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Das Larrousse-Team

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Mittwoch, 14. Oktober 2009

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Werd das Larrousse-Team ein bisschen ausführlicher vorstellen. Ich beginne mal mit den Teilhabern/Teambesitzern von Larrousse:

Neben Gerard Larrousse war das Team noch im Besitz mehrerer anderer Investoren und Teilhabern. Didier Calmels war sogar Mitgründer des Teams, zu Beginn hieß es deshalb auch offiziell Larrousse-Calmels-Racing. Gerard Larrousse und Didier Calmels waren miteinander befreundet. Die Partnerschaft dauerte nur 2 Jahre, denn 1989 musste Calmels ins Gefängnis. Er erwischte seine damalige Ehefrau in flagranti mit einem Liebhaber und erschoss sie daraufhin. Mit Calmels gingen auch dessen Gelder mit in den Knast, denn während Larrousse zwar das Team führte, sorgte Calmels für den Großteil des Budgets. Mittlerweile ist Didier Calmels übrigens wieder im Rennsport involviert: Er tritt als Finanzier bei Oak Racing auf. Der Rennstall ist seit kurzem im Besitz von Jacques Nicolet, gehörte davor 30 Jahre lang Serge Saulnier, der das Team auch erfolgreich in der Formel-3 führte. Von 2003 bis 2005 startete es auch in der Formel-World-Series-by-Renault, konnte zwar nie ein Rennen gewinnen, aber wurde 3 Mal Zweiter: Bruno Besson in Magny Cours (hinter Franck Montagny für Cabord) und Valencia (hinter Enrique Bernoldi für GD) 2003, Tristan Gommendy in Magny Cours 2004 (hinter Heikki Kovalainen für Pons). 2009 war man nur in der Sportwagenszene aktiv, fuhr mit einem Pescarolo Judd unter anderem beim 24-Stundenrennen von Le Mans mit.

Es dauerte nicht lange, da hatte Gerard Larrousse bereits einen neuen Teilhaber an Land gezogen, die anstelle von Didier Calmels als Finanziers Anteile am Team kauften. Der Japaner Kazuo Ito wurde Teilhaber, seine Firma Espo Corporation daraufhin Sponsor. Der Deal galt noch für 1989, wurde aber 1991 bereits wieder aufgelöst, als Ito selbst in finanzielle Schwierigkeiten kam. Wieder reagierte Larrousse schnell: Noch im Jahr 1991 kaufte sich der französische Automobilhersteller Venturi mit 65% im Team ein. Gleichzeitig bestellte Larrousse die Rennwagen erstmals nicht mehr vom Chassisbauer Lola, sondern ließ Robin Herd und dessen Fomet-Firma die Rennwagen bauen, die sich daraufhin Venturi nannten. Venturi wurde 1984 von Claude Poiraud und Gérard Godfroy gegründet, die beide ein eigenes Traum-Auto bauen wollten. Tatsächlich entstanden nicht nur mehrere Straßenautos, sondern Venturi engagierte sich auch im Motorsport. 1991 und 1992 war man eben Teilhaber bei Larrousse, Mitte der 90er Jahre tauchte man bei einigen Sportwagenrennen auf. Als Venturi Jaccadi fuhr man 1993 beispielsweise mit Jacques Laffite und Christophe Dechavanne beim 24-Stundenrennen von Le Mans mit, ebenso 1995.

