1938:
1938 wird zur eigentlichen Geburtsstunde der Formel 1, denn eine neue Formel (4,5-l/3-l) wird eingeführt - sie ist zwar ein Flop, denn das Verhältnis zwischen Saugmotoren und aufgeladenen Motoren wird völlig falsch gewählt, aber die 4,5-l-Sauger werden (zusammen mit den 1,5-l Voiturettes) später die Basis der Formel 1. Die großen Teams bleiben alle dem Kompressor-Konzept treu. AU durch den Verlust von Rosemeyer etwas unter Schock - lässt zu Beginn der Saison viele Rennen aus - und fängt sich erst am Ende, als Neuzugang Nuvolari zu alter Form aufläuft. Gegen MB ist allerdings kein Kraut gewachsen.
1938 zählten die Läufe in Frankreich (Reims-Gueux), Deutschland (Nürburgring), Schweiz (Bremgarten) und Italien (Monza) zur EM. Meister wurde Rudi Caracciola (8 pt, 1 Sieg) vor Manfred Brauchitsch (15 pt, 1 Sieg), Hermann Lang (17 pt), Dick Seaman (18 pt, 1 Sieg), Tazio Nuvolari (20 pt, 1 Sieg), u.s.w.
Fahrer für MB:
Hermann Lang (9 Rennen)
Manfred Brauchitsch (8 Rennen)
Rudi Caracciola (8 Rennen)
Walter Bäumer (3 Rennen)
Dick Seaman (3 Rennen)
Fahrer für AU:
H.P. Müller (5 Rennen)
Tazio Nuvolari (5 Rennen)
Rudi Hasse (4 Rennen)
Christian Kautz (4 Rennen)
Hans Stuck (3 Rennen)
52. Pau, 10.4.38
MB: 2. Caracciola, Lang nach Unfall nicht gestartet, übernimmt im Rennen das Auto von Caracciola
Eine der bittersten Niederlagen für MB - von einem lastwagenartigen Delahaye wird man auf dem engen Stadtkurs geschlagen. Nuvolari kündigt Enzo Ferrari nach schwerem Feuerunfall mit dem neuen 308 die Freundschaft und heuert kurz darauf bei der AU an.
© Adriano Cimarosti / Das Jahrhundert des Rennsports
Delahaye - der 'Lastwagen' der die MB schlug.
53. Tripolis, 15.5.38
MB: 1. Lang, 2. Brauchitsch, 3. Caracciola, Veranstalter verweigert vierten Startplatz für grünlackierten(!) MB für Seaman
Ein ganz schwarzes Wochenende mit zwei Toten - und einem schlecht organisierten Rennen. Die Veranstalter werden für ihren 'Einfall' (GP-Autos und Voiturettes gleichzeitig starten zu lassen) aufs Schärfte kritisiert.
© Valerio Moretti / Grand Prix Tripoli 1925-1940
Die traurigen Überreste von Sienas Alfa, der in ein Gebäude gerast war.
54. GP Frankreich, 3.7.38
MB: 1. Brauchitsch, 2. Caracciola, 3. Lang
AU: Ausfall: Kautz, Hasse, Müller nach Trainingsunfall nicht am Start
AU setzt (übrigens wunderschöne) Stromlinienfahrzeuge ein, die ihnen im Training höchste Schwierigkeiten bereiten. Im Rennen fährt man dann mit Zwitter-Modellen aus dem Vorjahres - und ist konkurrenzunfähig. Stuck wird 'begnadigt' und darf, nach einigen Tests, wieder ins GP-Team, weil der AU ein Spitzenpilot fehlt - nachdem Rosemeyer im Januar bei Rekordfahrten tödlich gestürzt war. Schwaches Teilnehmerfeld - nach 1 Runde waren nur noch 6 Autos im Rennen. Delahaye boykottiert das Rennen. Alfa Romeo zog sich zuürck, weil man 3 Autos in den letzten 2 Rennen verlor.
© PeterKirchberg / Grand-Prix-Report Auto Union, 1934-1939
Der AU-Streamliner, der einfach nicht funktionieren wollte.
