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Erstes Rennen 1923 mit einem Ego beim Berliner Stadionrennen, einem Kleinwagenrennen auf einer Radrennbahn im Grunewald. Seine Siegprämie: zwölf kostenlose Mittagessen:
Der Sieg beim Grossen Preis von Deutschland 1926 in einem 2-Liter-GP-Rennwagen von 1924. Zu diesem Rennen schickte Mercedes-Benz nur die "Reservemannschaft" mit Caracciola und dem Privatfahrer Rosenberger, für die Stuttgarter war ein Start beim Grossen Preis von Spanien wichtiger als der Heim-GP. Allerdings nahm man dort dann doch nicht teil, die Gründe muss ich noch herausfinden.
Bereits im Training verunglückte Luigi Platé mit seinem Chiribiri, sein Beifahrer Piroli kam dabei ums Leben. Im Rennen hatte Caracciolas Teamkollege Rosenberger einen schweren Unfall in der Nordkurve, sein Wagen schleuderte in ein Zeitnehmerhäuschen und tötete 3 Streckenposten:
Mercedes hatte sich entschlossen, keine GP-Rennwagen mehr zu bauen, man setzte die alten 2-Liter-Wagen von 1924 zwar noch einige Jahre vereinzelt ein, konzentrierte sich aber auf Sportwagenrennen. Auch das Eröffnungsrennen des Nürburgrings 1927 (Eifelrennen) war für Sportwagen ausgeschrieben. Zum Einsatz kam der neue Typ "S", mit einem 6.8-Liter-Motor und 180 PS. Der erste von vielen Siegen Caracciolas auf dem Nürburgring:
1928 kam dann die Sportversion des "S", der "SSK". 7.1 Liter, 225 PS, und 1.6 Tonnen Leergewicht. Caracciola beim Semmering-Bergrennen, wie man sieht waren die Grenzen zwischen Sport- und Rennwagen fliessend, Kotflügel und Lampen ab und fertig!
Grand Prix de Monaco 1929:
Klausenbergrennen in der Schweiz 1930:
1931 dann die ultimative Version der "Weissen Elefanten" aus Untertürkheim - der SSKL. Gewichtserleichtert wo es nur ging, selbst in die Pedale wurden Löcher gebohrt, und mit dem "Elefantenkompressor" bis zu 300 PS stark und 235 km/h schnell...!
Caracciola bei seinem grandiosen Sieg bei der Mille Miglia 1931, 1000 Meilen durch Italien:
Das gleiche Auto - jetzt als Rennwagen - beim Grossen Preis von Deutschland 1931. Ein weiterer Sieg Rudis auf dem Nürburgring:
Bereits 1931 wurden die Rennaktivitäten bei Mercedes auf ein Minimum eingeschränkt - Weltwirtschaftskrise. 1932 dann das endgültige aus, und Caracciola wechselt zu dem ewigen Konkurrenten Alfa-Romeo. Hier mit dem P3 (oder besser Tipo B) beim Klausenbergrennen in der Schweiz:
1933 dann Privatfahrer mit einem Alfa-Romeo Monza 2300, zusammen mit seinem Freund Louis Chiron. Caracciolas Wagen war weiss mit einem blauen Streifen, der von Chiron blau mit weissem Streifen. Grand Prix de Monaco 1933:
In Monte Carlo dann der Horrorcrash, u.a. mit schwersten Beinverletzungen. Das Kugelgelenk des rechten Beins war zertrümmert und musste entfernt werden, Kunstgelenke gab es damals noch nicht. Nicht nur dass das Bein jetzt 5 cm kürzer als das Linke war, der Oberschenkelknochen bohrte sich beim Laufen in das Hüftfleisch. Im Prinzip eine Totalinvalidität, aber nicht für Caracciola. Mit eisernem Willen fuhr er weiterhin Rennen, oft genug musste er von seinen Mechnikern aus dem Wagen getragen werden, weil er sich vor Schmerzen nicht bewegen konnte.