Venturi hatte aber nur kurzes Interesse an der Formel-1. 1992 verkaufte man die Anteile an den Deutschen Rainer Walldorf. Die Beteilung des Deutschen war nur von kurzer Dauer: Rainer Walldorf existierte in Wirklichkeit gar nicht, dahinter verbarg sich nämlich Klaus Walz, der in mehreren Ländern wegen 4-fachen Mordes gesucht wurde. Die Übernahme der Venturi-Anteile bei Larrousse half der Polizei bei der Suche des Verbrechers. Bei einer ersten Festnahme entglitt Walz den Polizisten, auch beim zweiten Versuch einen Monat später kam es zu einem wilden Feuergefecht. Dabei wurde er von der deutschen Polizei erschossen. Das Engagement bei Larrousse deckte als die wahre Identität von Walldorf auf. Dass er sich allerdings bei Larrousse engagierte, war kein Wunder, denn Klaus Walz war ein richtiger Motorsportler. Er fuhr selbst einige Jahre Rennen, etwa in der Formel-2 oder 1979 auch mit einem March BMW bei nicht zur WM zählenden F1-Rennen im Rahmen der Aurora-F1-Meisterschaft. Dabei wurde er in Zolder respektabler 8. Er führte damals bereits ein eigenes Team, Walz Toj Racing. Das setzte beim nicht zur WM zählenden F1-Rennen in Brands Hatch auch einen March Ford für Gerd Biechteler ein.

Nachdem die wahre Identität von Rainer Walldorf aufgedeckt wurde, führte Gerard Larrousse das Team 1993 alleine. Erst 1994 bekam er wieder 2 Teilhaber, einer davon ist in F1-Kreisen mehr als nur ein beschriebenes Blatt gewesen: Patrick Tambay. Der Franzose fuhr zwischen 1977 und 1986 insgesamt 114 GP-Rennen für Theodore, McLaren, Ligier, Ferrari, Renault und Haas und sammelte 103 WM-Zähler. Den Höhepunkt seiner aktiven Rennfahrerkarriere bildeten die Jahre 1982 und 1983, als er mit Ferrari jeweils einen Grand Prix gewann. 1983 wurde er WM-4. Seine Beteilung am Larrousse-Team war die einzige Aktivität als Teambesitzer im Motorsport. Mittlerweile beäugt Tambay, der wegen seiner Verbundenheit zu Gilles Villeneuve Pate von Jacques Villeneuve, dem F1-Weltmeister von 1997 wurde, die Karriere seines Sohnes Adrien, der 2009 für ART in der F3-Euroseries fuhr, allerdings verletzt einige Rennen auslassen musste.

Tambay besaß gemeinsam mit Michel Golay 26% des Teams. Golay und Tambay hatten zusammen eine eigene Firma (Fast Group SA), die sich zu 26% am französischen Team beteiligte. Michel Golay ist ein schweizer Ferrari-Händler und war mit Tambay gut befreundet.

Beitrag Mittwoch, 14. Oktober 2009

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Weiter gehts mit den Fahrer, die für Larrousse gefahren sind:

Mit 12 verschiedenen Fahrern ging das Larrousse-Team an den Start, viele davon waren freilich Franzosen. Die meisten Rennen fuhr dabei Philippe Alliot für Larrousse, wie die Top-10-Liste der meisten WM-Rennen im Larrousse-Team zeigt:

1. Philippe Alliot (FRA) 61 (1987-’89/’93/’94)
2. Eric Bernard (FRA) 31 (1989-’91)
2. Erik Comas (FRA) 31 (1993/’94)
4. Aguri Suzuki (JPN) 29 (1988/’90/’91)
5. Yannick Dalmas (FRA) 19 (1987-’89/’94)
6. Bertrand Gachot (FRA) 16 (1992)
7. Ukyo Katayama (JPN) 14 (1992)
8. Olivier Beretta (MON) 9 (1994)
9. Michele Alboreto (ITA) 5 (1989)
10. Hideki Noda (JPN) 3 (1994)

