Jean Alesi
Auch Jean Alesi war eine meist beliebte Figur im harten modernen GP Zirkus. Alesi hatte einen sehr spektakulären und wilden Fahrstil und war stets sehr emotional. Alesi gehörte jahrelang zur Spitze des Feldes, fuhr mit Ferrari und Benetton für Top Teams. Er fuhr auch einige Podiumsplätze heraus, aber vom WM Titel, den sich der am 11. Juni 1964 im französischen Montfarvet geborene Alesi immer als Ziel setzte, war Alesi immer relativ weit entfernt, und selbst Siege gelangen dem Franzosen in der Foermel-1 nur einer! Alesi, dessen Name aufgrund der sizilianischen Wurzeln seiner Familie, eher nach Italien denn nach Frankreich klingt, war ein Aushängeschild einer beeindruckenden Serie: Noch nie ist ein Formel-3000 Gesamtsieger Formel-1 Weltmeister geworden, ein Christian Danner war ebenso weit weg davon wie ein Alesi, Panis oder David Coulthard. Alesi sah die Formel-1 auch aus anderer Sicht: Als gelernter Karosseriespengler liebte er es auch in der Formel-1 an den Autos herumzubasteln. Zusätzlich will Alesi seine offene Rechnung mit der Formel-1 noch begleichen: Mit dem Direxiv Team versucht er in die Formel-1 als Teamchef eines McLaren B Teams einzusteigen. Als Gehilfen sind immer wieder seine Frau Kumiko Goto (mit der er 2 Töchter – Helena und Charlotte – sowie einen Sohn – Giuliano – hat), die auf Suche japanischer Sponsoren gehen soll und auch McLaren Mercedes. Für Mercedes fährt Alesi ja auch seit 2002 in der Deutschen Tourenwagenserie DTM. Inspiriert wurde Alesi von der Idee eines eigenen Formel-1 Rennstalls wohl von einem anderen Franzosen: Alain Prost war nicht nur 4-mal Formel-1 Weltmeister, er war auch 1991 Teamkollege von Alesi bei Ferrari und später hatte Prost sein eigenes GP Team, für das auch Alesi an den Start ging.
Die Motorsportkarriere des leidenschaftlichen Ski- und Wasserskifahrers, sowie Tennis- und Golfspielers, begann 1981 und 1982 im Kartsport. Alesi ist also ein Spätstarter im Motorsport. Mit 17 begann er mit dem Kartsport. In dem Alter fuhr beispielsweise der Deutsche Nico Rosberg bereits eine Formel-1 Testfahrt für BMW Williams! Dafür kletterte Alesi umso schneller von Serie zu Serie und so stieg er schon 1984 in die Formel Renault ein. Größere Erfolge gab es in dieser Serie, der er auch 1985 treu blieb, aber keine. Umso überraschender der Karriereschwung 1986, als er in die französische Formel-3 einstieg und sofort Vizemeister wurde. Mit seinem Dallara Alfa Romeo musste er sich nur dem Martini Alfa Romeo Piloten Yannick Dalmas geschlagen geben, der ebenfalls eine GP Karriere startete, die weniger erfolgreich war als die von Alesi. Gründe, weshalb Dalmas 1986 trotzdem schlug, gibt es zahlreiche: Dalmas hatte nicht nur schon länger Erfahrung im Motorsport, 1985 fuhr er schon einmal in der französischen Formel-3, dazu fuhren Dalmas und Alesi auch nicht auf gleichwertigem Material. Die Niederlage gegen Dalmas kann Alesi im Nachhinein sicher mit einem lachenden Auge betrachten: Zum einen legte Alesi natürlich eine deutlich bessere Laufbahn hin als Dalmas und zum anderen holte sich Alesi 1987 den Titel in dieser Serie. Dabei wechselte Alesi während der Saison das Auto: Vom Martini Alfa Romeo stieg er auf einen Dallara Alfa Romeo um. In der Endabrechnung verwies er Eric Bernard (Ralt Alfa Romeo) und Eric Bachelart (Ralt VW) auf die Plätze 2 und 3.
