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Die Formel-1 Saison 1975

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Dienstag, 12. Februar 2008

Beiträge: 45703
Nach der Saison 1950, 1976 und 1998 will ich wieder eine Saison etwas genauer behandeln. Dieses Mal die Saison 1975. Leider habe ich zu dieser Saison keinerlei Newsarchiv, Chronik etc. Das heißt, ich werde mich auf Daten vom Internet beschränken müssen. Ich hoffe ihr postet richtig schön mit. Diskutiert mit über besondere Geschehnisse der Saison 1975, ergänzt Anmerkungen, oder andere Sachen. Ergänzungen sind in jede Richtung erwünscht! Außerdem wäre gut, wenn ihr hier posten würde, was 1975 abseits der Strecke in der Formel-1 für Themen die Runde machte!

Beitrag Mittwoch, 13. Februar 2008

Beiträge: 232
Zwei Bemerkungen zur Saison 1975.

Erstens der erste GP von den ich mich etwas erinnern kann es in Fernsehen zu gucken war Montjuïch 1975, mit der Horror-Unfall von Rolf Stommelen. Zufälligerweise fand ich später heraus das es auch der erste Grand Prix war von Alan Jones, der seit Zeltweg 1977 (mitte des Rennens) immer meine Favorite Fahrer war.

Zweitens hat die Saison 1975 etwas merkwürdig begonnen. Vor Montjuïch hatten drei verschiedene Marken mit Fittipaldi, Pace und Scheckter gewonnen. Die schnelle Ferrari von 1974 schienen etwas abseits zu stehen. Danach kam das Montjuïch-Rennen (Abbruch, Mass Sieger mit halben Punkte). In Weltmeisterschaft führte Fittapaldi mit 15, Reutemann und Pace mit 12, Mass mit 9.5 und Scheckter mit 9. Lauda hatte nur 5 Punkte.
Aber nach Spanien fuhr Lauda alle in Grund und Boden, vier Siege in 5 Rennen.

Kurioser Weise gab es in 1975 noch einen Abbruch-GP mit halben Punkte: Zeltweg (Brambilla).
quod licet iovi, non licet bovi

Beitrag Mittwoch, 13. Februar 2008

Beiträge: 759
Apropos Brambilla und Zeltweg 1975: http://www.youtube.com/watch?v=6a4mbwhuJfI :D
Gegen fanatische und engstirnige Rotkäppchen im yesterday-Forum!

Euer pironi

Beitrag Mittwoch, 13. Februar 2008

Beiträge: 45703
so der erste Teil ist fertig. Er geht bis einschließlich zum Spanien GP. Vielleicht schreibt jemand ja noch ein bisschen was Genaueres zur Spanien-Katastrophe.

1970 wurde Jochen Rindt Formel-1 Weltmeister, als erster Österreicher. Oder war er doch Deutscher? Der in Mainz geborene Rindt fuhr mit österreichischer Lizenz und war im Prinzip auch Österreicher. Fast hatte man das Gefühl, durch die Weltmeisterschaft fand ein rivalisierende Fehde zwischen Österreich und Deutschland, mit Wolfgang Graphe Berghe von Trips 1961 nur knapp an der Weltmeisterschaft vorbeigeschrammt (ähnliche Situation wie später bei Rindt), statt. Die Saison 1975 sollte zeigen, wer tatsächlich besser sei: Österreich, oder doch Deutschland. Denn mit Niki Lauda bei Ferrari und Jochen Mass bei McLaren Ford saß jeweils ein Fahrer der angesprochenen Nationen in einem Topcockpit. Die Experten erwarteten nämlich wieder einen Zweikampf zwischen Ferrari und McLaren um den WM-Titel 1975. Im Vorjahr hatte noch McLaren mit dem Brasilianer Emerson Fittipaldi das Duell, das damals noch recht jung war, bis in die heutige Zeit jedoch hoch aktuell ist, für sich entscheiden.