Die beiden Fahrer, die in der Liste fehlen sind Toshio Suzuki, der 1994 bei 2, sowie Jean-Denis Deletraz, der 1994 bei einem Grand Prix für Larrousse fuhr. Pierre-Henri Raphanel tauchte bereits ebenfalls für Larrousse in der Startliste auf, allerdings konnte er sich mit Larrousse nie für einen WM-Lauf qualifizieren. 2 weitere Fahrer, die fast bei Larrousse gelandet wären, sind Didier Pironi und Emmanuele Pirro. Pironi, der 1982 für viele der verdiente Weltmeister gewesen wäre, hatte für 1988 bei Larrousse bereits einen Vertrag unterschrieben. Nach seinem schweren Crash 1982 in Hockenheim machte Pironi lange einen Bogen um die Formel-1. 1986 testete er zwar für das AGS-Team, doch letztlich machte er einen Rückzieher – bis 1988 tatsächlich das Comeback hätte vollzogen werden sollen. Aber Pironi kam auch 1988 nicht zurück, weil er 1987 bei einem tragischen Unfall im Rennboot sein Leben verlor. Pirro war für 1989 fast schon gesetzt, doch der Italiener entschied sich für Benetton.

Der erfolgreichste Fahrer bei Larrousse war Aguri Suzuki. Genau wie auch Philippe Alliot sammelte auch der Japaner 6 WM-Zähler in Boliden des französischen Teams. Allerdings fuhr Alliot nicht nur eine deutlich längere Zeit Rennen für Larrousse, sondern Suzuki sicherte Larrousse mit seinem 3. Platz in Japan 1990 auch das beste Einzelresultat in der F1-WM. Alliot sorgte dafür beim Mexiko GP 1988 für Aufregung, als er mit seinem Lola-Rennen einen der spektakulärsten Unfälle überhaupt hatte und unverletzt überlebte. Der Franzose krachte beim Einbiegen auf die Start-Ziel-Gerade in die Boxenmauer, hob ab und überschlug sich mehrmals. Eric Bernard erzielte für Larrousse 5 Punkte, die meisten holte er sich davon beim Großbritannien GP 1990, als er im Lola Lamborghini Vierter wurde. Erik Comas holte 3 Punkte raus, wurde aber vor allem bekannt, als er im Training zum Belgien GP 1993 crashte. Wegen dem Crash an sich, findet die Szene hier keine Erwähnung. Bedeutend wurde es erst, als Ayrton Senna mit seinem McLaren Ford anhielt und sofort zur Unfallstelle rannte. Comas wurde bei dem Unfall zwar nicht schwer verletzt, aber Jahre später wollte er sich offenbar revanchieren. Die Rede ist vom Imola GP 1994, als Senna in die Betonmauer fuhr und den Crash nicht überlebte. Während der Bergungsarbeiten von Senna wurde das Rennen abgebrochen, alle anderen Fahrer fuhren deshalb an die Box – auch Comas. Doch der fuhr wieder aus der Box vorbei und absolvierte noch eine Runde…

Die letzten 3 Punkte der insgesamt 23 erzielten Punkten von Larrousse gehen auf das Konto von Yannick Dalmas, der den australischen Grand Prix 1987 mit dem Lola Ford als 5. beendete, sowie Bertrand Gachot, der beim traditionellen Monaco GP 1992 seinen Venturi Lamborghini auf den 6. Platz ins Ziel steuerte. Übrigens verfälscht die Saison 1994 die Statistik: Damals wurde Larrousse bereits von Finanzsorgen geplagt, was sich vor allem in zahlreichen Fahrerwechsel zeigte. Philippe Alliot, der 1987 der erste und lange auch einzige Fahrer des Teams war, Yannick Dalmas, Erik Comas, Olivier Beretta aus Monaco, Jean-Denis-Deletraz und Hideki Noda fuhren allesamt in jenem Jahr GP-Rennen für Larrousse. Beretta, Deletraz und Noda fuhren nur fallweise und erzielten keine Punkte. Ohne diese 3 Fahrer, wären nur 3 Fahrer bei Larrousse ohne Punkte geblieben, was zeigt, dass das Team nicht unbedingt als Hinterbänklerteam einzuordnen ist.

Beitrag Mittwoch, 14. Oktober 2009

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Ein bisschen Allgemeines, wie sich Larrousse so schlug.

