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Die Geschichte des Belgien GP

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Montag, 22. Mai 2006

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2006 findet der beliebte Belgien GP leider nicht statt. Hier Mal ein bisschen was zur Geschichte dieses Klassikers. Es wird noch einiges von mir zu dem Thema kommen, hier aber Mal der Anfang:

Die Strecken
1. Spa Francorchamps
Die Strecke in den Ardennen zwischen den Städten Spa und Malmedy ist die Strecke, auf der die Austragung des Belgien GP am häufigsten stattfand. Die Strecke ist eine der beliebtesten Kursen der Formel-1 Geschichte und noch einer der anstrengensten dazu. Wegen dem Höhenunterschied von 100 Meter und der zahlreichen komplizierten Kurven mit hohen Fliehkräften wird der Kurs in Spa auch Ardennen Achterbahn genannt. Nur 2 solcher Mutkurven in Spa sind die Senke Eau Rouge, die lange nur von den Besten mit Vollgasbefahren wurde, und zum anderen Blachimont. Die Strecke im Groben besteht aus vielen langen Geraden und vielen schnellen Kurven. Direkt nach der Start- und Ziel Geraden der Formel-1 (es gibt in Spa 2 verschiedene Startmöglichkeiten) folgt allerdings die enge Haarnadelkurve La Source. Unberechenbar in Spa ist auch das Wetter. Oftmals regnet es, manchmal nur auf einem Teil der Strecke. Ursprünglich war die Strecke 14,120 Kilometer lang, ab 1979 wurde sie aber auf 6,967 Kilometer gekürzt.
2. Zolder
Die Strecke in Zolder war 4,262 Kilometer lang. Bekannt wurde die Strecke vor allem durch den tödlichen Unfall von Gilles Villeneuve.
3. Nivelles
Die Strecke war 3,724 Kilometer lang.

Die Sieger
1925 Antonio Ascari (Alfa Romeo)
1930 Louis Chiron (Bugatti)
1931 William Williams und Caberto Conelli (Bugatti)
1933 Tazio Nuvolari (Maserati)
1934 René Dreyfus (Bugatti)
1935 Rudolf Caracciola (Mercedes)
1937 Rudolf Hasse (Auto Union)
1939 Hermann Lang (Mercedes)
1946 Eugéne Chaboud (Delage)
1947 Jean Pierre Wimille (Alfa Romeo)
1949 Louis Chiron (Talbot)
1950 Juan Manuel Fangio (Alfa Romeo)
1951 Giuseppe Farina (Alfa Romeo)
1952 Alberto Ascari (Ferrari)
1953 Alberto Ascari (Ferrari)
1954 Juan Manuel Fangio (Maserati)
1955 Juan Manuel Fangio (Mercedes)
1956 Peter Collins (Ferrari)
1958 Tony Brooks (Vanwall)
1960 Jack Brabham (Cooper Climax)
1961 Phil Hill (Ferrari)
1962 Jim Clark (Lotus Climax)
1963 Jim Clark (Lotus Climax)
1964 Jim Clark (Lotus Climax)
1965 Jim Clark (Lotus Climax)
1966 John Surtees (Ferrari)
1967 Dan Gurney (Eagle Weslake)
1968 Bruce McLaren (McLaren Ford)
1970 Pedro Rodriguez (BRM)
1972 Emerson Fittipaldi (Lotus Ford)
1973 Jackie Stewart (Tyrrell Ford)
1974 Emerson Fittipaldi (McLaren Ford)
1975 Niki Lauda (Ferrari)
1976 Niki Lauda (Ferrari)
1977 Gunnar Nielsson (Lotus Ford)
1978 Mario Andretti (Lotus Ford)
1979 Jody Scheckter (Ferrari)
1980 Didier Pironi (Ligier Ford)
1981 Carlos Reutemann (Williams Ford)
1982 John Watson (McLaren Ford)
1983 Alain Prost (Renault)
1984 Michele Alboreto (Ferrari)
1985 Ayrton Senna (Lotus Renault)
1986 Nigel Mansell (Williams Honda)
1987 Alain Prost (McLaren Porsche)
1988 Ayrton Senna (McLaren Honda)
1989 Ayton Senna (McLaren Honda)
1990 Ayrton Senna (McLaren Honda)
1991 Ayrton Senna (McLaren Honda)
1992 Michael Schumacher (Benetton Ford)
1993 Damon Hill (Williams Renault)
1994 Damon Hill (Williams Renault)
1995 Michael Schumacher (Benetton Renault)
1996 Michael Schumacher (Ferrari)
1997 Michael Schumacher (Ferrari)
1998 Damon Hill (Jordan Mugen Honda)
1999 David Coulthard (McLaren Mercedes)
2000 Mika Häkkinen (McLaren Mercedes)
2001 Michael Schumacher (Ferrari)
2002 Michael Schumacher (Ferrari)
2004 Kimi Räikkönen (McLaren Mercedes)
2005 Kimi Räikkönen (McLaren Mercedes)

Alles begann 1925
1925 wurde der erste Belgien GP ausgetragen. Oft wird zu diesem GP aber auch Europa GP gesagt. 1923 war nämlich der Italien GP gleich dem Europa GP und 1924 der Frankreich GP. 1925 war es also der Belgien GP, der in Spa anstand und über eine Distanz von 809,080 Kilometer ging. 7 Fahrer starteten beim Rennen, 5 Fahrer (jeweils alle Fahrer von Sunbeam und Bugatti) brachten das Auto nicht rechtzeitig für den Start am 28. Juni fertig. So mussten Henry Segrave, Pierre de Vizcaya, Giulio Masetti, Meo Constantini und Caberto Conelli beim Rennen zuschaun. So startete das Rennen in 3 Startreihen. In Startreihe 1 waren 2 Autos gestellt, in den anderen beiden jeweils 2. Doch bereits in Runde 1 war der GP um einen weiteren Fahrer ärmer. Der Franzose Robert Benoist musste seinen Delage 2LCV mit einem leeren Tank (in der 1. Runde!) abstellen. Raul Torchy und Rene Thomas folgten Benoist bald darauf; auch diese beiden waren Delage Fahrer. Bei Thomas entwickelte sich ein spektakuläres Feuer. Auch Gastone Brilli Peri (Alfa Romeo) und Albert Divo (Delage) fielen noch aus. Damit kamen nur 2 Fahrer ins Ziel. Beide fuhren einen Alfa Romeo P2. Der Italiener Antonio Ascari, Vater des späteren zweifachen Formel-1 Weltmeisters Alberto Ascari, der später auch noch den Belgien GP gewann, war dabei der Sieger. Nach 6 Stunden, 42 Minuten und 57 Sekunden war er im Ziel. Noch mehr als 7 Stunden und 3 Minuten brauchte der Zweitplatzierte Giuseppe Campari. Die Schnellste Rennrunde drehte übrigens auch Ascari. Dazu benötigte er 6 Minuten und 51,2 Sekunden.

Die Rückkehr 1930
Nach einer 4-Jährigen Pause kehrte der Belgien GP (und wieder nannte man ihn auch Europa GP) zurück in den GP Zirkus. Wieder war Spa Austragungsort. Das Rennen bestand aus 40 Runden auf der 14,914 Kilometer langen Strecke, was einer Gesamtdistanz von 596,560 Kilometer entsprach. Das Rennen war gegen Ende noch hochdramatisch. Der einzige Peugeot Pilot, Henri Stoffel (es war ein Peugeot 174S), führte das Rennen an, als ihm in der 39. von 40 Runden der Sprit aus ging. Nun Guy Bouriat auf einem Bugatti T35C in Führung. Der Franzose zeigte ein tolles Rennen und war über das Rennen klar schneller, als die Nummer 1 bei Bugatti, Louis Chiron. Bouriat fuhr mit 7:05,0 Minuten auch die schnellste aller Rennrunden. Doch Bugatti wollte einen Chiron Sieg und Bouriat musste ihn vor dem Zielstrich noch passieren lassen. Neben Stoffel gab es 2 weitere Fahrer, denen in Runde 39 der Tank austrocknete: Bugatti Pilot Joseph Reinartz und Ferdinand Montier auf einem Montier Speciale Ford. Mit Albert Divo wurde ein weiterer Bugatti T35C vor Arthur Duray in einem Aries 3.

