Ich roll den Thread nochmal auf, schreib bisschen was zu den bisher genannten Fahrern und schau mich nochmal genau um. Ich fang mal an mit Timo Glock, den Text habe ich, wie man in einigen Passagen merkt, im Oktober 2006 geschrieben:
Timo Glock
Timo Glock wurde am 18. März 1982 in Lindenfels im Bundesland Hessen geboren. 1986 begann der Deutsche seine Motorsportkarriere – auf einem Motocross! 2000 stieg er in den Formel-Sport ein und fuhr in der Formel-BMW Junior. Dabei zeigte Glock gleich sein Talent: Er wurde vor seinem Landsmann Benedikt Darrelmann Meister. Von 19 Rennen gewann Glock dabei 11, stand 15 Mal auf dem Podium, 6 mal startete er von der Pole Position. 2001 gewann er die Meisterschaft in der etwas höheren Formel-BMW ADAC Meisterschaft und fuhr dabei für das Formel-BMW ADAC Rookie Team. Von 20 Rennen gewann er immerhin noch 8 und, sammelte ferner noch 3 Pole Positions und 13 Podiumsplätze. Resultierend daraus war der Gewinn der Meisterschaft vor dem Landsmann Hendrick Vieth.
2003 hing Glock dann in die deutsche Formel-3 und startete als Nummer-1-Fahrer im KMS Team, das neben Glock anwechselnd zahlreiche andere Fahrer einsetzte, die allesamt erfolglos blieben. Nicht ganz erfolglos lief dagegen die Saison für Glock: Er gewann immerhin 3 Rennen und wurde so hinter Gary Paffett, dem derzeitigen McLaren Mercedes Testfahrer (damals fuhr er für das Team Rosberg vom 1982er Formel-1 Weltmeister Keke Rosberg, Vater des Deutschen Williams Cosworth Fahrers Nico Rosberg), und dem Japaner Kousuke Matsuura, der 2006 für das IRL Team von Aguri Suzuki, der mit Super Aguri nun auch ein F1-Tean hat, fährt, Gesamt-3. 2003 setzte Glock neuerlich alles auf den Titel, dieses Mal in der Nachfolgeserie Formel-3 Euroseries. Er blieb seinem Team treu und fuhr einen Dallara Opel. Wieder gelangen ihm 3 Siege, dabei wurde er Gesamt-5. Wieder war er jedoch bester KMS Fahrer. Dabei fuhren einige bekannte Fahrer für das Team: Adam Carroll, der Testfahrten in der Formel-1 für (BAR) Honda absolvierte, Jamie Green, der 2004 Meister wurde und seither DTM fährt und noch andere. Glock war auch nicht bester Deutscher, denn Markus Winkelhock, aktuell Testfahrer bei MF1 Toyota, wurde mit seinem Mücke-Team Gesamt-4.
Dennoch kam Glock 2004 in die Formel-1, wenn auch nur als Testfahrer. Während Glock praktisch den Posten inne hatte, den nun Winkelhock erfüllt (Jordan war Vorgängerteam von Midland), ging Winkelhock in die DTM. Glock kam also bei Jordan Ford als Testfahrer unter und aufgrund des Reglements konnte Glock auch als 3. Jordan-Pilot in den Freien Trainings am Freitag fahren. Damit konnte der Deutsche schon mal GP-Luft schnuppern, alle Strecken kennen lernen, viel wichtiger jedoch: Er sah genau, wie ein GP Wochenende abläuft, war beim Analysieren der Ergebnisse der Stammfahrer Nick Heidfeld und Gorgio Pantano mit dabei, ebenso bei allen strategischen Überlegungen. Für einen Nachwuchsfahrer wie Glock eine wichtige Tätigkeit. Dabei war die Verpflichtung von Glock an eine Menge Glück gekoppelt. Zwar brachte Glock etwas Sponsorengelder mit ins finanziell schwach aufgestellte Team, doch weit weniger als dies andere Fahrer gemacht hätten. Freilich verfügte Glock über viel Talent und vor allem über viel technische Kompetenz, doch bei der entscheidenden Testfahrt, an der auch sein Konkurrent um den Posten, Bas Leinders, anwesend war, crashte Glock heftig. Dennoch entschied sich Jordan für Glock, der Belgier Leinders ging als 3. Fahrer zu Minardi.