Als Larrousse 1987 in die Formel-1 einstieg, hatte man zwar in der Nähe von Le Mans bereits eine Niederlassung, allerdings taugte die noch nicht, um selbst F1-Rennwagen auf Kiel zu legen. Stattdessen beauftragte man Lola zur Konstruktion eines F1-Chassis. Die britische Chassisschmiede hatte in der Formel-1 bereits in den 60er Jahren erste Erfahrungen gemacht und verhalf bereits dem Honda-Werksteam mit ihren Konstruktionen zu GP-Siegen. Eric Broadley war damals der Besitzer von Lola und auch ein wichtiger Techniker. Mittlerweile ist die Schmiede längst im Besitz von Martin Birrane, der für 2010 auch ein eigenes F1-Team von Lola plante, jedoch keinen Platz mehr im Feld vorfand.

Ralph Bellamy war der Hauptkonstrukteur des Lola-Renners, der an Larrousse ausgeliefert wurde. Später verpflichtete man aber auch noch Chris Murphy und Gérard Ducarouge, der zuvor schon bei Ligier, Lotus und McLaren gute Arbeit geleistet hat. Gute Arbeit hat auch Lola geleistet: Dass Larrousse zunächst nur einen Lola Ford LC87 einsetzte, lag nicht etwa daran, dass Lola bis dato erst einen Lola fertig hatte, sondern weil Larrousse das Geld für einen zweiten Wagen erst für die letzten 3 Saisonrennen auftreiben konnte. Dann konnten die Sponsoren nämlich auch vom Tragen des Projekts überzeugt werden. Denn mit dem angesprochenen Lola Ford war Larrousse zumindest fallweise ein Punktekandidat – für einen Neueinsteiger in einem mehr als nur vollen Starterfeld eine reife Leistung. Die dadurch hochgesteckten Ziele konnten 1988 nicht erreicht werden: Man blieb ohne WM-Punkte.

1989 wurden die Lola-Renner von Lamborghini-Motoren befeuert. Die waren zwar deutlich stärker als die Ford-Cosworth-Aggregate, aber auch unzuverlässiger. Das Team war nur beim Spanien GP stark, als sich Philippe Alliot sensationell auf Platz 5 qualifizierte und mit Platz 6 den einzigen Saisonpunkt an Land zog. Lola ließ zum Beginn der Saison 1990 lange auf den neuen Renner warten, was nichts Gutes ahnen ließ. Aber kaum war er LC90 da, schon war Larrousse überaus konkurrenzfähig. Aguri Suzuki holte mit Platz 3 bei seinem Heimrennen in Japan auch einen Podestplatz – und mit Platz 6 unterstrich Larrousse eine tolle Form. Eine Form, die man 1991 nicht noch einmal wiederholen konnte.

Deshalb trennte sich Larrousse auch von Lotus. Tim Holloway war für die erste Eigenkonstruktion verantwortlich, bestückt mit einem Lamborghini-Motor. Aber erst 1993 hießen die Rennwagen auch erstmals Larrousse, denn 1992 hatte man mit Venturi einen namhaften Investor. Da war es nur logisch, dass sich die Rennwagen Venturi Lamborghini nannten. Den ersten hauseignen Punkt holte deswegen Bertrand Gachot mit Platz 6 im Monaco GP. Die beiden Jahre 1993 und 1994 verliefen dann relativ unspektakulär, letztlich auch wieder mit Ford-Triebwerken. Nicht nur die Resultate wurden schlechter, sondern auch die finanzielle Lage im Team. Die Saison 1994 wurde so die letzte Saison des Teams.

Und das letzte Kapitel wird das Ende des Teams noch genauer behandeln.

