Na dann hier:
MZ: Ich
CB: Clive Bowen...
MZ: Nach dem F1-Debüt von Abu Dhabi vor einigen Wochen, gab es ein bisschen Kritik über die F1-Strecken von Hermann Tilke und dessen Design-Team. Was kannst du mir darüber sagen. Bist du auch etwas gelangweilt von seinen Designs?
CB: Jeder Tilke-Kurs ist einzigartig, die Architektur ist erstaunlich und er versucht, das Beste zu machen.
MZ: Wieso designed Apex keine F1-Rennstrecken?
CB: Wir designen F1-Strecken, aber das ist eine neuere Entwicklung für unsere Firma. Wir haben den neuen F1-Kurs in Flins-les Mureau, im Nordwesten von Paris in Frankreich designed, der als F1-Rennen vorgeschlagen wurde. Mein Design für das Dubai Autodrome ist von der FIA mit der Kategorie 1 belegt worden, was bedeutet, dass F1-Rennen darauf stattfinden könnten.
MZ: Ich weiß, dass ihr schon einige Strecken mit der FIA-Kategorie 1 gebaut habt, aber wieso ist jede neue F1-Strecke von Herrn Tilke?
CB: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Wir haben den Vertrag zum Designen der Strecke für den möglichen neuen Frankreich GP in einem öffentlichen Ausschreibungs-Prozess gewonnen.
MZ: Gibt es Gespräche über einen F1-Kurs von Apex?
CB: Ja, in Frankreich. Wir arbeiten außerdem an anderen Projekten, die ich dir aber nicht verraten kann, die auch Aspiraten für ein Rennen der Formel-1 sind.
MZ: Du warst ja auch kürzlich mit einigen anderen Motorsportlern bei der FIA, um über die Probleme beim Überholen zu sprechen. Kannst du mir darüber etwas sagen?
CB: Die FIA wird den Bericht von dem Meeting schon bald bekannt geben und es ist das beste, dass dieser Mechanismus zum Präsentieren der Ergebnisse dieses Meetings beibehalten wird.
MZ: Gibt es neue Ideen, wie Strecken designed werden können, damit Überholen einfacher wird?
CB: Ja, gibt es und ich glaube, dass es positive Ergebnisse diesbezüglich geben wird. Als Strecken-Designer kann ich bestätigen, dass die Debatte informativ und konstruktiv war.
MZ: Was glaubst du? Wieso gibt es viele Überhol-Manöver auf alten Strecken wie Interlagos oder Spa und nur ein paar wenige auf den Strecken von Herrn Tilke?
CB: Ich vermute, dass es 3 Gründe gibt, wieso klassische Strecken mehr Überholmanöver erlauben im Vergleich zu einigen modernen Einrichtungen, aber ich glaube wir können alle 3 überwinden:
1. Die FIA hat Richtlinien aufgestellt, die eine total sichere Rennstrecke sicherstellen und die auf realen Daten von realen Zwischenfällen basieren, und diese Richtlinien führen zu einigen Einschränkungen für Strecken-Designer.
2. Land ist wertvoll und es ist heutzutage schwer, genug Raum zu bekommen, die für solche klassischen Strecken nötig wären. Ein enges Strecken-Design wie das in Abu Dhabi senkt den durchschnittlichen möglichen Speed und die letztendliche Performance eines modernen F1-Rennautos.
3. Wir brauchen einen verbesserten Dialog zwischen Teams, Fahrer, Rennpromotern, Fans und Regelhüter um Strecken zu designen, die eine Show liefern, die auch bei unterschiedlichen Rennkategorien funktioniert und die Renn-Szenarien erlaubt, die solche wie in Monza und Interlagos imitieren können, um mehr Möglichkeiten zum Überholen zu bekommen.
Abseits der Gründe, tritt das Überholen auf älteren Strecken auch wegen ihrer Form, wenn man sie mit den reinen CAD-Formen der modernen Strecken vergleicht und Fakt ist, dass Kurven-Sequenzen den Autos erlauben, nahe genug dran zu bleiben am Vordermann, um ein Überholen am kritischen Punkt möglich zu machen (so wie in Interlagos) oder niedrigere Downforce erlauben, um an die maximale Performance heranzukommen und Luftverwirbelungen zu minimieren (so wie in Monza). Wir haben die Politik angenommen, richtige Fahrer, Teams, Promoter und Regelhüter zu suchen und zu nutzen, um den Input früh in unsere Design-Prozesse mit einfließen zu lassen, bei jedem Projekt, das wir untersuchen und das scheint der Grund zu sein, wieso unsere Strecken so aussehen, als ob die mehr Überholmanöver erlauben.
MZ: Was ist deine Idee, was dagegen unternommen werden kann?
CB: Ich bin für Dialog, Feedback und konstruktive Vorschläge. Falls du Ideen hast, wie man die Show verbessern kann, dann lass es Leuten wie mich wissen – sollte es praktisch umsetzbar sein, werden wir deine Ideen verwenden.
