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Die Formel-1 Saison 1977

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Samstag, 16. Februar 2008

Beiträge: 45703
Nach den Geschehnissen beim Saisonfinale 1976 in Fuji (Japan), musste Niki Lauda über den Winter bei Ferrari viel Kritik über sich ergehen lassen. Und nicht nur von Ferrari, die bedauerten, dass Lauda 1976 der Titel durch die Lappen gegangen war, weil Lauda bei den widrigen Verhältnissen das Rennen vorzeitig und freiwillig beendete, kam Kritik. Auch einige Fans, vor allem aus Italien, gingen mit Lauda hart ins Gericht. Der Österreicher sei nach seinem Feuerunfall ein Weichei geworden. Lauda selbst nahm die Situation gelassen und wollte alle Kritiker Lügen bestrafen. Er wollte James Hunt, der auch nach der skandalösen Saison 1976 ein gutes Verhältnis zu Lauda pflegte, den Titel wieder abnehmen. An seine Seite wurde ihm ein neuer Teamkollege gestellt – der Argentinier Carlos Reutemann.

Das erste Qualifying in der Saison 1977 entschied nicht Lauda für sich, sondern Hunt. Zwischen Lauda und Hunt standen noch Lotus Ford Pilot John Watson und Patrick Depailler mit dem Tyrrell Ford. Das Rennen wurde zu einer regelrechten Hitzeschlacht und anders wie heut zu Tage bei Rennen in Malaysia oder Bahrain, setzte ein solches Rennen den Grand Prix Boliden ordentlich zu. Nur 7 Fahrer erreichten tatsächlich das Ziel. Hunt und Lauda waren nicht darunter. Dafür konnte das Wolf-Team des Kanadier Walter Wolf nicht besser in der Formel-1 debütieren: Sein Fahrer Jody Scheckter gewann den Argentinien GP, vor Brabham Alfa Romeo Pilot Carlos Pace und Reutemann. Ganz neu war das Wolf-Team ja nicht: Bereits im Jahr davor war Wolf im Wiliams-Team involviert. Nach Quereleien mit Teamchef Frank Williams, brachte Wolf das Team jedoch endgültig zum Ruin, nahm den Rest des Rennstalls und gründete sein eigenes Team. In der Gesamtwertung führte er damit natürlich auch.

Diese Führung – so viel kann vorweggenommen werden – hatte Scheckter, dessen große Chance 2 Jahre später kommen sollte, bereits nach dem Brasilien GP wieder aus den Händen verloren. Und das, obwohl in Brasilien eigentlich nicht viel anders war als in Argentinien. Die Sonne brannte wieder nieder und ließ das Quecksilber für alle Motoren empfindlich hoch klettern. Die hübsch bekleideten Samba-Tänzerinnen, aber auch alle anderen brasilianischen Formel-1 Fans machten Stimmung wie kaum wo anders. Das hat sich auch bis heute nicht geändert. Die Jubelszenen nach dem Brasilien GP 2006 waren überwältigend und wird so schnell nicht übertroffen werden können. Kein Wunder, damals kam einfach alles zusammen: Der erfolgreichste GP-Rennfahrer aller Zeiten trat ab, mit einem starken Rennen samt beeindruckenden Überholmanövern, Fernando Alonso feierte den Gewinn seines 2. WM-Titels nach einem aufregendem Fight über die Saison hinweg mit Schumacher. Und allen voran: Lokalmatador Felipe Massa gewann im Ferrari das Rennen – als erster Brasilianer seit Ayrton Senna, dem legendärsten Brasilianer, der in Brasilien geliebt wurde. Senna wurde überall geliebt.