Beitrag Mittwoch, 14. Oktober 2009

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So jetzt noch zum Ende des Teams - schade, dass der Thread hier scheinbar niemand interessiert. Irgendwie schlaft Yesterday momentan ein :cry:

Mit der Saison 1994 ging auch das Leben des Larrousse-Team zu Ende. Über den Winter gab es allerdings mehrere Versuche, die Zukunft des Teams zu retten. Was schnell klar wurde: Unter Gerard Larrousse würde das Team keine Zukunft mehr haben. Der Franzose hatte Rechnungen mit sämtlichen Zulieferern noch nicht beglichen. Das Team musste also auf einen Neustart bauen. Zunächst versuchte Larrousse sein Team mit dem französischen DAMS-Team zu fusionieren. Bereits 1991 plante Larrousse eine Fusion mit dem AGS-F1-Team, bevor Venturi an Bord geholt wurde. Die Voraussetzungen einer Liaison mit DAMS waren deutlich besser als mit AGS, auch wenn DAMS lediglich in der Formel-3000 fuhr.

Die Franzosen planten damals aber den Aufstieg in die Formel-1. Bei der Konstruktion des eigenen GP-Renners kam DAMS allerdings schnell an ihre Grenzen. Dabei bekam man Unterstützung von der Chassisschmiede Reynard, die sich bereits seit Jahren den F1-Einstieg zum Ziel setzte, jedoch ständig scheiterte. Konstrukteur des DAMS Ford GD01 war Claude Gallopin und der Wagen wurde auch tatsächlich auf die Teststrecke gebracht. Der Rennwagen war viel zu klobig und Teambesitzer Jean-Paul Driot, neben dem ehemaligen F1-Piloten René Arnoux auch Gründer des Teams, bekam auch nur die Hälfte des nötigen Budgets zusammen. Als Ausweg sah man eben die Zusammenarbeit mit Larrousse. Nur freilich konnten sich Larrousse und Driot nicht einigen und das Thema Fusion zwischen DAMS und Larrousse hatte sich bald darauf erledigt. DAMS blieb in der Formel-3000, wo man noch heute unterwegs ist (GP2). 1990 mit Erik Comas, 1993 mit Olivier Panis und 1994 mit Jean-Chjristophe Boullion wurde man auch jeweils Meister, 2009 gewann Kamui Kobayashi die GP2-Asia für DAMS. Auch in der A1GP Serie ist DAMS am Start und mit 21 Siegen auch das erfolgreichste Team, noch vor Super Nova (18) und Status Grand Prix (7).

Larrousse versuchte wie schon für 1994 an Peugeot-Motoren zu kommen um damit Sponsoren aus Frankreich zu mobilisieren. Aber das Vorhaben scheiterte und Larrousse wollte deshalb an 2 Investoren verkaufen: Jean Messaoudi und Laurent Barlesi. Die beiden wollten ursprünglich ähnlich wie DAMS einen eigenen GP-Rennstall aus dem Boden stampfen – das Junior-Team. Dazu versuchten Messaoudi und Barlesi in Frankreich eine Fabrik direkt neben einer Teststrecke zu bauen. Allein das zeigt die Seriösität des Projekts: Die Strecke war nichts anderes als eine Kartstrecke, ein Spielplatz für Kinder so zu sagen. F1-Boliden hätten sich dort äußerst schwer getan irgendwelche relevanten Teile zu testen. Das Junior-Team wurde Anfang der 90er Jahre bereits geplant, nachdem man eine Saison lang mit einem Reynard Judd in der Formel-3000 fuhr, hauptsächlich mit dem Argentinier Gabriel Furlan, aber auch Vittorio Zoboldi und Massimo Monti fuhren fallweise für das Team. Furlan holte sich mit Platz 6 in Le Mans sogar einen Punkt.