Relativ bald war klar: Österreich hat mit Lauda klaren Vorteil. Lauda war bei Ferrari mittlerweile klar integriert, während Mass bei McLaren Ford, der für den zurückgetretenen Neuseeländer Denis Hulme gekommen war, sich erst einmal im Team einfinden musste. Später stellte sich heraus: Wirklich getan hat Mass das nie. Bis auf Achtungserfolge, beispielsweise seinem einzigem GP-Sieg beim Spanien GP 1975, blieben große Resultate für den damals fast 30-Jährigen aus. Ein weiterer Nachteil für Mass und das gesamte McLaren-Team: Der Ferrari 312T erwies sich bald als das eindeutig schnellere Auto.

Beim Saisonauftakt in Argentinien gaben aber zunächst weder Ferrari – die Italiener gingen noch mit dem alten Vorjahresmodell an den Start – noch McLaren Ford mit Weltmeister Fittipaldi den Ton an. Es waren Außenseiter, die für Furore sorgten: Jean Pierre Jarier holte sich im Shadow Ford sensationell die Pole Position! Für Shadow war es die erste Pole in der Formel-1 Geschichte des Rennstalls, der 1973 im Grand Prix Sport Fuß fasste. 2 weitere Poles sollten für Shadow in der Karriere bis 1980 noch folgen. Hinter Jarier reihten sich die beiden Brabham Ford-Fahrer Carlos Pace und Carlos Reutemann (der Teamchef Bernie Ecclestone wusste nie, welcher Carlos denn nun der Bessere sei) – ein sehr starkes Resultat für den britischen Rennstall. Erst auf den Plätzen 4 und 5 folgten Lauda und der damals jüngste Weltmeister aller Zeiten: Emerson Fittipaldi, dessen Bruder Wilson 1975 erstmals mit seinem eigenen brasilianischen Copersucar-Team an den Start ging. Für Fittipaldi war das ja nichts Neues: Zusammen mit Emerson hatte er in den 60er Jahren in Brasilien bereits in sämtlichen Nachwuchsklassen ein eigenes Rennteam, das beispielsweise in der Formel-Vee auch eigene Rennwagen baute. Das Fittipaldi-F1-Team-Debüt lief dagegen nicht so gut: Wilson Fittipaldi crashte schwer, das Auto fing Feuer – Fittipaldi blieb glücklicherweise unversehrt.

Schlecht lief der Renntag auch für Jarier, denn der Franzose hatte seine Pole Position quasi schon vor dem Rennstart wieder los: Ein Differenzialschaden stoppte seinen Shadow noch in der Einführungsrunde! Reutemann übernahm also nach dem Start die Führung, vor seinem Teamkollegen Pace, sowie Lauda. Lauda und James Hunt, der mit seinem Hesketh Ford die großen Teams ärgerte und 1976 Titelrivale von Lauda werden sollte, folgten und behakten sich. Lauda konnte Hunt im Vorjahres-Ferrari nicht halten, wie auch Fittipaldi nicht. Der heutige A1-GP Teamchef des Brasilien-Teams wühlte sich durchs gesamte restliche Spitzenfeld und führte ab der 35. Runde das Rennen an. Während Lauda immer weiter zurückfiel, gab Fittipaldi seine Führung nicht mehr her. Fittipaldi gewann am Ende das Rennen vor Hunt und Reutemann, der vom Ausfall seines Teamkollegen Pace profitierte. In der Fahrerweltmeisterschaft führte Fittipaldi nun selbstverständlich mit 9 Punkten, vor Hunt (6) und Reutemann (4). Lauda bekam als 6. noch einen Zähler. In der Konstrukteurswertung hatte McLaren (9) die Nase vorn, vor Hesketh (6) und Brabham (4).

