Also, jetzt zu dem vor einigen Tagen erwähnten Rennen mit "Dinner-Unterbrechung". Es war im Jahr 1925, und zwar beim Grossen Preis von Belgien in Spa. Genannt hatten nur 2 Teams, Alfa-Romeo mit 3 seiner neuen P2 und Delage mit 4 Wagen vom Typ 2LCV. Spa liegt im walonischen Teil Belgiens, für die französischen Delage also eine Art Heimrennen, dementsprechend frenetisch wurden Team und Fahrer von den Zuschauern gefeiert, während die Italiener einfach ignoriert wurden. Das Rennen ging über 800 km und beinahe 6 Stunden, und nach und nach fielen alle Delage technischen Defekten zum Opfer, bis nur noch Campari und Ascari (der Vater!) mit ihren P2 einsam ihre Runden drehten. Das Publikum war über den Ausfall der Delage enttäuscht, und auch über den langweiligen Rennverlauf mit nur noch 2 Wagen, es buhte und pfiff, und warf Gegenstände auf die Strecke. Vittorio Jano, Konstrukteur und Teamchef von Alfa Romeo, war stinksauer darüber, und holte beide P2 zum Boxenstop rein. Während die Mechaniker in aller Ruhe die Wagen warteten, volltankten, und sogar polierten, wurde für Ascari und Campari ein Tisch vor der Box aufgebaut, und ein komplettes Dinner serviert, einschliesslich jede Menge Rotwein (den vor allem Campari wie gewohnt ausführlich genoss!). Das Publikum fühlte sich jetzt natürlich richtig vera...., und begann zu randalieren, aber bevor es zu ernsten Ausschreitungen kommen konnte, setzten sich die beiden wieder in ihre Autos und fuhren das Rennen zu Ende. Campari muss aber wieder mal richtig blau gewesen sein, denn für die letzten Runden benötigte er 22 Minuten länger als Ascari!
Hier ein Bild von Campari, unverkennbar! Giuseppe Campari hatte 3 grosse Leidenschaften in seinem Leben - rennfahren, singen, und essen & trinken. Bereits 1914 im Alter von 22 Jahren fuhr er sein erstes Rennen, die Targa Florio, unter anderem gewann er je 2 mal den Grossen Preis von Italien und die Mille Miglia, und sogar 3 mal die Coppa Acerbo in Pescara. Parallel zu der Rennfahrerei war er aber auch ein begnadeter Opernsänger mit einem festen Engagement an der Oper von Bergamo. Er soll im Rennauto immer eine Flasche Chianti dabeigehabt haben, und während des Rennens gesungen haben, um seine Stimme zu trainieren! Monza 1933 sollte sein letztes Rennen sein, er wollte aufhören, und sich ausschliesslich seiner Gesangskarriere widmen. Es wurde sein letztes Rennen ...!