1934 dann die Rückkehr von Mercedes-Benz in den Grand-Prix-Sport, und zwar wieder mit einem richtigen Rennwagen, dem W25. Für Rennleiter Neubauer war Caracciola immer noch erste Wahl, trotz seiner Behinderung. Hier bei der Coppa Acerbo rund um Pescara in Italien:
1935 wurde der W25 verbessert und der Motor vergrössert. Rudi Caracciola hier beim Gran Premio Penya Rhin in Barcelona:
1936 war ein Seuchenjahr für den den W25K. Der Radstand war zu kurz, und auch sonst war das Auto nur selten konkurrenzfähig gegen die Auto Union und deren Topfahrer Bernd Rosemeyer. Trotzdem schaffte Caracciola - am Ort seines schweren Unfalls - einen Sieg in Monaco. Mechaniker schieben das Auto mit der #8 beim Training von den Boxen ins Fahrerlager.
Nicht nur auf den Rennstrecken stritten sich Mercedes-Benz und die Auto Union um die Vorherrschaft, auch bei Geschwindigkeitsrekordfahrten setzte man abwechselnd immer wieder eins drauf. Genügend lange gerade Strecken waren schwer zu finden, nach der AVUS in Berlin und Györ in Ungarn verwendete man hierfür ein Stück der neuen Autobahn zwischen Frankfurt und Darmstadt. Ende 1936 erzielte Caracciola mit einem W125 mit einer Stromlinienkarosserie 327,1 km/h:
Der neue W125 für 1937 war ein gelungener Wurf, längerer Radstand, komplett neue Radaufhängungen, und ein 5.6-Liter-Motor mit über 600 PS. Caracciola beim Boxenstop während des British Grand Prix in Donington:
Das AVUS-Rennen in Berlin wurde traditionell nach der freien Formel ausgetragen, es galt also nicht das 750-kg-Limit. Die W125 erhielten eine Stromlinienkarosserie ähnlich der des Rekordwagens, und ausserdem den speziell für Weltrekorde gebauten V12-DAB-Motor mit 5.6 Liter und 736 PS. Auf den Geraden erreichten diese Monster Geschwindigkeiten von 390 km/h:
In veränderter Form kam dieses Fahrzeug Anfang 1938 wieder bei den Rekordfahrten bei Frankfurt zum Einsatz. Caracciola erreichte brach erneut den Strassen-Weltrekord mit 432 km/h:
Die Auto Union versuchte diesen Rekord am nächsten Morgen zu überbieten, Bernd Rosemeyer überlebte diese Fahrt nicht. Mit diesem Unfall endeten auch die Rekordfahrten auf öffentlichen Strassen.
Ab 1938 galt eine neue Rennformel mit Hubraumbeschränkung auf 3 Liter, aber die Stuttgarter schafften es, dem neuen V12-Motor 480 PS zu entlocken. Durch erhebliche Verbesserung der Fahreigenschaften war der neue W154 kaum langsamer als sein Vorgänger.
Caracciola in der Startaufstellung zum GP Tripolis bei einem letzten Gespräch mit seinen Mechanikern.