Und noch was war in Brasilien 1977 nicht anders, als beim Saisonauftakt zuvor in Buenos Aires: James Hunt eroberte die Pole Position. Dahinter der bärenstarke Reutemann, der enttäuscht darüber war, seinen Heim-GP zum Beginn der Saison nicht zu gewinnen. Wegen des Favoritensterbens wäre es die Gelegenheit für Reutemann gewesen. Vor allem, wie man spätestens nach der Saison wusste, weil Reutemann auch im besten Auto der Saison saß. Doch Reutemann konnte seinen Frust überwinden – mit einem Sieg in Brasilien. Und der wurde ausgiebig gefeiert. Kein Wunder, vor dieser Kulisse. Und schließlich bleibt Südamerika auch Südamerika, egal, ob Argentinien oder Brasilien. Den Grundstein für den Sieg legte Reutemann am Start, als er sich an Hunt vorbeischob. In Führung war er damit noch nicht, denn die eroberte Brabhams Carlos Pace, wenn auch mit einem Frühstart. Als Lokalmatador hatte er Sonderrechte, eine Strafe gab es dafür von der brasilianischen Rennleitung nämlich nicht. Pace fiel aber wie viele andere Fahrer aus. Zu diesem Zeitpunkt waren Reutemann und Hunt schon an ihm vorbei. Platz 3 belegte Niki Lauda, der eine Aufholjagd aus dem Nirgendwo startete. Der damals einmalige Formel-1 Weltmeister startete nur von Rang 13 aus. 13, das bedeutete auch die Zahl an WM-Punkten, die Reutemann nun auf den Konto hatte. Damit führte er die WM an: Reutemann (13), Scheckter (9), sowie Pace, Hunt und Emerson Fittipaldi, der mit der lahmen Fittipaldi-Krücke im Team seines Bruders fuhr, (je 6). Die Konstrukteurs-WM: Ferrari (13), Wolf (9), Fittipaldi, Brabham, McLaren (je 6).

Nach 6 Wochen Pause stand der Südafrika GP an. James Hunt holte sich auch im 3. Quali die Pole Position. Dahinter landete Carlos Pace mit dem neuen Brabham Alfa Romeo BT45B. Dahinter war Niki Lauda als 3. qualifiziert. Lauda brauchte nicht lange, bis er im Rennen die Spitzenposition einnahm: Bereits am Start verabschiedete sich Pace aus der Führungsgruppe, weil er so gut wegkam von seinem Startplatz, als hätte er 200 Kilogramm Zusatzgewicht an Bord. Damit war Lauda schon 2. und duellierte sich mit Hunt. In der 7. Runde schnappte sich Lauda den Briten und fuhr auf und davon. Hunt fiel dagegen noch weiter zurück.

Das Wetter war nicht mehr so heiß, die Show, welche die Fahrer lieferten, bis zu dem Zeitpunkt aber stark. Doch alles wurde nebensächlich, denn in der 21. Runde gab es einen der hässlichsten und grausamsten Unfälle, welchen die Formel-1 je gesehen hat. Der Ford Cosworth Motor im Shadow des Italiener Renzo Zorzi erlitt einen Defekt. Mit einer spektakulären Rauchfahne samt Flammen stellte Zorzi das Auto neben der Strecke ab. Die Stelle, an dem Zorzis Motor hoch hing, war schwer einsehbar, weil sie auf einem Hügel war. 2 junge Feuerwehrleute rannten sofort zu Zorzis Auto, um den Shadow zu löschen. Man könnte es auch als jugendlichen Leichtsinn bezeichnen, denn es rauchte eine Gruppe an Rennwagen heran. Ausgerechnet Zorzis Teamkollege Tom Pryce konnte dem 19-Jährigen Feuerwehrmann Frederick Jansen Van Vuuren nicht mehr ausweichen, erfasste ihm mit hoher Geschwindigkeit. Van Vuuren wurde durch die Luft geschleudert, überlebte den brutalen Zusammenstoß natürlich nicht. Aber es kam noch schlimmer: Der Feuerlöscher von Van Vuuren traf Pryce und erschlug den Briten. Pryce war auf der Stelle tot, aber sein Shadow fuhr quasi mit einer Leiche an Bord ungebremst weiter. Erst als der Shadow in den Ligier Ford von Jacques Laffite krachte, kam er zum Stillstand. Glücklicherweise blieb zumindest Laffite unverletzt.