Glock fuhr also zunächst als Freitagstestfahrer für Jordan Ford. Damit war Glock auch der Ersatzfahrer, sollte einer der beiden Stammfahrer ausfallen – egal aus welchen Gründen. Und so kam es auch, zunächst beim Kanada GP. Der Italiener Giorgio Pantano bekam das 2. Jordan-Cockpit nur wegen den Geldern, die er mit ins Team spulte. Doch als Eddie Jordan am Rande des Grand Prix Rennens in Montreal die Finanzen durchging, traute er seinen Augen nicht: Die Gelder von Pantano für Kanada waren noch nicht am Konto. Erst am Samstag Morgen vor dem Training gab Jordan deshalb bekannt: Pantano muss die Konsequenzen ziehen und das Rennen vor dem Fernsehgerät verfolgen. Glock sprang als Fahrer ein. Was Glock zusätzlich in die Hände spielte: Der Kanada GP war ein sehr ausfallsreicher GP in der 2004er Ausgabe, zusätzlich wurden beide Toyota- und BMW Williams Fahrer disqualifiziert, weil die Bremsöffnungen nicht den Formel-1-Paragraphen entsprachen. Außerdem hatte auch Teamkollege Heidfeld (mit Heidfeld/Glock hatte die Formel-1 nach Heidfeld/Heinz-Harald Frentzen im Vorjahr bei Sauber das 2. Deutsche Fahrerpaar in einem Team innerhalb kurzer Zeit) Probleme beim Boxenstopp, so dass Glock vor Heidfeld ins Ziel fuhr. Die Leistungen von Glock sollen keinesfalls geschmälert werden, in seinem ersten Formel-1 Rennen überhaupt fuhr er auf dem Niveau von Heidfeld und deutlich besser als Pantano. Mit den ganzen Autos, die aus dem Rennen genommen wurden, ergab das Resultat für Glock am Ende Rang 7, damit fuhr er bereits in seinem ersten GP Rennen die ersten WM Punkte ein. 2 waren es, bislang auch die einzigen in seiner Karriere.
Am Ende der Saison tauchte eine ähnliche Situation bei Jordan auf. Vor dem China GP waren die Geldvorräte der Sponsoren von Pantano ausgesaugt, Jordan kündigte ihm. Doch das Ganze kam weniger kurzfristig und so konnte Jordan noch nach einem Ersatz suchen. Erwartungsgemäß fand er keinen besseren Fahrer als Glock. Glock fuhr auch die restlichen 3 Saisonrennen 2004. Als sein Nachfolger verpflichtete Jordan den Holländer Robert Doornbos, aktuell Testfahrer bei Red Bull Ferrari. Für beide Cockpits, also das Pantano- und Glock-Cockpit kam auch der Brite Richard Lyons in Frage. Alle 3 Rennen beendete er als 15., alle 3 Rennen kannte Glock noch nicht. Die Leistung war also solide, dennoch fand er für 2005 keine Anstellung mehr in der Formel-1. Das Problem: Der Jordan-Rennstall wurde an Midland vertickt, die fanden Toyota als Motorenpartner. Lange sah es so aus, als ob Toyota mit den Kundenmotoren auch ihre beiden Testfahrer Ricardo Zonta und Ryan Briscoe bei Jordan/Midland Toyota parken wolle. Als immer deutlicher durchsickerte, dass dies nicht der Fall ist, verging viel Zeit. In dieser Zeit suchte Glock nach Alternativen, in Europa sah es da schlecht aus, also wechselte er nach Amerika in das Formel-1 Pendant ChampCar. Er bekam einen Sitz bei Rocketsports, den 2. Lola Ford des Teams kutschierte meist der US-Amerikaner Ryan Hunter-Reay, für 2 Rennen auch dessen Landsmann Michael McDowell. Beide hatte Glock im Griff. Auch ohne den Toyota Platzhalter bei Jordan hätte Glock den Platz nicht bekommen, zu viele Fahrer standen auf der Liste von Midland Chef Alexander Shnaider, viele hatten viel mehr Sponsorengeld in der Tasche als Glock. Christijan Albers, Mario Dominguez, Tiago Monteiro, Narain Karthikeyan waren mit weniger Talent als Geld gesegnet, doch das kam bei Shnaider an und so bekamen die letzten beiden das Cockpit.
