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Die interessantesten GP-Motoren von 1906-1949

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

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Leider ist mir wenig über die Motoren in der GP-Zeit von 1906 bis 1949 bekannt. Gerade in der Pionierzeit müsste es doch einige interessante Konzepte gegeben haben, oder? Hat jemand ein paar Beispiele?


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Was mich mal interessieren würde, auch wenn es mit dem Thema nur am Rande zu tun hat: Der erste GP-Sieg mit einem Fahrzeug, das Chassis und Motoren von unterschiedlichen Herstellern bezog (in dem Fall Chassis selbst gemacht, Motoren von Climax), gab es erst 1958. Natürlich gab es auch vorher schon einige Bastel-Versuche, wo meistens Privatfahrer irgendwelche Motoren in irgendwelche Chassis verbaut haben.

Aber was ist eigentlich das erste Rennauto im GP-Sport seit 1906, bei dem das Chassis und der Motor von unterschiedlichen Herstellern gebaut wurde? Oder eben von einem Fahrer zusammengestellt und bei einem GP-Rennen gefahren wurde?

In Amerika gab es in den 50er Jahren mit Offenhauser ja schon einen Hersteller, der Motor für verschiedene Chassishersteller baute, wieso war in Amerika und in Europa noch nicht?


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1931 bastelte Biondetti in einen Bugatti T35 einen Maserati-8C2800-Motor uind fuhr mit diesem MP Speziale Grand Prix Rennen. Der Bugatti-Motor war dem Maserati-Motor ähnlich, nur hatte der Maserati eben 2,8 statt 2,3 Liter. Aber ich denke es müsste schon vorher was gegeben haben, was ich suche.


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Ich fang mal an:

SEFAC (1935)
Nachdem Bugatti gegen die deutschen Teams kein Land sah, wurde in Frankreich die staatliche Rennwagenschmiede SEFAC gegründet, mit dem Ziel 1935 beim Frankreich GP teilzunehmen. Das Budget war aber äußerst mikrig und so waren dem Konstrukteur Emile Petit, der sein Talent in den 20er Jahren mit den Salmson-Voiturette-Rennwagen unter Beweis stellte, die Hände gebunden. Petit baute einen eigenartigen Motor ein: Genauer waren es zwei 1385ccm-Vierzylinder mit unterschiedlicher Laufrichtung! Der Motor hatte zwar zwei oben liegende Nockenwellen, aber nur einen Kompressor. Er leistete mit 250 PS rund 100 PS weniger als das Triebwerk von Mercedes. Die Nennung in Frankreich 1935 musste dann auch zurückgezogen werden, weil das Teil mit 931 Kilogramm schwerer war als die 750-Kilo-Formel damals zugelassen hat...


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Trossi-Monaco 1935
Carlos Felice Trossi war ein italienischer Graf und Gentleman-Rennfahrer, der aber durchaus was drauf hatte: 1947 gewann er im Werks-Alfa Romeo zum Beispiel den Italien GP, zwei Jahre später erlag er leider schon einem Krebsleiden. Trossi trat schon vor dem Zweiten Weltkrieg als Rennfahrer auf, war auch einer der ersten Fahrer für die 1929 gegründete Scuderia Ferrari. 1935, als der Trossi-Monaco-GP-Rennwagen entstand, war er Präsident der Scuderia Ferrari. Er finanzierte das Trossi-Monaco-Projekt, das von den beiden Konstrukteuren Augusto Monaco und Giulio Aymini ausging. Es hatte einen sehr seltsamen Motor: Es war ein luftgekühlter Sternmotor mit insgesamt 16 Zylinder, mit acht Zylinderblöcken à zwei Zylinder, die um ein zentrales Kurbelgehäuse gruppiert waren. Es gab nur einen gemeinsamen Brennraum. Der Motor war außerdem ein Zweitakter und kompromessorgeladen (diese Kombination führte zu Überhitzungen), die zwei Zoller-Kompressoren hatten einen Ladedruck von 0,68 bar, die Leistung des Triebwerks betrug rund 250 PS (Mercedes leistete damals bis 430 PS!). Bei den Testfahrten in Monza überhitzte der Motor ständig, die Fahrbarkeit des Wagens ließ wegen einer ungünstigen Gewichtsverteilung ebenfalls zu wünschen übrig und so zog man die Nennung für den Italien GP 1935 wieder zurück.


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Über zusätzliche Infos zum nächsten Motor wäre ich sehr dankbar.

Voisin Laboratoire 1923
Der französische Automobilhersteller Voisin legte 1923 einen GP-Rennwagen auf Kiel. Gabriel Voisin holte sich dabei den Konstrukteur André Lefèbvre mit ins Boot. Sie wussten, dass ihr 6-Zylinder-Motor recht schwach war, daher wollten sie ein möglichst leichtes Rennauto haben. Um das zu erreichen, sahen sich die beiden in der Flugzeugindustrie um. Herausgekommen ist der erste Monocoque-GP-Rennwagen. Neben dem Motor kam auch ein Propeller zum Einsatz, allerdings wohl nur um die Wasserpumpe anzutreiben. Lefèbvre war als Fünfter der einzige der drei Voisin-Fahrer, der ins Ziel kam.