Jean Messaoudi hatte zuvor schon einen eigenen Rennstall in der Formel-Ford-1600. Er selbst bestritt Ende der 80er Jahren einige Sportwagenrennen, mit einem Argo Ford tauchte er auch bei 24-Stundenrennen in Le Mans auf. Auch Barlesi fuhr in den 80er Jahren einige Rennen, vor allem Tourenwagenrennen. Unter anderem mit der Marke Holden. Messaoudi und Barlesi hatten für ihr GP-Projekt auch die Unterstützung vom Mineralölunternehmen Petronas, die 15 Millionen Euro bereitgestellt hätten. Aber auch die beiden schafften es nicht, das Larrousse-Team wieder in die Startaufstellung zu boxen, weil längst ein Gros der Belegschaft zu GenTech gewechselt ist. Die Firma gehörte Robin Herd, der 1993 und 1994 die Rennwagen von Larrousse konstruierte, mit der Firma Fomet, ebenfalls eine Firma von Herd selbst. GenTech kümmerte sich fortan vor allem um die Belange des IndyCar-Teams Forsythe. Versuche von Larrousse, das Team für 1996 wieder neu aufzustellen, scheiterten ebenfalls. Das Team war damit Geschichte.

Beitrag Dienstag, 09. Februar 2010

Beiträge: 285
Finde es auch schade, dass sich niemand weiter in diesem Thread meldet, dabei ist Larrousse ein interessantes Team gewesen, das auch eigentlich immer recht schöne Renner fabrizierte. Kann mich noch vage erinnern mal gelesen zu haben, dass Larrousse 1994 ursprünglich Peugeot als Motorenpartner gewinnen konnte, man dann aber doch mit den billigeren Ford-Kundenmotoren vorlieb nehmen musste, da Peugeot es sich anders überlegte und mit McLaren eine (erfolglose) Partnerschaft einging.

EDIT: Du erwähnst das DAMS Team, welches eigentlich 1995 in die Formel-1 einsteigen wollte. Eric Comas stand schon als 1. Fahrer fest und testete sogar, doch letztlich wurde doch nichts aus den ambitionierten Plänen und gleichzeitig auch das Ende von Comas' F1-Karriere. Dieses Fahrzeug von DAMS sah auch alles andere als schnell aus - recht klobig, wie ein Brikett auf vier Rändern, null effiziente Aerodynamik, einfach potthässlich. Die Farbgebung war dafür gar nicht mal so schlecht, blau-weiß-gelb, wirkte eher wie ein Ligier-Team für Arme.

Beitrag Sonntag, 24. November 2013

Beiträge: 285
Und wieder ein Thread aus längst vergangen Tagen hervorgeholt...

Larrousse ließ sich eigentlich immer schöne Boliden bauen, meist von Lola. Zu Beginn meiner F1-Zeit konnte ich ehrlich gesagt nichts mit dem französischen Team anfangen, mir sprach damals Ligier mehr zu, wahrscheinlich aufgrund der schönen blauen Gitanes-Lackierung. Eigentlich ist es in der Retrospektive interessant, dass Frankreich Ende der 80er/Anfang der 90er mit so vielen Teams in der Formel-1 vertreten war, während ein so autoverrücktes Land wie Deutschland nicht mal ein Team stellen konnte, mal abgesehen von Zakspeed. Der einzige Platz auf dem Podest fuhr ausgerechnet ein Japaner ein - Aguri Suzuki in Suzuka 1990, und das sogar noch vor den beiden Williams-Renault! Trotz der französischen Herkunft, erpichte sich niemals ein französischer Motorenhersteller für das Larrousse-Team Motoren zu liefern, während Ligier stets der rote Teppich ausgerollt wurde. Larrousse-Renault, Larrousse-Peugeot - beides Konstellationen, die nur noch in irgendwelchen Retro-Fantasien beheimatet sind. Stattdessen musste sich das dauernd mit dem Geld hadernde Team aus Paris mit unzuverlässigen V-12-Aggregaten von Lamborghini herumärgern, wenn sie mal gerade für ein Jahr keine billigen Kunden-Ford-Cosworth-Motoren bekamen.

Beitrag Sonntag, 24. November 2013

Beiträge: 45834
Schön, dass wir auch alte Threads wieder hervorholen. Würde es begrüßen, wenn der History-Bereich wieder etwas lebendiger wird.

Deutschland hatte damals durchaus Teams: Zakspeed, ATS, Rial, aber stimmt schon, das war gegenüber Frankreich kaum was. So wars aber auch in Bezug auf die Fahrer, erst Schumacher machte ja den Rennsport so richtig populär, erst in dessen Schatten kamen die ganzen jungen Fahrer.

