Tom Sneva
Das Penske-Team ist der älteste noch existierende IndyCar-Rennstall. Mit Will Power gewann ein achter Fahrer für die Mannschaft von Roger Penske die IndyCar-Meisterschaft. Der erste Champion war 1977 Tom Sneva, der dann nach seinem zweiten Titelgewinn ein Jahr später von Penske gefeuert wurde!
Eigentlich passt das schon ganz gut zusammen: Mathelehrer und Rennfahrer. Natürlich stehen Mathelehrer vor allem in den Augen der Schüler als Synonym für Spießer, Rennfahrer dagegen als Synonym für Playboys mit hübschen Damen, Zigaretten – und richtig coolen Rennwagen. Andererseits: In beiden Disziplinen ist vor allem der Kopf gefragt. Gerade beim Fahren in den Ovalen Amerikas ist die Konzentration im ständigen Rausch der Geschwindigkeit von immenser Wichtigkeit. Tom Sneva war beides, erst Mathelehrer zuhause im US-Bundesstaat Washington, dann Rennfahrer.
Eine zweite wichtige Tugend eines Rennfahrers ist das gute Abstimmen der Boliden. Auch das ist besonders auf den Ovalkursen von großer Bedeutung. Als Sneva IndyCar-Meister wurde, also 1977 und ’78, bestand der IndyCar-Kalender fast ausschließlich aus Ovalkursen. 1977 gab es erstmals seit sieben Jahren wieder ein Rundkursrennen – das dann aber auch prompt der spätere Vizemeister Al Unser in seinem von American Racing eingesetzten Parnelli Cosworth gewann.
Rekord-Crashquote
Das Abstimmen der Rennwagen jedenfalls war sicherlich etwas, das Tom Sneva beherrschte. Trotzdem brachte er seine Mechaniker immer wieder zur Weißglut. Zufrieden war Sneva mit dem Verhalten der Chassis der Überlieferung nach jedenfalls nie. Auch 1983, als Sneva das berühmteste aller IndyCar-Rennen, das Indy-500, gewann, soll es zu Streitereien mit seinem Chefmechaniker George Bignotti gekommen sein. Bignotti stellte 1983 bereits zum siebten Mal einen Indy-Sieger – ein bis heute andauernder Rekord! Nach dem Indy-Sieg 1983 kam Sneva übrigens nie wieder über die Distanz.
Tom Sneva gewann das 500-Meilenrennen von Indianapolis nur einmal. Bekannt war er aber für seine schnellen Quali-Runden, seine vielen zweiten Plätzen, seine tragischen Niederlagen im Kampf um Siege, sowie für seine üblen Unfälle. 1975 überschlug er sich beispielsweise mit seinem McLaren Cosworth nach einer Kollision mit Eldon Radmussen, wobei sein Wagen auch Feuer fing. Seine sieben Unfälle während des Indy-500 sind bis heute ein Rekord.
1977 qualifizierte er sich mit seinem von Penske betreuten McLaren Cosworth als erster Fahrer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 200 Meilen pro Stunde, 1984 sogar als erster mit über 210 mph. Sneva hatte daher den Ruf eines Bleifußes. Seine beiden IndyCar-Meisterschaft 1977 und ’78 gewann er mit Penske und mit einem McLaren-Boliden. Erstmals seit Tony Bettenhausen 1958 holte sich Sneva 1978 aber den Titel ohne auch nur ein einziges Saisonrennen zu gewinnen! Am Ende des Jahres trennte sich Penske von Champion Sneva, völlig überraschend.
Drei Brüder ebenfalls in der IndyCar
Die Rennfahrergene wurden ihm übrigens in die Wiege gelegt. Vater Edsol war ebenfalls Rennfahrer, aber nur auf den lokalen Rennstrecken in Washington. Seine vier Brüder wurden ebenfalls mit dem Rennbazillus infiziert, Jerry, Jan und Blain fuhren sogar IndyCar-Rennen, aber an die Erfolge ihres älteren Bruders Tom konnten sie nicht anknüpfen.
Tom Sneva, heute 64 Jahre alt, fuhr von 1971 bis ’92 insgesamt 205 IndyCar-Rennen und gewann davon deren 13.