Das Rennen ging trotz des schrecklichen Zwischenfalls weiter. Lauda führte vorne deutlich, doch der Sieg stand auf Messers Schneide: Lauda sammelte mit seinem Ferrari einige Teilchen des Pryce-Shadows auf, welche die Kühlung verstopften. Die Temperaturen in Laudas Wagen wurden immer höher, aber der Motor und alle anderen kritischen Teile hielten durch bis zum Ende des Rennens. Und so konnte Lauda vor Jody Scheckter und Depailler. Damit war Lauda nun mit 13 Punkten gleichauf mit Teamkollege Reutemann. In Führung ging mit 15 Zählern aber wieder Scheckter. In der Konstrukteurswertung aber führte Ferrari mit 22 Punkten, vor Wolf (15) und McLaren (9).

Die Formel-1, vom Tod von Pryce eh schon geschockt, musste den nächsten Tiefschlag verkraften: Carlos Pace kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben! Der Absturz erfolgte während eines Unwetters am 18. März 1977 in der Nähe von São Paulo. Im Unwetter musste der Pilot, Marivaldo Fernandez die Orientierung verloren haben. Beim Absturz kamen alle Insassen ums Leben, also Fernandez, Pace, sowie der ehemalige Fluglehrer von Pace. Fernandez war selbst Rennfahrer und fuhr in Brasilien unter anderem Sportwagen, aber auch Formel-Rennen, darunter in einem Formel-Vee Renner von Emerson und Wilson Fittipaldi. Bei der Stadt Atibaia explodierte die einmotorige Maschine nach einem Motorschaden in der Luft. Die Insassen konnten später nur noch durch Fingerabdrücke identifiziert werden. Pace, der erst 2 Wochen vor dem Unglück den Flugschein gemacht hatte, saß auf dem Platz des Copiloten. Er hinterließ seine Frau und 2 Kinder. Sein damaliger Teamchef Bernie Ecclestone zur Tragödie: „Das ist schrecklich, ich hatte Carlos noch vor den Risiken des Fliegenlernens gewarnt.“ Die brasilianische Regierung verhängte eine 3-tägige Staatstrauer.

Mit dem Verlust zweier Formel-1 Fahrer ging die Formel-1 nach Long Beach, um den USA-West GP auszutragen. Die Serie an Pole Positions von James Hunt, der in der Pause zwischen dem Rennen in Südafrika und Amerika ein nicht zur WM zählendes Rennen im britischen Brands Hatch gewann, hatte in Long Beach ein Ende. Südafrika-Sieger Niki Lauda holte sich die Pole Position, vor Lotus Ford Pilot Mario Andretti. Der US-Amerikaner bewies wieder seine Gabe, sich bei Rennen in den Vereinigten Staaten von Amerika, besonders motivieren zu können. Am schnellsten den Weg in die turbulente und kollisionsreiche erste Kurve fand Scheckter, der damit vor Andretti und Lauda in Führung ging. Dahinter war Chaos angesagt. Die 3 lieferten sich eine tolle Schlacht um den Sieg. Scheckter führte dabei die meiste Zeit des Rennens – bis zur vorletzten Runde. Dann wurden seine Reifen schlecht und er fiel auf Rang 3 zurück. Der Sieger Andretti, sowie Lauda, zogen an Scheckter vorbei und gewannen das Rennen. Es war doppeltes Pech für Scheckter, denn somit führte er auch nicht mehr die Weltmeisterschaft alleine an, sondern teilte sich die WM-Führung mit Lauda. Beide hatten je 19 Punkte nach 4 Rennen gesammelt, Reutemann blieb mit 13 Punkten WM-3. In der Konstrukteurswertung war die Führung für Ferrari deutlich: Ferrari (28), Wolf (19), Lotus (13).

Quellen: grandprix.com, motorsportmemorial.org, motorsportarchiv.de, mein Archiv

Beitrag Samstag, 16. Februar 2008

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Jetzt wo, ich ich mit der F1-Saison 1977 beschäftige, muss ich zugeben, dass sie wirklich sehr spannend war. Da gab es viele Fahrer, die da vorne mitgefahren sind. Ich mach mal mit dem 2. Teil weiter:

