab einem gewissen Zeitpunkt) aus meinem persönlichen Gedächtnis. Logisch - los geht's mit 1950. Ich nutze die Gelegenheit und stelle es hier erst mal ins Forum, damit der eine oder andere mich vielleicht auf eventuelle Fehler aufmerksam machen kann. Ausdrücklich sei der F1Welt hiermit genehmigt diese Texte für ihre Yesterday-Reports zu benutzen. Vielleicht ist der eine oder andere Satz etwas direkt formunliert, aber ich hoffe - so gut wie möglich historisch korrekt!
Also: frohes (korrektur)-lesen...
1. Silverstone 13.05.1950
1. Nino Farina / Alfa Romeo 158 S8 komp.
2. Luigi Fagioli / Alfa Romeo 158 S8 komp.
3. Reg Parnell / Alfa Romeo 158 S8 komp.
4. Yves Giraud-Cabantous / Talbot-Lago T26C-DA S6
5. Louis Rosier / Talbot-Lago T26C S6 (privat)
6. Bob Gerard / ERA B S6 komp. (privat)
pp Nino Farina fl Nino Farina
Zur Feier des ersten WM-Laufes gab sich sogar die britische Königsfamilie die Ehre und die Piloten machten artig ihre Aufwartung. Der Lauf selber war nicht so aufregend, wie man es sich wohl gewünscht hatte: meist führte Vorkriegsstar Farina, der auch gewann. Nur bei den üblichen Tankstops der durstigen Alfettas (bei ihrem ersten Besuch auf den britischen Inseln) rückten mal die anderen Alfa-Piloten vor. Fangio raste in die Strohballen, Gastfahrer Parnell rannte ein Hase vors Fahrzeug, so daß er Tempo drosseln mußte. Ferrari war mit seinen Hausaufgaben im Rückstand und erst gar nicht angerückt. Der heiß erwartete BRM fuhr lediglich eine Runde zur Demonstration und blieb auch im seiner weiteren Laufbahn bloß eine Randnotiz. Die Nennungen von Shawe-Taylor (ERA) und Rolt (Delage) wurden nicht akzeptiert, weil man die Autos als zu altmodisch ansah.
2. Monte Carlo 21.05.1950
1. Juan-Mañuel Fangio / Alfa Romeo 158 S8 komp.
2. Alberto Ascari / Ferrari 125 V12 komp.
3. Louis Chiron / Maserati 4CLT/48 S4 komp.
4. Raymond Sommer / Ferrari 125 V12 komp.
5. ’B. Bira’ / Maserati 4CLT/48 S4 komp. (Platé)
6. Bob Gerard / ERA A S6 komp. (privat)
pp Juan-Mañuel Fangio fl Juan-Mañuel Fangio
Es gab einen ziemlich interessanten Modus zur Ermittlung der Startauftsellung: Für die vorderen beiden Reihen wurden nur die Ergebnisse der ersten Trainingssitzung gewertet! Die Idee war, die Teams dazu zu bringen, rechtzeitig zu den Rennen zu erscheinen. Besonders die Italiener waren in dieser Hinsicht berüchtigt und die Ferraris sind dann auch wirklich erst am zweiten Trainingstag erschienen. Zum Rennen: Wasser in der Tabakskurve, hervorgerufen durch Böen vom Meer her, löste eine der größten Massenkarambolagen aller Zeiten aus, die bereits in der ersten Runde Farina, Fagioli, Rosier, Manzon, Trintignant, Harrison, deGraffenried, Schell und Rol aus dem Rennen warf. Nur Letzterer wurde leicht verletzt (gebrochener Arm), sowie Gonzales dem dem sein Maserati in der ersten Runde in Flammen aufging. Fangio, der den Wracks glücklicher als die anderen ausweichen konnte, war danach nicht mehr zu halten. Schells winziger Cooper-Jap war das erste Mittelmotor-Fahrzeug das an einem F1-Lauf teilnahm. Es war zugleich der langsamste GP (Durchschnitt nicht ganz 100 km/h). Gemütlicher sollte es nimmer werden.
3. Indianapolis 30.05.1950
1. Johnnie Parsons / Kurtis-Offenhauser
2. Bill Holland / Deidt-Offenhauser S4 (Moore)
3. Mauri Rose / Deidt-Offenhauser S4 (Howard Keck)
4. Cecil Green / Kurtis 3000-Offenhauser S4 (M.A. Walker)
5. Joie Chitwood / Kurtis 2000-Offenhauser S4 (Ervin Wolfe)
Tony Bettenhausen / Kurtis 2000-Offenhauser S4 (Ervin Wolfe)
6. Lee Wallard / Moore-Offenhauser S4 (Moore)
pp Walt Faulkner fl Bill Holland
Parsons, Holland und Rose kämpften ständig um die Spitze, nur diesmal war der Kurtis im entscheidenden Moment schneller als die frontgetriebenen Deidts. Das Rennen wurde nach 345 Meilen wegen heftigen Regen abgebrochen, als sich die beiden den Führenden gerade zur entscheidenden Attacke zurechtgelegen wollten, aber aus der Attacke wurde nichts mehr. Jimmy Jackson trat mit einem gewaltigen, quietschgrün lackierten 6,6-Liter-Cummins-Diesel an, der allerdings (noch) nichts brachte.