Jordan als Sprungbrett in und aus der Formel-1
Der Titel öffnete Alesi die Toren in die Formel-3000. Als Teamkollege seines Landsmannes Pierre Henri Raphanel fuhr er für das Oreca Team einen March Ford Cosworth und auch einen Reynard Ford Cosworth. Alesi schlug sich beachtlich, aber nicht herausragend. Er sammelte immerhin 11 Punkte und wurde Gesamt-10. Damit schlug er auch Raphanel, der nur Gesamt-13. wurde und 3 Punkte weniger über die Saison brachte als Alesi. Dennoch: Diese Leistungen erbrachten ihm noch keine Kontakte in die Formel-1 und so versuchte er auch 1989 sein Glück in der Formel-3000, wechselte dafür aber das Team: Künftig fuhr er einen Reynard Mugen Honda für das Eddie Jordan Racing Team. Dieser Wechsel war der Anfang der Formel-1 Karriere für Alesi und 2001 beendete er auch seine Formel-1 Karriere bei Jordan, denn auch Jordan stieg in die Formel-1 ein. Auch 1996 verhandelte Alesi schon einmal intensiv mit Jordan Peugeot, obwohl er eigentlich einen Vertrag mit Benetton Renault hatte, aber mit Verträgen nahm es Alesi ja eh nie so genau: Für die Saison 1990 unterschrieb Alesi bei 3 Teams einen Vertrag: bei Williams, bei Ferrari und bei Tyrrell, letztlich entschied er sich für Tyrrell.
Der Wechsel zu Jordan für 1989 war also der Beginn der Formel-1 Karriere, denn in der Formel-3000 gewann er im französischen Pau, in Birmingham und in Spa die Rennen und damit auch den Titel vor seinem Landsmann Eric Comas, der für DAMS fuhr. Noch während seiner Saison 1989 führte er Gespräche mit dem Tyrrell Formel-1 Team. Ausgerechnet ab Alesis Heimrennen in Frankreich nahm er das Tyrrell Ford Cockpit vom Italiener Michele Alboreto ein und debütierte im GP Sport. Und sein Einstand gelang: Rang 4 bedeutete 3 Punkte für ihn und das Tyrrell Team! Das tolle Rennen zahlte sich aus: Alesi durfte neben seinen Einsätzen in der Formel-3000 auch die Saison für Tyrrell zu Ende fahren und Alesi fuhr noch zusätzlich 5 Punkte ein. Obwohl Jean Giovanni Alesi nur 8 WM Rennen fuhr, wurde er WM-9.! 1990 blieb er dann bei Tyrrell und erteilte Ferrari und Williams Renault mehr oder weniger gezwungenermaßen eine Absage. Die Saison wurde zum Wechselbad der Gefühle. Beim Saisonauftakt in den USA lieferte sich Alesi einen packenden Kampf mit McLaren Honda Pilot Ayrton Senna. Aufgrund schlechteren Materials unterlag er Senna und wurde nur 2., doch dieser 2. Platz wurde gefeiert. Doch danach setzte Alesi wenig nach, beim Monaco GP wurde er nochmals 2., mehr Punkteränge gab es aber schon nicht mehr. Der Tiefpunkt war beim Japan Grand Prix erreicht, als Alesi im Rennen nicht starten konnte, weil er sich im Training den Nacken verletzte.
Alesi und Ferrari
Fahrerisch zeigte Alesi aber eine tolle Leistung und so wechselte er 1991 zu Ferrari. 1990 war Ferrari mit Alain Prost und Nigel Mansell ein Topteam, doch man konnte dies nicht in die Saison 1991 hinein retten. Es gab drei Podiumsplätze (alles 3. Ränge – Monaco, Deutschland und Portugal) des WM-9. des Vorjahres. Insgesamt unterlag er Prost im Stallduell der Franzosen deutlich, sammelte nur 21 Punkte und wurde 7. in der WM Wertung. 1992 wurde es noch schlechter: Nur 2 Podestränge, neuerlich 7. im Gesamtklassement und nur 18 Punkte.
