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Die größten Ferraris aller Zeiten: CanAm 1967-1974

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

Beitrag Donnerstag, 16. Februar 2006

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@Alfalfa: Spitze!

Beitrag Donnerstag, 16. Februar 2006

Beiträge: 8060
Weiter geht's - die letzten drei Jahre kann man fast am Stück erzählen, weil im Prinzip nicht mehr viel passierte. Ab 1972 war ja nicht nur die Ära der 5-l-Prototypen vorüber, und auch mit der CanAm-Serie ging es jedes Jahr abwärts. Aber der Reihe nach...

Wahrscheinlich war der Spezialkonstruktionscharakter des 512M/712 (#1010) für diesen Entschluß verantwortlich 1971 nur ein Rennen zu fahren. Die Straßenlage stand in keinem angemessenen Verhältnis zur enormen Leistung dieses Modells. Obwohl Maranello keine offiziellen Zahlen veröffentlicht hatte, schätzte man die Leistung auf ca. 700 PS.

1972 wollte man es dann doch noch mal versuchen. Der rennsportbegeisterte Sam Posey, der den 712 in der CanAm-Serie 1972 fahren sollte (und durchaus umfangreiche Erfahrung mit Ferrari-Rennsportweagen hatte), lehnte ab, und nur Jean-Pierre Jarier erklärte sich schließlich zu diesem Experiment bereit. In Watkins-Glen hatte er aus Zeitgründen nicht am Training teilnehmen können und startete daher in der letzten Reihe. Während des Rennens mußte er mit verschiedenen kleineren Pannen kämpfen, und konnte daher nur den 10. Platz belegen.

Einen Monat später sorgte er in Elkhart Lake für Überraschung, als er nur zwei Runden hinter dem Sieger als 4. - noch vor zwei McLaren - ins Ziel kam. Inzwischen hatte man eine gebrochene Strebe im Chassis entdeckt - die als wahrscheinliche Ursache für die besch..... Straßenlage herhalten musste. Tatsächliche wurde das Fahrverhalten durch das Beheben dieses Defekts deutlich besser. Zudem wurden zwei enormen Lutleitflügeln montiert, die die Straßenlage verbessern sollten. Leider waren die Bremsen immer noch nicht annähernd der Leistung gewachsen, was Jarier allerdings durch sagenhafte Beschleunigungen am Kurvenausgang wettmachte. Wie berichtet wird, vollbrachte er die spektakulärste Leistung des Wochenendes. Leider war es aber auch das letzte Rennen von Ferrari der Gruppe 7.

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Zwei Bilder des ungewöhnlicher 712 mit Jarier am Steuer - in der modifizierten Version von 1972; was für ein Monster!

Epilog:

Das letzte Rennen?! Nein, das war immer noch nicht das Ende! 1 Jahr später taucht noch mal ein Fillipinetti 512M in Riverside aus. Weiter nicht erwähnenswert. Außer dass es vielleicht ein recht seltener U.S.-Einsatz von Fllipinetti war...

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2 Jahre später tauchte dann der 712 noch mal auf - inzwischen war er in Besitz des N.A.R.T. übergegangen. Wieder war Sam Posey als Starter vorgesehen - und wieder konnte er nicht antreten. Diesmal allerdings aus einem recht merkwürdigen Grund. Beim (zu) heftigen Treten der überforderten Bremsen brach er sich den Fuß! Als Ersatz sprang kurzfristig ex-Ferrari-Prototypenfahrer Brian Redman ein; er startete vom Ende des Feldes, wobei er bei seiner tollen Aufholjagd (bis auf Platz 2!!!) nach 14 Runden leider die Piste verließ. Ausfall.

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Leitbleche, Flügel, Airbox - viel neues am N.A.R.T. 712, aber das merkwürdige Fahrverhalten blieb; Redman in Watkins Glen 1974.

Und dann hätten wir noch den unverwüstlichen Herbert Müller, der 1974 die letzten Ferrari-Einsätze in der CanAm-Serie fuhr - mit einem merwkürdig umgebauten 512 mit aufgebohrter Maschine (wir haben weiter vorne schon ein Bild davon). Mit 16 Punkten wurde er 9. in der Meisterschaft.

Ende des CanAm-Abenteuers von Ferrari - und auch Ende der Serie...

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2 x Müller mit seinem umgebauten (manche würden auch sagen 'entstellten') 512: oben in Watkins Glen 1974 - unten in Mosport 1974. Viel hat dieses Auto mit dem ursprünglichen 512S nicht mehr gemeinsam...
Zuletzt geändert von Alfalfa am Freitag, 17. Februar 2006, insgesamt 3-mal geändert.

Beitrag Donnerstag, 16. Februar 2006

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Das war's...

(inkl. ein paar kleiner Ausflüge in den 512S/M)

Ich hoffe Ihr hattet Spass am Lesen.