Caracciola, Hasse und Lang: 3 Deutsche Sieger des Belgien GP 1935,1937 und 1939
Nach der Rückkehr 1930 fanden 3 weitere Belgien GPs statt. Ab 1935 dominierten die deutschen Fahrer dieses Rennen. Von 1935-1939 siegten jeweils nur deutsche Fahrer in Spa. 1936 und 1938 wurde allerdings jeweils nicht gefahren. Die Rennen 1935, 1937 und 1939 waren auch reine Belgien GPs, fielen also nicht mit einem weiteren GP zusammen, wie zuvor 2x mit dem Europa GP. 1935 siegte beim Belgien GP Rudolf Caracciola. Der Deutsche dominierte auch die gesamte Saison 1935. Die Renndistanz 1935 ging über 505,497 Kilometer. Mercedes war mit dem Mercedes Benz W25 das dominierende Werk und setzte sich klar gegen die Mitstreiter Alfa Romeo, Bugatti und Maserati durch. Hinter Caracciola wurde nämlich mit Luigi Fagioli ein 2. Mercedes Fahrer 2. Und auch ein weiterer Deutscher beeindruckte bei dem Rennen: Manfred von Brauchitsch. Auch er fuhr einen Mercedes und drehte in 5,23 Minuten die Schnellste Rennrunde, fiel allerdings in Runde 15 von 34 mit Motorschaden aus. Noch deutlicher wurde die deutsche Dominanz beim Belgien GP 1937. Neben Mercedes fuhr nämlich auch Auto Union, die beim Ardennen Rennen die Mercedes Fahrer klar in die Schranken weisen konnten. Nur die Schnellste Rennrunde schaffte ein Mercedes Fahrer, nämlich der Deutsche Hermann Lang. Dieser wurde auch als bester Mercedes Pilot vor Markenkollege Manfred von Brauchitsch 3. Davor aber 2 Auto Union Fahrer, ebenfalls 2 Deutsche: Sieger Rudolf Hasse und der 2. Platzierte Hans Stuck. Nur 2 Alfa Romeos trauten sich gegen die Silberpfeile von Mercedes Benz und Auto Union anzutreten. Raymond Sommer und Carlo Trossi versagten aber kläglich. Auch 1939 waren die deutschen GP Rennwagen samt den deutschen Fahrern die treibende Kraft und das beste Paket. Hermann Lang gewann im Mercedes klar vor Auto Union Pilot Rudolf Hasse und Manfred von Brauchitsch im 2. Mercedes. In Anbeteracht dessen, dass die Konkurrenz deutlich zahlreicher zum 1939er Belgien GP erschienen, als bei den beiden Belgien GPs zuvor, ist der Dreifachsieg der Deutschen Hermann, Hasse und Brauchitsch ebenfalls sehr bedeutend. Neben Alfa Romeo, die mit dem Franzosen Raymond Sommer auch den besten Nichtdeutschen auf Rang 4 stellten, fuhr auch Delahaye und Maserati. Mit Rudolf Caracciola fiel in Runde 7 durch Unfall auch ein weiteres deutsches Ass auf Mercedes aus.

Beitrag Montag, 22. Mai 2006

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So hier der Rest. Ich habe auch kleine Zusammenfassungen von Alfalfa und torino aus anderen Threads verwendet, hier nochmal zusammengefasst. Hoffe, das ist in Ordnung. Vielleicht hat jemand Ergänzungen!

2. Comeback 1946
Den Erfolg für Deutschland beim Belgien GP schlug erst der 2. Weltkrieg und auch die Streichung des Belgien GP bis 1946 ein Riegel vor. 1946, also im 2. GP Jahr nach dem Krieg, wurde wieder ein Großer Preis von Belgien ausgetragen und fand von nun auch regelmäßig statt. Nur hin und wieder pausierte der GP Kurs kurzzeitig in Belgien, wie 1948 oder 1957. Doch nach Hermann Langs Sieg 1939 dauerte es viele Jahre, bis wieder ein Deutscher diesen Klassiker gewinnen konnte: 1992 Michael Schumacher, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

1950: Der erste Belgien GP mit WM Status
Der GP Sport bzw. die Formel-1 trug 1950 erstmals eine Weltmeisterschaft aus. 7 der 23 GP Rennen 1950 wurden für die WM gewertet. Die ersten 5 Fahrer bekamen Punkte, die Teams bzw. Hersteller (Konstrukteure) noch nicht. Unter diesen 7 Rennen war auch der Belgien GP. Folgende Fahrer, die 1950 beim Belgien GP teilnahmen, fuhren auch schon bei dem GP 1949: Luigi Villoresi, Alberto Ascari, Giuseppe Farina, Juan Manuel Fangio, Louis Rosier, Philippe Etancelin, Pierre Levegh, Johnny Claes und Geoffrey Crossley. 1949 siegte der Franzose Louis Rosier mit dem Talbot Lago. 1950 wollte Talbot Lago den Sieg unbedingt wiederholen. Deshalb bestand das komplette Feld fast aus den blauen Renner, nur 7 Fahrer fuhren mit anderen Fahrzeugen (Ferrari, Alfa Romeo, Alta und Maserati). Rosier, Etancelin und Yves Giraud Cabantous waren als Werksfahrer bei Talbot gesetzt, dazu kamen noch einige Fahrer von Privatteams mit einem Talbot Lago 26, wie beispielsweise Raymond Sommer. Doch sowohl das Qualifying, als auch das Rennen gewann Talbot nicht, sondern jeweils Alfa Romeo. Dabei fuhr Giuseppe Farina auf Pole Position und Juan Manuel Fangio siegte. Hinter Luigi Fagioli wurde aber immerhin Louis Rosier als bester Talbot Fahrer 3., damit schlug er auch Farina, der 4. wurde. Doch alle 4 Ausfälle (jeweils durch Motorschaden) betraf Talbot.

Alberto Ascari folgt Vater Antonio
1952 und 1953 waren die Jahre, in dem Alberto Ascari Geschichte schrieb. Zum Beispiel als erster Weltmeister für Ferrari, oder als erster Doppelweltmeister der Formel-1 Geschichte. Doch beim Belgien GP 1952 gelang ihm ebenfalls ein Stück Geschichte. Wie sein Vater Antonio beim aller ersten Belgien GP 1925, konnte Alberto das prestigeträchtige Rennen gewinnen. Doch der Sieg unterschied sich doch sehr stark von jenem von Antonio. Bei Alberto Ascari war das Rennen gleichzeitig ein Formel-2 Rennen, was ja nicht ungewöhnlich war, denn 1952 und 1953 waren Formel-1 und Formel-2 (also jene Serie, die als 2. Liga ab 1985 in Formel-3000 und ab 2005 in GP2 umgetauft wurde) dasselbe. Bei dem Sieg von Antonio Ascari 1925 hieß die Formel-2 noch Voiturette Klasse. Die dominierenden Fahrer waren in jener Klasse 1925 u.a Henry Segrave, George Duller und Caberto Conelli, bzw. Luigi Platé, Pasquale Croce und Meo Constantini. Dominierende Teams waren Talbot, Frazer Nash, Bugatti und Chiribiri. Ein weiterer Unterschied von Albertos Sieg zu jenen von Antonio 27 Jahre zuvor war das Wetter. Während bei Antonio 1925 trockenes Wetter herrschte, lief der Belgien GP 1952 unter strömenden Regen. Dafür (aber nicht deswegen!) war die Renndistanz deutlich kürzer. Sie betrug 1952 506,88 Kilometer zu 809,080 Kilometer 1925! Auch die Dauer des Rennens unterschied sich stark: 1925 dauerte es 6 Stunden und 42 Minuten, 1952 nur 3 Stunden und 3 Minuten. Des Weiteren fuhr Antonio Ascari 1925 mit einem Alfa Romeo P2 (Alfa war 1952 übrigens nicht am Start!), Alberto Ascari mit einem Ferrari 500. Doch eines machten sie auch gleich: Sie dominierten das Rennen, holten sich jeweils Pole Position, Sieg und Schnellste Rennrunde. Beide gewannen und dominierten auch ihre Markenkollegen (Antonio Giuseppe Campari und Alberto Giuseppe Farina). Alberto Ascari gewann 1953 das Rennen auch zum 2. Mal, Antonio war beim Belgien GP nur einmal der Beste.

Mercedes siegt nach 16 Jahre wieder beim Belgien GP
Der nächste Sieg eines Deutschen beim Belgien dauerte nach dem Sieg von Hermann Lang 1939 wie bereits erwähnt sehr lange, der nächste Sieg eines Mercedes aber nicht ganz so lang. 16 Jahre nach dem Erfolg von 1939 siegte Mercedes 1955 wieder durch den Argentinier Juan Manuel Fangio. Wie auch 1939 der Mercedes Benz W154, so war 1955 der Mercedes Benz W196 sehr erfolgreich. 1939 trat Mercedes mit 4 Fahrern an (Lang, Manfred von Brauchitsch, Dick Seaman und Rudolf Caracciola), 1955 fuhren mit Fangio, dem Deutschen Karl Kling und Stirling Moss 3 Silberpfeile. Fangio siegte für Mercedes, übernahm bereits am Start die Führung von Pole Mann Eugenio Castellotti (Lancia), der später sogar noch ausfiel. Stirling Moss sorgte zudem als 2. vor Ferrari Pilot Giuseppe Farina für einen Doppelsieg.