In der ChampCar war Glock bester Neueinsteiger. Er beendete die Saison als Gesamt-8. Dabei fuhr er nur einmal aufs Podest, in Montreal. Montreal ist jene Strecke in Kanada, auf der er ein Jahr zuvor sein Formel-1 Debüt als Rennfahrer gegeben hat. Dabei wäre sogar ein Sieg drinnen gewesen, erst in der letzten Runde konnte ihm Newman Haas Pilot Oriol Servia den Sieg entreißen. Der Spanier Servia, der bereits 2000 für Prost Peugeot F1-Tests fuhr, war für den verletzten Bruno Junqueira (BMW Williams Testfahrer von 2000) eingesprungen, nachdem sich der bei einem Crash beim legendären Indy 500 schwere Verletzungen zugezogen hat. Glock sammelte in der Saison 202 Punkte, das Glock ChampCar Abenteuer war das beste eines deutschen Fahrers in der amerikanischen Monoposto-Serie überhaupt.
Das ChampCar Jahr tat Glock und seinem Image gut, in Amerika hagelte es an Angeboten von ChampCar Teams für Glock. Einige sind sich einig: Glock hätte für 2006 ein Team gefunden, mit das er um den Titel fahren hätte können. Doch obwohl den Formel-1 Teamchefs Glocks Leistungen nicht entgingen, auch nicht die Flut an Angeboten, interessierten die sich kaum für Glock. Glock wollte zurück nach Europa, nicht dem Beispiel Sébastien Bourdais folgen, der in der ChampCar Rennen für Rennen dominiert, von den Formel-1 Teamchefs jedoch nicht beachtet wird. So ging Glock in die GP2, der 2. Liga der Formel-1. Mit seinem Dallara Renault startete er dabei zunächst für das spanische BCN Team und war damit bei einem Hinterbänklerteam gelandet. Das Team war schlecht aufgestellt, sein Auto blieb oft mit Defekten stehen und so sammelte sein Teamkollege, der Japaner Hiroki Yoshimoto mehr Punkte als Glock. Zu Saisonmitte kam dann der erlösende Wechsel für Glock: Als Ersatz für den Franzosen Tristan Gommendy wechselte er zu iSport International. Sein neuer Teamkollege, Ernesto Viso, beim Brasilien GP 2006 Freitagstestfahrer von MF1 Toyota, zeigte bereits das Potenzial des Teams. Glock konnte um Rennsiege fighten und auch Rennen gewinnen und so legte er eine Aufholjagd hin, die erst auf dem Gesamtrang 4 endete! Dabei gab er sich nur Meister Lewis Hamilton, Piquet-Pilot Nelson Piquet jr. und dem 2. ART Pilot neben Hamilton, Alexandre Prémat geschlagen.
Für 2007 prüft Glock derzeit Angebote als Testfahrer in der Formel-1 für Williams Toyota, Honda und BMW Sauber. Während Glock ein Fahrer ist, auf den BMW sich ein Zugriffsrecht für die Zukunft hat geben lassen, war iSport International auch jenes Team, das Jonathan Williams zum Teil gehört. Jonathan ist der Sohn von Frank Williams, Teamgründer und Teamchef des Williams F1-Team. Während Glock aber bei Williams kaum noch Chancen eingerechnet werden, soll er bei BMW Sauber im Winter einen Test absolvieren.