1. RAM
1980 trat letztmals ein F1-Rennstall mit dem Fahrzeug eines anderen Teams an: RAM setzte damals einen Williams Ford Cosworth aus dem Vorjahr für Rupert Keegan ein. Später entwarf man eigene Fahrzeuge.
Seit 1997 gab es nur sechs neue F1-Rennställe: Stewart, Toyota, Super Aguri, Manor, HRT und Caterham. Die meisten davon wurden nur aus bestimmten Gründen heraus aus der Taufe gehoben: Super Aguri als Honda-B-Rennstall, Manor, HRT und Caterham, weil sie unter falschen Vorzeichen (Budgetobergrenze, technische Freiheiten) in die Königsklasse gelockt wurden. Weil so wenig Teams den Weg in die Formel-1 finden, fällt immer wieder die Idee: Man könnte neue Rennställe damit locken, dass sie in den ersten zwei Jahren Kundenboliden einsetzen dürften, bevor sie dann eigene Rennwagen entwickeln müssen.
Beim bisher letzten F1-Kundenteam war das auch der Fall: RAM bestritt zwischen 1976 und ’85 insgesamt 65 WM-Rennen, erst ab 1981 baute man eigene Chassis. Die ersten Gehversuche machte man aber mit gekauften Fahrzeugen von anderen Teams. Und das auch nicht nur bei WM-Rennen, sondern hauptsächlich in der britischen Meisterschaft. Damals gab es auch noch nationale Rennserien, in denen F1-Rennwagen eingesetzt wurden.
Meister in der britischen Formel-1
Hinter RAM steckte John MacDonald, selbst Rennfahrer, der aber 1974 seine letzte Saison in der Formel-3 bestritt, anschließend den Helm an den Nagel hing und ins Teammanagement wechselte. Seinen Rennstall hatte er nämlich schon Ende der 60er Jahren gemeinsam mit Mike Ralph aus dem Boden gestampft, zunächst vor allem mit dem Ziel, seine eigene Karriere voranzutreiben.
MacDonald nahm für 1975 den späteren F1-Weltmeister Alan Jones unter Vertrag. Mit einem March Ford siegte der Australier bei zwei Rennen der britischen F5000-Meisterschaft. 1976 erfolgte der Wechsel in die britische Aurora-Meisterschaft, auch als britische Formel-1 bekannt. Dafür kaufte man sich einen Brabham Ford, der aber schon 1974 auf Kiel gelegt wurde und daher als überaltert galt. Loris Kessel fuhr damit beim WM-Rennen in Belgien auf Rang zwölf. Mit Lella Lombardi versuchte sich sogar eine Frau für RAM.
1977 probierte man es mit einem March Ford, aber nachdem man sich nie qualifizieren konnte, konzentrierte man sich 1978 auf die britische Formel-1. Guy Edwards gewann zwei Läufe und nach weiteren Erfolgen war das Selbstvertrauen der Mannschaft wieder so gestärkt, dass man es auch wieder in der Weltmeisterschaft versuchte. 1980 wurde Emilio de Villota britischer F1-Champion, während Keegan mit demselben Vorjahres-Williams immerhin als Neunter den USA-GP beendete.
Eigene Fahrzeuge ab 1981
Weil bei anderen Teams immer nur Vorjahreschassis eingekauft werden konnte, aber die Entwicklungssprünge in dieser Zeit immer größer wurden, wollte RAM seine eigenen Rennwagen herstellen. Dazu beauftragte man zunächst Robin Herd, der zuvor das March-Team in die Formel-1 gebracht hat. Zwar hatte er nichts mehr mit dem Rennstall zu tun, aber auch sein Konstrukteursbüro trug diesen Namen, daher ist in den meisten Ergebnislisten das RAM-Team nach wie vor mit March-Boliden zu finden.
Von Erfolg gekrönt war das Projekt nicht: Der erste Bolide für die Saison 1981 war viel zu übergewichtig und schwer zu fahren. 1982 wechselte man zwei Mal den Reifenhersteller: Erst von Pirelli zu Avon, dann von Avon zu Michelin. Jochen Mass, der im Qualifying zum Großen Preis von Belgien in den tödlichen Unfall von Gilles Villeneuve verwickelt war, wurde immerhin Siebter beim USA-GP. Nachdem auch er einen schweren Crash hatte, trat der Deutsche jedoch zurück. So wie man selbst anfangs F1-Boliden kaufte, so veräußerte man nun einen Rennwagen an das Onyx-Team. Emilio de Villota konnte sich damit aber nie qualifizieren. Nach einigen Jahren stieg Onyx selbst als Konstrukteur in die Formel-1 ein.
1983 gab es den ersten Boliden (aus den Federn von Dave Kelly), der auch den Namen RAM trug. Die Ergebnisse waren überschaubar und so wechselte man ohne großen Erfolg 1984 auf Turbomotoren von Hart. Doch die private Motorenschmiede hatte nicht die Kapazitäten der großen Werke. Die Turbomotoren waren natürlich sündhaft teuer. Um wenigstens einigermaßen mithalten zu können, fuhr man mit einem extrem hohen Ladedruck, was die Motoren natürlich reihenweise zum Platzen brachte. Mehr als Rang neun von Philippe Alliot beim Grand Prix von Brasilien war nicht drin.
Weitere F1-Projekte von MacDonald
Trotz der eher dürftigen Leistungen schaffte es RAM immer wieder, größere Sponsoren an Land zu ziehen. Dafür verantwortlich zeichnete sich mit Guy Edwards ein ehemaliger F1-Fahrer. Doch für die Saison 1986 konnte die Finanzierung nicht mehr gestemmt werden. Der Verkauf des Rennstalls an das Ekström-F3000-Team oder an das australische Konsortium namens Black Swan Racing scheiterte.
Das Ende von RAM in der Formel-1 war damit besiegelt, nicht aber das von John MacDonald. Der gab nicht auf: Er wurde Teamchef des Middlebridge-Teams in der Formel-3000. 1987 meldete er einen Benetton BMW für Emanuele Pirro unter dem Middlebridge-Banner. Wieder wollte er also mit einem Kundenfahrzeug ein F1-Team starten. Dieses Mal bekam er aber keine Startgenehmigung, obwohl alle anderen Teams dem Einsatz eines dritten Benettons zustimmten. Doch die FIA verwies auf die Deadline, die für die Nennung verpasst wurde.
1990 kam Middlebridge dann doch: Man übernahm das Brabham-Team und MacDonald war noch einmal – wieder allerdings erfolglos – als Teamchef in der Formel-1.