Häkkinen galt ja anfangs als zwar vielversprechend, aber glücklos. Nicht wenige (mich eingeschlossen) dachten ja dass er es nie schaffen würde. Habe mal vor langer Zeit dieser Erinnerungen an den frühen Häkkinen geschrieben. Vielleicht interessiert es ja wieder mal jemanden?
Ich erinnere mich noch recht gut an Häkkinens Debüt 1991 in Phoenix in der noch Schumacher-freien Formel 1. Damals war die Zeit in der ich mich sehr intensiv mit der aktuellen F1 beschäftigte. Mein Interesse am aktuellen Geschehen ließ dann so gegen 1998 nach, als die Autos schmal würden und Rillenreifen bekamen. Ich erschrak richtiggehend wie blöd (Formel 3!!!!!) die Autos damals aussahen - und sah fortan nur noch mit halbem Auge zu.
Aber zurück zum Thema. RTL hatte sich zu Jahrebeginn entschlossen die Übertragungen von 3sat zu übernehmen, man dümpelte gemütlich bei ca 1 Mio. Zuschauer am Renntag vor sich hin. Kein Deutscher weit und breit, nach der katastophalen '89er-Saison hatten sowhl Zakspeed als auch Rial (ja, ja, wer erinnert sich noch an die!!?) die Waffen gestreckt, die Deutschen Piloten waren ausgerottet und lediglich das halbherzige Comeback von Porsche mit ihrem 12-Zylinder-Flachmotor sorgte für einige Schlagzeilen. Aber irgendwie auch nichts wirklich Interessantes.
Tatsächlich fand ich in meinen alten Zeitungsausschnitten von damals was zum Thema Häkkinen-Debüt im Lotus-Judd. Ich erinnere mich auch deshalb, weil man in Deutschland einiges Interesse am Thema Lotus hatte, da ein Deutscher (Horst Schübel, eine Art René C. (oder D.) Jäggi des Frankenlandes!) damals zusammen mit dem Australier Peter Collins den Lotus Karren aus dem Dreck fahren wollte. Wie wir mittlerweile alle Wissen, es brachte nicht das geringste und Schübel selber verließ noch vor Jahresfrist das marode Unternehmen. Lotus - der Traditionsrennstall - bestand nur noch auf dem Papier und mangels Sponsoren war das Auto fast gänzlich weiß - mit einigen dunkelgrünen (sollte das wohl british-racing-green sein!?) Streifen. Als einzigen größeren Sponsoren konnte man die Fa. Tamiya gewinnen, die wahrscheinlich zur 'Belohnung' kostenfrei ein 1:20 Modell der Lotus 102B herausbringen durfte - Modellsammler werden sich an das Teil sicher noch erinnern. Das war ein Ladenhüter.
Häkkinen, der in der britischen Formel 3 mit Seriensiegen auf sich aufmerksam gemacht hatte und bei seinem Sprung in die F1 die ungeliebte F3000 komplett übersprungen hatte, wurde nicht allzu viel zugetraut. Ich kann es nicht mehr sicher behaupten, aber ich bin mir ziemlich sicher dass er für dieses Cockpit einiges blechen mußte - Marlboro-Geld witzigerweise!
Am Freitag war er 22. mit einer Zeit von 1:27,976 (Alesi Schnellster mit 1:23,519), wobei seine Topspeed unterirdisch war - keiner Wunder, denn der Judd-Motor wurde (wohl mit recht) als schwächstes aller zu der Zeit erhältlichen F1-Triebwerke bezeichnet! Am Samstag quetschte er, begünstigt durch dem engen Stadtkurs, 1:25,448 aus dem 'Jahreswagen', das reichte für einen fabelhaften, nie erwarteten Startplatz 13. - bei Lotus wurde das mit Champgner gefeiert. Im Rennen war dann nach 60 Runden Schluß - Motorschaden - er lag zu dem Zeitpunkt an 12. und vorletzter Stelle.
Häkkinens Worte zu seinem ersten Großen Preis; "Auf einer Bodenwelle schlugen meine Knie gegen das Lenkrad, und schon hatte ich es lose in der Hand - mit Mühe und Not bekam ich es wieder drauf und eierte die Runde förmlich zuende!! Ich kam in die Boxen, wo es hastig eingeklinkt wurde, aber nach einigen Runden mußte ich schon wieder rein, um jenes von Bailey (Teamkollege bei Lotus) montieren zu lassen, weil meines offenbar hin war. Später wäre ich um ein Haar mit Blundell zusammengerammt, der sich vor Start und Ziel drehte. Schließlich ging eine Ölleitung kaputt - Feierabend. Ein ziemlich aufregender Nachmittag..."
Später bekundete Häkkinen, die Leichtigkeit mit der er seinen ersten GP bestritt und im Quali immmerhin 'Größen' wie Capelli, Boutsen, Alboreto, deCesaris, Johansson, Martini, Larini, Gugelmin, u.ä. (und auch Teamkollege Bailey) hinter sich ließ, gaben ihm einen völlig falschen Eindruck von der F1 - erst im Verlauf der Saison merkte er, wie hoch dort die Trauben hängen und wie hart man arbeiten muß. Die erste Saison war kein Zuckerschlecken.
Häkkinen hatte sich für sein Debüt mit Lotus eine denkbar ungünstige Stelle ausgesucht - um so höher ist sein späterer Werdegang einzuschätzen. Wohlgemerkt - das sagt ein Nicht-Häkkinen-Fan, aber ein Häkkinen-Respektierer.
Später im Jahr wurde Johnny Herbert sein Teamkollege, ein Fahrer den man über Jahr hinweg deutlich höher als Häkkinen einschätzte (ich glaube im Qualifying war er auch regelmäßig schneller, das kann aber auch die größere Routine gewesen sein). Ein Irrtum - wir wissen es mittlerweile. Weiß eigentlich jemmand was aus Johnny be good geworden ist...??