Für die Saison 1993 bekam Senna einen neuen Teamkollegen, den er so schnell nicht loswurde: Der Österreicher Gerhard Berger fuhr mit Alesi alle restlichen GP Rennen für Ferrari und folgte Alesi auch mit zu Benetton Renault. 1993 sammelte Alesi noch 2 Punkte weniger als 1992, dennoch ging es auf Rang 6 in der Gesamtwertung. Viermal nur fuhr Alesi in die Punkte: Beim Monaco GP wurde er 3., beim Italien GP (sehr zu Freude von Ferrari) 2. und jeweils 4. wurde er beim Portugal- und Australien GP. Die Saison 1994 wurde dann die bislang beste Saison für Alesi (24 Punkte, WM-5.). Viermal kam er auf das Podest, beim Großbritannien GP wurde er sogar 2. und beim Italien GP, dem Heimrennen seines Teams und auch ein halbes Heimrennen für Alesi, fuhr er seine erste von 2 Pole Positions ein. Die 2. erreichte er wieder beim Italien GP, wieder mit einem italienischen Team (1997 mit Benetton Renault). Noch viel besser wurde aber die Saison 1995. Natürlich wird diese Saison aus Alesis Sicht von dessen einzigem GP Sieg in Kanada überstrahlt, aber er war auch so oftmals bei den besten mit dabei: 4-mal wurde er zusätzlich noch 2. Wie emotional Alesi war, wurde auch beim Kanada GP deutlich. Er freute sich so, dass er sogar seinen Ferrari abwürgte. Zum Glück fuhr aber auch schon damals ein Deutscher namens Michael Schumacher mit. Der damalige Formel-1 Weltmeister nahm Alesi in der Ehrenrunde mit an die Box.
Alesi konnte sich bei dieser Fahrt den Benetton Renault schon einmal genau anschauen, denn 1996 wurde das sein neues Arbeitsgerät. Alesi war nun in Höchstform und die Saison 1996 wurde auch die erfolgreichste Saison seiner Formel-1 Karriere. 47 Punkte (noch 5 mehr als 1995) hatte Alesi am Ende am Konto, das bedeutete Rang 4 in der Gesamtwertung. WM-4. wurde Alesi auch 1997, allerdings profitierte er damals davon, dass Ferrari Pilot Michael Schumacher aus der Wertung genommen wurde, nachdem er im WM Fight mit Williams Renault Star Jacques Villeneuve ein übles Foul verursachte. Bei 8 der 16 Rennen 1996 stand Alesi nach dem Rennen auf dem Podest, nur 5-mal fiel Alesi aus, davon 2 Mal aufgrund von technischen Defekten an seinem Benetton. Diese Zuverlässigkeit wies Alesi auch 1997 auf, nur 4 vorzeitige Ausfälle, keinen einzigen durch Macken am Benetton, sondern in Eigenverschulden von Alesi (sprich Unfälle und Dreher), allerdings ging ihm beim Australien GP der Sprit aus, was der Benetton Mannschaft zuzuschreiben war. Die spektakulärste Szene war der Unfall beim Österreich GP mit Ferrari Fahrer Eddie Irvine, über den Alesi spektakulär drüberflog. Wieder gab es einige Punkte- und Treppchenplatzierung, alles in allem war die Saison aber nicht ganz so gut wie 1996.