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Welcher GP-Motor hatte eigentlich die höchste Literzahl (Hubraum)?


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Der Fiat von 1912 hatte 14 Liter, das dürfte wohl das Maximum sein, das auch später in Zeiten der "freien Formel" nicht wieder erreicht worden ist.


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Bei meinen Recherchen bin ich auf den Fiat 130hp getroffen, mit dem Felice Nazzarro 1907 den Frankreich GP in Dieppe gewann. Der soll 16,2 Liter gehabt haben.

Benz soll sogar irgendwann mal einen 21,5-Liter-Wagen gehabt haben.

Und 1906 soll es auch 15-Liter-Boliden gegeben haben.


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Ok, ich hab auch nochmal geschaut. Der Christie von 1907 soll sogar 19,9 Liter gehabt haben. Das scheint dann wirklich das Ende der Fahnenstange.


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Jub, denn der Benz,der 1909 mit 21,5 Liter zum Einsatz kam, war wohl nur auf Basis des GP-Motors von 1908. Keine Ahnung, wie viel Hubraum der hatte, aber soweit ich das in der Schnelle umrissen hab, wurde der 21,5-Liter nur bei Rekordfahrten eingesetzt, nicht aber bei GP-Rennen (1909 gab's ja keines, keine Ahnung, ob er 1910 noch irgendwo zum Einsatz kam).


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Hab folgende Liste gefunden:

1. Christie 1907 (19,891 Liter)
2. Panhard 1906 (18,279 Liter)
3. Lorraine-Dietrich 1906 (18,146 Liter)

Falls mir keiner zuvorkommt, werde ich morgen mal bisschen was zum Christie von 1907 schreiben, für heute ist aber Schluss :D)


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@JackOMalley: Kennst du noch weitere interessante GP-Motoren vor 1950?


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In der Frühzeit bis in die Zwanziger gab´s sicher einige interessante Experimente. Vom zwei- zum Vier-, Sechs- und Achtzylinder, Reihe oder V. Verschiedene Formen der Ventilsteuerung, darunter auch immer wieder mit Drehschiebern usw. Sicher viele Kuriositäten und Fehlschläge. Da hab ich aber nur die wenigsten auf dem Schirm.

Ebenso die Zeit nach 1945, als vieles wieder ganz im Kleinen angefangen hat. Irgendwelche Verrückte haben aus alten Militärfahrzeugen die Mechanik genommen und daraus Rennwagen gebaut. Ich meine, das ist die Herkunft von Butterworths Steyr-Motor und in Australien soll es auch einen Special gegeben haben mit einem Maybach-Motor aus einem deutschen Halbkettenpanzer, der in der afrikanischen Wüste abgeschossen worden war.

Dazwischen auch wieder ganz andere Extreme, wie der Cooper-JAP von Harry Schell im Formel 1 Feld 1950 in Monaco. Mit seinen 1,1 Litern hatte der noch nicht mal ein Viertel des erlaubten Hubraumlimits.


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Wie angekündigt, hab ich ein paar Fakten zum Christie von 1907 zusammengetragen:

Christie 1907
Der Christie-Rennwagen, der 1907 beim Frankreich GP mitmischte, war der erste GP-Rennwagen aus Amerika. Und es war der Wagen mit dem hubraumstärksten Motor aller Zeiten im GP-Sport: Der Vierzylinder hatte immerhin 19,891 Liter Hubraum! Dahinter steckte mit Walter Christie ein erfinderischer Kopf. Der damals 41-Jährige aus dem US-Bundesstaat New Jersey fuhr den Wagen auch selbst. Obschon er vor dem Rennen einige private Testfahrten absolvierte, fiel der Wagen nach vier von zehn Runden (eine Runde war damals 77 Kilometer lang!) mit Motorproblemen aus. Walter Christie wandte sich kurz danach vom Rennsport ab und entwickelte später Panzer.


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JackOMalley hat geschrieben:
Dazwischen auch wieder ganz andere Extreme, wie der Cooper-JAP von Harry Schell im Formel 1 Feld 1950 in Monaco. Mit seinen 1,1 Litern hatte der noch nicht mal ein Viertel des erlaubten Hubraumlimits.


Das Teil war auch nur ein Zweizylinder. Keine Ahnung, wieso Harry Schell da auf den Motor setzte. In Monaco machte das ja vielleicht durchaus Sinn, der Statdkurs ist ja eng und winklig. Wie gut der Motor (es dürfte wohl der kleinste GP-Motor aller Zeiten gewesen sein :!: :?: ) war, wissen wir gar nicht. Im Quali fuhr er keine Zeit, im Rennen schied er ja schon bei der Massenkollision im Tunnel aus!


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