1960: das schwarze Wochenende
Damals passierten 2 tödliche Unfälle: Chris Bristow (32) war einer der aufgehenden Stars der späten 50er und startete in Belgien zu seinem erst 4. Grand Prix auf einem Cooper Climax des Yeoman Credit Grand Prix Team, als er in der 20. Runde im Zweikampf mit dem Ferrari des Lokalmatadors Willy Mairesse bei der Zufahrt auf Burnenville die Kontrolle über seinen Wagen verlor, in die Streckenbegrenzung schleuderte und sich dabei tödliche Kopfverletzungen zuzog. Der um 4 Jahre ältere Alan Stacey (der übrigens durch eine Prothese am rechten Unterschenkel nicht beeinträchtigt war, sonst wäre er kaum von Colin Chapman für das Lotus-Werksteam verpflichtet worden) war in Spa in seinem erst 7. Grand Prix unterwegs, als er (5 Runden nach dem tödlichen Unfall seines Landsmanns) in Malmedy - auch an 6. Stelle liegend - die Gewalt über seinen Lotus verlor. Beim Anprall in die Böschung überschlug sich der Wagen und fing Feuer, während Stacey herausgeschleudert wurde und sofort tot war. Es wurde angenommen, dass der Fahrer in voller Fahrt von einem Vogel im Gesicht getroffen wurde, und der äußerst tragische Unfall auf diese Weise ausgelöst wurde (vergleichbar mit Tom Pryce, der von einem Feuerlöscher erschlagen wurde: Am 5. März 1977 wurde im südafrikanischen Kyalami der 3. Saison- GP ausgetragen. Der Waliser Tom Pryce startete vom 15. Startplatz, bekam aber die Kupplung nicht frei und fiel auf den letzten Platz zurück. Von dort begann er seine Aufholjagd, bei der er als letzten auch Jacques Laffite überholte. In der 22. Runde nahm die Tragödie ihren Lauf, als Toms Teamkollegen bei Shadow, Renzo Zorzi, auf der Start-Ziel-Geraden der Motor platzte, und er seinen Wagen gegenüber den Boxen abstellte. Die kleinen Flammen, die aus dem Motor schlugen, konnte Zorzi selber löschen. 2 junge Streckenposten (18-20jährige Studenten, keine ausgebildeten Marshals in den Siebzigern!) wollten ihm jedoch zu Hilfe kommen, und rannten, jeder mit einem ca. 10 kg schweren Feuerlöscher in der Hand, quer über die Strecke. Genau in diesem Moment kam mit ungefähr 280 km/h der Deutsche Hans Stuck (March Ford) mit Tom Pryce im Windschatten angeflogen. Dem ersten Streckenposten konnte Stuck gerade noch ausweichen, während der zweite vom linken Vorderrad von Toms Shadow Ford voll erfasst und ein paar Meter in die Luft geschleudert wurde. Der Feuerlöscher allerdings traf den Fahrer so gewaltig am Kopf, dass ihm der Helm abgerissen wurde und auch der Überrollbügel des Shadow wegbrach. Der Wagen raste ungebremst an der Leitplanke entlang - mit einem Toten am Steuer - und kollidierte in der nächsten Kurve mit dem zuletzt überholten Laffite, der dabei aber glücklicherweise mit dem Schrecken davonkam). Aber zurück zu Belgien 1960. Bereits vor dem Rennen gab es schwere Unfälle: Stirling Moss ist ständig am Limit, als er im Abschlusstraining über die 14,1 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitspiste fliegt. Plötzlich löst sich das linke Hinterrad seines Lotus die Nabe ist gebrochen! Bei Tempo 220 rast der zierliche Bolide in der Burnenville Kurve von der Bahn. Der Pilot wird aus dem Cockpit geschleudert. Der Brite kommt nach kurzer Benommenheit wieder zu sich. Auf allen Vieren hockt er im Gras. Er kann nicht sehen und leidet unter akuter Atemnot. Er bittet Bruce McLaren, der sofort gestoppt hat um Hilfe. Aber der Neuseeländer wagt es nicht, den Kollegen anzufassen. Die Entscheidung ist richtig: Drei Rückenwirbel sind angebrochen. Nach 15 Minuten erscheint ein Arzt am Unfallort. Schwer verletzt wird Moss in das Krankenhaus von Malmedy transportiert .Ein zweiter Unfall ereignet sich, als die Lenkung des Lotus von Michael Taylor bricht. Auch er kommt nicht mit heilen Knochen davon. Michael Taylors Formel 1 Karriere ist beendet, kaum dass sie begonnen hat

Belgien 1962: Eine Kollision endet in der Katastrophe
1962 kam es für Willy Mairesse in Spa zur Kollision mit Lotus-Werksfahrer Trevor Taylor, als beide um die Spitze kämpften. Eine leichte Berührung der Nase des Ferraris mit dem Heck des Lotus entfachte eine Flammenhölle. Taylor landete in einem Graben und kam mit einigen blauen Flecken davon. Mairesse hatte weniger Glück - sein Ferrari überschlug sich mehrfach und landete schließlich an einen Telegrafenmast, wo er Feuer fing. Mairesse, bewusstlos und ins Cockpit eingeklemmt wurde von einer am Unfallort anwesenden Krankenschwester namens Paula Heysecom mutig aus dem Wrack gezogen. Angesichts des fürchterlichen Unfalls kam Mairesse noch glimpflich davon: er trug Verbrennungen im Gesicht und an den Beinen davon, verlor seine gesamten Vorderzähne und wurde durch auslaufendes Kühlwasser verbrüht. Außerdem verletzte er sich am Fuß. Das Jahr war so gut wie gelaufen, aber Ende des Jahre konnte er noch den GP von Monza (wo er erstaunlicher 4. wurde) für Ferrari fahren.

Belgien 1964: Draha in der letzten Runde
Zuerst geht dem führenden Dan Gurney (Brabham Climax) in Stavelot das Benzin aus, fast gleichzeitig streikt beim neuen Spitzenreiter Graham Hill (BRM) die Benzinpumpe. Bruce McLaren (Cooper Climax) stirbt in der damaligen Zielkurve La Source der Motor ab. So fuhr Jim Clark zum 3. Belgien Triumph in Folge. Ein weiterer folgte 1965.

Belgien 1966: Massencrash am Start
Beim Belgien GP 1966 waren nach kurzer Zeit schon nur noch wenige Fahrer im Feld. Zunächst muss erwähnt werden, dass allgemein nur sehr wenige Fahrer beim Rennen in Spa teilnahmen. Die Qualifikation fuhren 19 Fahrer. Nur am Rande: Jackie Stewart fuhr im Quali nicht mit seinem Renn- BRM, sondern einem extra BRM, der einen BRM Motor mit 16 Zylinder hatte. Von den 19 Fahrern, die am Quali teilnahmen, starteten 4 beim Rennen nicht. Phil Hill, der mit einem eigenen Team und einem McLaren Ford antrat, fuhr das Rennen nur außerhalb der Wertung mit um Bildmaterial für den Film „Grand Prix“ zu bekommen. Die anderen 3 Starter, die beim Rennen nicht teilnahmen waren Bruce McLaren (McLaren Serenissima), Vic Wilson (BRM, allerdings vom Chamaco Collect Team) und Peter Arundell (Lotus BRM). Dass Rennen wurde dann unter äußerst schwierigen Verhältnissen gestartet. Die Strecke war zum großen Teil sehr nass, und am Start segelten deshalb 7 Fahrer aus dem Rennen, dazu hatte Jim Clark mit seinem Lotus Climax, der die letzten 4 Belgien GPs zuvor gewann, einen Motorschaden. Diese 7 Fahrer waren Jackie Stewart, Joakim Bonnier, Mike Spence, Graham Hill, Bob Bondurant, Dennis Hulme und Jo Siffert. Gewonnen hat das Rennen John Surtees auf Ferrari vor dem Österreicher Jochen Rindt auf Cooper Maserati.

1974: Fittipaldi trotz Fehler nicht bestraft
Ein seltener Fehler und auch dummer Fehler passierte beim Belgien GP 1974 in Nivelles dem Brasilianer Emerson Fittipaldi mit seinem McLaren Ford. Er nahm bereits bei der Vorstartlinie Gas weg und feierte sich als Sieger. Auf dem Zielstrich hatte er eher noch durch Zufall ein paar Meter Vorsprung auf den heranstürmenden Ferrari Piloten Niki Lauda. Dessen Teamkollege Clay Regazzoni hatte noch deutlich mehr Pech: Ihm ging in der letzten Runde auf Rang 3 liegend das Benzin aus. Immerhin wurde er noch als 4. gewertet.