Der Formel-1 Tross blieb in Südamerika. Dieses Mal machte er Halt im heißen und sonnigen Brasilien. Es blieb alles beim Alten: Jarier erzielte wieder die beste Qualifyingrunde, vor Argentinien-Sieger Fittipaldi und Reutemann, dahinter Lauda. Jarier und Shadow (es gab auch Gerüchte, dass Ronnie Peterson zum Team stießen würde – Gerüchte, die sich nicht bewahrheiteten) waren damit im Qualifying in der Saison 1974 noch unschlagbar. Den Start vergeigte Jarier jedoch genauso wie Fittipaldi und schon sah sich Reutemann in Führung. Jarier gab jedoch alles und überholte den Argentinier wieder. Bis Runde 33 führte Jarier, dann ging die Einspritzpumpe defekt. Reutemann wurde aufgrund von Reifenprobleme zurückgeworfen und so war der Weg frei für Pace. Er gewann seinen ersten Grand Prix, vor den beiden McLaren-Fahrer Fittipaldi und Mass. Lauda kam nach einem schwachen Rennen nicht über Platz 5 hinaus, noch hinter seinem Teamkollegen. Mit dem Vorjahreswagen war für die Scuderia Ferrari kein Kraut gewachsen. Die Hoffnungen ruhten auf das neue Modell, denn Fittipaldi enteilte in der Fahrer-WM bereits: Mit 15 Punkte hatte er 6 Punkte Vorsprung vor Pace, dahinter war Hunt mit 7 Punkten. In der Konstrukteurswertung sah die ganze Geschichte für McLaren weniger dominierend aus: Mit 15 Punkte hatte man nur 2 Vorsprung vor Brabham, dahinter war Hesketh (7).

Beim Südafrika kam Ferraris neuer Bolide. Gebracht hat’s aber nichts. Wieder gaben andere Teams den Ton an. Brabham Ford fuhr mit beiden Fahrern im Qualifying in die erste Reihe, im eher trägen Rennen war es neben Brabham aber auch noch das Tyrrell-Team, das dem Rennen den Stempel aufdrückte. Der Lokalmatador Jody Scheckter, der einen der Tyrrell Fords fuhr, wurde zusätzlich von den heimischen Fans beflügelt und gewann das Rennen souverän vor Reutemann, Scheckters Teamkollege Patrick Depailler, sowie Pace. Lauda fuhr mit seinem neuen Ferrari auf Rang 5 in die Punkte. WM-Leader Fittipaldi spielte aufgrund von Motorenproblemen um die Vergabe der WM-Zähler keine Rolle. Deswegen schmolz sein Vorsprung auch auf lediglich 3 Punkte: Fittipaldi (15), Pace (12), Reutemann (10). Mit 19 zu 16 Punkten übernahm Brabham vor McLaren auch das Zepter in der Herstellerwertung, Tyrrell rückte mit dem Sieg auf Platz 3 auf.

Die Übersee-Rennen waren damit Geschichte – mit 3 verschiedenen Siegern in 3 Rennen, sowohl bei den Fahrern, als auch bei den Teams. Doch der Auftakt in die Europasaison wurde auch das tragischste Rennen des Jahres. Es war aber auch das Rennen des Jahres, das die Wende im Kräfteverhältnis eingeleitet hat, denn Ferrari war plötzlich das klar beste Team. Beide waren im Qualifying nicht zu schlagen. Doch am Start schied sowohl Lauda, als auch Teamkollege Clay Regazzoni aus. Lauda wurde von Parnelli Ford Fahrer Mario Andretti getroffen, was eine Kettenreaktion auslöste. Denn Lauda krachte in den Wagen von Regazzoni. Der damalige Spitzenreiter im Gesamtklassement, Emerson Fittipaldi sah das bereits zu Hause gemütlich auf dem Sessel. Der Brasilianer streikte und trat beim Rennen wegen der üblen Sicherheit der Rennstrecke nicht an. Es stellte sich schnell heraus, dass Fittipaldi seine WM-Führung nicht grundlos riskierte, denn Fittipaldi sollte Recht behalten: Der Deutsche Rolf Stommelen, der das Rennen mit seinem Hill Ford nach zahlreichen Ausfällen anführte, verlor den Frontflügel. Sein Embassy Hill krachte in die Barrieren und flog in die Zuschauer. 4 Zuschauer wurden bei dem schweren Crash getötet, Stommelen selbst wurde schwer verletzt. Gestorben bei dem Unfall sind der kanadische Journalist Mario de Roia, der spanische Journalist Antonio Font Bayarri, der Zuschauer Andrés Ruiz Villanova, sowie der spanische Feuerwehrmann Joaquín Morera Benaches.

