^So jetzt kommen wir zu einem, wie ich finde, sehr interessanten Fahrer:
Andrea Montermini
Am 30. März 1964 erblickte im italienischen Sassuolo ein weiterer Formel-1 Italiener das Licht der Welt: Andrea Montermini. Montermini fuhr quasi in fast jeder bedeutenden Rennserie der Welt, Erfolg hatte er nur in den wenigsten, dennoch ist er ein interessanter Fahrer. Montermini war auch so was wie ein Spätstarter im Motorsport. 1987 fuhr er erst seine ersten Formel Rennen und zwar fuhr er bei 5 Rennen einen italienischen Formel Alfa Boxer. Bei 5 Rennen konnte er 3 Siege verzeichnen! 1988 stieg er in die italienische Formel-3 um und fuhr einen Ralt VW für das Automotor Team. Erfolge stellten sich allerdings erst ein Jahr später ein, allerdings fuhr er da schon wieder für ein anderes Team, für das Euroteam. Mit seinem Reynard Alfa Romeo beendete er die Saison als Gesamt-4. hinter dem Trio Gianni Morbidelli, Antonio Tamburini und Eugenio Visco. Montermini gewann auch ein Rennen und zwar im italienischen Vallelunga, doch noch viel mehr dürfte wohl der 2. Platz beim Monaco Formel-3 Rennen bedeuten – hinter Tamburini. Das F3 Rennen im Fürstentum ist legendär, es siegten dort bereits GP Sieger und GP Weltmeister!
Mit dem erfolgreichen Jahr 1989 machte er sich auch in der Formel-1 zum Gespräch, vor allem bei den italienischen Teams. Die Scuderia Italia verpflichtete Montermini als Testfahrer. Doch beliebt war dieser Posten nicht gerade, dass kleine italienische Team hatte wenig Geld zum Testen und viel musste das Team auch nicht testen, weil es Chassis von der Chassisschmiede Dallara bezog. Weil Montermini sich also ausrechnen konnte, dass er nicht oft zum Zuge kommen würde, schaute er sich auch nach einem anderen Job um, denn er nebenbei erfüllen
konnte und fand im Formel-3000 Team von Mansell Madgwick die passende Andockstelle. Mehr als Mittelfeld war Montermini jedoch nicht, jedoch sorgte er für einen Paukenschlag zum Einstieg: Er stellte seinen Reynard Mugen Honda gleich beim ersten Rennen im britischen Donington auf Pole Position. Sein bestes Resultat erlang Montermini dann in Le Mans, als er hinter dem späteren Meister, dem DAMS Pilot Erik Comas 2. wurde. Über das Jahr sammelte Montermini 13 Punkte und wurde somit vor seinem Teamkollegen Jean Marc Gounon Gesamt-8.
1991 fuhr Montermini weiter zweigleisig: Zum einen wurde er offizieller Testfahrer bei Ferrari in der Formel-1 und zum anderen fuhr er für das 3001 International Racing Team in der Formel-3000. In der F3000 hatte er einen altbekannten Teamkollegen, nämlich Gounon. Montermini wurde nur Gesamt-10., dennoch ließ er einige Male sein Können mit Pole Positions und Schnellste Rennrunden aufblitzen. Für 1992 waren die Dienste Monterminis bei Ferrari nicht mehr erwünscht. Erstmals konzentrierte er sich ganz auf die Formel-3000. Er wechselte dafür neuerlich das Team und fuhr als Teamkollege neben zahlreichen anderen Fahrer, darunter Rubens Barrichello, einen Reynard Judd für das Barone Rampante Team. Die Teamwahl war nicht schlecht, denn das italienische Team hatte gute Kontakte zum Benetton Formel-1 Rennstall und Montermini versuchte auch immer wieder mit Benetton in Verhandlungen zu treten, jedoch hatte Benetton nie Interesse an Montermini, vor allem auch deshalb, weil Benetton gar keinen Fahrer suchte. Montermini gewann ein Rennen, danach wechselte er aber das Team und fuhr nun für Forti, also in jenem italienischen Team, für das er auch später in der Formel-1 fuhr. Auch mit Forti gewann er 1992 noch 2 F3000 Rennen und so wurde er hinter seinem späteren F1 Teamkollegen bei Forti (in der Formel-3000 hatte er bei Forti Alessandro Zampedri als Teamkollegen), Luca Badoer, Vizemeister. Seine Leistungen brachten Montermini jedoch nicht mehr als ein paar sporadische Testfahrten für Benetton Ford.
So fuhr er für 1993 nur hier und da ein paar Rennen, einen richtigen Arbeitsplatz hatte er nicht. Jedoch feierte er einen Sieg beim Formel-3000 World Cup Rennen in Kanada für das Junior Team mit einem Reynard Ford. Den World Cup, ein F3000 Rennen außerhalb der Wertung und für alle F3000 Serien, gewann er bereits im Vorjahr in Buenos Aires (Argentinien). Ferner war Andrea Montermini bei 4 ChampCar Rennen zugegen. Bestes Resultat, dass er mit seinem Lola Chevrolet des Euromotorsport Team erzielte war Rang 4 in Detroit hinter dem Sieger Danny Sullivan, sowie Raul Boesel und Mario Andretti. Die ChampCar Teams zeigten am Italiener aber wenig Interesse und so bekam er kein festes Cockpit für die ganze Saison. Bei Dale Coyne Racing bekam er die erste Chance, doch nach einem Trainingscrash startete er nicht. Der Unfall war nicht der einzige schwere Unfall von Montermini 1994, auch in der Formel-1 musste er in diesem Jahr einen schweren Crash wegstecken. Nach seinem Formel-1 Abenteuer bot ihm Budweiser King Racing noch 2 Renneinsätze mit dem Lola Ford in der ChampCar. In Toronto wurde er immerhin solider 7. Auf einem Lancia wurde er ferner 17. bei der Rallye Monza.
