Wir hatten mal einen Thread über belgische GPs - da habe ich damals einige Worte über Zolder 1981 geschrieben. Hab's mal kurz zusammenkopiert und etwas ergänzt, sowie noch ein Bild dazu:
Zolder 1981 ist wie Spa 1960, Imola 1994 oder der Nürburging 1976 ein gutes Beispiel für ein versautes Wochenende, weil einige Leute durch diverse Zwischenfälle die Nerven verloren, bzw. dadurch nicht mehr richtig bei der Sache waren. Man redet dann von 'Unglücks-Wochenenden' - tatsächlich waren es eher 'Konzentrationsmangel'-Wochenende - wenn es so eine Begriff gäbe...
Es begann damit das Carlos Reutemann in der engen und überfüllten Boxengasse den Osella-Mechaniker Giovanni Amadeo über den Haufen fuhr. Der Tod ihres Kollegen erschüttertete die gesamte Zunft der F1-Schrauber: Vor dem Start am Sonntag protestierte man gegen die unzureichenden Sicherheitsbedingungen in der Boxengasse von Zolder. Einige Rennfahrer solidarisierten sich und kletterten nach der Aufwärmrunde noch einmal aus ihren Cockpits. Das ganze war weder angekündigt noch abgesprochen, so dass es recht Durcheinander ging, als das Feld zu einer weiteren Einführungsrunde auf den Kurs geschickt wurde. Denn nicht der Trainingsschnellste Reutemann, sondern Piquet führte den Formel-1-Grid an, auch dahinter ging's ungeordnet zu. Bei der neuerlichen Rückkehr auf die Zielgerade verpaßte der Brasilianer seine Startposition und wurde noch auf eine weitere Runde durchgewunken, um sich danach auf den zweiten Startplatz einzureihen. Bis Piquet aus seiner zusätzlichen Aufwärmrunde zurückkehrte, liefen einige Motoren der wartenden Meute bereits heiß. Riccardo Patreses Arrows soff ab, und gegen allen Regeln der Vernunft (und der FIA) kletterte Mechaniker Dave Luckett über die Boxenbegrenzung, um Patreses Cosworth noch einmal mit einem Pressluftstarter zu starten. Als Luckett sich am Heck des Arrows zu schaffen machte, sprang die Startampel auf Grün und außgerechnet sein Teamkollege Siegfried Stohr fuhr mit seinem Arrows den unglückseligen Mechaniker über den Haufen. Es kam einem Wunder gleich, dass Dave Luckett diesen Unfall schwerverletzt überlebte, aber es war ein Skandal, dass dieses Rennen nicht sofort abgebrochen wurde. Bei Start und Ziel hielt man statt der roten Flagge ein schwarzes Tuch hinaus (in der Verwirrung wusste man wohl nicht mal mehr welches Signal wofür diente), zweimal raste das Feld vorbei, ehe der an dritter Stelle plazierte Didier Pironi (der einzige der wohl kühlen Kopf bewahrte) sein Auto und die hinter ihm liegende Konkurrenz merklich abbremste und endgültig zum Halt brachte.
Natürlich wurde noch einmal neu gestartet, jedoch ohne die Arrows von Patrese und Stohr, der einen Nervenzusammenbruch hat und auf den Starter los gehen wollte ('Der Mann ist ein Mörder!'). Im Folgejahr erlebte Zolder einen weiteren tödlichen Unfall - und das war's dann für diesen Kurs. Für 1984 hatte die Strecke zwar noch einen 'wasserdichten' Vertrag für ein F1 Rennen, aber danach scherte sich die Formel 1 nicht mehr um den Kurs. Ich mochte und mag den Kurs trotzdem recht gerne - aber er war wohl wirklich nicht mehr für F1-Rennen geeignet...
Streiks und Proteste haben Tradition in Zolder - hier der bereits erwähnte Protest von 1981 anlässlich des Todes des Osella-Mechanikers Giovanni Amadeo.