Hatte eigentlich gedacht, dass die Ferrari-Typologie „Zylindervolumen = Fahrzeugtyp“ allgemein bekannt sei. Daher rührt auch der Name beim 625: 625 ccm x 4 Zylinder = 2.500 ccm. Beim 553 war das aber komplett anders, aber der Reihe nach.
Bereits ab dem allerersten Ferrari verwendete man dieses Typen-System (Tipo 125 = 125 ccm x 12 Zyl = 1500 ccm), aber relativ schnell brachte das Probleme mit sich. Die 125er wurden bereits nach einigen Monaten auf 1.9 Ltr (Tipo 159) aufgebohrt, und Anfang 1948 sogar auf volle 2 Ltr (Tipo 166). Ein und dasselbe Auto wurde also vom Tipo 125 zum 159, und dann zum 166er. Trotzdem hielt man an diesem System fest, bei den Monoposti bis 1953, bei den Sportwagen bis 1967 (330 P4, 4 Ltr.), und bei den Serienautos sogar bis 1974 (375 GTB, 4.5 Ltr.). Dieses System macht es mir übrigens fast unmöglich, die frühe Ferrari-Renngeschichte aufzuarbeiten.
Nach der Dominanz mit dem Tipo 500 (500 ccm x 4 Zyl = 2 Ltr.) entwickelte man 1953 den Nachfolger für die neue 2.5-Liter-Formel in 1954. Um das Auto zu testen setzte man bereits beim GP Italien 1953 2 Wagen für Maglioli und Carini ein, und zwar der noch gültigen Formel entsprechend mit 2-Liter-Motoren. Das waren zwar ebenfalls 4-Zylinder wie die 500er, aber trotzdem eine komplette Neukonstruktion. Aber wie sollte man diese Autos nun nennen? „Tipo 500“ wäre logisch gewesen, aber so hiess der Vorgänger bereits, und ausserdem war dieser Einsatz als 2-Liter eine einmalige Sache, ab der neuen Saison wäre das sowieso ein Tipo 625. Man kam dann auf „500/53“, aus dem schlussendlich dann „553“ wurde.
Aber wie du schon gesagt hast, das Ding war eine Gurke, so dass man sich dann entschloss, den alten 500er - vergrössert auf 2.5 Ltr. - vorläufig auch in 1954 einzusetzen. Und wieder stand man vor dem Namensproblem, und letztendlich griff man zu dem eigentlich für den Nachfolger reservierten Typnamen - 625.
Der weitere Jahresverlauf war chaotisch, es würde zu weit gehen, alles einzeln aufzuführen, es wurden wechselweise 625 und 553 (bei dem Namen ist man geblieben) eingesetzt, Zwitter gebaut, alte und neue 4-Zylinder hin und her versetzt, und am Ende der Saison hatte man dann ein einigermassen funktionierendes Auto. Ob Hawthorn’s Siegerwagen beim letzten Rennen der 1954er Saison in Pedralbes nun ein 553 (Squalo) oder ein 555 (Supersqualo) war, hängt von der Quelle ab, in der man es nachliest. Ich glaube aber, dass man in Marenello selber nicht gewusst hat, was das denn wirklich war. Auch die ersten Rennen in 1955 bestritt man noch teilweise mit dem alten 625er, erst ab Spa im Juni verliess man sich primär auf den 555. Gott sei Dank konnte man die D50 des Lancia-Teams übernehmen, und die 553/555 endlich einstampfen. Übrigens, einen „554“ wie in einigen Publikationen zu lesen, hat es nie gegeben.
Aber zurück zu den Typbezeichnungen. Durch die Übernahme des Lancia war man dieses Problem bei den F1 für einige Zeit los, aber mit der ersten echten Neukonstruktion war es wieder soweit, man führte ein System ein, dass zumindest teilweise bis in die heutige Zeit Verwendung findet: Ziffer 1 oder 1/2 bezeichnen den Hubraum, Ziffer 2/3 oder 3 die Anzahl der Zylinder. Der neue Tipo 246 hatte 2.4 Liter Hubraum (mehr war bei dem aufgebohrten F2-Motor - noch - nicht machbar) und 6 Zylinder. Das System wurde dann mit dem 156 (1.5 Ltr / 6 Zyl) und dem 312 (3 Ltr / 12 Zyl) fortgesetzt.
Auch bei den Sportwagen verwendete man dieses neue System, aber nur sporadisch, z.B. beim Dino 246 S und SP, sowie beim Dino 206 S. Endgültig zu dieser Typologie ging man 1969 über, mit dem 312 P und dem 512 S. Bei den Serienwagen machte auch der Dino wieder den Anfang mit dem Tipo 246, der dann zum 308 und 328 wurde.
Beide Typologien zeigen aber deutlich die Philosophie des alten Enzo:
Ferrari = Motoren, alles andere drumherum ist nebensächlich.
So, jetzt Tom wieder an der Reihe.