MZ: Kannst du mir noch etwas zu den FIA-Richtlinien sagen, die für das Überholen eher hinderlich sind? Und wie kann man das vermeiden, ohne die Sicherheit wieder zu drücken?
CB: Die FIA-Richtlinien sind eine Reihe detaillierter technischer Definitionen für Strecken-Designer, die sich über mehrere Jahre Datenaufzeichnungen entwickelt haben. Die 2 Schlüssel-Kriterien, mal abgesehen von den mechanischen Spezifikationen der Barrieren und den praktischen Bedürfnissen, betrifft das vertikale Profil (Scheitelpunkte und Neigungswinkel) und die Regelungen, wie man auf eine Kurve zufahren muss. Beide sind mathematische Kalkulationen, die auf den aufgezeichneten Daten von den Autos in der Formel-1 und anderen Kategorien, die jedes Jahr gemacht wurden, basieren.
Ich glaube nicht, dass diese Richtlinien das Überholen einschränken, sie machen nur moderne Strecken sicher. Philosophisch glaube ich, dass eine Strecke, die absichtlich designed wurde, um die Fahrer und seinem Ingenieur zu verwirren, lange brauch, um die Chance zum Überholen zu verbessern, weil sie Radien vergleichen, Kompressionen oder Dips an den Kurven und Anhöhungen. Der Trick ist meiner Meinung nach, alles zu mixen, mit cleveren Kurven-Sequenzen unter Nutzung des Inputs von erfolgreichen Fahrern (jeweils unterschiedlichen, um kontroverse Situationen zu vermeiden), um Möglichkeiten zum Überholen zu schaffen. Wir glauben, dass wir das bald erfolgreich umsetzen können.
Aber wenn ich dir genau dies selben Fragen stellen würde, was würdest du sagen?
MZ: Ich persönlich glaube, dass die modernen Möglichkeiten zum designen von Strecken, wie etwa Computer-Simulationen und mathematische Daten, nicht der richtige Weg sind – auch wenn es so scheint, als ob es leichter wäre. Rennstrecken wie Spa oder Monza sind um natürliche Barrieren gebaut worden, die Kurven und die ganze Strecken wurden gebaut, weil sie gebaut werden mussten, aufgrund von Seen, Flüssen oder was auch immer. Okay, sie hatten natürlich auch einige Ideen, wie sie die Strecken bauen könnten, aber sie hatten auch einfach mehr Möglichkeiten. Ich glaube, dass ist der Punkt, den du angesprochen hast mit wertvollem Land. Mit mehr Land, könnte sich ein eigener Rhythmus entwickeln.
Ich weiß nicht wirklich viel über Strecken-Designs, und ja, ich bin auch nicht wirklich gut in Mathematik, Architektur und Design, deshalb ist es wirklich ein schwieriges Thema für mich. Ich habe den Wunsch, dass es mehr spezielle Sachen auf der Strecken geben wird, der Tunnel am Ende der Boxengasse in Abu Dhabi ist ein gutes Beispiel. Mehr Berg-und-Talfahrten wir in Spa oder Laguna Seca, vielleicht ein paar Steilkurven wie in den Ovalen in Amerika. Ich glaube, die modernen Strecken sind allesamt die gleichen, Bahrain ist fast so wie China, China ist fast so wie Abu Dhabi und so weiter.
CB: Nun, wenn man eine moderne Rennstrecke designen will, startet das Projekt natürlich mit einem flachen Stück Land. Ich glaube an die Anmerkung, dass jeder Kurs eigen sein sollte und ich ermutige tatsächlich meine Klienten, Landflächen anzuheuern, die eine eigene Identität haben. Wir arbeiten dann mit den Konturen dieses Landes und erlauben dem Land auch, die Strecke so gut wie möglich selbst zu lenken. Das ist umwelttechnisch auch feinfühlig (das erfordert weniger Zerstörung oder Auffüllung), es fühlt sich natürlich an, es stimmt mit der Umgebung ein, und – das ist das beste von allem – lasst den Fahrer auch Abwechselung verspüren, Höhen- und Richtungswechsel, die das Land vorgibt und nicht der CAD-Computer. Natürlich brauchen wir noch CAD und wir machen auch ein Stück Topografie, falls das Land, mit dem wir arbeiten ist, zu Beginn flach ist. Alle unsere Projekte nutzen die vertikalen Wechsel und ich habe das große Vergnügen, sowohl den Fahrer, als auch den Renningenieur, sein Leben ein bisschen eine Herausforderung einzuhauchen. Ich bin voll und ganz einverstanden, mit dem, was du in deiner letzten Mail gesagt hast und ich werde das Denken aus ganzem Herzen in meine Arbeit miteinbringen. Ich glaube auch, dass das weltweite Aufkommen der Debatte, wie man die Show verbessern kann, in einen raffinierten, signifikanten Wechsel beim Designen von Rennkursen führen wird. Einige können auch im Nachhinein noch verbessert werden.