Nilssons einziger WM Triumph beim Belgien GP 1977
Der letzte Schwede in der Formel-1 war Björn Wirdheim 2003 als Testfahrer bei Jordan Ford und 2004 als Testfahrer bei Jaguar Ford. Der letzte Schwede der auch GP fuhr, war 1991 Stefan Johansson bei Footwork Porsche beim Großbritannien GP, wo er sich nicht qualifizieren konnte. Sein letztes Rennen, das er auch fuhr war der Portugal GP 1989 für Onyx; da wurde er auch 3. Kaum zu glauben, dass es Mal Schweden gab, die auch GP Rennen gewannen. Und 1977 beim Monaco GP trug sich ein weiterer Schwede in die Siegerliste der Formel-1 ein. Es blieb auch sein einziger Formel-1 WM Sieg: Gunnar Nielsson. Es blieb wohl aber auch deshalb sein einziger GP Triumph, weil er wenig später an Krebs verstarb. Doch der Belgien GP 1977 war sein Rennen. Mit seinem Lotus Ford profitierte er allerdings von einigen Ausfällen, wie auch von dem seines Teamkollegen Mario Andretti, der auf Pole fuhr, allerdings am Start von John Watson (Brabham Alfa Romeo) zunächst überholt wurde und dann mit ihm kollidierte und aus dem Rennen war. Doch er setzte sich auch gegen Niki Lauda durch. Der Ferrari Pilot musste allerdings im Gegensatz zu Nielsson einmal an der Box halten. Übrigens: Mit Ronnie Peterson auf Tyrrell Ford wurde ein 2. Schwede 3.

Belgien 1981: Das UNglückswochenende für Mechaniker
Zolder 1981 ist wie Spa 1960, der Nürburgring 1976 oder Imola 1994 ein gutes Beispiel für ein ziemlich versautes Wochenende, weil einige Leute offenbar durch diverse Zwischenfälle die Nerven verloren, bzw. nicht mehr richtig bei der Sache waren. Man redet dann gerne von Unglücks-Wochenenden - tatsächlich sind es eher Konzentrationsmangel-Wochenende. Zu Stohr: So eine Niete war er selbstverständlich auch nicht. Jemand hat es schon erwähnt; er Deutsch-Italiener und er war Kinderpsychologe.1978 wurde er italienischer Formel-3-Meister (ein Titel der damals recht gut besetzt war) und seine nächsten 2 Jahre in der Formel-2 waren auch nicht zu verachten: mehrere Podestplätze, ein Sieg (Enna 1980) und ein 4. Platz in der Endabrechnung 1980 waren nicht schlecht. Klar war Patrese bei Arrows 1981 nach über 3 Jahren klar die Nummer 1 (und im Schnitt stand er auch 10 Starplätze vor ihm) und Stohr war hauptsächlich wegen seiner Sponsoren im Team, aber es ist auch eine Tatsache dass er nach diesem merkwürdigen Unfall nie mehr an die alte Form anknüpfen konnte und schnell sang- und klanglos in der Versenkung verschwand. Zum Unfall selbst: In Zolder, auf jenem Micky-Maus-Kurs mit einer sehr engen Boxengasse und einer schmalen Start- und Zielgeraden, überfuhr Carlos Reutemann (Williams Ford) in der hoffnungslos überfüllten Boxengasse den Osella-Mechaniker Giovanni Amadeo. Der Tod ihres Kollegen erschüttertete die gesamte Zunft der Formel-1 Schrauber: Vor dem Start am Sonntag protestierte man gegen die unzureichenden Sicherheitsbedingungen in der Boxengasse von Zolder. Einige Rennfahrer solidarisierten sich und kletterten nach der Aufwärmrunde noch einmal aus ihren Cockpits, so dass das Feld zu einer weiteren Einführungsrunde auf den Kurs geschickt werden musste. Doch nicht der Trainingsschnellste Reutemann, sondern Nelson Piquet (Brabham Ford) führte den Formel-1 Grid an, auch dahinter ging's nicht so geordnet zu. Bei der neuerlichen Rückkehr auf die Zielgerade verpasste der Brasilianer seine Startposition und wurde noch auf eine weitere Runde durch gewunken, um sich danach auf den 2. Startplatz einzureihen. Bis Piquet im Renntempo aus seiner zusätzlichen Aufwärmrunde zurückkehrte, liefen einige andere Motoren der wartenden Meute bereits heiß. Riccardo Patreses Arrows soff ab, gegen allen Regeln der Vernunft (und der FIA) kletterte Mechaniker Dave Luckett über die Boxenbegrenzung, um Patreses Cosworth noch einmal mit einem Pressluftstarter zu starten. Als Luckett sich am Heck des Arrows zu schaffen machte, sprang die Startampel auf Grün und ausgerechnet sein Teamkollege Siegfried Stohr fuhr mit seinem Arrows den unglückseligen Mechaniker über den Haufen... Es kam einem Wunder gleich, dass Dave Luckett diesen Unfall schwer verletzt überlebte, aber es war ein Skandal, dass dieses Rennen nicht sofort abgebrochen wurde. Bei Start und Ziel hielt man statt der roten Flagge ein schwarzes Tuch hinaus, zweimal raste das Feld vorbei, ehe der an dritter Stelle platzierte Didier Pironi seinen Ferrari und die hinter ihm liegende Konkurrenz merklich abbremste und endgültig zum Halt brachte. Dass Reutemann das Rennen vor Jacques Laffite (Ligier Matra) und Nigel Mansell (Lotus Ford) gewann, ist nebensächlich.

Belgien 1982: Villeneuve tot!
Beim Belgien GP 1982 bzw. dem Qualifying zum besagten GP gab es einen schrecklichen tödlichen Unfall eines der berühmtesten Fahrer der Formel-1 Geschichte. Gilles Villeneuve verstarb bei einem Crash mit seinem Ferrari. Darin beteiligt war der Deutsche Jochen Mass. Mass war auf der Auslaufrunde nach einer Qualirunde, als Villeneuve von hinten, auf einer gezeiteten Runde unterwegs, auf Mass auflief. Mass wollte von der Ideallinie weg, doch dort zog auch Villeneuve rüber. Der Kanadier touchierte den March von Mass und stieg in die Luft. Nach mehreren Überschlägen wurde er aus dem Wagen geschleudert. Der Wagen war ein reiner Schrothaufen. Für Villeneuve kam jede Hilfe zu spät. Weil Ferrari auch den Wagen von Didier Pironi zurückzog, rutschte Mass übrigens, eigentlich nicht qualifiziert, noch in die Startaufstellung hinein.

Beitrag Montag, 22. Mai 2006

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Belgien 1984: Letzte Ausfahrt Zolder
Nochmal zu Zolder (1984) - der Kurs hatte für 1984 einen wasserfesten Kontrakt als Veranstalter für den GP, sonst wäre schon damals das Rennen wohl nicht mehr dort ausgetragen worden - bei Teams und Piloten war er ziemlich unten durch. Es gab einen ungewöhnlichen Sieg von Ferrari. Die neuen Renner vom Typ 126C4 waren eigentlich nur modifizierte Versionen des 126C3 die sich in erster Linie durch einen etwas niedrigeren Schwerpunkt auszeichneten - und durch ein außergewöhnlich hässliches Äußeres! Schlecht waren die Wagen eigentlich nicht, doch das Schlimmste, was passieren konnte, war Michele Alboretos Sieg in Zolder, relativ früh in der Saison. In völliger Fehleinschätzung der Lage sah man sich bereits als erneuten Weltmeister, obwohl nur eine Menge Glück den Sieg ermöglicht hatte. Alboreto war in Superform, die Goodyear-Reifen passten an diesem Tag phantastisch auf die Strecke - und die Opposition war infolge einer schlechten Sprit-Lieferung zum Ausfall (viele Motorschäden!) verurteilt. Danach rutschte man fast in den Abgrund, zumindest nach Ferrari-Maßstäben - man führte während der gesamten restlichen Saison nicht einen einzigen Meter mehr. Alboreto kam zwar noch dreimal in die Punkte, doch ein Siegerauto hatte man ihm nicht zu bieten. Absoluter Tiefpunkt war das Heimspiel in Monza, wo sich die Ferrari von den Erzfeinden aus dem Hause Alfa Romeo überholen lassen musste. Es kam, was kommen musste: Mauro Forghieri wurde Mal wieder in die Entwicklungsabteilung verbannt, während sein ehemaliger Assistent Antonio Tomaini die technische Herrschaft im Team übernahm.