Sein Formel-1 Abenteuer 1994 dauerte nicht einmal ein Rennen. Montermini bekam beim Spanien Grand Prix die Ehre, das Cockpit des tödlich verstorbenen Österreichers Roland Ratzenberger bei Simtek Ford einzunehmen. Der Platz damals war wenig begehrt, wer will schon einen Platz in einem absoluten Hinterbänklerteam, in dem noch dazu ein Fahrer sein Leben verlor? Doch für Montermini kam die Chance gelegen, einen anderen Platz in der Formel-1 konnte er nicht ergattern. Doch sein erstes Rennen endete alles andere als glücklich, denn schon nach dem Training konnte er wieder abreisen: Er hatte einen schweren Unfall eingangs der Start- Und Ziel Kurve, bei dem er sich einige Verletzungen, vor allem an den Beinen, zuzog. An einen Rennstart war nicht mehr zu denken. Montermini musste von Streckenposten aus dem Cockpit gezogen werden, Platz genommen hat er darin nie wieder.
1995 hatte Montermini erstmals einen Vertrag als GP Stammfahrer. Bei Pacific Ford konnte nun seine Formel-1 Karriere endlich richtig durchstarten, er zählte trotz ein paar Tests und dem misslungenen Simtek Abenteuer eher als Rookie. Doch wie bei Pacific nicht anders zu erwarten war, verlief die Saison desaströs. Nur dreimal konnte Montermini das Ziel erreichten, immerhin als 8. beim Großen Preis von Deutschland. Ansonsten gab es nur Pleiten, Pech und noch mehr Pannen. Viele technische Defekte folgten auf Aktionen, die Montermini etwas talentlos erscheinen ließen. Viel talentloser allerdings wirkte das Gespann Montermini/Pacific bei den GP Rennen in Spanien und Monaco, die auch den Tiefpunkt der Saison bildeten. Im spanischen Barcelona ging bereits in der Einführungsrunde das Getriebe defekt und in Monaco wurde Montermini disqualifiziert, weil er eine Stop-and-go-Strafe erst zu spät angetreten hat. Pacific ging am Ende der Saison Pleite, doch das war nicht die erste Teampleite, die Montermini auf der eigenen Haut spürte.
Auch für 1996 bekam Montermini kein Erfolg versprechendes Cockpit, doch immerhin hatte er wieder eines: Bei Forti Ford (die Truppe kannte er noch aus Formel-3000 Zeiten) musste er wieder um die letzten Startplätze kämpfen. Doch bald wurde bekannt: Er musste viel mehr kämpfen, dass er überhaupt sich für die Rennen qualifizieren konnte. Nur 5mal gelang ihm dies, nur 4-mal startete er aber letztlich, denn beim Monaco GP war er in den Startunfall verwickelt, der Ersatzwagen wurde noch dazu von Teamkollege Badoer verwendet. Ins Ziel kam Montermini nur beim Argentinien GP, als er das Rennen auf Rang 10 beendete. Nach dem Großbritannien GP war das Projekt Formel-1 für Montermini aber beendet, denn das Forti Team musste nach zahlreichen Verhandlungen des Teamverkaufs (an Shannon) den Laden dicht machen und ein neues Cockpit fand Montermini nicht mehr. Gerüchten besagten, er könne als Testfahrer bei Lola Ford 1997 unterkommen, doch auch dieses Team ging noch viel schneller Pleite, als es gegründet worden ist. 28-mal war Montermini für ein F1 Rennen gemeldet, 20-mal ist er auch gestartet. Als Teamkollegen hatte er David Brabham, Bertrand Gachot, Giovanni Lavaggi, Jean Denis Deletraz und Badoer.
1997 widmete sich Andrea Montermini den Sportwagen, damit trat er in eine neue Welt ein. Er kehrte zu einem Arbeitsgerät zurück, bei dem nicht nur Italiener nur noch rot sehen: Er fuhr neben Gianpiero Moretti und Antonio Hermann einen Ferrari für das Moretti Racing Team. Das Trio erreichte sogar hin und wieder einen Podiumsplatz (bestes Resultat war ein 2. Platz auf der amerikanischen Gigantenpiste Laguna Seca). 1998 spannte Montermini wieder Kontakt zu einem Formel-1 Teamchef: Tom Walkinshaw. Zwar ging es nur um das Sportwagenteam von Walkinshaw, TWR Racing, doch insgeheim hoffte Montermini freilich, durch gute Leistung eine Chance in Walkinshaws F1 Team Arrows zu bekommen. Jedoch erwiesen sich derartige Hoffnungen als Illusion. Überzeugen konnte Montermini allerdings. Er war vor allem wichtig bei den Vorbereitungen des Nissan Sportwagens auf die 24 Stunden von Le Mans, an denen er auch mit den Ex GP Piloten Jan Lammers und Erik Comas teilnahm und den respektablen 6. Platz erzielte. Gleiche Position schaffte er mit dem Nissan des Courage Teams und mit Alex Caffi und Domenico Schiattarella 1999. Daneben fuhr er noch in Amerika Sportwagen. Und wenn er schon gleich in Amerika war, da kehrte er auch in den Monoposto Rennsport zurück und fuhr 4 weitere Rennen in der ChampCar. Mit dem Eagle Toyota des All American Racers Teams konnte Montermini aber keinen Blumentopf gewinnen und so wertete er lediglich seine ChampCar Statistik auf 11 Rennen in seiner Karriere auf, bei denen es dann auch blieb. In den weiteren Jahren folgten weitere Sportwagenrennen.