Am 8. Mai dann stand endlich der Auftakt zur Europasaison an – nach 4 Überseerennen war die Formel-1 also wieder zu Hause. Zu Hause in Europa, in Spanien. Vom Sieg im vorangegangen Rennen beflügelt, holte sich Andretti die Pole Position für den GP von Spanien. Andretti dürfte zusätzlich auch die Weiterentwicklungen am Lotus Ford 78 geholfen. Diese Weiterentwicklungen gelten als erster Grundstein für das erste Ground-Effekt Formel-1 Auto, dem Lotus-Boliden von 1978. Hinter Andretti reihten sich Laffite und die beiden Ferrari-Fahrer Lauda und Reutemann auf. Der 3. Startplatz von Lauda blieb im Rennen frei, denn Lauda konnte im Rennen nicht antreten. Nach einem kleinem Unfall im Warm-Up machte sich eine Rippe schmerzhaft bemerkbar, die sich Lauda bei dessen Feuercrash 1976 verletzt hatte. Mit dem Ausfall von Lauda war der Andretti-Sieg in Stein gemeißelt. Es bleibt offen, ob Lauda den dominierenden Andretti hätte schlagen können. Für Andretti war es der 2. Sieg in Folge. Dahinter kamen Reutemann und Scheckter ins Ziel. Letzter führte die Weltmeisterschaft nun wieder an, doch es schien sich auf einen spannenden 4-Kampf hinauszulaufen: Scheckter (23), Andretti (20), Reutemann und Lauda (je 19). In der Konstrukteurs-WM war der Kampf um die Krone weniger spannend: Ferrari (34), Wolf (23), Lotus (22).

Beim Monaco GP konnte Scheckter seine Führung in der Gesamtwertung mit einem Sieg weiter ausbauen. Der Sieg war eine logische Folge auf die schlechten Startpositionen von Lauda (6) und Andretti (10). Im Rennen holten beide aber auf, Lauda wurde immerhin noch vor Teamkollege Reutemann 2., Andretti 5. Scheckter hatte nun schon ein etwas beruhigenderes Polster von 7 Punkte Vorsprung auf Lauda. Laude, Reutemann und Andretti trennten nur 3 Punkte. Auch wenn es erst nicht danach aussah, aber Belgien war ein gutes Wochenende für die WM. Im regnerischen Qualifying musste er sich mit Platz 11 geschlagen geben, während Andretti sich die Pole Position vor Watson und Andrettis Teamkollege Gunnar Nielsson holte. Auch das Rennen wurde unter nassen Bedingungen abgehalten und dementsprechend viele Überholmanöver und Verschiebungen im Klassement gab es. Es war ein rabenschwarzer Tag für 3 der 4 Titelaspiranten: Andretti rauschte gleich in der ersten Kurve den besser losgestarteten Watson ins Heck und war draußen. Nur unwesentlich länger fuhr Scheckter – dann gab der Ford-Motor den Geist auf. Und Reutemann verabschiedete sich mit einem Fahrfehler. Es war die Gunst der Stunde für Nielsson, der zwischenzeitlich ebenfalls zurückgefallen war, und der Schwede, der 1978 an Krebs erkrankte, gewann seinen einzigen Grand Prix, der WM-Status hatte. Lauda wurde vor Tyrrell Ford Pilot Ronnie Peterson 2. Damit kam er bis auf einen Punkt ran an Scheckter, während bei den Konstrukteuren Lotus mit einem Punkt (33:32) an Wolf auf Platz 2 vorbeizog.

Viel gewonnen, viel zerronnen: Nach dem guten Wochenende für Lauda, war das Wochenende in Schweden für den Österreicher verflixt. Bereits im Qualifying setzte sich der Trend fort: Ferrari war im Abschlusstraining miserabel – anders kann man Startplatz 12 für Reutemann und 15 für Lauda nicht ausdrücken. Die erste Reihe glich währenddessen der des Belgien Grand Prix: Andretti auf Pole, dahinter Watson. Die Ausgangslage für das Rennen war also spannend. Es gab viel zu klären: a) Kommt Watson am Start wieder besser weg, als Andretti? b) Kracht es zwischen Andretti und Watson am Start wieder? c) Um wie viel Punkte kann Scheckter, in Lauerstellung auf Platz 4 im Grid, seinen Vorsprung auf Lauda vergrößern? d) Startet Lauda wieder eine derartig tolle Aufholjagd, wie das Rennen zuvor? Und das waren nur die spannenden Fragen, was den WM-Kampf betraf. Und das Rennen wurde der erwartenden Spannung mehr als Gerecht. Frage a): Ja, Watson startete wieder deutlich besser als Andretti, der zudem noch hinter Scheckter zurückfiel. Und wieder mischte sich Watson in den WM-Kampf mit ein, denn wieder war er in eine Kollision mit einem Titelanwärter verwickelt. Dieses Mal war es für Scheckter. Der Südafrikaner hatte damit zum 2. Mal in Folge eine 0-Nummer zu beklagen und verpasste die Gelegenheit, die WM-Führung weiter auszubauen.