Belgien 1991: Schumachers F1 Beginn und der erste Sieg 1992
Berühmt wurde der Belgien GP auch 1991 durch das Debüt des bisher erfolgreichen Formel-1 Piloten aller Zeiten. Der Deutsche Michael Schumacher erblickte beim Belgien GP 1991 in Spa nämlich das Licht der Formel-1 Welt. Zu seiner Chance kam Schumacher durch unglaubliche Umständen: Der bisherige 2. Pilot beim neuen Jordan Ford Team, Betrand Gachot, wurde in der britischen Hauptstadt in London von der Polizei wegen einer Schlägerei mit einem Taxifahrer fest genommen. Teamchef Eddie Jordan brauchte schnell Ersatz. Da der grüne Jordan 1991 nicht nur toll aussah, sondern auch ordentlich fuhr, meldeten sich eine gute Anzahl an Fahrer bei Jordan, die den GP Wagen steuern wollten. Darunter waren einige bekannte Namen: Der Jordan Testfahrer Andrew Gilbert Scott, der Deutsche Bernd Schneider (der eigentlich schon am Anfang der Saison den Jordan steuern sollte, dem allerdings das Sponsorengeld ausging), der Österreicher Roland Ratzenberger (galt wie Schneider bereits am Anfang als fix für Jordan), der Schwede Stefan Johansson oder auch der Finne Keke Rosberg, der es noch einmal versuchen wollte. Doch letztlich bekam ein ganz anderer Fahrer eine Chance, eben ein gewisser „Milchbubi“ Michael Schumacher. Das Cockpit kam selbstverständlich auch durch die Mitgift von Schumacher Förderer Mercedes (in Form von Geld) und durch den genialen Manager Willi Weber zu Stande. Doch das Debüt funktionierte hervorragend. Sofort fuhr er den etablierten Fahrer Andrea de Cesaris an die Wand, nahm ihm in der Quali 7 Zehntelsekunden ab. Dadurch startete Schumacher sensationell von Rang 7, Teamkollege De Cesaris nur von Rang 11. Allerdings verursachte Schumacher den Ausfall (Kupplungsschaden) bereits in der ersten Runde in der Eau Rouge. Dennoch war sein Formel-1 Debüt mehr als gelungen. Viele Teams rissen sich um ihn, bereits für das nächste Rennen gewann Benetton Teamchef Flavio Briatore den Poker um Schumacher, nach langem Streit mit Jordan und den entlassenen Benetton fahrer Roberto Moreno. Auch 1992 fuhr Schumacher für Benetton Ford, dann auch wieder in Belgien. Es folgte ein sensationelles Rennen, das wegen zeitweise etwas Regen zu einem sehr schwierigen fuhr. Schumacher schlug die Konkurrenz fair und deutlich. Genau ein Jahr nach seinem Debüt gewann er sein erstes Formel-1 Rennen. 2. wurde Pole Mann Nigel Mansell auf Williams Renault, auch Riccardo Patrese, Schumachers Teamkollege Martin Brundle und Ayrton Senna (der wie Mansell im Grid vor Schumacher stand) kamen auf den Plätzen hinter Schumi und Mansell ins Ziel. Den Grundstein einer erfolgreichen GP Karriere legte Schumacher also in Belgien.

Schumacher Revanche 1995
Aber auch nach 1991 und 1992 zeigte Michael Schumacher unglaublich starke Rennen beim Belgien GP. So eines war beispielsweise jenes 1995 mit Benetton Renault. Eine Demütigung der Konkurrenz und eine Wiedergutmachung für das Schumacher bzw. Benetton Debakel 1994, als Schumacher wegen einer zu dünnen Bodenplatte disqualifiziert wurde und so sein Sieg aberkannt wurde. Schuld war wohl der Dreher von Schumacher. Doch 1995 sorgte er für eines der aufregensten Rennen seiner Karriere. Von Rang 16 gestartet fuhr er unter teils nassen, teils trockenen Verhältnissen ein tolles Rennen. Seine Aufholjagd ging bis nach vorne zu Williams Renault Pilot Damon Hill. Gegen ihn lieferte er sich rundenlang ein spektakuläres Duell mit einigen kleinen Berührungen. Es ging aber fair zu und Schumacher gewann auch vor Hill. 3. wurde Martin Brundle im Ligier Mugen Honda vor dem Deutschen Heinz-Harald Frentzen im Sauber Ford.

Belgien 1998: Größter Massencrash, große Emotionen, großer Überraschungssieger
Auch der Belgien GP 1998 schrieb Geschichte, und das in mehrfacher Form. Nicht ganz unschuldig war das regnerische Wetter. Denn beim Start kollidierte der McLaren Mercedes Pilot David Coulthard mit dem Ferrari Fahrer Eddie Irvine. Was dahinter passiert, ist einfach nur noch Chaos: 11 weitere Fahrzeuge rutschen als Schrotthaufen die Gerade zur Eau Rouge runter. Es war der größte Massencrash der Formel-1 Geschichte. Bei dem Unfall verletzte sich zum Glück nur einer: Rubens Barrichello (Stewart Ford) verstauchte seinen Arm. Neben ihm konnten weitere Fahrer am Rennen nicht mehr teilnehmen, das nach fast einer Stunde Unterbrechung neu gestartet wurde: Alexander Wurz (Benetton Mecachrome), Mika Häkkinen (McLaren Mercedes), Johnny Herbert (Sauber Petronas), Olivier Panis (Prost Peugeot), Mika Salo (Arrows) und Ricardo Rosset (Tyrrell Ford). Doch das Rennen verlor nach wie vor keine Dramatik: In Runde 25 kollidierte Michael Schumacher im Ferrari, deutlich dominierend bei der Überrundung von Coulthard mit dem Schotten. In der Gischt fuhr er auf Coulthard auf. Danach gab es eine Rangelei in der Box. Doch das Rennen kannte einen überraschenden Sieger: Damon Hill. Er sorgte für den ersten Sieg des Jordan Rennstalls. Der Deutsche Ralf Schumacher machte den Doppelsieg von Jordan Mugen Honda perfekt. Eigentlich war er schneller, aber Teamchef Eddie Jordan verbot ihm Hill zu überholen.

Belgien 2000: Ein Duell, dass in die Geschichte einging
Ausgerechnet gegen Michael Schumacher erlebte Mika Häkkinen beim Belgien GP 2000 eine Sternstunde gegen Michael Schumacher und meldete sich damit mit seinem McLaren Mercedes im Titelkampf zurück. Beim Überrunden des BAR Honda Fahrers Ricardo Zonta, setzte Schumacher in Führung liegend außen herum auf der Ideallinie zur Überrundung an, Häkkinen innen. Beide rauchten an Zonta vorbei. Häkkinen innen – Schumi außen. Häkkinen zog vorbei. Ein spektakuläres Manöver an der schnellsten Stelle des Kurses und an einer der schnellsten Stellen des gesamten Formel-1 Kalenders mit Ausnahmen einiger Geraden in Monza und Hockenheim. Häkkinen siegte vor Schumacher und Ralf Schumacher auf BMW Williams. Das Rennen begann übrigens wegen nassen Bedingungen hinter dem Safety Car.

2004: Schumacher wird zum bisher letztem Mal WM
Ausgerechnet beim Belgien GP wurde Michael Schumacher 2004 zum bisher letzten Mal Formel-1 Weltmeister. Dazu reichte dem Ferrari Star ein 2. Platz. Gewonnen hat völlig überraschend Kimi Räikkönen auf McLaren Mercedes. Nach einer bis dato völlig verkorksten Saison mit Motorschäden und Defekten siegte damit McLaren erstmalig und einzigmalig in der Saison 2004.

Beitrag Montag, 22. Mai 2006

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MichaelZ hat geschrieben:
2. Comeback 1946
Den Erfolg für Deutschland beim Belgien GP schlug erst der 2. Weltkrieg und auch die Streichung des Belgien GP bis 1946 ein Riegel vor. 1946, also im 2. GP Jahr nach dem Krieg, wurde wieder ein Großer Preis von Belgien ausgetragen und fand von nun auch regelmäßig statt. Nur hin und wieder pausierte der GP Kurs kurzzeitig in Belgien, wie 1948 oder 1957.

1947 und 1949 wurden belgische GP in Spa gefahren. Der GP von Belgien 1946 war ein Sportwagenrennen und wurde in einem Park in Brüssel ausgetragen...

Beitrag Dienstag, 23. Mai 2006

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Ja, dass 1947 und 1949 ein Belgien GP stattfand, hab ich ja in der Siegerliste erwähnt und ich hab ja auch geschrieben, dass ab dann immer regelmäßig, nur wenige Jahre nicht, gefahren wurde. Hab nur´nicht jedes Jahr aufgerollt.

Beitrag Dienstag, 23. Mai 2006

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Ich wollte auch mal ein paar Worte zu Zolder schreiben - aber ich finde mein bereits fast fertiges Manuskript nicht mehr! Ich hoffe es taucht wieder auf - ansonsten muss ich es noch mal machen - und das kann ein bisschen dauern... leider... :oops:

Beitrag Dienstag, 23. Mai 2006

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Das von Zolder ist von dir. Ich hab es hier nochmal mit her, weil ich finde, dass es gut hier her passt.

