Na gut, wenn mir niemand antwortet, dann antworte ich mir eben selbst.
Fuji International Speedway ist Japans schönst gelegene Rennstrecke. Bei klarer Sicht scheint der Fuji in seiner vollen Größe vor den Toren der Rennstrecke zu stehen, eine überwältigende Perspektive. Die Rennstrecke liegt in Zentral-Japan, auf der Insel Honshul rund 100 Kilometer südwestlich von Tokio entfernt. Hier also das bereits erwähnte (recht aktuelle) Luftbild der Strecke - gekontert! Die Passage rechts ist der seit über 30 Jahren nicht mehr genutzte Steilstrecke.
Es gibt immer wieder Orte, Personen, Autos, u.s.w., die existieren im Gedächtnis der Formel 1 nur wegen einer einzigen Sache - und hier haben wir dafür ein gutes Beispiel: Der Kurs von Fuji hat sich in das Gedächtnis der F1-Fans eingegraben wegen des dramatischen Finals der Saison 1976, als Niki Lauda das Rennen aufgab und James Hunt den Titel schenkte.
Fuji steht heute klar im Schatten von Suzuka - auch wenn mittlerweile an Suzuka auch deutlich der Zahn der Zeit nagt - und es gibt es ja bald eine Wiederauferstehung. Mal sehen wie sich die Strecke präsentiert.
Die Strecke nimmt eine durchaus wichtige Rolle im japanischen Motorsport ein: Der Fuji International Speedway (kurz FISCO - nicht FISiCO!) war der erste japanische Kurs, auf dem die Formel 1 in Asien Station machte. Die Piste bietet eine der längsten Geraden, auf der jemals Formel 1 je unterwegs waren. Der folgen eine ganze Reihe von schnellen Kurven. Dies war allerdings nicht immer so. Die ersten Pläne aus dem Jahr 1965 sahen den Bau von zwei Steilkurven vor, von denen allerdings am Ende wegen fehlender Finanzen nur eine gebaut wurde. Eröffnet wurde der Kurs 1965, 1966 fand das erste große internationale Rennen statt, ein Einladunsgrennen zwischen den F1- und Champars-Stars, wobei man (wegen der verwendetetn Steilpiste) mit den dafür geeigneteren Champcars fuhr.
Mit knapp 40.000 Dollar Preisgeld war das Rennen relativ bescheiden bedacht - verglichen mit Indy (das damals an die 700.000 Dollar Preisgeld hatte), aber auch mit den meisten anderen Champcar-Rennen. Darüber hinaus zählte das Rennen auch nicht zur US-Meisterschaft. Trotzdem waren einige der US-Stars wie Bobby & Al Unser und Mario Andretti anwesend - im großen und ganze fehlte aber viele U.S.-Spitzenleute. Die F1 war durch Jackie Stewart, Graham Hill, Chris Amon und Jim Clark vertreten - wobei Clark, Andretti und Al Unser nach Problemen im Training leider nicht antraten.
Chris Amon hat mal eine schöne, wenn auch etwas süffisante Abhandlung darüber geschrieben, die ich mir hier spare (weil sie sich auch etwas über die US-Fahrer lustig macht) und stelle statt dessen einige Bilder der Strecke und das Ergebnis hier ein. Der Sieg ging ziemlich eindeutig an die F1, es gewann Jackie Stewart auf einem John Mecom Lola (mit dem er auch in Indy angetreten war). Es gab über dieses Rennen mal im Internet eine sehr schöne, private Seite, aber ich finde die Adresse nicht mehr - zum Glück habe ich mir damals ein paar Bilder rauskopiert:
Der Eingangsbereich der Strecke.
Die geräumige Start-Ziel-Gerade.
Das Zuschauer-Interesse bei Training war leider gleich null - im Rennen sah es schon viel besser aus!
Der Turm für Rennleitung & Journalisten wirkt professionell - und amerikanisch.