Es sah alles nach einem sicheren Sieg für Andretti aus, zumal Laudas Ferrari dem Fahrverhalten eines Schneemobils glich. Nach 3 Boxenstopps gab Lauda auf aussichtsloser Position auf. Doch auch Andretti sollte es noch mit Problemen zu tun bekommen: 2 Runden vor Schluss machte sich die schlampig berechnete Strategie von Lotus bemerkbar, denn der Sprit ging aus. Andretti schaffte es noch zur Box, fiel aber dementsprechend auf Rang 6 zurück. Und so war der Weg frei für andere Fahrer: Laffite gewann das Rennen, vor Jochen Mass auf McLaren Ford, dahinter Reutemann. Der Argentinier nutzte die Patzer und Probleme der Titelanwärter und holte im Gesamtklassement auf – 4 Punkte waren jedoch zu wenig, um sich in den Titelkampf zurückzumelden. 5 Punkte fehlten ihm noch auf Scheckter, der natürlich weiterhin mit einem Punkt vor Lauda lag.

Um die beiden aussichtsreichen Titelkontrahenten in der Startaufstellung für den Großen Preis von Frankreich zu finden, musste man weit nach hinten schauen. Scheckter stand auf Rang 8, Lauda direkt dahinter. Dafür lief der Lotus wie auf Schienen. Nur der starke Hunt vereitelte eine Lotus-Doppelpole. Doch einmal mehr legte Andretti einen grottigen Start hin und verlor die Führung an Hunt und Platz 2 an Watson. Das Rennen war nicht übertrieben spannend, aber es gab einige Platzveränderungen: Zunächst ging Watson an Hunt vorbei, dann Andretti. Und letztlich schnappte sich Andretti auch Watson, der dieses Mal glücklicherweise nicht wieder das Zünglein an der Wage war und in eine Kollision verwickelt war. Fairerweise muss erwähnt werden, dass Watson eigentlich auch nie wirklich die Schuld hatte. So gewann also Andretti vor Watson und Hunt. Lauda kam immerhin noch auf Platz 5, während Scheckter einmal mehr seinen Wolf Ford abstellen musste. Dieses Mal kam ihm ein Reifenschaden in die Quere. Doch das machte die Weltmeisterschaft deutlich spannender: Lauda (33), Andretti, Scheckter (je 32), Reutemann (28).

Beim Großbritannien GP 1977 holte sich Hunt die Pole Position vor Watson, sowie Lauda und Scheckter. Dahinter waren die beiden Lotus-Fahrer Nielsson und Andretti. Es sollte ein entscheidendes Rennen werden für die WM, denn Scheckter und Andretti kamen nicht ins Ziel. Der Mann des Rennens war James Hunt. Der Brite und aktuelle Weltmeister fiel nach dem Start auf Rang 4 zurück, war am Ende aber dennoch als Sieger in der Mitte des Siegespodest. Watson war dabei der Pechvogel, denn kurz vor Schluss rollte Watson aus, weil kein Benzin mehr den Motor erreichte. An der Benzinzufuhrleitung war also was defekt. Und so gewann Hunt vor Lauda und Nielsson. Damit führte Lauda nun mit 7 Zählern vor Scheckter und Andretti. McLaren verdrängte Wolf vom 3. Platz der Konstrukteursmeisterschaft. Und beim Deutschland GP baute Lauda diese Führung mit einem Sieg auf 10 Punkte aus. Scheckter wurde – von der Pole Position ins Rennen gegangen – immerhin 2., vor dem Deutschen Hans Joachim Stuck im Brabham Alfa Romeo. In der Gesamtwertung entpuppte sich Lauda nun zum Favoriten: Lauda (48), Scheckter (38), Andretti (32). Die Konstrukteurs-WM: Ferrari (65), Lotus (47), Wolf (38).