Beitrag Dienstag, 23. Mai 2006

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Ja, das war aus der Zusammenfassung, die speziell auf die drei unsäglichen Rennen 1973, 1981 und 1982 eingegangen ist. Ich hoffe ich habe den Text nicht überspreichert... ich ähm...... :x

Beitrag Dienstag, 23. Mai 2006

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Hoppla, ich wurde mal wieder zensiert... :)

Die Software scheint nicht so clever zu sein um Beschimpfung und Selbstbeschimpfung zu unterscheiden... :lol:

Beitrag Dienstag, 23. Mai 2006

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Der Massencrash 1998. Da war am Fernsehen gar nicht zu erkennen, was da passiert war. Man sieht David Coulthard in die Mauer krachen und dann über die strecke "rodeln" und Irvine ist links in der leitplanke. Danach gabs das ganze Gecrashe. Involviert sollen 18 Autos gewesen sein, dann hab ich woanders von 13(also deiner information nach) gelesen.
Heinz-Harald Frentzen: "Tanja und ich, wir werden Papa!"

Formel 1-Tippspielteam: Hansa-Rostock-Ferrari-YouTube-Team

Beitrag Dienstag, 23. Mai 2006

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Nach meinen Infos waren es 13. Es gab bei adrivo auch irgendwo schonmal ne Liste, wer alles beteiligt war, ich hab auch eine in meinem Archiv. Ich finde sie gerade nicht.

Beitrag Dienstag, 23. Mai 2006

Beiträge: 1192
Spa und seine Starts sind oft irgendwo schief gegangen.

Neben Spa 1998 nehmen wir als Beispiel 2004, als es in der ersten kurve zwischen Mark Webber(Jaguar) und Rubens Barrichello(Ferrari) krachte. Mark Webber verlor seinen Frontflügel. Außerdem schubsten sich auch noch Felipe Massa(Sauber) und Kimi Räikönnen(McLaren) an.

In der langen Gerade nach Eau Rouge dann die Quittung: Mark Webber rutscht in den BAR von Takuma Sato, der dreht mit 3 Rädern unkontrolliert auf der strecke in die mauer, Bruni(Minardi) will ausweichen und rutscht in die Reifenstapel und wird zurückgehauen, Pantano(Jordan) konnte nicht mehr ausweichen und traf das Heck. Aus Bruni´s Minardi loderten dann Flammen.

Aber gut, ist kein Vergleich zu 1998.
Heinz-Harald Frentzen: "Tanja und ich, wir werden Papa!"

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Beitrag Mittwoch, 24. Mai 2006

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Wenn man das so durchliest muss man sagen; es gab schon tolle Rennen in Spa. Ich habe kürzlich eine Schilderung von Jackie Stewart über den verregneten GP von 1965 - in seiner üblichen, etwas dramatischen Wortwahl. Mal sehen ob ich es wieder finde. Es ging darin sinngemäß (wie so oft bei ihm) um seine Beziehung zu Jim Clark. Um ein Haar wären die beiden ja Teamkollegen 1965 geworden, aber Stewart wählte BRM. In Spa soll es ihm dann gelungen sein Clark unter Druck zu setzten - und Stewart behauptet seit diesem Tag hätte Clark (sportlich) Angst (oder zumindest deutlichen Respekt) vor ihm gehabt. Weil es ihm in diesem Rennen nämlich gelungen wäre Clarks taktische Pläne zu durchkreuzen (auch wenn es auch technischen Gründen dann für Stewart nicht zum Sieg reichte). War wirklich lesenswert - ich hoffe ich finde den Bericht wieder...

Beitrag Donnerstag, 25. Mai 2006

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Also leider habe ich meinen Zolder-Bericht NICHT mehr gefunden - sehr frustrierend!!! Daher habe ich das Nötigste aus dem Kopf noch mal zusammengetippt - beim zweiten Mal geht ja bekanntlich alles schneller:

Zolder - ein paar Anmerkungen

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Streiks und Proteste haben Tradition in Zolder - hier 1981 der Protest anlässlich des Todes des Osella-Mechanikers Giovanni Amadeo.

Das Leben ist manchmal ungerecht. Wie Imola wird auch Zolder wohl auf ewig damit leben müssen einen legendären Piloten auf dem Gewissen zu haben - Gilles Villeneuve 1982. Obwohl der Kurs da bereits als Strecke für den belgischen Grand Prix so gut wie ausgedient hatte - und der Unfall nicht unbedingt typisch für Zolder gewesen war. Außerdem machte man im Kampf mit der anspruchsvollen Strecke von Spa auch nicht unbedingt eine gute Figur. Trotzdem mochte ich den Kurs immer - besonders zu Tourenwagen (DTM)-Zeiten war der Saisoneröffner 'Belgischer Löwe' für mich immer der Höpepunkt der Saison. Aber das gehört - wenn überhaupt - in unser DTM-Yesterday-Forum...

Die Formel 1 machte insgesamt (1973, 1975-82 und 1984) zehn Mal dort Station - auf einige Ereignisse möchte ich unten noch gesondert eingehen - denn es gab 3 sehr interessante GPs dort. Weitere wichtige Rennen waren F2-EM-Läufe 1975, 1980 und 1983 und F3000-EM 1988, sowie von 1977-1984 F3-EM-Läufe.

Zunächst mal ein bisschen Allgemeines zur Strecke: Ab 1963 gebaut (nach einem Plan von John Hugenholtz), 1965 eröffnet, im flämisch sprechenden Landesteil ca. 35 Kilometer nördlich von Lüttich gelegen, wurde Zolder 1973 zum ersten Mal mit der Ehre betraut, den belgischen Grand Prix zu veranstalten. Für nicht wenige Experten war es eine der ziellos entworfenen Rennstrecken, die in den sechziger Jahren aus dem Boden gestampft wurden. Enge Kurven und schwierige Schikanen und die nach einer Start-Ziel-Geraden folgende Linkskurve sorgten dennoch für eine anspruchsvolle Linienführung.

Der traditionelle Kurs von Spa Francorchamps galt als unsicher und die Rennfahrer-Gewerkschaft wollte den Ardennenkurs künftig boykottieren, weil er ihrer Meinung nach zu gefährlich war. Der neue Kurs von Nivelles in der Nähe von Brüssel hatte weder Piloten noch Zuschauer zuvor beeindrucken können. Außerdem war die Strecke brandneu, unfertig und mit einem rauhen, holprigen, provisorischen Belag ausgestattet. Dass aber 1973 das Rennen nicht in Nivelles, im wallonischen Teil des Landes, sondern in Zolder (Flandern) über die Bühne gehen musste, war eine Folge belgischer Politik - so etwas kennen wir ja auch heute aus der endlosen Diskussion um Spa!

Zolder hatte keinen leichten Start. Der Belag zeigte deutliche Schwäche und bis kurz vor dem Start war das Rennen alles andere als gesichert. Nach einem zweiten - ebenso wenig geglückten - Versuch in Nivelles kehrte der Grand Prix nach Zolder zurück und blieb hier von 1975 bis 1982.

Eng und von Schikanen zusätzlich verschandelt, wurde die gefährliche Natur der Strecke 1981 deutlich, als Carlos Reutemann einen Mechaniker über den Haufen fuhr und dabei tödlich verletzte - MichaelZ hat zu diesem Thema oben schon einen längeren Absatz geschrieben. Der Mann war während des Trainings in der Boxengasse zwischen die Räder von Reutemanns Williams geraten. Eine weitere Tragödie ereignete sich 1982, als Gilles Villeneuve auf seiner fliegenden Runde mit dem langsam fahrenden March von Jochen Mass kollidierte und in die Fangzäune katapultiert wurde.

Zolder veranstaltete noch einen weiteren Grand Prix, bevor das Rennen wieder nach Spa umzog. Inzwischen wurde der Kurs etwas modernisiert, um für die verschiedenen Rennformeln und Meisterschaften im Geschäft zu bleiben, de heute finden immer noch zahlreiche Motorsportveranstaltungen statt, wie beispielsweise GT-Rennen und Truck-Wettbewerbe. Die große Zeit ist freilich vorbei. Nach Villeneuves Tod (Ihm zu Ehren wurde später eine Schikane benannt) geriet der Kurs ungerechter Weise stark unter Beschuss, doch Zolder ist und bleibt eine Piste mit hohem Unterhaltungswert, die man unbedingt mal ablaufen sollte.

Zwei Rennen müssen hier natürlich noch etwas näher Beachtung finden:

1973: Kein guter Beginn

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Jackie Stewart inspiziert den aufbrechenden Asphalt 1973.