Unmittelbar nach dem Unfall herrschte totales Chaos. Denn die Rennleitung benötigte noch 4 weitere Rennrunden, bis das Rennen endlich abgebrochen wurde. In diesen 4 Runden hat Mass den Lotus Ford von Jacky Ickx überholt. Mass gewann vor Ickx und Jarier. Für das Rennen gab es aufgrund der minimalen Distanz, die im Rennen zurück gelegt wurde, halbe Punkte. Mass musste sich bei seinem ersten und einzigen F1-Sieg damit mit 4,5 statt 9 Punkte zufrieden geben. Viel ärger: Der Deutsche hätte sich sicher gewünscht, unter glücklicheren Umständen ein Formel-1 WM-Rennen zu gewinnen statt bei nach einem tödlichen Unfall. Lella Lombardi fuhr als 6. in die Punkte und erzielte damit als erste Frau einen WM-Zähler. Fittipaldi führte weiterhin die WM-Wertung an, spürte aber jetzt schon beide Brabham-Fahrer im Nacken. Nicht glücklicher dürfte Fittipaldi die Tatsache gestimmt haben, dass Ferrari aufgewacht zu sein scheint. Denn vom Speed her war Ferrari in Spanien tadellos unterwegs, die Startkollision war Künstlerpech. Die WM-Wertung sah nach 4 Rennen wie folgt aus: 1. Fittipaldi (15), 2. Pace, Reutemann (je 12), 4. Mass (9,5). In der Konstrukteurswertung führte Brabham mit einem halben Punkt vor McLaren: 1. Brabham (21), 2. McLaren (20,5), 3. Tyrrell (11).

Beitrag Mittwoch, 13. Februar 2008

Beiträge: 182
Ich glaube Stommelen verlor den Heckflügel und nicht den Frontflügel.
(Wie auch schon Rindt und Hill auf der selben Rennstrecke 1969)

War schon ein komisches Rennen damals, ein Deutscher führt - verunfallt - und ein anderer Deutscher gewinnt, das gabs ja nicht eimal zu Schumachers Zeiten. Und eine Frau wird Sechster!

lg Monzagorilla

Beitrag Mittwoch, 13. Februar 2008

Beiträge: 45703
Es war tatsächlich der Heckflügel. Da haben meine Aufzeichungen einen Fehler. Merci für die Korrektur!

Beitrag Mittwoch, 13. Februar 2008

Beiträge: 45703
So der letzte Teil. Wie schon geschrieben, ich hab es doch recht oberflächlich geschrieben. Bei Interesse kann man ja das eine oder andere Ereignis noch vertiefen und Diskussionen darüber führen. Ergänzungen etc. natürlich immer erwünscht:

