Weiter geht's - die letzten drei Jahre kann man fast am Stück erzählen, weil im Prinzip nicht mehr viel passierte. Ab 1972 war ja nicht nur die Ära der 5-l-Prototypen vorüber, und auch mit der CanAm-Serie ging es jedes Jahr abwärts. Aber der Reihe nach...
Wahrscheinlich war der Spezialkonstruktionscharakter des 512M/712 (#1010) für diesen Entschluß verantwortlich 1971 nur ein Rennen zu fahren. Die Straßenlage stand in keinem angemessenen Verhältnis zur enormen Leistung dieses Modells. Obwohl Maranello keine offiziellen Zahlen veröffentlicht hatte, schätzte man die Leistung auf ca. 700 PS.
1972 wollte man es dann doch noch mal versuchen. Der rennsportbegeisterte Sam Posey, der den 712 in der CanAm-Serie 1972 fahren sollte (und durchaus umfangreiche Erfahrung mit Ferrari-Rennsportweagen hatte), lehnte ab, und nur Jean-Pierre Jarier erklärte sich schließlich zu diesem Experiment bereit. In Watkins-Glen hatte er aus Zeitgründen nicht am Training teilnehmen können und startete daher in der letzten Reihe. Während des Rennens mußte er mit verschiedenen kleineren Pannen kämpfen, und konnte daher nur den 10. Platz belegen.
Einen Monat später sorgte er in Elkhart Lake für Überraschung, als er nur zwei Runden hinter dem Sieger als 4. - noch vor zwei McLaren - ins Ziel kam. Inzwischen hatte man eine gebrochene Strebe im Chassis entdeckt - die als wahrscheinliche Ursache für die besch..... Straßenlage herhalten musste. Tatsächliche wurde das Fahrverhalten durch das Beheben dieses Defekts deutlich besser. Zudem wurden zwei enormen Lutleitflügeln montiert, die die Straßenlage verbessern sollten. Leider waren die Bremsen immer noch nicht annähernd der Leistung gewachsen, was Jarier allerdings durch sagenhafte Beschleunigungen am Kurvenausgang wettmachte. Wie berichtet wird, vollbrachte er die spektakulärste Leistung des Wochenendes. Leider war es aber auch das letzte Rennen von Ferrari der Gruppe 7.
Zwei Bilder des ungewöhnlicher 712 mit Jarier am Steuer - in der modifizierten Version von 1972; was für ein Monster!
Epilog:
Das letzte Rennen?! Nein, das war immer noch nicht das Ende! 1 Jahr später taucht noch mal ein Fillipinetti 512M in Riverside aus. Weiter nicht erwähnenswert. Außer dass es vielleicht ein recht seltener U.S.-Einsatz von Fllipinetti war...
2 Jahre später tauchte dann der 712 noch mal auf - inzwischen war er in Besitz des N.A.R.T. übergegangen. Wieder war Sam Posey als Starter vorgesehen - und wieder konnte er nicht antreten. Diesmal allerdings aus einem recht merkwürdigen Grund. Beim (zu) heftigen Treten der überforderten Bremsen brach er sich den Fuß! Als Ersatz sprang kurzfristig ex-Ferrari-Prototypenfahrer Brian Redman ein; er startete vom Ende des Feldes, wobei er bei seiner tollen Aufholjagd (bis auf Platz 2!!!) nach 14 Runden leider die Piste verließ. Ausfall.
Leitbleche, Flügel, Airbox - viel neues am N.A.R.T. 712, aber das merkwürdige Fahrverhalten blieb; Redman in Watkins Glen 1974.
Und dann hätten wir noch den unverwüstlichen Herbert Müller, der 1974 die letzten Ferrari-Einsätze in der CanAm-Serie fuhr - mit einem merwkürdig umgebauten 512 mit aufgebohrter Maschine (wir haben weiter vorne schon ein Bild davon). Mit 16 Punkten wurde er 9. in der Meisterschaft.
Ende des CanAm-Abenteuers von Ferrari - und auch Ende der Serie...
2 x Müller mit seinem umgebauten (manche würden auch sagen 'entstellten') 512: oben in Watkins Glen 1974 - unten in Mosport 1974. Viel hat dieses Auto mit dem ursprünglichen 512S nicht mehr gemeinsam...