"Seht euch bloß diesen Strudelteig an', erklärte Jackie Stewart nach dem ersten Training auf der 4,22 km langen Zolder-Piste, denn die drei Tage alte Asphaltdecke begann sich in großen Fladen abzulösen. Zusätzlich hatten die Rennwagen eineinhalb Stunden lang den Sand von den unbefestigten Randstreifen auf die Bahn gebaggert. Nachdem Beltoise, Hailwood, Pace und Jarier von der Piste gesegelt waren, wurde das Freitag-Training abgebrochen. Zur Demonstration der Misere fuhr Stewart auf den Kurs hinaus und begann in der Spitzkehre mit bloßen Händen den Asphaltbelag abzulösen. Doch die Veranstalter wehrten sich vehement, man sehe keinen Grund für eine Absage. Stewart konterte: "Sollen wir warten, bis sich ein Fahrer umbringt?' Daraufhin schrubbten Baumaschinen die zweite, marmeladeweiche Asphaltdecke in einigen Kurven weg, die Grand-Prix-Driver-Association drohte mit Boykott, doch Ken Tyrrell fauchte seinen Starpiloten Stewart an: "Meine zwei Wagen, das sei klargestellt, werden starten.' Dann kam es zu einem Abkommen: Die Veranstalter garantierten den Piloten die Absage des Rennens, wenn sich der Kurs nach dem Abschlußtraining in einem untragbaren Zustand befindet. Die Piste verkraftete tatsächlich das Training, es war zum Glück kühler geworden - die Rettung! Der Grand Prix artete zwar in eine Art Rallye aus, acht von 23 gestarteten Fahrzeugen rutschen von der aufbrechenden Piste in Fangzäune und Leitplanken hinein. Jackie Stewart gewann so Grand Prix, den er eigentlich gar nicht wollte!

Dasselbe passierte übrigens witzigerweise ausgerechnet Spa 12 Jahre später, als sich 1985 im Training der Asphalt löste. Nach langem hin und her wurde das Rennen dann um ca. 3 Monate verschoben, obwohl schon ein Training gefahren war!

1982: Villeneuves Ende

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Der Tod gehörte 1982 noch fest zum Geschäft - und dadurch lies man sich das Feiern und Sekt-Spritzen nicht verderben.

Nachdem das Drama von 1981 von MichaelZ schon aufbereitet wurde, hier ein etwas umfangreicherer Bericht zu 1982, besonders dem Villeneuve-Unfall:

Im Gegensatz zum wenig glücklichen Rennen in Imola waren in Zolder alle Rennteams am Start, und bereits im Training kämpften 30 Anwärter mit harten Bandagen um die 26 zur Verfügung stehenden Startplätze. Um wieviel schneller die Formel 1-Boliden innerhalb eines Jahres jedoch geworden waren, verdeutlicht folgender Vergleich; Im Vorjahr belegte Reutemann mit1:22,28" vor Piquet (1:23,13") die erste Startreihe, aber mit diesen Zeiten hätten sie sich in diesem Jahr noch nicht einmal qualifiziert, denn mit 1:19,621" ergatterte March-Pilot Rauel Boesel zunächst nur den letzten Startplatz im 26-Wagen-Feld.

Die Renault-Turbos hatten die schmerzliche Niederlage von Imola offensichtlich verkraftet, denn Arnoux und Prost belegten einmal mehr die erste Startreihe vor dem neuen Williams FW08 von Rosberg und dem McLaren von Lauda. Offensichtlich angestachelt durch den zuletzt erzielten Ferrari-Doppelsieg, war Gilles Villeneuve mit seiner Zeit von 1:16,616", die ihm einen Startplatz in der 4. Reihe gesichert hätte, gar nicht zufrieden.

Im letzten offiziellen Zeittraining am Samstagmittag nahm der Kanadier nochmals den Kampf um Hundertstelsekunden auf. Plötzlich tauchte bei einer Geschwindgkeit von ca. 270 km/h der wesentlich langsamere March von Mass auf. Der versuchte die Ideallinie freizugeben, aber genau in dem Moment wollte auch Villeneuve ausweichen, berührte mit der linken Vorderwalze ein Hinterrad des March, und mit unvorstellbarer Gewalt wurde der Ferrari in die Luft geschleudert. Beim mehrfachen Aufprall barst der Wagen auseinander, Villeneuve wurde mit der gesamten Sechspunkt-Sicherheitsgurtverankerung aus dem Cockpit gerissen, über die Piste geschleudert und prallte in einen Fangzaun.

Zum Unfall, bzw. den Rettungsmassnahmen von Villeneuve bediene ich mir hier - der Einfachheit halber - den immer wieder gerne von mir zitierten Sid Watkins:

Das abschließende Training dauerte nur noch wenige Minuten, als plötzlich Roland Bruynseraede mit der roten Fahne auftauchte und uns auf die Piste schickte. Als wir auf den Kurs gingen, startete ein Ferrari hinter uns, den ich als Pironis Wagen erkannte. Auf dem hinteren Teil der Piste war der Asphalt mit Teilen eines Rennwagens übersät, und wir erkannten bald, dass es sich nur um Villeneuves Wagen handeln kann und ich erinnerte mich an Villeneuves Satz: "Ich hoffe, daß ich Sie nie brauchen werde." Das erste Einsatzfahrzeug war bereits bei ihm.

Villeneuve war aus seinem Wagen in den Sicherheitszaun katapultiert worden. Als ich bei ihm eintraf, atmete er nicht. Wir intubierten ihn sofort und begannen mit der künstlichen Beatmung. Bis zu meinem Eintreffen waren ungefähr 2 Minuten vergangen, aber der Arzt aus dem Einsatzwagen war bereits 30 Sekunden nach dem Unfall an der Stelle gewesen. Während mein Kollege mit der Beatmung fortfuhr, untersuchte ich Villeneuve. Er war schwach, seine Augen waren weit aufgerissen. Er machte äußerlich einen unverletzten Eindruck, was uns eine schwere Rückenverletzung vermuten ließ. Seltsamerweise hatte er bei der Kollision seine Schuhe und seine Socken verloren! Als ich aufsah, entdeckte ich Pironi hinter mir, der sich aber nach ein paar Sekunden wieder aus dem Staub machte.

Weitere Hilfe traf ein, und wir setzten intravenöse Infusionen. Sein Puls war zwar noch immer ziemlich stark, dennoch sah es nicht gut aus. Die Streckenposten hielten Decken als Sichtschutz hoch, und so vor neugierigen Blicken sicher brachten wir Gilles auf der Trage in einen Krankenwagen. Ich hielt seinen Kopf, um so weitere Verletzungen zu vermeiden.

Im medizinischen Zentrum konnten wir die Situation stabilisieren. Obwohl die Aussichten eigentlich hoffnungslos waren, brachten wir ihn im Militärhubschrauber in das Hospital St. Raphael nach Leuven, wo man bald anhand von Röntgenaufnahmen die furchtbare Diagnose stellte: Villeneuve hatte einen tödlichen Bruch der Wirbelsäule erlitten. Die Halswirbelsäule war an dem Verbindungspunkt zum Schädel gebrochen.

Marco Piccinini, Ferrari-Teammanager, hatte die ganze Zeit vor den Türen der Intensivstation gewartet und weigerte sich zu begreifen, dass man seinem Fahrer nicht mehr helfen konnte. Er glaubte, jemanden auftreiben zu können, der die Situation ändern könne. Nach einer kurzen Weile rief er mich nach draußen, um mit "dem besten Neurochirurgen der Welt zu sprechen", der in Montreal auf mich wartete. Das konnten wir ihm glücklicherweise als sinnlos ausreden.

Es gab später viele Untersuchungen über die Unfallursache. Kurz gesprochen: als er an Jochen Mass vorbeiziehen wollte, wurde er Opfer seiner Lückentheorie. Da, wo er überholen wollte, war kein Platz. Es gab eine Kollision und Villeneuve wurde samt Sitz und Sicherheitsgurten aus dem Boliden in den Zaun katapultiert, wobei niemand weiß, ob er sich das Genick bereits beim Verlassen des Wagens oder erst beim Aufprall auf den Boden brach. Ich bin aber sicher, daß er von alledem nichts gespürt hat. Im Gegensatz zu seinen Fans und seinen Freunden, die heute noch unter dem Verlust leiden.