Nach dem skandalösem Rennen in Spanien läuteten auch in Monaco die Alarmglocken. Um die Sicherheit weiter zu verbessern, durften beim Monaco GP nur 18 Fahrzeuge ins Rennen geschickt werden. Weil aber 26 Fahrer bei dem Rennen starten wollten, diente die Qualifikation auch dazu, die 18 Fahrer festzulegen, die auch das Rennen antreten durften. Mit unter den 18 Fahrer war Lauda. Der Österreicher holte sich zum 2. Mal in Folge die Pole Positions. Die beiden Shadow-Fahrer Tom Pryce und Jarier zeigten wieder ihr Talent und qualifizierten sich für die Startplätze hinter Lauda. Nicht unter den besten 18 war der König von Monaco: Graham Hill. Der Brite erklärte danach enttäuscht seinen Rücktritt als Rennfahrer und wollte sich nun vollständig auf seinen Teamchefposten bei seinem eigenen Team kümmern. Das Wetter war unbeständig mit etwas Regen, was natürlich wieder für einige Unfälle und Mauerküsse in Monaco sorgte. Um den Sieg musste Lauda dagegen nie bangen – dem ersten Ferrari-Monaco-Triumph seit 20 Jahren (1955 war es Maurice Trintignant). Für Lauda war es der Sieg #3 in dessen Formel-1 Laufbahn, aber der erste Saisonsieg – die endgültige Wende im Titelkampf, auch wenn die Hauptkonkurrenten, Fittipaldi und Pace, direkt dahinter ins Ziel kamen. Für die Gesamtwertung ergab sich nun folgendes Bild: Fittipaldi (21), Pace (16) und Lauda (14). McLaren (26,5), Brabham (25) und Ferrari (17).

Den folgenden Grand Prix von Belgien gewann Lauda überlegen, auch wenn zwischenzeitlich Pace die Führung übernommen hatte. Weil Fittipaldi punktlos blieb übernahm Lauda mit 23 Zählern die Führung in der Weltmeisterschaft, vor Fittipaldi (21) und den beiden Brabham-Fahrern mit je 16 Punkten. Kurz führte auch Vittorio Brambilla im March Ford. Der Italiener sorgte in den folgenden Rennen immer wieder für Highlights. So schnappte er sich beim Schweden GP die Pole Position. Im Rennen hatte aber wieder ein alter Bekannter die Nase klar vorne: Niki Lauda. Damit baute er seinen Vorsprung bereits auf 10 Punkte aus. Neuer Verfolger war mit dem 2. Platz in Schweden Carlos Reutemann.

Die Siegesserie bekam beim Holland GP ihre Risse, auch wenn es im Qualifying noch nicht so aussah: Doppelpole für Ferrari, Lauda vor Regazzoni. Dahinter ließ Hunt im Hesketh sein Talent aufblitzen. Zu Beginn des Rennens fiel Regen und als die Strecke anfing, abzutrocknen, nutzte Hunt die Gunst der Stunde. Der Brite holte früher als alle anderen Trockenreifen – das war der Weg zur Führung und damit zum Sieg. Jarier, der sich zwischen Hunt und Lauda zwängte, wurde letztlich noch von Lauda überholt. Lauda machte auch noch Jagd auf Hunt, doch Hunt behielt in einem spannenden Fight um den Sieg die Oberhand. Es war sein erstes Formel-1 Sieg, genauso auch wie für sein Hesketh-Team. Der Hunt-Sieg täuschte dennoch nicht darüber hinweg, wer der Mann der Stunde war. Der Stand in der Fahrer-WM zeigte das deutlich: Lauda (38), Reutemann (25), Fittipaldi (21). Auch in der Konstrukteurswertung führte mittlerweile Ferrari vor Brabham und McLaren.

Wer auf eine erneute Wende im Titelkampf hoffte, wurde bitter enttäuscht. Auch wenn Hunt sich wieder bärenstark zeigte: Lauda rückte die Hackordnung wieder zurecht. Die Pole Position (es war die 5. in den vergangenen 6 Rennen!) wandelte er gekonnt in einen Sieg um. Vor Hunt, der von einem problemgeplagten Jody Scheckter profitierte und dessen 2. Platz einnahm. Lauda hatte mittlerweile schon 22 Punkte vor dem ärgsten Verfolger, Carlos Reutemann. In Großbritannien erwartete den F1-Zirkus wieder schwierigste Bedingungen. Und wieder bekam die weiße Weise von Lauda einen schwarzen Punkt mehr. Denn beim völlig chaotischen Rennen auf der Insel verpasste Lauda den Sieg mit Rang 8 deutlich. Die wechselnden Bedingungen würfelten das gesamte Fahrerfeld durcheinander, auch wenn die Pace von Ferrari schon im Qualifying nicht mehr so berauschend war: Lauda qualifizierte sich nur für Startplatz 3. Das Rennen wurde letztlich früher als geplant abgebrochen, weil ein Hagelschauer dreiviertel des Feldes von der Strecke spülte. Pace und Scheckter, die auf den Plätzen 2 und 3 gewertet wurden, erreichten das Ziel nicht. Mit Rang 4 beim vorangegangenen Rennen wurde es bereits angedeutet, aber in Großbritannien auch zur Wirklichkeit: Mit einem Sieg beendete der Brasilianer und bis Fernando Alonso 2005 jüngster Weltmeister, seine Pechsträhne. Der Sieg brachte Fittipaldi wieder bis auf 14 Punkte ran an Lauda.