Und für Lauda sprach: Nun stand der Österreich GP an – das Heimrennen von Lauda. Und für dieses Rennen war er klarer Favorit, vor allem nachdem er im Qualifying endlich seine Misere beendete und vor Hunt und Andretti auf Pole Position fuhr. Vor dem Rennen fiel Regen, doch bereits für den Start war die Piste im abtrocknendem Zustand. Also entschieden sich fast alle Fahrer auf Slicks-, also Trockenreifen. Zu Beginn des Rennens konnte Lauda, wie so oft im Rennen, jedoch nicht überzeugen, sondern vielmehr Andretti. In einem spannendem Dreikampf schnappte er sich Lauda und Hunt in einem Überholmanöver! Doch das Pech klebte dem US-Amerikaner am Gasfuß: Andretti schied in der Runde 12 mit Motorschaden aus. Der Motor des neuen Führenden James Hunt hielt nicht viel länger: In Runde 44 war Schluss für den Briten. Der neue Führende hieß nun Alan Jones und fuhr einen Shadow Ford. Und tatsächlich schaffte der Australier mit einer coolen Fahrt bis zum Ziel den Sieg, vor Lauda und den neuerlich starken Stuck. Weil auch Scheckter nach einer Kollision mit dem March Ford von Patrick Nève das Rennen vorzeitig beenden musste, ging das Ergebnis für Lauda in Ordnung, was ein Blick auf den Gesamtstand zeigte: Lauda (54), Scheckter (38), Reutemann (34).

Quellen: grandprix.com, motorsportarchiv.de

Beitrag Samstag, 16. Februar 2008

Beiträge: 45703
So und nun der letzte Teil. Ich hoffe es wird noch ein bisschen über das eine oder andere diskutiert, wie auch im 1975er Thread. Für mich war (zumindest jetzt im Aufarbeiten) die Saison 1977 die spannenderere.

In Holland baute Lauda die Führung noch deutlicher aus. Zwar führten zunächst andere Fahrer, doch Hunt und Andretti in Führung kollidierten. An Laffite, der letztlich 2. wurde, zog Lauda selbst vorbei. Scheckter kam auf Platz 3, hatte nun aber schon 21 Punkte Rückstand. Lauda konnte sich nur noch selbst im Weg stehen. Und als beim Italien GP bekannt wurde, dass Lauda am Ende der Saison Ferrari in Richtung Brabham Alfa Romeo verlassen würde, sahen viele diesen Wechsel als ein mögliches Bein, dass sich Lauda stellen könnte. Doch er strafte wieder einmal alle Lügen. Lauda wurde wie 1975 in Italien vorzeitig F1-Champion, denn Scheckter viel mit einem Motorschaden aus und damit ergab sich folgendes Bild: Lauda (69), Scheckter (42), Andretti (41).

Der neue Weltmeister warf sich nach dem USA-Ost GP, den er hinter Hunt, Andretti und Scheckter auf Platz 4 beendete, über den Haufen und fuhr die letzten beiden Rennen nicht mehr mit. Ferrari holte für die letzten Rennen den Lauda-Ersatz Gilles Villeneuve. Der Kanadier war auch der neue Ferrari-Pilot ab 1978. Die letzten beiden Rennen konnten Scheckter und Hunt für sich entscheiden.