55. GP Deutschland, 24.7.38
MB: 1. Seaman, 2. Caracciola, Ausfall: Lang, Brauchitsch, Bäumer übernahm das Auto von Lang
AU: 3. Stuck, 4. Müller, Ausfall: Hasse, Nuvolari.
Schwerer Feuerunfall beim Boxenstopp des führenden Brauchitsch, der zwar wieder ins Rennen geschickt wird, aber unter Schock den Wagen in einem Graben versenkt. Der Sieg des Briten Seaman stimmt die 'braune Prominenz' muffig!
© George C. Monkhouse / Mercedes-Benz Grand Prix 1934-1955
MB-Rennleiter Neubauer versucht den Wagen von Brauchitsch zu lösen - mit Regenschirm!
Stuck (AU) gewinnt Bergrennen in La Turbie am 5.8.38.
56. Coppa Ciano, 7.8.38
MB: 1. Lang, Ausfall: Caracciola, Brauchitsch (disq.)
Brauchtisch wird, obwohl eigentlich Sieger, wegen Anschiebens nach einem Unfall nachträglich disqualifiziert. Kein AU am Start. Beim Rennen der Voiturettes debütiert die legendäre 'Alfetta'.
© George C. Monkhouse / Mercedes-Benz Grand Prix 1934-1955
Brauchtisch wird nach einem Dreher angeschoben - das bringt ihm später die Disqualifikation, de Sieg ist futsch.
57. Coppa Acerbo, 14.8.38
MB: 1. Caracciola, Ausfall: Brauchitsch, Lang (Feuerunfall)
AU: Ausfall: Hasse, Müller, Nuvolari
Spektakulärer Feuerunfall im Training von Lang, dessen Auto nachher mit Besen & Schaufel zusammengekehrt werden muss! Nach 11 Runden sind alle AU aus dem Rennen!
© Chris Nixon / Robert Fellowes Collection
Der traumhafte Kurs von Pescara.
58. GP Schweiz, 21.8.38
MB: 1. Caracciola, 2. Seaman, 3. Brauchitsch, 10. Lang, Bäumer übernahm das Auto von Lang
AU: 4. Stuck, 9. Nuvolari, Ausfall: Müller (Unfall), Kautz
© Chris Nixon / Robert Fellowes Collection
Dick Seaman & MB-Rennleiter Alfred Neubauer, über den Enzo Ferrari mal sagte: “Jedes Mal wenn ich ihn traf war er wieder etwas fetter - wir befürchteten dass er eines Tages auseinanderfliegen würde!“
Stuck (AU) gewinnt das Großglockner-Bergrennen vor Lang (MB) und Brauchitsch (MB) am 28.8.38.
59. GP Italien, 11.9.38
MB: 3. Caracciola, Ausfall: Lang, Brauchitsch
AU: 1. Nuvolari, Ausfall: Müller, Stuck, Kautz
Der definitive 'D'-Typ von AU debütiert - und zeigt sich überlegen.
© Adriano Cimarosti & Franco Zagari / Monza - Il Gran Premio d'Italia, Fotografie storiche dal 1921
Boxengasse im Freien - in Monza 1938
Stuck (AU) gewinnt Maloja-Bergrennen am 25.9.38.
Stuck (AU) gewinnt Feleac-Bergrennen (Rumänien) am 2.(5.?).10.38.
Stuck (AU) gewinnt Kronstadt-Bergrennen am 16.10.38
60. Donington, 22.10.38
MB: 2. Lang, 3. Seaman, 5. Brauchitsch, Ausfall: Bäumer
AU: 1. Nuvolari, 4. Müller, Ausfall: Hasse, Kautz (Unfall)
Das Rennen wurde aufgrund der zerrütteten politischen Verhältnisse zwischen Deutschland und England immer wieder verschoben - fand dann Ende Oktober aber doch noch statt. Caracciola verzichtet auf eine Reise auf die Insel und macht lieber Pause.
© unknown/internet
Erst nach 55 Jahren sollte der kleine Kurs von Donington wieder einen GP sehen...