4. Bremgarten 04.06.1950
1. Nino Farina / Alfa Romeo 158 S8 komp.
2. Luigi Fagioli / Alfa Romeo 158 S8 komp.
3. Louis Rosier / Talbot-Lago T26C-DA S6
4. ’B. Bira' / Maserati 4CLT/48 S4 komp. (Platé)
5. Felice Bonetto / Maserati 4CLT/50-Milano S4 komp. (Milano)
6. Toulo deGraffenried / Maserati 4CLT/48 S4 komp. (Platé)
pp Juan-Mañuel Fangio fl Nino Farina
Wieder das übliche Alfa-Bild. Ascari versuchte deren Tempo mitzugehen, aber der Ferrari machte nur 3 Runden mit. Dahinter balgten ’Bira’, Etançelin und Rosier um die Plätze. Rosier (im Talbot mit Doppelzündung) setzte sich durch und rückte durch Fangios Ausfall sogar aufs Podium. Eugené Martin verunglückte schwer im Werks-Talbot. Beim Stopp von Bonetto explodierte das Drucksystem der Tankanlage und demolierte praktisch die ganze Box, trotzdem schaffte er es bis ins Ziel. Verletzt wurde niemand.
5. Spa-Francorchamps 18.06.1950
1. Juan-Mañuel Fangio / Alfa Romeo 158 S8 komp.
2. Luigi Fagioli / Alfa Romeo 158 S8 komp.
3. Louis Rosier / Talbot-Lago T26C-DA S6
4. Nino Farina / Alfa Romeo 158 S8 komp.
5. Alberto Ascari / Ferrari 275 V12 3.3
6. Gigi Villoresi / Ferrari 125 V12 komp.
pp Nino Farina fl Nino Farina
Die F1 wurde langsam interessanter. Anfangs sahs zwar nach der üblichen Alfa-Leier aus, doch man hatte die Rechnung ohne Raymond Sommer gemacht. Als alle Alfa so um die 11. Runde zum Tanken reinkamen, übernahm er für 5 grandiose Umläufe die Spitze und selbst als die Italiener ihn wieder eingeholt hatte, fuhr er ihnen mit sagenhaftem Speed hinterher. Leider machte der Motor seines Talbot nur noch 3 Runden mit. Den fälligen Alfa 3-fach-Sieg verhinderte Farinas Getriebeärger, der Rosier vorbeischlüpfen ließ.
6. Reims-Gueux 02.07.1950
1. Juan-Mañuel Fangio / Alfa Romeo 158 S8 komp.
2. Luigi Fagioli / Alfa Romeo 158 S8 komp.
3. Peter Whitehead / Ferrari 125 V12 komp. (privat)
4. Robert Manzon / Simca-Gordini 15 S4 komp.
5. Phi-Phi Etançelin / Talbot-Lago T26C-DA S6 (privat)
Eugéne Chaboud / Talbot-Lago T26C-DA S6 (Etançelin)
6. Charles Pozzi / Talbot-Lago T26C S6 (privat)
Louis Rosier / Talbot-Lago T26C S6 (Pozzi)
pp Juan-Mañuel Fangio fl Juan-Mañuel Fangio
Alfa wieder unter sich. Farina führte 16 Runden, bis er mit Problemen an der Benzinzufuhr abfiel. Er kämpfte sich an seine derweil führenden Teamkollegen erneut heran, bis die Benzinpumpe in der 54. Runde endgültig aufgab. Ferrari erkannte schon im Training, daß man ohne die neuen Saugmotoren chancenlos war und zog die Meldung zurück. So war der Rang auf dem Podium frei für Whiteheads privaten Kompressor-Ferrari, der allerdings bereits 3 mal überrundet war. Erstaunlicher 4. Platz für Manzon im sonst äußerst zerbrechlichen Gordini-Zwitter, der wahrhaftig den Hochgeschwindigkeitslauf überstand. Sämtliche Maserati fielen mit Motorschaden aus, die Werks-Talbot überhitzten.
7. Monza 03.09.1950
1. Nino Farina / Alfa Romeo 158/159 S8 komp.
2. Dorino Serafini / Ferrari 375 V12
Alberto Ascari / Ferrari 375 V12
3. Luigi Fagioli / Alfa Romeo 158 S8 komp.
4. Louis Rosier / Talbot-Lago T26C S6 (privat)
5. Phi-Phi Etançelin / Talbot-Lago T26C S6 (privat)
6. Toulo deGraffenried / Maserati 4CLT/48 S4 komp. (Platé)
pp Juan-Mañuel Fangio fl Juan-Mañuel Fangio
Na also! Der neue Ferrari zeigte Zähne, auch wenn es zum Sieg noch nicht ganz langte. Farina (im ‘upgedateten’ Alfa 159) machte die Pace. Ascari jagte ihm nach 14 Runden die Führung ab, nur um kurz darauf mit kaputtem Wagen liegenzubleiben. Gleich hinterher fiel die Entscheidung um die WM, denn Farinas einziger Konkurrent (Fangio) hatte einen Plattfuß und auch ein Fahrzeugwechsel in den Alfa des Gastfahrers Taruffi brachte nichts mehr. Danach war der Italiener ungefährdet, obgleich Ascari (im Fahrzeug von Serafini, der den in Garda verletzten Villoresi ersetzte) mächtig aufholte und mit dem 2. Platz gleich den richtigen Eindruck seiner Leistungsfähigkeit ablieferte. Der 55-jährige Etançelin blieb bis auf den heutigen Tag der älteste Fahrer der WM-Punkte holte. Plate hatte die alten 8-Zylinder Talbots gemeldet (24 Jahre alt!), von denen aber leider keiner am Start erschien. Leider war es das letzte Rennen des großen und beliebten Raymond Sommer, der eine Woche später bei einem F2-Lauf in Cadours ums Leben kam.