Beim Deutschland GP wurde Lauda wegen eines Plattfußes um den Sieg gebracht. Bis dahin führte er klar das Rennen an – von Pole Position aus, wie man es von Lauda gewohnt war. Am Ende wurde er auf Platz 3 zurückgeworden, Reutemann konnte mit Brabham das Rennen gewinnen, vor Williams Ford Pilot Jacques Laffite. Trotz des 3. Platzes konnte Lauda seine Führung in der Gesamtwertung auf 17 Punkte ausbauen. Neuer Verfolger war nun wieder Reutemann. Für den anstehenden Österreich GP, dem Heimrennen von Lauda, war Lauda also klarer Topfavorit. Und nach dem Zeittraining sah es auch noch blenden aus für Lauda: Pole Position!

Der Renntag war dann aber ein schwarzes Kapitel in der Saison 1974, wenn auch nicht ganz so dramatisch wie die Katastrophe in Spanien. Im Qualifying verunfallte Wilson Fittipaldi bereits schwer (2 Brüche in der Hand), doch im Warm-Up vor dem Rennen gab es einen weiteren schweren Unfall. Mark Donohue erlitt an seinem March Ford des Penske-Teams einen Reifenschaden und verunfallte schwer. Dabei flog Donohue durch die Luft, kollidierte mit einem Zaunpfosten und die Marshalls Manfred Schaller, Gottfried Crnic, sowie Richard Hüttner. Emerson Fittipaldi, Hans Joachim Stuck, sowie Bob Evans halfen Donohue sofort aus dem Wrack. Kurze Zeit später wurde er von Dr. Fritz Heppner operiert, aber letztlich kam jede Hilfe zu spät: 2 Tage nach dem Unfall verstarb er an einem Blutgerinnsel. Es war der Tag, an dem auch Schaller, der getroffene Streckenposten seinen Verletzungen erlag.

Das Renngeschehen, so würde man denken, wurde an diesem Wochenende zur Nebensache. Doch tatsächlich waren die 2 Unfälle kein großes Thema, denn da Donohue bereits wieder reden konnte, rechnete eigentlich niemand mit dem Tod des US-Amerikaners. Die österreichischen Veranstalter wurden aber auf eine weitere harte Probe gestellt, denn pünktlich zum Rennen setzte Regen ein. Der Regen wurde immer schwerer. Vittorio Brambilla setzte alles auf eine Karte und fuhr wie entfesselt. Plötzlich sah sich der Italiener in der Führungsposition. Und weil der Regen stärker wurde und keiner weitere schwere Unfälle wollte, wurde das Rennen vorzeitig beendet. In der Folge kam es zu einer der bekanntesten Szenen des Motorsports: Im Freudentaumel riss Brambilla die Arme nach oben und krachte gegen die Leitplanken. Bekanntlich gilt ja: Wer sich zu früh freut, den bestraft das Leben. Ein Glück, dass sich Brambilla nicht zu früh gefreut hat. Der Crash passierte nach der Ziellinie. Brambilla ließ es sich trotz verschrottetem Auto nicht nehmen, auch mit einer zerdellten Nase seine Ehrenrunde zu drehen – auch wenn es für den Sieg wieder nur halbe Punkte gab. In Weltmeisterschaft änderte sich praktisch fast nichts: Lauda (51,5), Reutemann (34), Fittipaldi (33); Ferrari (54,5), Brabham (51), McLaren (41);