Auch 1939 setzte Mercedes den W154 ein, Rudi Caracciola bei seinem letzten grossen Sieg auf "seinem" Nürburgring:
Die Geschichte wäre unvollständig ohne den W165. Die Italiener wollten endlich einmal einen Grand Prix gewinnen, deshalb änderte man die Ausschreibung für Tripolis (Libyen war damals italienische Kolonie) 1939 von 3-Liter-GP-Rennwagen auf 1.5-Liter-Voiturettes, quiasi die F2 der damaligen Zeit. Die Italiener waren mit Maserati und Alfa-Romeo führend in der kleinen Klasse, die Deutschen hatten sich jahrelang nur auf die GP-Klasse konzentriert. Grosses Entsetzen also, als Mercedes-Benz 2 Wagen für Tripolis nannte, man hatte in nur wenigen Monaten einen komplett neuen Rennwagen konstruiert und gebaut, den W165. Die Zeit war so knapp, dass man das zweite Auto noch während der Schiffsreise von Genua nach Tripolis zusammen bauen musste. Caracciola und Lang deklassierten die Italiener ein weiteres Mal, Platz 1 und 2 für Mercedes:
Während des Grand Prix von Belgrad am 3. September begann der 2. Weltkrieg, und für viele Jahre sollte das Donnern der Kanonen das der Rennmotoren verdrängen. Rudolf Caracciola lebte bereits seit einigen Jahren im Schweizer Tessin und hatte eine unbeschränkte Aufenthaltserlaubnis. In seinem Haus "Casa Scania" über dem Luganer See verbrachte er die Kriegsjahre, die Rennerei hatte ihn zwar nicht reich gemacht, aber doch wohlhabend.
Bereits 1939 wurde beschlossen, dass beginnend mit der Saison 1941 die GP-Formel auf 1.5 Liter limitiert wird, und es war abzusehen, dass es auch nach dem Krieg mit dieser neuen Formel weitergehen wird. Ende 1944 traf man deshalb bei Mercedes die Entscheidung, die beiden Tripolis-Rennwagen W165 in Sicherheit zu bringen, und schaffte sie in einer Nacht- und Nebelaktion zu Caracciola in die Schweiz, wo sie sicher das Kriegsende überstehen sollten. Sie wurden mit einer roten Lackierung "getarnt" und in einer Garage in Zürich eingelagert.
Caracciola erhielt eine Einladung zu den 500 Meilen von Indianapolis 1946, was auch einer der Gründe für die Annahme der Schweizer Staatsbürgerschaft war. Der andere war die Beschlagnahme der beiden W165 durch die Schweizer Behörden als "Nazieigentum", und Caracciola konnte nur als Schweizer Staatsbürger seine Rechte an den Rennwagen gerichtlich verteidigen. Allerdings vergeblich, so dass er in Indy ohne Wagen dastand. Ersatzweise wurde ihm dort von Joel Thorne der "Thorne Engineering Special" angeboten, aber im Training hatte er den zweiten schweren Unfall seiner Karriere.
Der alte Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer versuchte bereits in den ersten Nachkriegsjahren einen Neuanfang der Mercedes-Rennabteilung, und Caracciola war immer Teil seiner Planungen. Aber ein Anknüpfen an die glorreichen Vorkriegsjahre war unmöglich, die beiden W165 waren jahrelang von den Schweizern konfisziert, und für Neubauten hatte man verständlicherweise kein Geld. Erst 1952 trat man mit dem neuentwickelten Sportwagen 300SL wieder bei internationalen Rennen an, und Rudolf Caracciola sass nach 13 Jahren wieder am Steuer eines Mercedes-Rennwagens.
Mille Miglia 1952, 21 Jahre nach seinem grossen Sieg bei diesem 1000-Meilen-Rennen, ein 4. Platz bei diesem hochkarätig besetzten Rennen bewies die Qualitäten des bereits 51-jährigen:
2 Wochen später aber dann das endgültige Aus. Beim Sportwagen-Rahmenrennen zum GP der Schweiz in Bern, zeitweise in Führung liegend, zerlegte er seinen 300SL an einem Baum.
Die Karriere eines der grössten Rennfahrer aller Zeiten war beendet. Nach fast 30 Jahren, und fast ausschliesslich in den Diensten von Mercedes-Benz, zog sich Caracciola nicht nur vom Rennsport, sondern auch aus der Öffentlichkeit zurück. 3 schwere Unfälle hatten ihre Spuren hinterlassen, hinzu kam eine Häpatitis, die er sich bereits in den 30er Jahren - wahrscheinlich durch eine Wasservergiftung in Tripolis - zugezogen hatte. Dieses Leberleiden führte auch zu seinem Tod im Jahr 1959 in einer Spezialklinik in Kassel.