:wink:

Beitrag Donnerstag, 16. Februar 2006

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@Alfalfa: Eine sensationelle Reportage! Unglaublich wie viel man hier in Yesterday lernen kann. Wäre super wenn du auch was über das Formel-2 Abenteuer von Ferrari schreiben könntest...

Beitrag Donnerstag, 16. Februar 2006

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Oh ja, alfalfa - einfach super... ich hab das Ganze hier so richtig verschlungen - vielen Dank :wink:
Imagine there's no countries
It isn't hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion too

Imagine all the people
Living life in peace

Beitrag Donnerstag, 16. Februar 2006

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Alfalfa hat mich dazu gebracht, wieder meine alten Ferrari Bücher
hervorzukramen. :wink: Tolle Berichte, vielen Dank :D)

Beitrag Freitag, 17. Februar 2006

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Alfalfa hat geschrieben:
...einer von ihnen wurde dann im Frühjahr 1968 nach Australien geschickt, wo Chris Amon auf einem 2,4-l-Dino V6 in der Meisterschaftsserie Tasman-Cup antrat. Die neuseeländischen und australischen Veranstalter nutzten die Gegenwart der vielen berühmten Piloten, um als Auftakt zur Meisterschaft einige Sportwagen-Rennen zu organisieren. Amon fuhr dabei mehrmals den 350er, der mit Scheinwerfern und sogar einem Reserverad ausgestattet werden musste.

Habe doch tatsächlich ein Bild von dieser Karre gefunden - das muss gleich in diesen Thread...
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Beitrag Freitag, 17. Februar 2006

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War nicht auch ein Kofferraum noch vorgeschrieben. :?

Beitrag Freitag, 17. Februar 2006

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Diese Regel gab es, glaube ich, nur bei den Sportwagen (wurde oft mit abenteurlichen Konstruktionen umgangen - habe irgendwo ein nettes Bild dazu), bei CanAm brauchte man keinen Kofferraum... :wink:

Beitrag Freitag, 17. Februar 2006

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MichaelZ hat geschrieben:
Wäre super wenn du auch was über das Formel-2 Abenteuer von Ferrari schreiben könntest...

Ferrari hatte ja mehrer Anläufe in der F2 (die letzten waren wohl die Dino-Motoren Mitte/Ende der 70er Jahre) - wäre sicher mal ein interessantes Thema. Dazu muss ich aber erst mal etwas recherchieren. Bin leider kein Ferrari-Profi, da gibt es wesentlich berufenere... 8-)

Beitrag Freitag, 17. Februar 2006

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Wäre aber wirklich sehr erfreut, wir haben ja momentan schon das Thema Ferrari. Werde auch noch was zum LeMans Abenteuer Ferraris schreiben.

Beitrag Freitag, 17. Februar 2006

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Alfalfa hat geschrieben:
Diese Regel gab es, glaube ich, nur bei den Sportwagen (wurde oft mit abenteurlichen Konstruktionen umgangen - habe irgendwo ein nettes Bild dazu), bei CanAm brauchte man keinen Kofferraum... :wink:


Stimmt! Ich war in Gedanken an der P Reihe. Es gab auch dort noch
eine Vorschrift mit einem Reserverad. Man stelle sich das einmal vor :wink:

Bei den Ferrari F2 Einsätzen kenne ich mich nicht so gut aus, da müsste
ich wieder über meine alten Bücher. Zur Zeit sind die Ferrari Bücher
aber im Keller. :wink:

Beitrag Freitag, 17. Februar 2006

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Dann geh' doch mal in den Keller. Gerade die Nicht-F1-Aktivitäten von Ferrari (Tasman, CanAm, F2, Bergrennen, Indy, u.s.w.) finde ich recht interessant...

Beitrag Freitag, 17. Februar 2006

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Also F2 und Tasman würde mich noch genauer interessieren, das wäre wirklich super. Ich bin ja mit der F1 Zusammenfassung noch nicht ganz fertig.

Beitrag Freitag, 17. Februar 2006

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Kann aber dauern, ich werde mal schauen. Ich halte meine Versprechen
immer ein.

Beitrag Freitag, 17. Februar 2006

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MichaelZ hat geschrieben:
Also F2 und Tasman würde mich noch genauer interessieren, das wäre wirklich super. Ich bin ja mit der F1 Zusammenfassung noch nicht ganz fertig.

Ich glaube das Tasman-Abenteuer (ebenso wie das CanAm Zeugs) bei Ferrari ging von Amon aus - offenbar war er ziemlich charmant und konnte die Leute richtig bequatschen (wie man so schön sagt)... :D)

Beitrag Freitag, 17. Februar 2006

Beiträge: 4967
Irgendwie war die Tasman Serie für Ferrari eine kaufmännische
Pleite. Bei der CanAm verstehe ich den Einstieg noch, weil der Markt
in den Staaten für Ferrari wichtig war und ist.

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