Bei noch 2 ausstehenden Rennen war der Titel für Lauda zum Greifen nahe. Und er wollte den Sack bereits beim Ferrari-Heimrennen in Italien zumachen. Und weil wegen finanziellen Problemen der Kanada GP gestrichen wurde, benötigte Lauda nur einen halben Punkt, um den Titel einzufahren. Mit der Pole am Samstag legte er dafür auch den Grundstein. Lauda fiel bereits beim Start hinter Teamkollege Regazzoni zurück und ließ es gemächlich angehen. Er wusste, dass er nichts riskieren musste und so ließ er auch noch Fittipaldi durchschlüpfen. Ein 3. Platz reichte Lauda aber aus, um genau diesem Fittipaldi die Krone der Formel-1 anzunehmen. Lauda wurde Weltmeister! Italien stand auf dem Kopf und bejubelte Lauda und natürlich vor allem ihre Scuderia Ferrari. Lauda beendete seine erste Weltmeistersaison aber stilvoll mit einem Sieg. Mit Rang 2 machte Fittipaldi auch die Vizemeisterschaft perfekt.

Der WM-Endstand 1975:
1. Niki Lauda (AUT) 64,5 (Ferrari)
2. Emerson Fittipaldi (BRA) 45 (McLaren Ford)
3. Carlos Reutemann (ARG) 37 (Brabham Ford)
4. James Hunt (GBR) 33 (Hesketh Ford)
5. Clay Regazzoni (SUI) 25 (Ferrari)
6. Carlos Pace (BRA) 24 (Brabham Ford)
7. Jochen Mass (GER) 20 (McLaren Ford)
8. Jody Scheckter (SA) 20 (Tyrrell Ford)
9. Patrick Depailler (FRA) 12 (Tyrrell Ford)
10. Tom Pryce (GBR) 8 (Shadow Ford)
11. Vittorio Brambilla (ITA) 6,5 (March Ford)
12. Ronnie Peterson (SWE) 6 (Lotus Ford)
13. Jacques Laffite (FRA) 6 (Williams Ford)
14. Mario Andretti (USA) 5 (Parnelli Ford)
15. Mark Donohue (GBR) 4 (Penske/March Ford)
16. Jacky Ickx (BEL) 3 (Lotus Ford)
17. Alan Jones (AUS) 2 (Hill Ford)
18. Jean Pierre Jarier (FRA) 1,5 (Shadow Ford)
19. Gijs Van Lennep (NED) 1 (Ensign Ford)
20. Anthony Brise (GBR) 1 (Hill Ford)
21. Lella Lombardi (ITA) 0,5 (March Ford)

1. Ferrari 72,5
2. Brabham Ford 54
3. McLaren Ford 53
4. Hesketh Ford 33
5. Tyrrell Ford 25
6. Shadow Ford 9,5
7. Lotus Ford 9
8. March Ford 7,5
9. Williams Ford 6
10. Parnelli Ford 5
11. Hill Ford 3
12. Penske Ford 2
13. Ensign Ford 1

Beitrag Donnerstag, 14. Februar 2008

Beiträge: 759
MichaelZ hat geschrieben:
Es war tatsächlich der Heckflügel. Da haben meine Aufzeichungen einen Fehler. Merci für die Korrektur!


Weiß jemand, warum der Flügel gebrochen ist?
Bild
Gegen fanatische und engstirnige Rotkäppchen im yesterday-Forum!