1984: Nachschlag

Irgendwo habe ich es bereits etwas dazu geschrieben: der Kurs hatte für 1984 einen 'wasserfesten' Kontrakt als Veranstalter für den GP, sonst wäre schon damals das Rennen wohl nicht mehr dort ausgetragen worden - bei Teams und Piloten war er ziemlich 'unten durch' (wie man so schön sagt) - und Spa zeigte sich 1983 als glänzende Alternative. An das Rennen erinnere ich mich noch aus einem anderen Grund - nämlich wegen des ungewöhnlichen Sieges von Ferrari. Die neuen Renner vom Typ 126C4 waren eigentlich nur modifizierte Versionen des 126C3 die sich in erster Linie durch einen etwas niedrigeren Schwerpunkt auszeichneten - und durch ein außergewöhnlich hässliches Äußeres! Schlecht waren die Wagen eigentlich nicht, doch das Schlimmste, was passieren konnte, war Alboretos Sieg in Zolder, relativ früh in der Saison. In völliger Fehleinschätzung der Lage sah man sich bereits als erneuten Weltmeister, obwohl nur eine Menge Glück den Sieg ermöglicht hatte. Alboreto war in Superform, die Goodyear-Reifen paßten an diesem Tag phantastisch auf die Strecke - und die Opposition war infolge einer schlechten Sprit-Lieferung zum Ausfall (viele Motorschäden!) verurteilt. Danach rutschte man fast in den Abgrund, zumindest nach Ferrari-Maßstäben - man führte während der gesamten restlichen Saison nicht einen einzigen Meter mehr. Alboreto kam zwar noch dreimal in die Punkte, doch ein Siegerauto hatte man ihm nicht zu bieten. Absoluter Tiefpunkt war das Heimspiel in Monza, wo sich die Ferrari von den Erzfeinden aus dem Hause Alfa Romeo überholen lassen mußten. Es kam, was kommen mußte: Mauro Forghieri wurde Mal wieder in die Entwicklungsabteilung verbannt, während sein ehemaliger Assistent Antonio Tomaini die technische Herrschaft im Team übernahm.

Beitrag Donnerstag, 25. Mai 2006

Beiträge: 45812
Vielen Dank für den sehr guten Bericht, die Zitate von Sid Watkins gefallen mir sehr, man kann sich doch sehr gut ein Bild von den Unfällen machen. Das mit 1984 habe ich bereits oben geschrieben; habe mir erlaubt das mit zu meiner Belgien GP Zusammenfassung dazu zu stellen.

Beitrag Donnerstag, 25. Mai 2006

Beiträge: 8060
MichaelZ hat geschrieben:
Vielen Dank für den sehr guten Bericht, die Zitate von Sid Watkins gefallen mir sehr, man kann sich doch sehr gut ein Bild von den Unfällen machen.

Watkins hat manchmal eine etwas 'drastische' Ausdrucksweise - außerdem scheint er mir ein sehr dünkelhafter Mensch zu sein: etwas einfacher gestrickte Charaktere (wie etwa Nigel Mansell) stehen bei ihm ungefähr auf der Stufe eines Kretins, über die er sich gerne lustig macht (wobei ich natürlich nicht weiss inwiefern das durch meine deutsche Übersetzung beeinflusst wird). Aber seine Schilderungen sind uf jeden Fall lesenwert und interessant...

Beitrag Donnerstag, 25. Mai 2006

Beiträge: 45812
Ja, ich glaube, dass ich mir Mal sein Buch zulegen werde - wird dann mein erstes F1 Buch überhaupt sein!

Beitrag Donnerstag, 25. Mai 2006

Beiträge: 8060
...ich nehme an in ein paar Monaten könnte ich es auch restlos hier zitiert haben... :lol: :lol:

Beitrag Donnerstag, 25. Mai 2006

Beiträge: 8060
Von seinem zweiten Buch rate ich übrigens ab - völliges Geschwafel! Aber es behandelt ja auch einen wesentlich kürzeren und relativ ereignislosen Zeitraum.

Als Einstieg in die Materie (auch für Profis immer wieder schön zu lesen) würde ich Dir Adriano Cimarostis 'Autorennen', bzw. den Nachfolger 'Das Jahrhundert des Rennsports' empfehlen - gibt's bei eBay immer wieder günstig...

Beitrag Donnerstag, 25. Mai 2006

Beiträge: 45812
aha, gut zu wissen!

Danke dir!

Beitrag Donnerstag, 25. Mai 2006

Beiträge: 8060
MichaelZ hat geschrieben:
1950: Der erste Belgien GP mit WM Status
Der GP Sport bzw. die Formel-1 trug 1950 erstmals eine Weltmeisterschaft aus. 7 der 23 GP Rennen 1950 wurden für die WM gewertet. Die ersten 5 Fahrer bekamen Punkte, die Teams bzw. Hersteller (Konstrukteure) noch nicht. Unter diesen 7 Rennen war auch der Belgien GP. Folgende Fahrer, die 1950 beim Belgien GP teilnahmen, fuhren auch schon bei dem GP 1949: Luigi Villoresi, Alberto Ascari, Giuseppe Farina, Juan Manuel Fangio, Louis Rosier, Philippe Etancelin, Pierre Levegh, Johnny Claes und Geoffrey Crossley. 1949 siegte der Franzose Louis Rosier mit dem Talbot Lago. 1950 wollte Talbot Lago den Sieg unbedingt wiederholen. Deshalb bestand das komplette Feld fast aus den blauen Renner, nur 7 Fahrer fuhren mit anderen Fahrzeugen (Ferrari, Alfa Romeo, Alta und Maserati). Rosier, Etancelin und Yves Giraud Cabantous waren als Werksfahrer bei Talbot gesetzt, dazu kamen noch einige Fahrer von Privatteams mit einem Talbot Lago 26, wie beispielsweise Raymond Sommer. Doch sowohl das Qualifying, als auch das Rennen gewann Talbot nicht, sondern jeweils Alfa Romeo. Dabei fuhr Giuseppe Farina auf Pole Position und Juan Manuel Fangio siegte. Hinter Luigi Fagioli wurde aber immerhin Louis Rosier als bester Talbot Fahrer 3., damit schlug er auch Farina, der 4. wurde. Doch alle 4 Ausfälle (jeweils durch Motorschaden) betraf Talbot.


Komme heute (dank schlechtem Wetter) erst dazu einige Posts aufzuarbeiten. Ein paar Worte muss ich zum diesem GP von Belgien 1950 noch verlieren - denn man darf dieses Rennen nicht erwähnen, ohne Raymond Sommers grandiose Fahrt in seinem privaten 2 Jahre alten Talbot zu erwähnen. Sommer, einer der besten Rennfahrer der damaligen Zeit, war immer in der Lage solche Highlights abzuliefern. Aber Sommer war ein 'freier Geist' und hatte keinen Bock auf ein Leben als Werksfahrer. Vielleicht würde er sonst heute in den Statisiken viel besser darstehen - und einen größeren Bekanntheitsgrad genießen.

Zum Rennen: Anfangs sahs zwar nach der üblichen Alfa-Doppel- oder Dreifach-Leier aus, doch man hatte die Rechnung ohne Raymond Sommer gemacht, der sich einen Non-Stop-Taktik zurechtgelegt hatte (was mit dem Talbot kein Problem darstellte), aber gleichzeitig in der Lage war das Tempo der Ferrari und Alfa mitzugehen. Als alle Alfa so um die 11. Runde zum Tanken reinkamen, übernahm er für 5 grandiose Umläufe die Spitze und selbst als die Italiener ihn wieder eingeholt hatte, fuhr er ihnen mit sagenhaftem Speed hinterher. Da die Alfa auf jeden Fall noch einmal zum Tanken hätten reinkommen müssen, wären seine Chance auf den Sieg wirklich gut gewesen. Leider machte der Motor seines Talbot nur noch 3 Runden mit.

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Beitrag Donnerstag, 25. Mai 2006

Beiträge: 45812
Danke für deine Ergänzung!

Beitrag Donnerstag, 25. Mai 2006

Beiträge: 8060
Wobei man natürlich bei Raymond Sommer dazu sagen muss dass 'materialschonenden' Fahrweise für ihn ein Fremdwort war - insofern war der Ausfall beinahe zwangsläufig. Er brachte es (ich glaube in der '47 er Saison) mal fertig zwei Maserati Chassis einfach nur durch seine energische Fahrweise zu zerbrechen! Irgendwann gab's sogar mal an Privat-Fahrer die Warnung mal solle bloss nicht ausrangiertenSommer-Fahrzeuge kaufen - die seien nämlich FERTIG! :lol: :lol:

Beitrag Freitag, 26. Mai 2006

Beiträge: 759
Hat von euch jemand Fotos oder gar Pläne vom Umbau der Strecke (Spa)? Wäre euch diesbezüglich sehr dankbar! :)
Gegen fanatische und engstirnige Rotkäppchen im yesterday-Forum!

Euer pironi

Beitrag Freitag, 26. Mai 2006

Beiträge: 8060
pironi hat geschrieben:
Hat von euch jemand Fotos oder gar Pläne vom Umbau der Strecke Spa?

Meinst Du die alte Strecke? Oder die Neue? Oder den Umbau von der alten zur neuen? An der neuen Strecke wurde, soweit ich mich erinnern kann, sehr wenig, bis nichts verändert seit 1981. Lediglich an der Bus-Stop Schikane hat man ein bisschen rumgebaselt, bei Eau Rouge gab's mal im Jahr 1994 eine Schikane. Und ich glaube die Schikane oberhalb von Kemmel war nicht von Anfang an da.

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