Ich wollte hier keinesfalls das Posten von Bildern abwürgen. Um das Ganze wieder zu starten mal so meine (spontanen) Gefühle zu Unfällen - geschildert an einem Fallbeispiel.
Ich weiß nicht wie Ihr Unfälle am Fernsehen (also weit entfernt) erlebt, bzw. miterlebt. Manchmal sieht man einen Unfall und weiß spontan dass das nicht gut ausgegangen ist (typisches Beispiel war der Unfall von Greg Moore), manchmal kriegt man bei einem Unfall aber auch spontan die Panik, der sich später als glimpflich herausstellt.
Jetzt aber zum konkreten Fall: ein Unfall an den ich mich lebhaft erinnere und bei dem mich mein spontanes Gefühl getrogen hat, war der Hahne/Ludwig Unfall am Nürburgring 1989 - im Rahmen der DTM; passt auch gut zu DTM-Yesterday, wo es ja hoffentlich demnächst auch ein paar Berichte gegeben wird.
2. Lauf: Der Zweite Ludwig (direkt hinter seinem ex-Teamkollegen Steve Soper) - mit dem Messer zwischen den Zähnen in der ersten Runde unterwegs - dreht sich an der Bergaufpassage hinter der Dunlop-Kehre mitten auf der Piste: sein schwarzer Mercedes (König-'Ludwig'-Pilsener!) stellt sich quer, rodelt über die Wiese und kommt auf die Strecke zurück, wo er, schräg entgegen der Fahrtrichtung stehen bleibt! Nicht nur mir - ich nehme an auch allen anderen Fernsehzuschauern - stockt der Atem. Wie durch ein Wunder und verbunden mit heftigen Schlenkern, können die nachfolgenden Fahrzeuge ausweichen. Es ist ein Moment höchster Anspannung, denn man weiß, wenn es hier kracht, dann heftig , dann ist mit dem Allerschlimmsten zu rechnen - man fährt an dieser Stelle um die 200 km/h. Das Feld ist schon fast vorbei, da passiert es doch noch. Armin Hahne schlägt mit seinem weißen Sierra frontal ein - ein Zusammenstoß wie eine Explosion. Im Nu bricht das totale Chaos aus, denn weitere Fahrzeuge werden in den Unfall durch herumfliegende Teile und Autos verwickelt. Feuer bricht aus - aber es sind glücklicherweise nur brennende Benzinleitungen.
Ludwig kann sich eigenhändig aus seinem Wrack befreien - ist geschockt, aber unverletzt. Später gibt es zu Protokoll: "Als ich das Feld mich ca. 200 Sachen auf mich zukommen sah, dachte ich: Das war's! Jetzt hast Du's hinter dir!" Vielleicht wäre das auch passiert, aber Ludwig hat Glück im Unglück, da ihn Hahne auf der Beifahrerseite erwischt. Im anderen Fall... aber man mag gar nicht dran denken...! Armin Hahne hingegen ist eingeklemmt, das rechte Bein zertrümmert, der linke Arm gebrochen. Als er Tage später die Unfallbilder sieht ist er erschüttert: "Ich bin froh, dass es mich nocht gibt." Trotzdem sagen alle unisono: Glück gehabt!
Und wie ging's mir als Zuschauer? Der Schock ist vorbei - man sieht die 'Bescherung' und Berge von Schrott - jetzt geht's ans Aufräumen. Das ist dauert ungeheur lange und ist langweilig - trotzdem ist man als Zuschauer nicht gelangweilt - man hockt vor dem Fernseher und zehrt immer noch von der kurzen Spannung dieser wenigen schrecklichen Sekunden. Ist diese Wechselbeziehung von unheimlich langen, langweiligen Passagen und ganz plötzlichen 'Gewaltausbrüchen' (fast wie bei dem Italo-Western 'Spiel mir das Lied von Tod'!) nicht auch eine typische Eigenschaft des Rennsports?!
Und dann natürlich die üblichen Reaktionen - es wird endlos lange disuktiert: Warum hat Hahne so spät reagiert? "Plötzlich war da eine schwarze Wand (der Mercedes) vor mir", sagt Hahne später, "ich konnte nichts tun." Auf Ludwig wird weit mehr herumgetritten, denn schließlich war es sein unbedrängter Fahrfehler, der den Unfall ausgelöst hatte. Walter Wolf, der Teamchef von Hahne, macht Ludwig heftige Vorwürfe: "Kaum steht er unter Druck, macht er Fehler! Da sieht man, dass er auch nur mit Wasser kocht!"
Der Zusammenenprall - ein später gezeigtes Fernsehbild...
...Ludwig dreht sich auf der Wiese und kommt quer zur Fahrbahn zurück. Der Führende Soper ist schon aus dem Bild - er nähert sich das Feld...
...heftige Ausweichaktionen des Feldes. Ludwig steht auf der Bremse. Noch geht alles gut...
...da kracht Armin Hahne mit seinem Sierre in den Mercedes...
...im Nu ist auch Feuer an der Unfallstelle - aber Gott sei Dank sinds nur die Benzinleitungen, die brennen, der Tank - bzw. die Tanks - bleiben unbehelligt.
...ein paar weitere Autos krachen in die Wracks - in der Mitte der ziemlich heftig getroffene Opel von Volker Stryczek...
...das 'Ludwig-Wrack'.
Der Unfall erinnert mich sehr an den Odor/Biela Unfall auf der Avus 1999 (wir haben das Thema schon einmal 'andiskutiert' - ich finde aber jetzt das Thread nicht mehr), der (leider) nicht so glimpflich abging. Wobei auch hier heftig Vorwürfe gegen die merkwürdige Reaktion von Biela laut wurde - denn er reagierte eigentlich ÜBERHAUPT NICHT sondern fuhr Odor regelrecht über den Haufen.