Euer pironi

Beitrag Donnerstag, 14. Februar 2008

Beiträge: 182
Zeltweg 75: mein erster GP bei dem ich "live" dabei war. Wochenlange "Überredungskunst" war notwendig um meinen Vater davon zu überzeugen, dass wir nach Zeltweg fuhren. Es war ein schwüler, heißer Tag, aber als es endlich losgehen sollte kam ein Gewitter und Regen. Meine stärkste Erinnerung an das Rennen ist natürlich die Zielankunft von "Monzagorilla" Vittorio Brambilla. Als er die karierte Flagge sah, riß er die Arme hoch und der March touchierte ein paar Meter vor uns die Leitplanke. Ich war damals schwer beeindruckt und ein Brambilla-Fan!

lg Monzagorilla

Beitrag Freitag, 15. Februar 2008

Beiträge: 138
MichaelZ hat geschrieben:
so der erste Teil ist fertig. Er geht bis einschließlich zum Spanien GP. Vielleicht schreibt jemand ja noch ein bisschen was Genaueres zur Spanien-Katastrophe.


Das hatte ich (auf meiner Stommelen-Site) eh bald vor. Das war eine Riesensauerei damals. Seither habe ich eine schlechte Meinung von Huschke von Hanstein.


[...]

Der Deutsche Rolf Stommelen, der das Rennen mit seinem Hill Ford nach zahlreichen Ausfällen anführte, verlor den Frontflügel. Sein Embassy Hill krachte in die Barrieren und flog in die Zuschauer. 4 Zuschauer wurden bei dem schweren Crash getötet, Stommelen selbst wurde schwer verletzt. Gestorben bei dem Unfall sind der kanadische Journalist Mario de Roia, der spanische Journalist Antonio Font Bayarri, der Zuschauer Andrés Ruiz Villanova, sowie der spanische Feuerwehrmann Joaquín Morera Benaches.


Die allesamt in einer Sperrzone standen - also auf eigenes Risiko.

BTW: 1975 hatte ich mein erstes F1-Rennen vor Ort gesehen - den GP von Deutschland auf der Nordschleife. "Faszinierend" - beschreibt das Wochenende wohl am besten... :)

Andial

Beitrag Samstag, 16. Februar 2008

Beiträge: 45703
Du kannst den Bericht ja dann verlinken, wenn du ihn geschrieben hast.

Beitrag Samstag, 16. Februar 2008

Beiträge: 1862
vor einigen jahren (wohl zum 30. jahrestag) war im msa ein ausführlicher artikel zum unglücksrennen. da gings vor allem darum, dass die teams eigenhändig noch vor dem rennen zusätzliche leitschienen montierten, weil die organisatoren zu wenige angebracht hatten.

trotzdem ist montjuich eine der geilsten f1-strecken überhaupt. bin da mal zu fuß entlangmarschiert - einfach grandios!
"When you're racing, it's life. Anything that happens before or after is just waiting."

Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Samstag, 16. Februar 2008

Beiträge: 45703
Kannst du den MSa-Artikel hochladen und hier reinstellen?

Beitrag Samstag, 16. Februar 2008

Beiträge: 1862
hab ihn leider nimmer. :oops: :(
"When you're racing, it's life. Anything that happens before or after is just waiting."

Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Samstag, 16. Februar 2008

Beiträge: 45703
Hmm,. ich hab auch grad nachgesehen und ich hab ihm auch nicht mehr. Ich heb mir nämlich immer nur einige Artikel der MSa auf, nicht das ganze Heft. Blöderweise ist da der Artikel nicht dabei - sehr komisch, vor allem solche Artikel heb ich eigentlich immer auf. :roll:

Beitrag Samstag, 16. Februar 2008

Beiträge: 1862
"When you're racing, it's life. Anything that happens before or after is just waiting."

Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Sonntag, 17. Februar 2008

Beiträge: 138
MichaelZ hat geschrieben:
Du kannst den Bericht ja dann verlinken, wenn du ihn geschrieben hast.


http://www.i-t-d.net/Fahrer/Rolf_Stomme ... ien_75.php

Grund für den Bruch des Heckflügels war wohl Materialermüdung.

Andial

Beitrag Sonntag, 17. Februar 2008

Beiträge: 45703
Sehr interessant!


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