Heute gibt es ja nur noch drei Teams, die nicht mehr in England angesiedelt sind: Ferrari, Sauber und Toro Rosso.

Gerade so Teams wie Larrousse haben der Formel-1 immer viel Farbe verleiht. Wenn ich mir anschaue, dass jetzt darüber nachgedacht wird, nur noch acht Teams à drei Fahrzeuge zu haben, dann wird's mir schlecht. Ich wäre eher dafür, dass man einfach wieder dafür sorgt, dass auch Rennteams überleben können und eben 12 oder 13 Teams in der Formel-1 sind.

Beitrag Dienstag, 26. November 2013

Beiträge: 285
Frankreich liefert zwar mit Renault den besten und erfolgreichsten Motor, aber dennoch ist es erschreckend, wie sehr sich das Land inzwischen von der Formel-1-Bühne verabschiedet hat. Seit 2007 kein Frankreich GP mehr und es sieht auch nicht danach aus, dass sich an dieser Situation so schnell was ändern wird. Mit Prost verschwand Ende 2001 das letzte "echte" französische Team, denn Renault F1 war im Prinzip eh immer britisch - fast nur britische Mechaniker und der Sitz in England, ehemals Benetton Formula. Nur auf dem Papier war man französisch.
Dasselbe haben wir heute mit Mercedes GP. Gemeldet als deutsches Team, aber außer dem Motor und Rosberg hat man nicht viel mit dem Land der Dichter und Denker gemeinsam. Im Geld investieren waren wir Deutsche schon immer gut, aber im selber ein Team aufbauen und führen, da waren uns Briten, Franzosen und Italiener immer überlegen.
Ah, ein Fall eines fast deutschen Teams hatten wir ja doch vor ein paar Jahren: Toyota. Das waren fast nur Deutsche mit Werk in/bei Köln, aber japanischer Lizenz.

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Ende 1990 wurden Larrousse die wertvollen 11 WM-Punkte von der FIA aberkannt, aufgrund falsch gemeldeter Chassis und Nennung des Konstrukteurs (Lola). Fälschlicherweise meldete man die Boliden als Eigenkonstruktion, warum auch immer. Diese 11 Punkte wären für Larrousse überlebenswichtig gewesen. Die Lage wurde schließlich ab 1991 immer prekärer. Vielleicht hätte das fehlende Geld Larrousse geholfen, aber ich vermute einfach mal, dass so oder so spätestens Ende 1994 Schluss gewesen wäre, aufgrund der massiven Regeländerungen. Angeblich war für die Saison 1995 schon ein fertiges Chassis gebaut worden. Irgendwann habe ich mal ein schlechtes Schwarzweißfoto davon gesehen und es ging das Gerücht um, dass man mit den ehemaligen Peugeot-Motoren von McLaren an den Start gehen wollte.

Beitrag Dienstag, 26. November 2013

Beiträge: 45834
Wobei zumindest aus Fahrer-Sicht kommt Frankreich langsam wieder in Schwung. Da kommen auch aus den Nachwuchsserien noch einige talentierte Franzosen wie Esteban Ocon oder Pierre Gasly und so weiter. Beim Rest stimm ich dir aber zu. Würde man aber wieder die Rahmenbedingungen schaffen, dass richtige Rennteams gegeneinander antreten könnten, dann würde es bestimmt auch wieder Teams aus Frankreich geben.

Larrousse hätte so oder so nicht überlebt. Ab 1993 oder sowas wurde es für kleinere Teams immer schwieriger, weil einfach viel zu viel Geld ausgegeben wurde - und damit hatte sichs.

Beitrag Dienstag, 26. November 2013

Beiträge: 197
Larrousse ist ganz bestimmt auch an der falschen Wahl seiner Geschäftspartner gescheitert. Da war kaum einer drunter, der nicht polizeilich gesucht wurde.


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