Der WM-Endstand 1977:
1. Niki Lauda (AUT) 72 (Ferrari)
2. Jody Scheckter (SA) 55 (Wolf Ford)
3. Mario Andretti (USA) 47 (Lotus Ford)
4. Carlos Reutemann (ARG) 42 (Ferrari)
5. James Hunt (GBR) 40 (McLaren Ford)
6. Jochen Mass (GER) 25 (McLaren Ford)
7. Alan Jones (AUS) 22 (Shadow Ford)
8. Patrick Depailler (FRA) 20 (Tyrrell Ford)
9. Gunnar Nielsson (SWE) 20 (Lotus Ford)
10. Jacques Laffite (FRA) 18 (Ligier Matra)
11. Hans Joachim Stuck (GER) 12 (Brabham Alfa Romeo)
12. Emerson Fittipaldi (BRA) 11 (Fittipaldi Ford)
13. John Watson (GBR) 9 (Brabham Alfa Romeo)
14. Ronnie Peterson (SWE) 7 (Tyrrell Ford)
15. Vittorio Brambilla (ITA) 6 (Surtees Ford)
16. Carlos Pace (BRA) 6 (Brabham Alfa Romeo)
17. Clay Regazzoni (SUI) 5 (Ensign Ford)
18. Patrick Tambay (FRA) 5 (Ensign Ford)
19. Renzo Zorzi (ITA) 1 (Shadow Ford)
20. Riccardo Patrese (ITA) 1 (Shadow Ford)
21. Jean Pierre Jarier (FRA) 1 (Ligier Matra)

1. Ferrari 95
2. Lotus Ford 62
3. McLaren Ford 60
4. Wolf Ford 55
5. Tyrrell Ford 27
6. Brabham Alfa Romeo 27
7. Shadow Ford 23
8. Ligier Matra 18
9. Fittipaldi Ford 11
10. Ensign Ford 10
11. Surtees Ford 6
12. Penske Ford 1

Quellen: grandprix.com, motorsportarchiv.de

Beitrag Samstag, 16. Februar 2008

Beiträge: 0
Hatte Lauda einen Unfall in den USA warum er danach die letzten 2 Rennen nicht mehr wahrnam oder keine "Lust"? Konnt ich jetzt nicht so richtig rauslesen... :oops:

Beitrag Samstag, 16. Februar 2008

Beiträge: 45703
Ja stimmt, da habe ich mich undeutlich ausgedrückt. Kommt davon, wenn man das so schnell schreibt. Also Lauda zerstritt sich mit Ferrari. Warum genau, weiß ich nicht. Ich nehme an, das hat mit seiner Entscheidung zu tun, das Team am Ende der Saison zu verlassen. Aber zwischen Lauda und Ferrari krieselte es ja schon seit den Ereignissen beim Fuji-Rennen 1976, aber eigentlich sogar schon davor.

Beitrag Samstag, 16. Februar 2008

Beiträge: 182
MichaelZ hat geschrieben:
Ja stimmt, da habe ich mich undeutlich ausgedrückt. Kommt davon, wenn man das so schnell schreibt. Also Lauda zerstritt sich mit Ferrari. Warum genau, weiß ich nicht. Ich nehme an, das hat mit seiner Entscheidung zu tun, das Team am Ende der Saison zu verlassen. Aber zwischen Lauda und Ferrari krieselte es ja schon seit den Ereignissen beim Fuji-Rennen 1976, aber eigentlich sogar schon davor.


Lauda kündigte ja vor Ende der Saison bei Ferrari, und außerdem nahm er seinen Chefmechaniker Emmanuell Cuoghi (oder so ählich) mit zu Brabham. Daraufhin verweigerte Ferrari Cuoghi den Zutritt zu Laudas Ferrari. Deswegen weigerte sich Lauda an den zwei restlichen GP 77 teilzunehmen, mit dem Argument dass seine Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist wenn sein Chefmechaniker nicht mehr sein Auto betreuen darf.

lg Monzagorilla

Beitrag Samstag, 16. Februar 2008
CMR CMR

Beiträge: 4496
Da Lauda vertraglich ein 2 Wagen Team zugesichert war und Ferrari mit Villeneuve aber einen 3. einsetzen wollte, konnte Lauda auch ohne Probleme in Kanada aus dem Vertrag aussteigen.

Beitrag Samstag, 16. Februar 2008

Beiträge: 0
Interessante Geschichte. Lauda war ja fast so ein Charakterkopf wie Alonso damals. :lol:

Beitrag Sonntag, 17. Februar 2008

Beiträge: 759
MythosF1 hat geschrieben:
Interessante Geschichte. Lauda war ja fast so ein Charakterkopf wie Alonso damals. :lol:


Nicht einmal mit einem Smiley ist das ansatzweise witzig.
Gegen fanatische und engstirnige Rotkäppchen im yesterday-Forum!

Euer pironi


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