Der Tiefflug ab 1998
Der stetige Abstieg begann aber erst mit dem Wechsel zu Sauber Petronas 1998. Auch der Sauber war zwar relativ zuverlässig, dafür aber recht langsam. Nur selten war Alesi in der Lage um Punkte zu kämpfen. Beim Belgien GP aber gab es die Überraschung: Beim Chaosrennen wurde Alesi als 3. abgewunken! Dabei hatte Alesi sogar Siegchancen. Er war deutlich schneller als die beiden Jordan Mugen Honda Fahrer vor Alesi, doch Peter Sauber mahnte ihm zu Vorsicht und Alesi ließ lieber nichts anbrennen. Freilich: Der Podestplätze (für Sauber der erste seit Johnny Herbert in Monaco 1996) wurde unter glücklichen Umständen für das Team erreicht, dennoch wurde er gefeiert. Erstmals beendete Alesi aber eine Formel-1 Saison nicht unter den 10 besten Fahrern. 1999 wurde noch schlechter. Alesi unterlag nach Punkten sogar seinem Teamkollege Pedro Diniz. Der Brasilianer wurde aber weniger wegen seiner fahrerischen Stärke zu Sauber Petronas geholt, als vielmehr aufgrund seiner zahlreich vorhandenen Sponsorengelder. Punkte fuhr Alesi nur 2 ein: Beim Imola- und Japan GP wurde er jeweils 6. Spektakulär war der Frankreich GP: Im verregneten Qualifying behielt Alesi weiter ein glückliches Händchen und qualifizierte sich überraschend in der ersten Startreihe (Rang 2 neben Stewart Ford Pilot Rubens Barrichello). Doch im Training dann Todesangst um Alesi: Alesi war nach seiner 13. Runde im brandneuen Sauber Boliden zu schnell in die Imola Schikane gerast. Er verlor den Sauber vor der schnellen Rechts-links-Kombination aus der Kontrolle, raste über das Kiesbett – ungebremst – in die Reifenstapel. Genau bei Tempo 205! Und nach dem Einschlag überschlägt sich Alesi und bleibt auf dem Dach liegen. Nach ein paar Sekunden kraxelt Alesi unten aus seinem Sauber, schüttelt sich den Dreck vom Overall und signalisiert: Er ist Ok!
2000 versuchte es Alesi noch einmal mit einem neuen Team – und noch dazu mit einem französischem. Alesi wurde von Prost Peugeot verpflichtet. So wenige Male er zuvor ausfiel, so wenige Male erreichte er nun mit Prost das Ziel: Nur 5 Zielankünfte, ein 9. Rang als bestes Ergebnis beim Europa GP und viele peinliche Situationen wie der Unfall mit Teamkollege Nick Heidfeld beim Österreich GP: Alesi war am Tiefpunkt seiner Karriere! Noch eine weitere (negative) spektakuläre Szene lieferte er beim Deutschland GP: Nach einer Kollision mit seinem ehemaligen Teamkollegen und Sauber Petronas Fahrer Pedro Diniz drehte sich Alesi so oft, dass es einem selbst beim zuschauen bereits schlecht wurde. Etwas besser verlief es 2001 in seiner letzten Saison in der Formel-1. In den Prost kam nun ein Acer genannter Ferrari Motor, damit fuhr er nach 1991-1995, sowie 1998 und 1999 (die Petronas Motoren waren ja auch nichts anderes als Ferrari Motoren) zum 3. Mal mit Ferrari Aggregaten im Heck. Ausgefallen ist er 2001 so gut wie nie (nur 2x) Punkte gab es aber nur gelegentlich: 6. beim Monaco- und Deutschland GP (seinem letzten Rennen für Prost Acer) und Rang 5 beim Kanada GP. Beim GP von Ungarn wechselte er noch einmal sein Team: Er wechselte für die letzten Rennen zu Jordan Honda, doch das war sein Todesstoß für seine Karriere: An den starken Italiener Jarno Trulli kam er nie ran, sah viel schlechter aus wie Vorgänger Heinz-Harald Frentzen, der im Gegenzug zu Prost wechselte und genau dieser Frentzen machte aus dem Prost in wenigen Rennen ein besseres Auto: Beim Belgien GP konnte sich Frentzen für Startplatz 4 qualifizieren. Alesi fuhr mit Jordan zwar beim Belgien GP noch einen Punkt ein, doch ihm passierten mehr Missgeschicke: Beim Ungarn GP hat er sich noch nicht an sein neuen Team Jordan gewöhnt und fuhr zum Nachtanken zur Prost Boxenmannschaft und beim Japan GP, seinem letzten der insgesamt 201 WM Rennen, war er in einen schweren Unfall mit Sauber Petronas Pilot Kimi Räikkönen verwickelt.
Dennoch ließt sich seine Formel-1 Statistik recht gut: 1 Sieg, 2 Poles und 241 Punkte. Weiter ging es seither in der DTM. Von 2001-2005 startete er für das Mercedes Werksteam AMG, 2006 fährt er für das Persson Team einen Vorjahres Mercedes (als Teamkollege des Österreicher Mathias Lauda, Sohn des dreimaligen Formel-1 Champions Niki Lauda, und dem Griechen Alexandros Magaritis). Bisher konnte Alesi 3 DTM Rennen gewinnen.