Im Hintergrund der Berg Fuji, der dem Kurs seinen Namen gibt. Die Jeeps gerhören dem Veranstalter FISCO.
Die Boxenanlage - realtiv nüchtern und bescheiden - wirken eher wie Hinterhof-Garagen.
Für 1966 wirkt die Strecke erstaunlich modern und weitläufig.
Jim McElreath (vorne) duelliert sich mit Chris Amon.
Die richtig große Stunde des Kurses schlug allerdings noch. Im Jahre 1974 wurde die verbliebene Steilkurve aus Sicherheitsgründen umgebaut, so dass danach die erste Kurve nach Start und Ziel quasi eine Haarnadel wurde. Hier - an der Stelle an der es früher in die Steilpassage ging - überschlug sich Gilles Villeneuve 1977 und riss einen Zuschauer und einen Streckenposten in den Tod.
1976 gab es dann das erste der beiden F1-Rennen. Die Piste war sehr rauh damals, die Reifen verschlissen unheimlich schnell. Gewaltige Regenschauer stellten das Rennen an jenem berühmten 24. Oktober 1976 sogar kurzfristig in Frage. In einem winzigen Wohnwagen drängten sich die Grand-Prix-Stars zusammen, um über die trostlos erscheinende Situation zu beraten. Draußen stand das Wasser auf der Piste, Nebel war eingefallen. Die Fahrer waren sich uneinig. Einige, darunter Hans Stuck, sagten: "Man müsste eben langsamer fahre ... " Andere, wie Clay Regazzoni, meinten: Immer reden wir über Sicherheit; wenn wir heute fahren, dürfen wir nie mehr dieses Thema in den Mund nehmen."
Jody Scheckter gab zu bedenken, "dass es 1976 erstmals seit Jahren in der Formel 1 keinen Toten gab". John Watson forderte eine geheime Abstimmung. Fahrer wie Stuck, Peterson, Brambilla, Jones und Pryce wollten unter allen Umständen starten. Jochen Mass meinte: "Man sieht doch nicht einmal bis zum rechten Vorderrad ..." Lauda war gegen einen Start.
Unter dem Druck von 70.000 Zuschauern wurde das Rennen gestartet. In der zweiten Runde war es immer dunkler geworden und wegen der Gischtfontänen konnte niemand mehr etwas sehen, da rang sich Niki Lauda den Entschluß ab, aufzugeben. Seine Entscheidung war der freiwillige Verzicht auf den WM-Titel, bei Ferrari war man betroffen. Mario Andretti gewann den ersten Japan-Grand-Prix, James Hunt wurde dank seines dritten Ranges Weltmeister 1976 - mit einem Punkt Vorsprung auf Lauda.
Ein Jahr später erreichte Hunt hier den letzten Sieg seiner Karriere, der allerdings durch einen Unfall bereits erwähnten Unfall von Gilles Villeneuve überschattet wurde - danach war mit der F1 Schluss. Der Kurs fand nicht unbedingt die Zustimmung der F1.
In den 80er Jahren waren die Sportwagen der Gruppe C hier zu Gast - erst als 6-Stunden Rennen, dann als die 1000 km von Fuji. 1985 gelang dem japanischen Piloten Kazuyoshi Hoshino ein historischer Sieg über die europäischen Teams - das Rennen musste leider aufgrund eines Erdbebens(!) mit anschließenden Taifun auf ca. 270 km gekürzt werden. Ab 1988 werden hier keine internationalen Wettbewerbe mehr ausgetragen.
Umbauten gab es wenig: 1986 begann man mit den Bau von Schikanen - erst die Dunlop Schikane, 1993 folgte die Suntory-Schikane.
Für unseren Unfall-Sammler MichaelZ noch folgende Ergänzung: 1977 kam Takashi Yoyama bei einem nationale Formel 3 Rennen hier um leben, 1990 starb Eki Muramatsu bei Testfahrten mit einem F3000.